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barock

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barock [2014/11/14 05:37] Robert-Christian Knorrbarock [2023/10/18 11:15] (aktuell) – [BAROCK] Robert-Christian Knorr
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 - leitet sich von //[[baroca]]// her, einem mnemotechnischen [[Symbol]] für eine besonders abwegige syllogistische [[Figur]]\\ - leitet sich von //[[baroca]]// her, einem mnemotechnischen [[Symbol]] für eine besonders abwegige syllogistische [[Figur]]\\
 - bis 1888 (es erschien: H. [[Wölfflin]]: //[[Renaissance]] und Barock.//) galt der Barock als Zerfallserscheinung der Renaissance, als eigenwertiges [[Stil#Stilphänomen]]\\ - bis 1888 (es erschien: H. [[Wölfflin]]: //[[Renaissance]] und Barock.//) galt der Barock als Zerfallserscheinung der Renaissance, als eigenwertiges [[Stil#Stilphänomen]]\\
-- der barocke [[Mensch]] ist ein Sozialmensch, d.h., die Menschen suchten einander in [[Gesellschaft#Gesellschaften]] und lehnten das Alleinsein als unlebendig ab\\ +- der barocke [[Mensch]] ist ein Sozialmensch, d.h., die Menschen suchten einander in [[Gesellschaft#Gesellschaften]] und lehnten das [[Alleinsein]] als unlebendig ab\\ 
-- weil der [[Protestantismus]] im [[Buchstabe#Buchstaben]] zu ersticken drohte, suchten die Menschen nach innerem Labsal und Leuchten, doch weder der Mystizismus noch der [[Rationalismus]] gewinnen um 1600 die Oberhand, so zieht die [[Gegenreformation]] die führenden [[Geister]] an, die sich 1601 im Religionsgespräch zu Regensburg treffen und über die Formen der scholastischen [[Logik]] disputieren, letztlich katholische Einflüsse über das [[Geistesleben]] Deutschlands ausbreiten, dem das [[Luthertum]] nichts Vergleichbares entgegen zu setzen hat → die Form gewinnt verzerrt an [[Bedeutung]] und will dem ausschweifenden [[Leben]] in aller [[Dichotomie]] [[Ausdruck]] geben\\ +- weil der [[Protestantismus]] im [[Buchstabe#Buchstaben]] zu ersticken drohte, suchten die Menschen nach innerem Labsal und Leuchten, doch weder der [[Mystizismus]] noch der [[Rationalismus]] gewinnen um 1600 die Oberhand, so zieht die [[Gegenreformation]] die führenden [[Geister]] an, die sich 1601 im Religionsgespräch zu Regensburg treffen und über die Formen der scholastischen [[Logik]] disputieren, letztlich katholische Einflüsse über das [[Geistesleben]] Deutschlands ausbreiten, dem das [[Luthertum]] nichts Vergleichbares entgegen zu setzen hat → die Form gewinnt verzerrt an [[Bedeutung]] und will dem ausschweifenden [[Leben]] in aller [[Dichotomie]] [[Ausdruck]] geben\\ 
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/baroca.jpg" width="350" height="350" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Ein Namensgeber des Barock, die Baroca"></html>- das [[Zeitalter]] will das [[Dasein]] in eine [[feste]] [[Ordnung]] zwingen und die [[Macht]] der [[Affekt#Affekte]] und Süchte in einer würdigen Haltung bannen \\+{{ :baroca.jpg?200|}}- das [[Zeitalter]] will das [[Dasein]] in eine [[feste]] [[Ordnung]] zwingen und die [[Macht]] der [[Affekt#Affekte]] und Süchte in einer würdigen Haltung bannen \\
  - relativ einheitliche Lebensverhältnisse, da auf einer geringen wirtschaftlichen Ertragslage jeder [[Fürst]] einen kleinen [[Absolutismus]] verwirklichen will\\  - relativ einheitliche Lebensverhältnisse, da auf einer geringen wirtschaftlichen Ertragslage jeder [[Fürst]] einen kleinen [[Absolutismus]] verwirklichen will\\
-- der [[Humanismus]] entdeckt die [[Stoa]] wieder und betrachtet die [[Wirklichkeit]] anhand dieser Perspektive antithetisch, dazu kommt das [[Christentum]]\\+- der [[Humanismus]] entdeckt die [[Stoa]] wieder und betrachtet die [[Wirklichkeit]] anhand dieser [[Perspektive]] antithetisch, dazu kommt das [[Christentum]]\\
 - man betrachtet die [[Ding]]e total, nicht [[historisch]]\\ - man betrachtet die [[Ding]]e total, nicht [[historisch]]\\
 - die Einheit von Gott und [[Welt]] ist nicht herzustellen, also vergibt man sie → die [[Transzendenz]] schwindet zunehmend\\ - die Einheit von Gott und [[Welt]] ist nicht herzustellen, also vergibt man sie → die [[Transzendenz]] schwindet zunehmend\\
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 - ein Wesenszug des Barock liegt darin, daß die Einzelformen um ihren selbständigen Sinn gebracht werden ([[Burckhardt]])\\ - ein Wesenszug des Barock liegt darin, daß die Einzelformen um ihren selbständigen Sinn gebracht werden ([[Burckhardt]])\\
 - der [[Staat]] fungiert als die Achse des Lebens, weswegen in dieser Zeit die Kleinstaaten errichtet werden ([[Fleming]])\\ - der [[Staat]] fungiert als die Achse des Lebens, weswegen in dieser Zeit die Kleinstaaten errichtet werden ([[Fleming]])\\
 +- sprach zu uns wie die [[fremd|fremde]] Grimasse eines starren Marionettenspiels (Friedell)\\
