Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


genie

Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
genie [2010/05/08 16:47] Robert-Christian Knorrgenie [2023/04/01 12:37] (aktuell) – [GENIE] Robert-Christian Knorr
Zeile 1: Zeile 1:
 ====== GENIE ====== ====== GENIE ======
 +- handelt in der [[Erkenntnis]] der Voraussetzungen, deren Maßstäbe es in sich trägt und hat darum immer Erfolg, und nicht bezeichnet umgekehrt  die [[Geschichte]] das Genie, weil es Erfolg gehabt hat (Beumelburg)\\
 - Unter Genie verstehe ich die geistigen Kräfte, die fähig sind, alle Gegenstände unseres [[Wissen#Wissens]] zu durchdringen und ihre wesentlichsten Unterschiede zu erfassen. (Fielding)\\ - Unter Genie verstehe ich die geistigen Kräfte, die fähig sind, alle Gegenstände unseres [[Wissen#Wissens]] zu durchdringen und ihre wesentlichsten Unterschiede zu erfassen. (Fielding)\\
-- Typ des produktiven bürgerlichen [[Mensch#Menschen]], der nicht willens ist, sich dem verhaßten [[Zwang]] der feudalistischen [[Herrschaft]] zu beugen und alle Versuche protestierend zurückweist, ihn in streng gezogenen Standesschranken zu halten (Geerdts)\\+bedarf dreierlei: 
 +  - die gegebene Sachlage überblicken; 
 +  - die notwendigen Maßnahmen erkennen und 
 +  - im richtigen [[Augenblick]] handeln. 
 +- sein [[Wesen]] besteht darin, andere vor den Kopf zu stoßen, rücksichtslos seine Mission zu leben und sich gründlich unbeliebt zu machen (Friedell)\\ 
 +- [[Typ]] des produktiven bürgerlichen [[Mensch#Menschen]], der nicht willens ist, sich dem verhaßten [[Zwang]] der feudalistischen [[Herrschaft]] zu beugen und alle Versuche protestierend zurückweist, ihn in streng gezogenen Standesschranken zu halten (Geerdts)\\ 
 +- der schaffende [[Geist]] für sich, auch außer und über dem Menschengeiste → bedarf der [[Demut]], um zu empfangen ([[Goethe]])\\
 - Verbindung eines [[Charakter#Charakters]] mit einem [[Talent#Talente]] ([[Grillparzer]])\\ - Verbindung eines [[Charakter#Charakters]] mit einem [[Talent#Talente]] ([[Grillparzer]])\\
 - führt das allein Gedachte zur [[Wirkung]] auf das Ganze zurück\\ - führt das allein Gedachte zur [[Wirkung]] auf das Ganze zurück\\
 - hat die Befriedigung des inneren Dranges zum [[Zweck]] ([[Humboldt]])\\ - hat die Befriedigung des inneren Dranges zum [[Zweck]] ([[Humboldt]])\\
-- nach §77 der „Kritik der Urteilskraft“ ein //archetypus intellectus//, der ans [[Leben]] gebunden ist, nicht an die Kunstgeschichte ([[Kant]])\\+- nach §77 der „Kritik der Urteilskraft“ ein //[[archetypus]] intellectus//, der ans [[Leben]] gebunden ist, nicht an die Kunstgeschichte → das Genie handelt völlig reflexionslos und naiv, absichtslos wie eine [[Naturkraft]] und besitzt eben dadurch die Macht, Regeln zu geben ([[Kant]])\\
 - eine ästhetische [[Monade]] ([[Leibniz]])\\ - eine ästhetische [[Monade]] ([[Leibniz]])\\
 +- kann man nicht haben, nur sein (Schlegel)\\
 - dem Genie des Künstlers gelingt es, sich vom [[Willen]] zu befreien und die [[Natur]] rein und objektiv darzustellen ([[Rosenberg]])\\ - dem Genie des Künstlers gelingt es, sich vom [[Willen]] zu befreien und die [[Natur]] rein und objektiv darzustellen ([[Rosenberg]])\\
 - //monstrum per excessum// ([[Schopenhauer]])\\ - //monstrum per excessum// ([[Schopenhauer]])\\
 - Günstling der Natur\\ - Günstling der Natur\\
-- Träger durch schöpferisch und gelehrtem Wissen nicht weiterableitbarer Naturkräfte → Daseinsform mit zugleich kosmischer Komponente ([[Shaftesbury]])+- Träger durch schöpferisch und gelehrtem Wissen nicht weiterableitbarer Naturkräfte → Daseinsform mit zugleich kosmischer Komponente ([[Shaftesbury]])\\ 
 +- Im 18. Jahrhundert zielte der Geniebegriff auf eine meritokritische Aufwertung des begabten Individuums gegen die [[Stand#Ständegesellschaft]]. Der "Geistesadel" beanspruchte, gleichberechtigt neben dem "Geburtsadel" zu stehen. (Sieferle)
  
  
Zeile 19: Zeile 27:
 - [[Lessing]] nennt es einen Mikrokosmos, der die [[Welt]] gestaltend sichtbar macht\\ - [[Lessing]] nennt es einen Mikrokosmos, der die [[Welt]] gestaltend sichtbar macht\\
 - [[Hamann]] und [[Herder]] deuten später das Genie als eigene und umfassende Totalität - [[Hamann]] und [[Herder]] deuten später das Genie als eigene und umfassende Totalität
 +
 +===== Theorie des Geniebegriffs =====
 +- wurde von [[Schelling]] in der //Philosophie der Kunst// geleistet, wobei er sich gegen [[Goethe#Goethes]] Auffassung stellte, der das Genie als Steigerung des Talents begriff, wobei es in der Goethezeit dreizehn  verschiedene Auffassungen des [[Begriff#Begriffs]] gab, den [[Herder]] eigentlich in die [[Sprache]] brachte\\
 +- Trennung zwischen Talent und Genie bei den Romantikern;\\
 +- Die Alten sprachen vom Genie weniger, ehrten aber und kultivierten es vielleicht mehr als wir. Die höhere Macht, die einen Menschen zur Hervorbringung seines Werkes belebt, das wir als unnachahmlich, als unerreichbar erkennen, aber mächtig oder sanft auf uns fühlen, diese auszeichnende Himmelsgabe nannten sie Geist ([[genius]]). Ein mit uns geborener Geist, daimon, vis animi divinior, von dem sie Kultur, Kunst, Fleiß so wenig ausschlossen, daß sie vielmehr ihn als Vater, [[Stifter]], Beleber, Schutzgott aller [[Kultur]] und Menschenbelebung anerkannten, priesen, vereherten. (Herder)\\
genie.1273330067.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:33 (Externe Bearbeitung)