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buddhismus

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buddhismus [2010/06/18 07:23] Robert-Christian Knorrbuddhismus [2023/10/31 07:56] (aktuell) – [Grundwissen] Robert-Christian Knorr
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 ====== BUDDHISMUS ====== ====== BUDDHISMUS ======
-- bleibt in methodischer [[Entwicklung]] der rein intellektuellen Probleme der [[Metaphysik]] hinter der [[Vedanta]]philosophie zurück\\ +- bleibt in methodischer [[Entwicklung]] der rein intellektuellen Probleme der [[Metaphysik]] hinter der [[vedanta|Vedantaphilosophie]] zurück\\ 
-- fragt nicht nach dem Primat ([[Stoff]] oder [[Gedanke]]), denn die Antwort auf diese Frage führt nicht zur [[Erlösung]]+- fragt nicht nach dem Primat ([[Stoff]] oder [[Gedanke]]), denn die Antwort auf diese Frage führt nicht zur [[Erlösung]]\\
  
-__die vier edlen Wahrheiten__:\\ +===== Ausbreitung des Buddhismus in Asien ===== 
-  - die [[Wahrheit]] vom [[Leiden]] (Duhkha) +- von Westen drang der Islam den Buddhismus zurück und löschte ihn weitgehend im Nordosten Indiens aus; spätestens seit dem 12. jahrhundert ist er dort nicht mehr aktiv\\ 
-  - die Wahrheit von der Leidensentstehung, der [[Grund]] bzw. die [[Ursache]] (Samudaya)  +{{:buddhismus_ausbreitung.jpg?800|}} 
-  - die Wahrheit von der Leidensvernichtung (Nirodha) + 
-  - die Wahrheit von dem achtteiligen Pfad, der zur Leidensvernichtung führt (Marga)+===== die vier edlen Wahrheiten ===== 
 +  - die [[Wahrheit]] vom [[Leiden]] (Duhkha) - Siddhartha Gautama begegnet bei einem Ausritt einem gebrechlichen alten Mann und erfährt, daß der Tod jedem Lebewesen begegnet; alles ist vergänglich, auch das Ich oder das [[Selbst]], denn auch die basieren auf einem Irrtum, der wiederum eine Folge falscher Begriffe/Vorstellungen ist - **begreifen** 
 +  - die Wahrheit von der Leidensentstehung, der [[Grund]] bzw. die [[Ursache]] (Samudaya)  - der Prinz erfährt bei einem zweiten Ausritt, daß das Leiden dem Menschen wesensimmanent ist; jeden Menschen kann das Unglück treffen; Leid entsteht durch Begehren, durch das Leben selber oder auch den Wunsch, dieses Leben zu vernichten; Leben heißt leiden von Beginn (der Unwissenheit) an, das selber eine Folge des [[Karma|Karmas]] ist → kein Lebewesen hat keine Vorgeschichte, ist also selber Folge - **auslöschen** 
 +  - die Wahrheit von der Leidensvernichtung (Nirodha) - bei der dritten Ausfahrt entdeckt er einen Leichnam, was den Prinzen veranlaßt, darüber nachzudenken, warum die Menschen nicht voller Unruhe lebten, da ihnen doch jederzeit der Tod drohe, was doch verhindert werden müsse; es gibt ein Ende des Leidens durch das Auslöschen der Gier, des Hasses und des Wahns, dem ewigen Kreislauf entgehen zu können → Buddha nennt das Aufhebung, d.i. von Nirvana zu unterscheiden - **verwirklichen** 
 +  - die Wahrheit von dem achtteiligen Pfad, der zur Leidensvernichtung führt (Marga) - Gautama begegnet bei der vierten Ausfahrt einem Mönch, der sein seßhaftes Leben aufgegeben hatte, um das Leben eines Asketen zu führen → Gautama beschloß, es ihm gleichzutun; die acht Pfade - **pflegen und umsetzen**: 
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 +  - rechte Anschauung; 
 +  - rechte Gesinnung; 
 +  - rechtes Reden; 
 +  - rechtes Handeln; 
 +  - rechtes Leben; 
 +  - rechtes Streben; 
 +  - rechtes Überdenken; 
 +  - rechtes Sichversenken
  