 - trägt den [[Gegensatz]] zwischen der gesamteuropäischen Gegenreformation und den humanistischen Bildungstraditionen aus (Hankamer) \\ - trägt den [[Gegensatz]] zwischen der gesamteuropäischen Gegenreformation und den humanistischen Bildungstraditionen aus (Hankamer) \\
 - man neigte dazu, das Absolute durch das Relative, das Strengere durch das Freiere zu ersetzen → offene atektonische Form (das Abgerissene, Unvollständige), in der die Einzelbestandteile nicht unbedingt aufeinander wirken bzw. aufeinander hinweisen oder sogar miteinander verbunden sind ([[Hauser]])\\ - man neigte dazu, das Absolute durch das Relative, das Strengere durch das Freiere zu ersetzen → offene atektonische Form (das Abgerissene, Unvollständige), in der die Einzelbestandteile nicht unbedingt aufeinander wirken bzw. aufeinander hinweisen oder sogar miteinander verbunden sind ([[Hauser]])\\
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 ===== Philosophie ===== ===== Philosophie =====
 - fragt, wie der [[Schöpfer]] hinter der [[Schöpfung]] erkannt werden kann, d.i. [[Pansophie]] \\ - fragt, wie der [[Schöpfer]] hinter der [[Schöpfung]] erkannt werden kann, d.i. [[Pansophie]] \\
-- da das Diesseits als sinnentleert begriffen wird, sucht man eine Verbindung zum [[Jenseits]], doch diese fällt schwer → nur der Märtyrer vermag das Diesseits zu ertragen \\ +- da das Diesseits als sinnentleert begriffen wird, sucht man eine Verbindung zum [[Jenseits]], doch diese fällt schwer → nur der [[Märtyrer]] vermag das Diesseits zu ertragen \\ 
-- die [[Hoffnung]], daß [[Gott]] das Unausgleichbare durch seine [[Liebe]] ausgleicht, bleibt → [[Gott]] nimmt die [[Sünde]]auf und erlöst den Menschen \\+- die [[Hoffnung]], daß [[Gott]] das Unausgleichbare durch seine [[Liebe]] ausgleicht, bleibt → [[Gott]] nimmt die [[Sünde#Sünden]] auf und erlöst den Menschen \\
 - die [[Zeit]] der zentralisierten [[König]]sgewalt, sie war damals progressiv ([[Bloch]])\\ - die [[Zeit]] der zentralisierten [[König]]sgewalt, sie war damals progressiv ([[Bloch]])\\
 - das Zeitalter der zweiten [[Mystik]] (Peuckert)\\ - das Zeitalter der zweiten [[Mystik]] (Peuckert)\\
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 ===== Zeitaltercharakteristik ===== ===== Zeitaltercharakteristik =====
  
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 === Bildung als soziales Vehikel === === Bildung als soziales Vehikel ===
 Bildung galt als eine der wichtigsten [[Voraussetzung#Voraussetzungen]] für dichterische Tätigkeit. So heißt es bei Opitz, daß er es für eine verlorene //arbeit halte / im fall sich jemand an vnsere deutsche Poeterey machen wolte / der / nebenst dem das er ein Poete von natur sein muß / in den griechischen vnd Latainischen büchern nicht wol durchtrieben ist / vnd von jhnen den rechten grieff erlernet hat//.\\  Bildung galt als eine der wichtigsten [[Voraussetzung#Voraussetzungen]] für dichterische Tätigkeit. So heißt es bei Opitz, daß er es für eine verlorene //arbeit halte / im fall sich jemand an vnsere deutsche Poeterey machen wolte / der / nebenst dem das er ein Poete von natur sein muß / in den griechischen vnd Latainischen büchern nicht wol durchtrieben ist / vnd von jhnen den rechten grieff erlernet hat//.\\ 
-Die Orientierung an antiker Dichtung und Rhetorik wird vom Dichter erwartet. Ein Vehikel. Ermöglicht wurde dies v. a. durch die bereits Mitte des 16. Jahrhunderts einsetzende Stärkung der [[Fürst]]enhöfe und die Etablierung des Absolutismus. Für den Ausbau der landesherrschaftlichen Zentralverwaltungen wuchs der Bedarf an Verwaltungsfachleuten, die in erster Linie durch bürgerliche Gelehrte abgedeckt wurden. Diesen wurde hierdurch nicht nur der Zugang zum Hof ermöglicht, sie hatten nun ebenso Zugang zu Privilegierungen und Nobilitierungen. Bildung gewann damit für den bürgerlichen Gelehrten staatspolitischen [[Gebrauchswert]] und konnte ständischen Aufstieg bedeuten. Einen solchen zeigt beispielsweise die Biographie Martin Opitzens, der als [[Sohn]] eines schlesischen Metzgers 1627 vom [[Kaiser]] den Adelsbrief erhielt und sich seither Opitz von Boberfeld nennen durfte. +Die Orientierung an antiker Dichtung und Rhetorik wird vom Dichter erwartet. Ein Vehikel. Ermöglicht wurde dies v. a. durch die bereits Mitte des 16. Jahrhunderts einsetzende Stärkung der [[Fürst]]enhöfe und die Etablierung des Absolutismus. Für den Ausbau der landesherrschaftlichen Zentralverwaltungen wuchs der Bedarf an Verwaltungsfachleuten, die in erster Linie durch bürgerliche Gelehrte abgedeckt wurden. Diesen wurde hierdurch nicht nur der Zugang zum Hof ermöglicht, sie hatten nun ebenso Zugang zu Privilegierungen und Nobilitierungen. Bildung gewann damit für den bürgerlichen Gelehrten staatspolitischen [[Gebrauchswert]] und konnte ständischen Aufstieg bedeuten. Einen solchen zeigt beispielsweise die [[Biographie]] Martin Opitzens, der als [[Sohn]] eines schlesischen Metzgers 1627 vom [[Kaiser]] den Adelsbrief erhielt und sich seither Opitz von Boberfeld nennen durfte. 
