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athen

ATHEN

- Funktuationspunkt der griechischen GESCHICHTE
- war bis ins 6. Jahrhundert v.Chr. eine Siedlung mit dörflichem CHARAKTER rund um die Akropolis mit ca. 2500 km² Umland
- konnte durch Silbervorkommen Waren mit Silbergeld bezahlen → weniger Warenexport
- nach dem SIEG im Korinthischen Krieg 394 v.Chr. erhebt sich Athen wieder; alte Verbündete kehren zurück
- bis 388 v.Chr. unter Thrasybulos wird verlorengeglaubtes Terrain wieder zurückerobert
- im 2. Attischen Seebund verhält sich Athen sehr moderat → so entrichten die Mitglieder einen Beitrag, Syntaxeis, statt eines Tributes, Phorö

politische Verwaltung

- erfolgt in kleineren selbstverwalteten Organisationseinheiten
- unterhalb der staatlichen ORGANISATION west ein personaler Verband, die PHRATRIE

Strafen

  • SKLAVEREI: nur gegen Fremde
  • Ehrlosigkeit: in verschiedenen Graden verhängt
  • Brandmale: auf STIRN und Hand bei SKLAVEn
  • Schandsäule: worauf der NAME und die SCHULD geschrieben wurden
  • Gefangenschaft: oft in Ketten
  • AUSWEISUNG: keine Hoffnung auf Rückkehr
  • Einziehung des Vermögens, TODESSTRAFE durch Strang, Kreuzigung, Giftbecher, Ertränken, vom Felsen stürzen, SCHWERT