  
 __Ziel__: Gleichmut gegenüber [[Geburt]], [[Schmerz]] und [[Tod]]\\ __Ziel__: Gleichmut gegenüber [[Geburt]], [[Schmerz]] und [[Tod]]\\
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 +==== Aufhebung des Leidens - Phasen ====
 +Aufhebung des //Dukha//, Leidens\\
 +  - Aufhebung des Schmerzes, körperlicher, geistiger, psychischer, Kummer oder Trauer → alles ist vergänglich, auch Kummer, Tod (eigentlich unbekannt, da Taten auch über den physischen Tod hinaus existieren), Freude, [[Lachen]] und Schmerz 
 +  - Aufhebung des Bewußtseins eigener oder fremder Vergänglichkeit, die durch das Bewußtsein ständiger Veränderung entsteht
 +  - Aufhebung der Verknüpfung von Handlungen und Taten, Kausalnexus → Aufhebung des Weltgesetzes und Entstehung eines neuen Bewußtseins jenseits des unedlichen Regressus, damit Vernichtung des Leidens
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 +==== buddhistische Dialektik ====
 +  * aus dem [[Nichtwissen]] entstehen die Gestaltungen oder Gegebenheiten - Qualität der Gestaltungen: das zutage getretene Nichtwissen, nämlich die latenten Einflüsse der Taten
 +  * aus den Gestaltungen entsteht das [[Erkennen]]
 +  * aus dem Erkennen entstehen [[Name]] und Gestalt
 +  * aus Namen und [[Gestalt]] entstehen die sechs Sinne
 +  * aus den [[Sinn|Sinnen]] entsteht die [[Berührung]] zwischen Sinnesorgan und [[Objekt]]
 +  * aus der Berührung entsteht die [[Empfindung]]
 +  * aus der Empfindung entsteht der Lebensdurst
 +  * aus dem Lebensdurst entsteht das Ergreifen
 +  * aus dem Ergreifen entsteht das Werden
 +  * aus dem Werden entsteht die Geburt
 +  * aus der Geburt entstehen [[Tod]], Schmerz, [[Klage]], Kummer, [[Verzweiflung]]
 +
  
  
 ===== historische Entwicklung ===== ===== historische Entwicklung =====
 - 9.- 6. Jahrhundert v. Chr. auf der Grundlage primitiver religiöser Vorstellungen: [[Mystik]], Gestirne\\ - 9.- 6. Jahrhundert v. Chr. auf der Grundlage primitiver religiöser Vorstellungen: [[Mystik]], Gestirne\\
-- erste philosophische Bemühungen in Ostasien;\\+- erste philosophische Bemühungen in Ostasien; 
 - der eigentliche Buddhismus setzt mit [[Buddha]] ein (ca. 528 v.Chr.), der seine Lehre vom //mittleren Weg// verbreitete, d.i. die [[Freiheit]] von den beiden Extremen der Selbstkasteiung und Selbstverwöhnung: seine Lehren fußen auf einem Erklärungsmodell geistiger Prozesse (Andersen)\\ - der eigentliche Buddhismus setzt mit [[Buddha]] ein (ca. 528 v.Chr.), der seine Lehre vom //mittleren Weg// verbreitete, d.i. die [[Freiheit]] von den beiden Extremen der Selbstkasteiung und Selbstverwöhnung: seine Lehren fußen auf einem Erklärungsmodell geistiger Prozesse (Andersen)\\
 +- Buddha schüttelte kastenbezogene Auffassungen ab, weil für ihn alle Menschen hinsichtlich ihrer Leidensfähigkeit gleich sind\\
 +- er übernahm manche Formen des Brahmanismus, wobei er die allumfassende Liebe göttlicher Liebe betonte (Lützeler)\\
 +- stand im Zentrum der Auseinandersetzung des hieratischen Staates  mit dem Titanengeist der einsiedelnden Mönche: die Macht der Ideale des archaischen Kastensystems (repräsentiert durch priesterliche Wächter) vs. die individualisierte Gottessuche (furchtlose Meister der Befreiung, Moksha) → Stufen der Wandlung (Asura)
 +  - der [[Schamane]] als Titan und Dämon, als Stürzer der [[Götter]], der [[selbst]] dem [[Dharma]] unterworfen bleibt
 +  - Abschüttlung des Dharma-Drucks für sich selbst, aber für niemand anderen
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 - entstand aus arischem [[Mitleiden]] für das lebende [[Tier]]: [[Legende]] von der erbeuteten [[Taube]] und Buddha, der sie nur retten kann, wenn er sich [[selbst]] ganz opfert ([[Mereschkowski]])\\ - entstand aus arischem [[Mitleiden]] für das lebende [[Tier]]: [[Legende]] von der erbeuteten [[Taube]] und Buddha, der sie nur retten kann, wenn er sich [[selbst]] ganz opfert ([[Mereschkowski]])\\
  