  
 === Wandel im Selbstverständnis der Autoren === === Wandel im Selbstverständnis der Autoren ===
-Die Aufstiegsoption spiegelt sich auch im Selbstverständnis der Gelehrten wider, die sich als //nobilitas literaria// bezeichneten und damit verdeutlichten, durchaus die Möglichkeit der Ranggleichheit zur //nobilitas generis// (Geburtsadel) zu besitzen.\\  +Die Aufstiegsoption spiegelt sich auch im Selbstverständnis der Gelehrten wider, die sich als /wesenobilitas literaria// bezeichneten und damit verdeutlichten, durchaus die Möglichkeit der Ranggleichheit zur /wesenobilitas generis// (Geburtsadel) zu besitzen.\\  
-In dem 1629 von Opitz verfaßten [[Gedicht]] „Vielguet“ wird dieses [[Selbstbewußtsein]] der //nobilitas literaria// deutlich. Opitz, der ja selbst sogar den Adelsbrief erhielt, beansprucht darin [[Gleichberechtigung]] zum Geburtsadel. An einen Adligen gerichtet, schreibt er:+In dem 1629 von Opitz verfaßten [[Gedicht]] „Vielguet“ wird dieses [[Selbstbewußtsein]] der /wesenobilitas literaria// deutlich. Opitz, der ja selbst sogar den Adelsbrief erhielt, beansprucht darin [[Gleichberechtigung]] zum Geburtsadel. An einen Adligen gerichtet, schreibt er:
  
 //Ich ehre deinen Standt: Doch soll ich dich auch preisen /\\ //Ich ehre deinen Standt: Doch soll ich dich auch preisen /\\
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 Die [[Metapher]] des Berberpferdes, das eben nicht dem edlen Geschlecht entspringt und dennoch erfolgreich ist, verdeutlicht den Anspruch von Opitz, daß Autor beziehungsweise [[Gelehrter]] durch [[Leistung]] zu überzeugen habe. Diese sei gänzlich unabhängig von dessen [[Herkunft]] und Stand (//„Es habe gleich sein Graß gefressen wo es will“// (V. 146)). Achtung am Hofe und Gleichstellung zum Geburtsadel zu erzielen wird dabei für den bürgerlichen Gelehrten v. a. an die Leistung durch Bildung geknüpft.  \\   Die [[Metapher]] des Berberpferdes, das eben nicht dem edlen Geschlecht entspringt und dennoch erfolgreich ist, verdeutlicht den Anspruch von Opitz, daß Autor beziehungsweise [[Gelehrter]] durch [[Leistung]] zu überzeugen habe. Diese sei gänzlich unabhängig von dessen [[Herkunft]] und Stand (//„Es habe gleich sein Graß gefressen wo es will“// (V. 146)). Achtung am Hofe und Gleichstellung zum Geburtsadel zu erzielen wird dabei für den bürgerlichen Gelehrten v. a. an die Leistung durch Bildung geknüpft.  \\  
-Die erstarkenden Ansprüche der //nobilitas literaria// werden verständlicher, wirft man einen Blick auf die Wandlungsprozesse, denen auch der Adel unterlag. Mit der Zentralisierung der Macht an die Fürstenhöfe verlor er vielfach an Einfluß und mußte sich, ebenso wie bürgerliche Gelehrte, am Hof etablieren und für Verwaltungsaufgaben bilden. Ab dem späten 16. Jahrhundert setzte also die Umwandlung des Schwertadels in den höfischen Dienstadel ein. Lohmeier spricht davon, daß sich in Folge der Annäherung der Bürgerlichen und Adeligen am Hof eine „Art >Behördenpatriziat< (Oestreich)“ herausbildete, das Werte des bürgerlichen [[Humanismus]] mit Adelstraditionen einte, so daß beispielsweise Dichtung und das Interesse an Literatur dem Adel nicht mehr als anstößig galten. Diese Annäherung der Lebensverhältnisse von bürgerlichen Gelehrten und Adel am Hof bestärkte natürlich auch die Forderung der //nobilitas literaria// nach einer ebenbürtigen Wertschätzung ihrer Leistungen, wie sie der //nobilitas generis// bereits aufgrund derer Herkunft zukam. \\+Die erstarkenden Ansprüche der /wesenobilitas literaria// werden verständlicher, wirft man einen Blick auf die Wandlungsprozesse, denen auch der Adel unterlag. Mit der Zentralisierung der Macht an die Fürstenhöfe verlor er vielfach an Einfluß und mußte sich, ebenso wie bürgerliche Gelehrte, am Hof etablieren und für Verwaltungsaufgaben bilden. Ab dem späten 16. Jahrhundert setzte also die Umwandlung des Schwertadels in den höfischen Dienstadel ein. Lohmeier spricht davon, daß sich in Folge der Annäherung der Bürgerlichen und Adeligen am Hof eine „Art >Behördenpatriziat< (Oestreich)“ herausbildete, das Werte des bürgerlichen [[Humanismus]] mit Adelstraditionen einte, so daß beispielsweise Dichtung und das Interesse an Literatur dem Adel nicht mehr als anstößig galten. Diese Annäherung der Lebensverhältnisse von bürgerlichen Gelehrten und Adel am Hof bestärkte natürlich auch die Forderung der /wesenobilitas literaria// nach einer ebenbürtigen Wertschätzung ihrer Leistungen, wie sie der /wesenobilitas generis// bereits aufgrund derer Herkunft zukam. \\
