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CARLYLE

Thomas Carlyle

um 1840
englischer konservativer Utopist
Alles ist unnütz und fruchtlos, solange der MENSCH im ATHEISMUS verharrt.
- die SUCHE nach patriarchalischen Helden in einer WELT, die nicht mehr von dem kalten allgemeinen laissez faire umschlossen ist → er setzte das Führer-Gefolgsschafts-VERHÄLTNIS, den industriellen Neufeudalismus
- kalvinistisch argumentierender DICHTER, dazu Goethegeist → initiiert durch „Wilhelm Meister“ beziehungsweise begriffe F.H. Jacobis aus der LEBENSPHILOSOPHIE, anders ausgedrückt: deutscher IDEALISMUS und schottischer PURITANISMUS
- prägte das geflügelte WORT, daß die Barzahlung das einzige Bindeglied der modernen GESELLSCHAFT sei
- seine Vorlesungen 1840 über Heldenverehrung in LONDON initiierten den MYTHUS des 20. Jahrhunderts (CASSIRER)
- ein moralischer MANN von großer BEDEUTUNG (GOETHE)

Lehre

- Heldenverehrung ist das stärkste ELEMENT im sozialen und kulturellen Leben des Menschen und eine dauernde HOFFNUNG für die VERWALTUNG der Welt, denn eigentlich fängt alles PHILOSOPHIEREN beziehungsweise bewußte DASEIN mit dem ZWEIFELn an, dem der Mensch das ewige Ja entgegenzusetzen habe/will
- die moderne Welt war durch drei Revolutionen gegangen

  1. die REFORMATION Luthers
  2. die puritanische REVOLUTION
  3. die FRANZÖSISCHE REVOLUTION, der dritte Akt des PROTESTANTISMUS

- betrachtet die GESCHICHTE nicht als SYSTEM, sondern als Panorama, als Essenz unzähliger Biographien → der Mensch braucht besondere FÜHRER, denen er dienen kann, weil er durch sie in die mystischen Tiefen seines Daseins schauen kann und die verborgenen Wege der NATUR ahnt: Geschichte wird durch große Männer geprägt
- ohne HEILIGE respektive Helden kann der Mensch nicht leben, da die Welt sonst verzweifele
- bezweifelt die BEDEUTUNG der LOGIK als einer METHODE, in die Geheimnisse der REALITÄT einzudringen
- so findet Carlyle schwärmerische Worte für die deutsche ROMANTIK, wird aber von dieser durch eine kalvinistische Arbeitsmoral getrennt → seine MYSTIK führt ihn nicht zu irgendeinem QUIETISMUS oder einem Lob der UNTÄTIGKEIT (SCHLEGEL), seine Helden müssen handeln und arbeiten → in diesem Punkt trifft er wieder mit Goethe zusammen
- ETA HOFFMANN ist ein delirischer PHANTAST: spielerhaft, kränkelnd, zänkisch, flatterhaft, intelligenzschwach, denn er kann keinen Gedanken zu Ende bringen
- sein LEITMOTIV ist der Protest gegen den weichlichen Liberalismus mit seiner Nivellierungssucht, seinem laissez faire, seiner agitatorischen Geschwätzigkeit und Phrasenhaftigkeit
- das Grundgebrechen seiner Zeit erblickt er im Jesuitismus, der allgemeinen Unaufrichtigkeit und Spiegelfechterei; ein feines Gift der LÜGE durchdringe die englische Gesellschaft
- das soziale HEILMITTEL liegt nicht in parlamentarischen Reformen, allgemeinem Wahlrecht und dergleichen, sondern in einer weisen und menschenfreundlichen Regierung, für die der Arbeiter nicht ein bloßes Werkzeug ist, sondern ein Gegenstand sittlicher und körperlicher Fürsorge (Friedell)

Past and Present

1843
- BUCH des folgenden sogenannten Chartismus: der edle, sich an Propheten entflammende Unternehmer-PATRIARCH mit seinen Arbeiter-Kindern → siehe CHARTISTEN
- eröffnete den Deutschen den Zugang zur englischen LITERATUR
- fortschrittskritisch ohne Sentimentalität nach einer neuen GOTIK wie bei MORRIS
- die Französische Revolution wertete er als eine offene, gewaltsame Empörung, als einen SIEG der ANARCHIE über die verdorbene, abgelebte Feudalwelt

Rezeption

- fand große Resonanz bei EMERSON, der seinetwegen nach ENGLAND reiste und blieb;

- Geschwätzigkeit; Gefühlslosigkeit der EMPFINDUNG (NIETZSCHE)

carlyle.txt · Zuletzt geändert: 2022/04/15 08:20 von Robert-Christian Knorr