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-===== Bewertungen ===== 
-- übertrifft den Brahmanismus an religiöser Unabhängigkeit und ethischer Tiefe, bleibt in methodischer Entwicklung der rein intellektuellen Probleme der [[Metaphysik]] hinter der [[Vedanta]]philosophie zurück;\\ 
-- eine moralische Verkehrtheit, denn die Herren verlassen das [[Prinzip]] der Blutreinheit und vermischen sich mit den Unterpriviligierten, um einem moralischen Verdikt zu entsprechen → statt des Primats der [[Ontologie]] über die [[Moralität]] wird dieses umgekehrt ([[Gobineau]])\\ 
-- die Erklärungen zum Achtfachen Pfad geben einige Hinweise darauf, was man tun und was man lassen sollte, doch werden sie v.a. als Richtlinien auf dem Weg zur Erleuchtung verstanden → der Buddhismus kann deshalb als praktische Religion bezeichnet werden, als [[transzendental#transzendentalen]] [[Pragmatismus]] (Huxley) 
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-===== buddhistische Dialektik ===== 
-  * aus dem [[Nichtwissen]] entstehen die Gestaltungen oder Gegebenheiten - Qualität der Gestaltungen: das zutage getretene Nichtwissen, nämlich die latenten Einflüsse der Taten 
-  * aus den Gestaltungen entsteht das [[Erkennen]] 
-  * aus dem Erkennen entstehen [[Name]] und Gestalt 
-  * aus Namen und [[Gestalt]] entstehen die sechs Sinne 
-  * aus den [[Sinn]]en entsteht die Berührung zwischen Sinnesorgan und [[Objekt]] 
-  * aus der Berührung entsteht die [[Empfindung]] 
-  * aus der Empfindung entsteht der Lebensdurst 
-  * aus dem Lebensdurst entsteht das Ergreifen 
-  * aus dem Ergreifen entsteht das Werden 
-  * aus dem Werden entsteht die Geburt 
-  * aus der Geburt entstehen [[Tod]], Schmerz, [[Klage]], Kummer, [[Verzweiflung]] 
  