 Das Hofamt hatte für den bürgerlichen Gelehrten einen besonderen Reiz. Dieser lag in der Option, eben aufgrund seiner Bildungsleistung in gleiche Ränge aufzusteigen, wie der Geburtsadel und somit in der Aussicht auf Aufstieg aus dem bürgerlichen status privatus in den zuvor nur dem Adel vorbehaltenen status politicus. Das Hofleben jedoch stellte eine Vielzahl neuer Anforderungen an die Gelehrten, welche schließlich auch einen Identitätswandel bei diesen herbeiführte. Sie sollten fortan ihr [[Wissen]] [[praktisch]]-[[politisch]] umsetzen. Diese neuen [[Erwartung]]en führten bei den Gelehrten auch zu [[Dekadenz]]visionen: Sie fürchteten den Verfall humanistischer Bildung und Studien. Die Konstituierung absolutistischer Höfe aber zwang die Gelehrten zur Neuorientierung. Der neuzeitliche Staat erforderte in erster Linie Juristen und Theologen, weniger jedoch Artisten und Philologen. Der humanistische Gelehrte war also durchaus von sozialer Isolation bedroht und mußte sich in der Gesellschaft neu positionieren und legitimieren. Opitz versuchte, den Gelehrten-Dichtern und ihrer [[Poesie]] eine Position als Werkzeug der Repräsentation im neuen Staat zu schaffen und zu sichern. Vor diesem Hintergrund können auch die Opitzschen [[Forderung]]en nach der Stärkung des [[Deutsche]]n und der Etablierung einer deutschen Nationalliteratur, sowie seine Ablehnung des Latein als Abgrenzungsinstrument der gelehrten Elite verstanden werden. Erst durch diese Forderungen konnte die Öffnung des Gelehrtenstandes gegenüber dem höfisch-nationalen Gesellschaftssystem überhaupt ermöglicht werden. Opitz suchte den Autoren am Hofe eine etablierte Rolle zu verschaffen. Der Autor sollte hierbei jedoch nicht einfach höfische Verhaltensweisen annehmen, sondern durch das Festhalten an seiner Gelehrtenmentalität einen Sonderstatus am Hofe als Fachmann höfischer Repräsentationskultur einnehmen. (Braungart, Georg: Opitz und die höfische Welt. In: Martin Opitz. Nachahmungspoetik und Lebenswelt. Hg. v. T. Borgstedt, W. Schmitz. Tübingen 2002. S. 33.) Erforderlich dafür war die Abgrenzung des professionellen vom [[Laie]]ndichter. Die Ansprüche an den Dichter nach Bildung und kunsthandwerklicher Fertigkeit können insofern auch als Professionalitätskriterien verstanden werden. Dichtung soll ein Herrschaftsfaktor sein, von dafür qualifizierten Fachleuten getragen, nicht eine Nebenbeschäftigung dilettierter Hofleute. Auch die weiteren Postulate von Opitz nach einem rechten Versmaß, etc. können als Ausdruck der Suche nach Abgrenzungsmöglichkeiten des professionellen Dichters vom Laiendichtertum verstanden werden. Mit dem „Buch von der Deutschen Poeterey“ verfaßte Opitz somit ein literarisches Programm, von dem er sich versprach, daß es von kulturfördernden Fürsten realisiert würde.\\  Das Hofamt hatte für den bürgerlichen Gelehrten einen besonderen Reiz. Dieser lag in der Option, eben aufgrund seiner Bildungsleistung in gleiche Ränge aufzusteigen, wie der Geburtsadel und somit in der Aussicht auf Aufstieg aus dem bürgerlichen status privatus in den zuvor nur dem Adel vorbehaltenen status politicus. Das Hofleben jedoch stellte eine Vielzahl neuer Anforderungen an die Gelehrten, welche schließlich auch einen Identitätswandel bei diesen herbeiführte. Sie sollten fortan ihr [[Wissen]] [[praktisch]]-[[politisch]] umsetzen. Diese neuen [[Erwartung]]en führten bei den Gelehrten auch zu [[Dekadenz]]visionen: Sie fürchteten den Verfall humanistischer Bildung und Studien. Die Konstituierung absolutistischer Höfe aber zwang die Gelehrten zur Neuorientierung. Der neuzeitliche Staat erforderte in erster Linie Juristen und Theologen, weniger jedoch Artisten und