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genie

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genie [2009/06/29 20:00] Robert-Christian Knorrgenie [2023/04/01 12:37] (aktuell) – [GENIE] Robert-Christian Knorr
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 ====== GENIE ====== ====== GENIE ======
- +- handelt in der [[Erkenntnis]] der Voraussetzungen, deren Maßstäbe es in sich trägt und hat darum immer Erfolg, und nicht bezeichnet umgekehrt  die [[Geschichte]] das Genie, weil es Erfolg gehabt hat (Beumelburg)\\ 
-- Unter Genie verstehe ich die geistigen Kräfte, die fähig sind, alle Gegenstände unseres [[Wissen]]zu durchdringen und ihre wesentlichsten Unterschiede zu erfassen. (Fielding)\\ +- Unter Genie verstehe ich die geistigen Kräfte, die fähig sind, alle Gegenstände unseres [[Wissen#Wissens]] zu durchdringen und ihre wesentlichsten Unterschiede zu erfassen. (Fielding)\\ 
-Typ des produktiven [[bürger]]lichen [[Mensch]]en, der nicht willens ist, sich dem verhaßten Zwang der feudalistischen [[Herrschaft]] zu beugen und alle Versuche protestierend zurückweist, ihn in streng gezogenen Standesschranken zu halten (Geerdts)\\ +bedarf dreierlei: 
-- Verbindung eines [[Charakter]]mit einem [[Talent]]([[Grillparzer]])\\ +  - die gegebene Sachlage überblicken; 
-- führt das allein Gedachte zur Wirkung auf das Ganze zurück\\+  - die notwendigen Maßnahmen erkennen und 
 +  - im richtigen [[Augenblick]] handeln. 
 +- sein [[Wesen]] besteht darin, andere vor den Kopf zu stoßen, rücksichtslos seine Mission zu leben und sich gründlich unbeliebt zu machen (Friedell)\\ 
 +- [[Typ]] des produktiven bürgerlichen [[Mensch#Menschen]], der nicht willens ist, sich dem verhaßten [[Zwang]] der feudalistischen [[Herrschaft]] zu beugen und alle Versuche protestierend zurückweist, ihn in streng gezogenen Standesschranken zu halten (Geerdts)\\ 
 +- der schaffende [[Geist]] für sich, auch außer und über dem Menschengeiste → bedarf der [[Demut]], um zu empfangen ([[Goethe]])\\ 
 +- Verbindung eines [[Charakter#Charakters]] mit einem [[Talent#Talente]] ([[Grillparzer]])\\ 
 +- führt das allein Gedachte zur [[Wirkung]] auf das Ganze zurück\\
 - hat die Befriedigung des inneren Dranges zum [[Zweck]] ([[Humboldt]])\\ - hat die Befriedigung des inneren Dranges zum [[Zweck]] ([[Humboldt]])\\
-- nach §77 der „Kritik der Urteilskraft“ ein //archetypus intellectus//, der ans [[Leben]] gebunden ist, nicht an die Kunstgeschichte ([[Kant]])\\+- nach §77 der „Kritik der Urteilskraft“ ein //[[archetypus]] intellectus//, der ans [[Leben]] gebunden ist, nicht an die Kunstgeschichte → das Genie handelt völlig reflexionslos und naiv, absichtslos wie eine [[Naturkraft]] und besitzt eben dadurch die Macht, Regeln zu geben ([[Kant]])\\
 - eine ästhetische [[Monade]] ([[Leibniz]])\\ - eine ästhetische [[Monade]] ([[Leibniz]])\\
-- dem Genie des Künstlers gelingt es, sich vom Willen zu befreien und die [[Natur]] rein und objektiv darzustellen ([[Rosenberg]])\\+- kann man nicht haben, nur sein (Schlegel)\\ 
 +- dem Genie des Künstlers gelingt es, sich vom [[Willen]] zu befreien und die [[Natur]] rein und objektiv darzustellen ([[Rosenberg]])\\
 - //monstrum per excessum// ([[Schopenhauer]])\\ - //monstrum per excessum// ([[Schopenhauer]])\\
 - Günstling der Natur\\ - Günstling der Natur\\
-- Träger durch schöpferisch und gelehrtem Wissen nicht weiterableitbarer Naturkräfte → [[Dasein]]sform mit zugleich kosmischer Komponente ([[Shaftesbury]])+- Träger durch schöpferisch und gelehrtem Wissen nicht weiterableitbarer Naturkräfte → Daseinsform mit zugleich kosmischer Komponente ([[Shaftesbury]])\\ 
 +- Im 18. Jahrhundert zielte der Geniebegriff auf eine meritokritische Aufwertung des begabten Individuums gegen die [[Stand#Ständegesellschaft]]. Der "Geistesadel" beanspruchte, gleichberechtigt neben dem "Geburtsadel" zu stehen. (Sieferle)
  
  
 ===== deutsches Genie ===== ===== deutsches Genie =====
 - setzt das [[Problem]] erkenntnistheoretischen [[Denken]]s zuvörderst → führt zur Konstituierung vieler verschiedener Systeme\\ - setzt das [[Problem]] erkenntnistheoretischen [[Denken]]s zuvörderst → führt zur Konstituierung vieler verschiedener Systeme\\
-- die Aufklärer [[Mendelssohn]], Sulzer, Meier, [[Baumgarten]] wollen das Genie aus dem Gesamtaufbau des Menschen erklären\\+- die Aufklärer [[Moses Mendelsohn]], [[Sulzer]], Meier, [[Baumgarten]] wollen das Genie aus dem Gesamtaufbau des Menschen erklären\\
 - [[Lessing]] nennt es einen Mikrokosmos, der die [[Welt]] gestaltend sichtbar macht\\ - [[Lessing]] nennt es einen Mikrokosmos, der die [[Welt]] gestaltend sichtbar macht\\
 - [[Hamann]] und [[Herder]] deuten später das Genie als eigene und umfassende Totalität - [[Hamann]] und [[Herder]] deuten später das Genie als eigene und umfassende Totalität
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 +===== Theorie des Geniebegriffs =====
 +- wurde von [[Schelling]] in der //Philosophie der Kunst// geleistet, wobei er sich gegen [[Goethe#Goethes]] Auffassung stellte, der das Genie als Steigerung des Talents begriff, wobei es in der Goethezeit dreizehn  verschiedene Auffassungen des [[Begriff#Begriffs]] gab, den [[Herder]] eigentlich in die [[Sprache]] brachte\\
 +- Trennung zwischen Talent und Genie bei den Romantikern;\\
 +- Die Alten sprachen vom Genie weniger, ehrten aber und kultivierten es vielleicht mehr als wir. Die höhere Macht, die einen Menschen zur Hervorbringung seines Werkes belebt, das wir als unnachahmlich, als unerreichbar erkennen, aber mächtig oder sanft auf uns fühlen, diese auszeichnende Himmelsgabe nannten sie Geist ([[genius]]). Ein mit uns geborener Geist, daimon, vis animi divinior, von dem sie Kultur, Kunst, Fleiß so wenig ausschlossen, daß sie vielmehr ihn als Vater, [[Stifter]], Beleber, Schutzgott aller [[Kultur]] und Menschenbelebung anerkannten, priesen, vereherten. (Herder)\\
genie.1246298433.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:33 (Externe Bearbeitung)