 ===== tibetischer Buddhismus ===== ===== tibetischer Buddhismus =====
 +auch mahajanischer Buddhismus\\
 - lehrt, daß wir den gegenwärtigen [[Augenblick]] erfahren müssen, wie er ist, [[frei]] von starren Verhaltensregeln\\ - lehrt, daß wir den gegenwärtigen [[Augenblick]] erfahren müssen, wie er ist, [[frei]] von starren Verhaltensregeln\\
-- nimmt unter den Wegen der Selbstverwirklichung eine Ausnahmestellung ein, denn er negiert jeden [[Glauben]] an ein [[Selbst]] und bezeichnet alles, was gewöhnlich mit diesem [[Wort]] bezeichnet wird, als nicht existent → es gibt keine [[apriori]]-Definition dessen, wer oder was wir sind (Andersen)+- nimmt unter den Wegen der [[Selbstverwirklichung]] eine Ausnahmestellung ein, denn er negiert jeden [[Glauben]] an ein [[Selbst]] und bezeichnet alles, was gewöhnlich mit diesem [[Wort]] bezeichnet wird, als nicht existent → es gibt keine [[apriori]]-[[Definition]] dessen, wer oder was wir sind (Andersen) 
 ==== Grundwissen ==== ==== Grundwissen ====
   * keine Religion im christlichen Wortsinn, denn Gott ist nicht Gegenstand des Interesses: der tibetanische Buddhismus ist nicht-theistisch   * keine Religion im christlichen Wortsinn, denn Gott ist nicht Gegenstand des Interesses: der tibetanische Buddhismus ist nicht-theistisch
   * will keine Vergegenständlichung von Ereignissen und Vorgängen, daher existiert auch kein Weltschöpfungsmythos   * will keine Vergegenständlichung von Ereignissen und Vorgängen, daher existiert auch kein Weltschöpfungsmythos
-  * Buddha (der Erwachte, Erkennende) ist, aber es gibt keinen Messias oder Propheten +  * Buddha (der Erwachte, Erkennende) ist, aber es gibt keinen [[Messias]] oder [[Prophet#Propheten]] 
-  * der Buddha ist die Manifestation eines evolutionären Prinzips und gibt die Möglichkeit für jeden Menschen an, auch ein Buddha zu werden+  * der Buddha ist die [[Manifestation]] eines evolutionären Prinzips und gibt die Möglichkeit für jeden Menschen an, auch ein Buddha zu werden
  
 +===== Christentum und Buddhismus =====
 +- Vom [[Wesen]] dieser beiden [[Religion#Religionen]] brauchen wir nur einen einzigen Zug hervorzuheben: daß sie sich grundsätzlich über alle Unterscheide des Volkstums, des gesellschaftlichen [[Stand#Standes]] oder [[Beruf#Berufs]] hinwegsetzen und sich an alle Menschen, oder um es anders zu sagen, an den Menschen im Menschen wenden. Beide treffen im [[Wissen]] darum zusammen, daß die [[Macht]], das [[Streben]] nach ihr, ihre Behauptung und Erweiterung nicht das letzte [[Wort]] im menschlichen [[Dasein]] sind -, daß vielmehr Macht nicht nur den Menschen, der ihr ausgesetzt ist, sondern auch den, der sie ausübt, in seiner Menschlichkeit gefährdet und zerstört. (Schaeder)
  
  
 +===== Bewertungen =====
 +- übertrifft den Brahmanismus an religiöser Unabhängigkeit und ethischer Tiefe, bleibt in methodischer Entwicklung der rein intellektuellen Probleme der [[Metaphysik]] hinter der [[Vedanta]]philosophie zurück;\\
 +- eine moralische Verkehrtheit, denn die Herren verlassen das [[Prinzip]] der Blutreinheit und vermischen sich mit den Unterpriviligierten, um einem moralischen Verdikt zu entsprechen → statt des Primats der [[Ontologie]] über die [[Moralität]] wird dieses umgekehrt ([[Gobineau]])\\
 +- die Erklärungen zum //Achtfachen Pfad// geben einige Hinweise darauf, was man tun und was man lassen sollte, doch werden sie v.a. als Richtlinien auf dem Weg zur Erleuchtung verstanden → der Buddhismus kann deshalb als praktische Religion bezeichnet werden, als [[transzendental#transzendentalen]] [[Pragmatismus]] ([[Huxley]])
  
  
buddhismus.1276838596.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:14 (Externe Bearbeitung)