Philologen. Der humanistische Gelehrte war also durchaus von sozialer Isolation bedroht und mußte sich in der Gesellschaft neu positionieren und legitimieren. Opitz versuchte, den Gelehrten-Dichtern und ihrer [[Poesie]] eine Position als Werkzeug der Repräsentation im neuen Staat zu schaffen und zu sichern. Vor diesem Hintergrund können auch die Opitzschen [[Forderung]]en nach der Stärkung des [[Deutsche]]n und der Etablierung einer deutschen Nationalliteratur, sowie seine Ablehnung des Latein als Abgrenzungsinstrument der gelehrten Elite verstanden werden. Erst durch diese Forderungen konnte die Öffnung des Gelehrtenstandes gegenüber dem höfisch-nationalen Gesellschaftssystem überhaupt ermöglicht werden. Opitz suchte den Autoren am Hofe eine etablierte Rolle zu verschaffen. Der Autor sollte hierbei jedoch nicht einfach höfische Verhaltensweisen annehmen, sondern durch das Festhalten an seiner Gelehrtenmentalität einen Sonderstatus am Hofe als Fachmann höfischer Repräsentationskultur einnehmen. (Braungart, Georg: Opitz und die höfische Welt. In: Martin Opitz. Nachahmungspoetik und Lebenswelt. Hg. v. T. Borgstedt, W. Schmitz. Tübingen 2002. S. 33.) Erforderlich dafür war die Abgrenzung des professionellen vom [[Laie]]ndichter. Die Ansprüche an den Dichter nach Bildung und kunsthandwerklicher Fertigkeit können insofern auch als Professionalitätskriterien verstanden werden. Dichtung soll ein Herrschaftsfaktor sein, von dafür qualifizierten Fachleuten getragen, nicht eine Nebenbeschäftigung dilettierter Hofleute. Auch die weiteren Postulate von Opitz nach einem rechten Versmaß, etc. können als Ausdruck der Suche nach Abgrenzungsmöglichkeiten des professionellen Dichters vom Laiendichtertum verstanden werden. Mit dem „Buch von der Deutschen Poeterey“ verfaßte Opitz somit ein literarisches Programm, von dem er sich versprach, daß es von kulturfördernden Fürsten realisiert würde.\\ 
 Um zu verdeutlichen, welches Bild Opitz in diesem [[Zusammenhang]] seinem eigenen Wirken als Autor zuschreibt, soll auf die Widmung seines Werkes „Teutsche Poemata“ verwiesen werden. Darin schreibt er 1624 selbstbewußt: //Unser Opitius, welcher vns recht gewiesen / was vor ein grosser vnderschied zwischen einem Poeten vnd einem Reimenmacher oder Versificatoren sey/ hat es gewagt/ das Eiß gebrochen/ vnd den uew ankommenden Göttinen die Furth mitten durch den ungestümmen Strom Menschlicher Urtheil vorgebahnet/ also daß sie jetzo nicht minder mit vnserer/ als vor diesem mit anderer Völcker Zungen der werthen Nachkommenheit zuspreche/ dieselbe durch dieses Mittel von Lastern ab- vnnd hingegen zur Tugent vnd Geschicklichkeit anfüren mögen.// Opitz nimmt sich als wegweisender Dichter wahr, der den ankommenden Göttinnen - gemeint sind die Musen - gegen den Widerstand der Öffentlichkeit den Weg zur deutschen [[Sprache]] ebnet. \\ Um zu verdeutlichen, welches Bild Opitz in diesem [[Zusammenhang]] seinem eigenen Wirken als Autor zuschreibt, soll auf die Widmung seines Werkes „Teutsche Poemata“ verwiesen werden. Darin schreibt er 1624 selbstbewußt: //Unser Opitius, welcher vns recht gewiesen / was vor ein grosser vnderschied zwischen einem Poeten vnd einem Reimenmacher oder Versificatoren sey/ hat es gewagt/ das Eiß gebrochen/ vnd den uew ankommenden Göttinen die Furth mitten durch den ungestümmen Strom Menschlicher Urtheil vorgebahnet/ also daß sie jetzo nicht minder mit vnserer/ als vor diesem mit anderer Völcker Zungen der werthen Nachkommenheit zuspreche/ dieselbe durch dieses Mittel von Lastern ab- vnnd hingegen zur Tugent vnd Geschicklichkeit anfüren mögen.// Opitz nimmt sich als wegweisender Dichter wahr, der den ankommenden Göttinnen - gemeint sind die Musen - gegen den Widerstand der Öffentlichkeit den Weg zur deutschen [[Sprache]] ebnet. \\