Athen und die Perser

In Griechenland, v.a. im bedrohten Athen, diskutierte man. Vier parteiähnliche Vereinigungen vertraten ihre Meinungen: Die perserfreundlichen Nachfahren des PEISISTRATOS, die Peisistriden, konnten auf einen großen Anhang zurückgreifen. (I) Dagegen standen die demokratischen Alkmeoniden unter Führung eines Zugereisten, Xanthippos. (II) Dann gab es die Philiaden, die unter MILTIADES ständig an Macht gewannen, zumal er vier Trieren mit großen Reichtümern Athen zuführen konnte, wahrscheinlich Reste der 60 Trieren starken samischen Flotte, die gegen die Perser aufgerieben worden war. (III) Und als vierte maßgebliche Kraft muß THEMISTOKLES genannt werden, der 493 v.Chr. einer der zehn Archonten wurde und als Verfechter einer künftigen athenischen Seemacht dem imperialen Wunschdenken vieler Athener das Wort redete. (IV)
In SPARTA gab es nicht weniger innenpolitische Auseinandersetzungen um die Führerschaft. Kleomenes I. und der ihm verhaßte Mitkönig Damaratos lieferten sich eine wahre Schlammschlacht um die Führerschaft im geplanten Gegenschlag der Griechen gegen die Perser. Dabei begrüßten in Sparta etliche die persische POLITIK und sahen eine Schwächung Athens jederzeit lieber als deren Sieg gegen die Perser. – Es ist schwierig, klare Freund-Feind-Grenzen zwischen Griechen und Persern zu ziehen. Ein ARGUMENT setzte sich schließlich durch, gegen das die Perserfreunde keines mehr anführen konnten: eine Niederlage der Athener gegen die Perser konnte nur deren Verlust der politischen Unabhängigkeit bedeuten. Früher oder später würde auch Sparta selbst in Abhängigkeit von Persien geraten. Das entschied den Streit; schließlich war Athen doch für Sparta beherrschbar, aber würde das auch von Persien behauptet werden können? Blieb das Problem zu lösen, wer den Kampf auf Seiten Spartas anführen sollte. Die spartanischen Könige führten jedes Jahr wechselnd das Heer an; es kam also darauf an, in welchem Jahr die Perser angreifen würden. Oder aber… Kleomenes erdachte eine List und machte die militärischen Fähigkeiten des Damaratos madig, ja, er bezweifelte sogar dessen königliches BLUT. Das führte zu einem PROZEß in Sparta, dessen Ausgang ungewiß war. Kleomenes hatte richtig spekuliert. Der feige Damaratos wartete das URTEIL nicht ab, sondern floh zum persischen Großkönig, der ihm PERGAMON und andere kleinasiatische Städte schenkte. Kleomenes zeigte den Athenern seine Kooperationsbereitschaft und lieferte ihnen zehn gefangengenommene Ägineten aus, Erzfeinde Athens. Allerdings blieb Kleomenes nicht mehr lange leben; er tötete sich in einem Anfall von Wahnsinn.
Der persische Großkönig rüstete derweil sein HEER zum bevorstehenden Kampf, zog alle Kräfte zusammen und positionierte sie unter dem Befehl seines Neffen Artaphernes. Artaphernes sollte Athen und Eretria verknechten und dem Großkönig die Bewohner als Sklaven vorführen. (HERODOT VI,94) Auch der einst von den Athenern vertriebene HIPPIAS war im Gefolge des Artaphernes. Das politische Kalkül sah die Zerstörung der griechischen Einheit vor, indem nur zwei Städte als zu zerstörende apostrophiert wurden. Das gab zögerlichen Poleis die Möglichkeit, sich auf die Seite der Perser zu schlagen, um einer Versklavung zu entgehen. Artaphernes rückte vor, Insel für Insel nehmend, manche wurde zerstört (Naxos), andere nur erobert (Delos). Auch Eretria fiel; die Bewohner versklavt und nach Elam in MESOPOTAMIEN geschickt, dort neu angesiedelt.
Dann kam Athen an die Reihe. Artaphernes und sein General Datis setzten ihre Truppen Richtung Athen in Bewegung. Dort herrschte Weltuntergangsstimmung. Zu groß schien die Überlegenheit der Perser, zu uneinig die Griechen. Man zögerte, ob es nicht vielleicht besser wäre, sich hinter die Stadtmauern zurückzuziehen und das Eintreffen der Spartaner zu erwarten. Auch gab es Peisistriden, die von Hippias eine schonende Behandlung für ihre Stadt erwarteten. Die wollten sogar den Persern die Stadttore öffnen und ihnen Wasser und Brot zum Zeichen der Unterwerfung reichen.
Doch Miltiades behauptete sich mit seinem offensiveren Plan der Verteidigung Athens: Ausmarschieren! lautete die Devise. Die Spartaner zögerten: Der MOND stand schlecht; also mußten sie auf Anraten ihrer Sternendeuter warten. Die Platäer marschierten mit den athenischen Hopliten in die Ebene von Marathon, ca. 40 Kilometer nördlich von Athen, wo man den Feind erwartete.
Miltiades konnte den Polemarchen Kallimachos von der Notwendigkeit einer direkten Schlacht überzeugen. 10000 Athenern eines Bürgerheeres standen geschulte persische Soldaten gegenüber, eher weniger als mehr Griechen, und die Griechen kannten das Terrain. Es bestand die Gefahr, daß die Perser mit einem Teil der Streitkräfte die athenische Phalanx beschäftigten, mit der Flotte dagegen Athen angreifen würden, was derzeit wehrlos dalag. Artaphernes hoffte auf seine Spione in den Reihen der Griechen. Dann erhielt er Kunde von den anrückenden Spartanern – und handelte. Er ließ seine im gebirgigen Attika unbrauchbare Reiterei östlich der athenischen Streitmacht an der Küste entlangmarschieren. Miltiades erkannte die Gefahr und zog aus seinem Zentrum Truppen zur Verstärkung der Flanke. Die befehligte Kallimachos. Er ließ seine Hopliten die letzten 1500 Meter im Laufschritt angreifen und entkam den persischen Bogenschützen, die im unwegsamen Gelände nicht schnell genug in Stellung gehen konnten. Das behauptet jedenfalls Herodot, doch es darf angezweifelt werden.
Begründung: Die Griechen besaßen keine nennenswerte Reiterei und konnten darum keinen Angriff wagen. Wer schon einmal eine schwere Rüstung trug, der wird wissen, wie unsinnig ein Sprint über acht Stadien, 1500 Meter, ist, wenn man im Anschluß noch kämpfen soll. Es ist anzunehmen, daß die gut geschützten Hopliten die Perser kommen ließen, das Zentrum ein wenig ausdünnten, um ihre Schwachstelle, die Flanken, zu verstärken. Nachdem die Perser einen ersten Pfeilhagel abgeschossen hatten, wird Miltiades das Signal zum Angriff gegeben haben, daß die Phalanx im Laufschritt auf die heranreitenden Perser zustürmte, vielleicht die hundert Meter Schußweite, denn sind die Griechen erst an den Feind herangekommen, haben sie wegen der besseren Panzerung und der besseren Waffen die größten Siegeschancen. Die Flügelzange kniff zu, die Perser wurden umringt und niedergemacht. Die Athener verloren 192 Mann und wohl später noch etliche, die ihren Verwundungen erlagen, die Perser 6400, denn Gefangene wurden nicht gemacht. Unter den gefallenen Athenern war auch der Stratege Kallimachos, der den entscheidenden Befehl zum Sturmangriff gegeben hatte.
Ein Bote eilte nach Athen, den Sieg von Marathon zu verkünden – der Marathonlauf! Kaum hatte er die Siegesnachricht verkündet, brach er tot vor Erschöpfung zusammen, der 193. Tote der Schlacht. Die anderen Athener eilten auch zurück, da Artaphernes den Seeweg eingeschlagen hatte und nun drohte, Athen auf dem Seeweg zu nehmen. Doch die Griechen waren schneller, auch trafen nun endlich die Spartaner ein, was letztlich Artaphernes entmutigte. Er drehte ab und kehrte nach Kleinasien zurück. Den Spartanern aber blieb lediglich das Beglückwünschen, was sie neidlos taten.

athen.txt · Zuletzt geändert: 2023/04/25 18:32 von Robert-Christian Knorr