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bruno

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BRUNO

Giordano Bruno

1548-1600
italienischer Ketzer
- will eine Brücke schlagen von der sittlichen zur menschlichen VERNUNFT: die Vernunft ist allgemeines VERMÖGEN der WELTSEELE
- der ideelle Fortsetzer pantheistisch-dynamischen Denkens: Ganzheitsdenken → die MENSCHHEIT kann nur als Ganzes überleben
- verbindet die Unendlichkeitsidee CUSANUS' mit dem neuen Weltsystem KOPERNIKUS' → dazu kommt Platons IDEE einer über die SINNENWELT erhabenen, wenn auch in dieser vorbereiteten Ideenwelt (WUNDT)
- kam mit 13 ins Kloster, in dem schon Thomas von Aquin lernte, und wurde, nachdem er zuerst exerziert wurde, über AUGUSTIN zu Thomas gebracht, wovon er dann immer weiter bis zu ARISTOTELES durchdrang
- mit 18 frohes Jugendleben als Geliebter einer verheirateten 30jährigen
- CALVIN und seine Reformation sind ihm zutiefst zuwider

Erkenntnistheorie

- will die Welt als stofflich-immanente: Offenbar töricht ist es doch, es gäbe keine anderen Geschöpfe, keine anderen Sinne und anderen VERSTAND als die UNS bekannten.
- der neue RAUM wird als Zentrifugalraum rundherum um die ERDE gerissen → damit verschwindet die Erde als Mittelpunkt
- der KOSMOS ist unendlich – aktuale Unendlichkeit, eine in sich geschlossene, aber doch unendlich -, wobei es unendlich viele Sonnen gibt, die weitere Planeten binden
- Fixsterne sind eigene Sonnen, die in einem dynamischen ZENTRUM leuchten
- das UNIVERSUM ist von außen nicht veränderbar
- Gott, das EINFACHE und Mannigfaltige, ist durch innere NOTWENDIGKEIT zum SCHÖPFER geworden. Natur ist KRAFT in der Unendlichkeit. → Ketzervorwurf, denn Gott wird dadurch nachgeordnet
- setzt neue Extreme: Minimum [Punkt, MONADE - Maximum UNIVERSUM, auch die individuelle Fülle]
ABER: Bruno leugnet die MÖGLICHKEIT einer eigenen, noch bestehenden Möglichkeit im Ganzen der Welt: die Welt ist abgeschlossen, nicht entwickelbar, obwohl in den Dingen die Möglichkeit zu neuer Bildkraft steckt, neue Formen → Frage der VOLLKOMMENHEIT und des Harmoniebegriffs
- in diesem Sinne glaubt Bruno auch nicht an eine allgemeine BILDUNG, denn diese sei nur für diejenigen, die Flügel haben
- die Naturalisierung der IDEE in der Form wie bei ARISTOTELES ist das Zusammenfallen von natura naturans [Mutter - Natur] und natura naturata GESTALT - Natur] → die MATERIE ist der Geber der Form, dator formarum: seine Welt besitzt eine pluralistische Struktur in einem natürlichen SPANNUNGSVERHÄLTNIS, das aber nicht antagonistisch-KONTRÄR aufgebaut ist
- das Materie-FORM-PRINZIP wird in der SUBSTANZ gedacht → d.i. eine Hinwendung zur IMMANENZ, deshalb wird Bruno verbrannt, hätte er sich zur TRANSZENDENZ hingewendet, wäre er gerettet worden
- die Materie besitzt die QUAL wie bei BÖHME, sich Gestalt geben zu müssen → Gibt es wachsende Abhängigkeiten von der Natur, weil die Prozesse immer komplexer werden?

Ethik

Nicht die Erkenntnis dessen, was nützlich oder schädlich oder auch gut beziehungsweise BÖSE ist, sondern der leidenschaftliche WILLE, das GUTE zu tun und das Böse niederzukämpfen, d.i. die WURZEL der SITTLICHKEIT und die QUELLE menschlichen Glückes.
- die KUNST ist überall am ZIEL, sofern die Unendlichkeit in die Endlichkeit des Kunstwerkes hineingebracht wurde → was geschaffen wurde, ist a la HEGEL als Idee verwirklicht
- die menschliche EXISTENZ ordnet sich in die Realien ein

Inquisitionsprozeß

Bruno wurde 1569 durch Montalcino befragt, der ff. festhielt:

  • Bruno bezweifle die Dreifaltigkeit (Trinität)
  • Bruno glaube nicht an die TRANSSUBSTANTIATION
  • Bruno bezweifele die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria

Folge: Übergabe Brunos an die FOLTER, denn Bruno ist damit der HÄRESIE überführt. Bruno entzog sich dem durch die Flucht, was seinerzeit gestattet war.

Methode

- trennt alles WISSEN aus den magischen, mythischen, religiösen Gewändern vieltausendjähriger Quellen, er filtert aus, was allein vor der LOGIK des Denkens besteht → darin genau bestand das Problem, daß Zahlreiche seiner Kritiker nicht zwischen SCHEIN und SEIN differenzierten und Bruno des Aberglaubens zeihten, wo er doch diesen bloß als Gewand der tieferliegenden WAHRHEIT benutzte

Thesen

  • Gegenstand der Naturwissenschaft des Aristoteles ist die NATUR. (I)
  • Aristoteles erkennt zwei Arten der ERKENNTNIS an, die physische und die metaphysische. (II)
  • Für XENOPHANES ist das Seiende Eines und unendlich. (III)
  • Das All ist unerschaffen und unvergänglich. (LXXIV)
  • Der erste GOTT ist unendlicher GEIST, der alles durchdringt, alles belebt, alles umfaßt.(LXXIX)
  • Aus der Unendlichkeit des Alls läßt sich ein GRUND entnehmen dafür, daß die Sterne, obwohl von allen Seiten mit unterschiedlicher KRAFT beeinflußt, nicht infolge einer äußeren Einwirkung, sondern durch eigenes inneres INTERESSE eine Bewegungsbahn beschreiten. (LXXXII)
  • Die jenseits des Saturn beständig sichtbaren Sterne sind Sonnen. (LXXXVII)
bruno.1358103214.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:14 (Externe Bearbeitung)