 Dennoch gelang ihm die Etablierung des von ihm geforderten Poeten als gelehrten Repräsentanten am Hofe in seinem eigenen Wirken nicht. So blieb er einerseits in seiner politischen Rolle als [[Höfling]] und Diplomat und andererseits der Hofpoet, der Widmungspoesie und [[Panegyrik]] verfaßte, ohne jedoch beide Bereiche zur [[Synthese]] führen zu können.\\        Dennoch gelang ihm die Etablierung des von ihm geforderten Poeten als gelehrten Repräsentanten am Hofe in seinem eigenen Wirken nicht. So blieb er einerseits in seiner politischen Rolle als [[Höfling]] und Diplomat und andererseits der Hofpoet, der Widmungspoesie und [[Panegyrik]] verfaßte, ohne jedoch beide Bereiche zur [[Synthese]] führen zu können.\\       
 Der [[Wechsel]] an den Hof bedeutete für den Gelehrten, sich auf vielfältige neue Erfordernisse einzustellen: Elegante Konversationen, weltgewandtes Auftreten, die Kenntnis der höfischen Rangordnung und alle damit einhergehenden Verhaltensnormen, sowie der Eintritt in den Konkurrenzkampf um die Fürstengunst wurden für den humanistisch geprägten Gelehrtengeist, der es gewohnt war, sich in auditorium und museum in literarische Studien zu vertiefen, zu einer außerordentlichen Herausforderung. Der Autor nahm am Hof den Status eines Domestiken ein. Man erwartet von ihm, daß er höfische Feste durch Singspiele bzw. Gelegenheitsdichtung begleitete. \\ Der [[Wechsel]] an den Hof bedeutete für den Gelehrten, sich auf vielfältige neue Erfordernisse einzustellen: Elegante Konversationen, weltgewandtes Auftreten, die Kenntnis der höfischen Rangordnung und alle damit einhergehenden Verhaltensnormen, sowie der Eintritt in den Konkurrenzkampf um die Fürstengunst wurden für den humanistisch geprägten Gelehrtengeist, der es gewohnt war, sich in auditorium und museum in literarische Studien zu vertiefen, zu einer außerordentlichen Herausforderung. Der Autor nahm am Hof den Status eines Domestiken ein. Man erwartet von ihm, daß er höfische Feste durch Singspiele bzw. Gelegenheitsdichtung begleitete. \\
-Um die Schwierigkeiten zu veranschaulichen, denen ein Gelehrter am Hofe ausgesetzt war, soll auf das Lehrgedicht „Zlatna, Oder Von Ruhe deß Gemüths“ verwiesen werden, das Opitz 1623 veröffentlichen ließ. Opitz wurde 1622 an das akademische Gymnasium des Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, vermittelt. Opitz fand keinen Gefallen an dieser Anstellung und seine offensichtliche Kritik ließ ihn in Mißgunst geraten. Er zog sich auf das [[Land]] zurück, beschäftigte sich mit den rumänischen Bauern und Bergwerksarbeitern, deren einfaches Leben er in diesem Gedicht preist und idealisiert und dem höfischen Leben gegenübersetzt. Eben die [[Kritik]] am Fürstenhaus aus der Perspektive des Gelehrten, wie sie Opitz hier einnimmt, veranschaulicht die [[Situation]] des Dichters am Hof. So bemängelt Opitz die Dominanz von [[Schein]] und äußerlichem Glanz über Wissen und Fähigkeit.\\ +Um die Schwierigkeiten zu veranschaulichen, denen ein Gelehrter am Hofe ausgesetzt war, soll auf das Lehrgedicht „Zlatna, Oder Von Ruhe deß Gemüths“ verwiesen werden, das Opitz 1623 veröffentlichen ließ. Opitz wurde 1622 an das akademische [[Gymnasium]] des Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, vermittelt. Opitz fand keinen Gefallen an dieser Anstellung und seine offensichtliche Kritik ließ ihn in Mißgunst geraten. Er zog sich auf das [[Land]] zurück, beschäftigte sich mit den rumänischen Bauern und Bergwerksarbeitern, deren einfaches Leben er in diesem Gedicht preist und idealisiert und dem höfischen Leben gegenübersetzt. Eben die [[Kritik]] am Fürstenhaus aus der Perspektive des Gelehrten, wie sie Opitz hier einnimmt, veranschaulicht die [[Situation]] des Dichters am Hof. So bemängelt Opitz die Dominanz von [[Schein]] und äußerlichem [[Glanz]] über Wissen und Fähigkeit.\\
  
 //Da pralet einer her mit großen weiten Schritten / \\ //Da pralet einer her mit großen weiten Schritten / \\
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 === Zusammenfassung und Verweis auf weitere Entwicklungen === === Zusammenfassung und Verweis auf weitere Entwicklungen ===
-Gezeigt wurde, daß unser modernes Denken vom autonomen Dichter, der kraft seines Genies individuelle Werke hervorbringt, im 17. Jahrhundert noch keine Rolle spielte. Der Autor wird als Teil des Mikrokosmos, der ein Abbild des himmlischen Makrokosmos darstellt, wahrgenommen. Er sucht seine Werke in den Kontext der Tradition eines poetisch-rhetorischen Normensystems einzugliedern, die ihm ein in hohem Maße entindividualisiertes [[Sprechen]] nahe legt. In einer Zeit widrigster Lebensverhältnisse (u. a. [[Dreißigjähriger Krieg]], religiöse Auseinandersetzungen, etc.) prägte die Suche nach Ordnung den einzelnen der Zeit und somit auch den Autoren, seine Werke und sein Selbstbild als Autor. Dieser gehörte zumeist dem bürgerlichen Gelehrtenstand an und nahm damit eine sozial uneindeutig und schwankende soziale Stellung ein. Der [[Wandel]] der //ordo triplex// und die Etablierung der absolutistischen Fürstenhöfe ermöglichte es, daß, zumindest zu Beginn des Jahrhunderts, der bürgerliche Autor die Möglichkeit besaß, durch Bildung in gleiche Ränge am Hofe aufzusteigen wie der Geburtsadel. Martin Opitz kann hier als //nobilitierter poeta laureatus// als Beispiel dienen. Die Widerspiegelung dieser Entwicklung im Selbstverständnis der Gelehrten als //nobilitas literaria// wurde herausgestellt und am Beispiel des Opitzschen Gedichts „Vielguet“ veranschaulicht. Auch die Rolle, die der Wandel der Gesellschaftsstellung des Adels und die Herausbildung des Oestreichs für das Selbstverständnis des Gelehrtenstandes spielten, wurde thematisiert. Diese Punkte ermöglichten auch einen neuen Zugang zum Opitzschen Schaffen. Dieser bemühte sich im Zuge der Neuorientierung der Autoren, diese am Hofe als Repräsentanten höfischer Kultur zu etablieren, eine Forderung, die er in seinem eigenen Wirken jedoch nicht umsetzen konnte. Daß auch die Opitzschen Forderungen nach der Stärkung einer deutschen Nationalsprache, seine Versreformen, etc. vor diesem Hintergrund betrachtet werden können, wurde gezeigt. Er selbst nahm sich als Vorreiter einer neuen deutschsprachigen Kunstdichtung wahr und wurde weitgehend auch von der Öffentlichkeit als solcher gefeiert. \\ +Gezeigt wurde, daß unser modernes Denken vom autonomen Dichter, der kraft seines Genies individuelle Werke hervorbringt, im 17. Jahrhundert noch keine Rolle spielte. Der Autor wird als Teil des Mikrokosmos, der ein Abbild des himmlischen Makrokosmos darstellt, wahrgenommen. Er sucht seine Werke in den Kontext der Tradition eines poetisch-rhetorischen Normensystems einzugliedern, die ihm ein in hohem Maße entindividualisiertes [[Sprechen]] nahe legt. In einer Zeit widrigster Lebensverhältnisse (u. a. [[Dreißigjähriger Krieg]], religiöse Auseinandersetzungen, etc.) prägte die Suche nach Ordnung den einzelnen der Zeit und somit auch den Autoren, seine Werke und sein Selbstbild als Autor. Dieser gehörte zumeist dem bürgerlichen Gelehrtenstand an und nahm damit eine sozial uneindeutig und schwankende soziale Stellung ein. Der [[Wandel]] der //ordo triplex// und die Etablierung der absolutistischen Fürstenhöfe ermöglichte es, daß, zumindest zu Beginn des Jahrhunderts, der bürgerliche Autor die Möglichkeit besaß, durch Bildung in gleiche Ränge am Hofe aufzusteigen wie der Geburtsadel. Martin Opitz kann hier als /wesenobilitierter poeta laureatus// als Beispiel dienen. Die Widerspiegelung dieser Entwicklung im Selbstverständnis der Gelehrten als /wesenobilitas literaria// wurde herausgestellt und am Beispiel des Opitzschen Gedichts „Vielguet“ veranschaulicht. Auch die Rolle, die der Wandel der Gesellschaftsstellung des Adels und die Herausbildung des Oestreichs für das Selbstverständnis des Gelehrtenstandes spielten, wurde thematisiert. Diese Punkte ermöglichten auch einen neuen Zugang zum Opitzschen Schaffen. Dieser bemühte sich im Zuge der Neuorientierung der Autoren, diese am Hofe als Repräsentanten höfischer Kultur zu etablieren, eine Forderung, die er in seinem eigenen Wirken jedoch nicht umsetzen konnte. Daß auch die Opitzschen Forderungen nach der Stärkung einer deutschen Nationalsprache, seine Versreformen, etc. vor diesem Hintergrund betrachtet werden können, wurde gezeigt. Er selbst nahm sich als Vorreiter einer neuen deutschsprachigen Kunstdichtung wahr und wurde weitgehend auch von der Öffentlichkeit als solcher gefeiert. \\ 
-Am Beispiel des Zlatna-Gedichts von Opitz wurde auf die Schwierigkeiten verwiesen, denen ein Autor am Hof begegnete. Das folgende Kapitel legte dar, daß der Dichtung im 17.Jahrhundert noch kein Selbstwert zugeschrieben wurde, Autoren mit ihren Werken also ihre Funktion, z.B. Erziehung und Ergötzung der Leute, nachzuweisen hatten, wie sich an der Opitzschen Poeterey verdeutlichen ließ. Daß das Gebundensein an Gönner und Mäzene für den Autor und sein Selbstverständnis prägend waren, sollte am diplomatischen Wirken von Opitz deutlich werden. Im Abschluß wird ein Ausblick gegeben, wie sich das Selbstbild der Autoren in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts und zu Beginn des 18. Jahrhunderts veränderte:\\+Am Beispiel des Zlatna-Gedichts von Opitz wurde auf die Schwierigkeiten verwiesen, denen ein Autor am Hof begegnete. Das folgende [[Kapitel]] legte dar, daß der [[Dichtung]] im 17.Jahrhundert noch kein Selbstwert zugeschrieben wurde, Autoren mit ihren Werken also ihre Funktion, z.B. [[Erziehung]] und Ergötzung der Leute, nachzuweisen hatten, wie sich an der Opitzschen Poeterey verdeutlichen ließ. Daß das Gebundensein an Gönner und Mäzene für den Autor und sein Selbstverständnis prägend waren, sollte am diplomatischen Wirken von Opitz deutlich werden. Im Abschluß wird ein Ausblick gegeben, wie sich das Selbstbild der Autoren in der zweiten Hälfte des 17.Jahrhunderts und zu Beginn des 18. Jahrhunderts veränderte:\\
 Die von Opitz geforderte Abgrenzung des professionellen Poeten vom Laienpoeten verlor an Bedeutung. Auch die von Opitz abgelehnte Vermassung der Poesie nahm nun Überhand: Dichtung ließ sich nicht mehr auf den elitären [[Kreis]] der >[[wahr#wahren]]< Poeten begrenzen. Die traditionelle //Res publica litteraria// wurde in ihren personellen Grenzen gesprengt, wobei sie selbst die Voraussetzung dafür geschaffen hatte. Opitz selbst hatte diese Entwicklung durch seine Forderung der deutschsprachigen Dichtung und der Funktionalisierung dieser für höfische [[Repräsentation]] begünstigt. Poesie blieb auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und zu Beginn des 18.Jahrhunderts //ein manierliches Nebenwerck//. Die von Opitz erhoffte Aufwertung des Poeten am Hofe blieb unerfüllt. Christian Weise schreibt 1691: Und also ist die Poeterey nichts anderes als eine Dienerin der Beredtsamkeit, ein [[Mittel]] der Rhetorik, das zum lieblichen und angemessenen Hervorbringen einer Sache verhelfe. In den Wirren des durch eine Vielzahl Gesellschaftsumbrüche gekennzeichneten 17.Jahrhunderts verblieben der Autor und seine Werke in einer vor allem der sozialen Funktionalität und Tradition verhafteten Position.                Die von Opitz geforderte Abgrenzung des professionellen Poeten vom Laienpoeten verlor an Bedeutung. Auch die von Opitz abgelehnte Vermassung der Poesie nahm nun Überhand: Dichtung ließ sich nicht mehr auf den elitären [[Kreis]] der >[[wahr#wahren]]< Poeten begrenzen. Die traditionelle //Res publica litteraria// wurde in ihren personellen Grenzen gesprengt, wobei sie selbst die Voraussetzung dafür geschaffen hatte. Opitz selbst hatte diese Entwicklung durch seine Forderung der deutschsprachigen Dichtung und der Funktionalisierung dieser für höfische [[Repräsentation]] begünstigt. Poesie blieb auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und zu Beginn des 18.Jahrhunderts //ein manierliches Nebenwerck//. Die von Opitz erhoffte Aufwertung des Poeten am Hofe blieb unerfüllt. Christian Weise schreibt 1691: Und also ist die Poeterey nichts anderes als eine Dienerin der Beredtsamkeit, ein [[Mittel]] der Rhetorik, das zum lieblichen und angemessenen Hervorbringen einer Sache verhelfe. In den Wirren des durch eine Vielzahl Gesellschaftsumbrüche gekennzeichneten 17.Jahrhunderts verblieben der Autor und seine Werke in einer vor allem der sozialen Funktionalität und Tradition verhafteten Position.               
  
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   * Szyrocki, Marian: Martin Opitz. München 1974.   * Szyrocki, Marian: Martin Opitz. München 1974.
  
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