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gnosis

GNOSIS

- ERKENNTNIS des Übersinnlichen, das im ewigem GEHEIMNIS unsichtbar-sichtbar als treibende KRAFT alles Geschehens angenommen wird: wer? woher? wohin? wieso so geworden? wovon erlöst? (Leisegang)
- eine orientalische WELTANSCHAUUNG mit einem einzigen WORT, das den Weg zur Erlösung nicht in einer spontanen BEWEGUNG des RELIGIÖS ergriffenen Gemütes, sondern im DENKEN sucht, in einem Denken allerdings, das sein Ziel in der Erleuchtung, in der wortlosen, übervernünftigen Schau sucht (Schaeder)
- heißt an sich nichts anderes als Erkenntnis, wobei unmittelbares, geistiges Erkennen durch Erleuchtung oder Intuition gemeint ist, im Unterschied zum schlußfolgernden Erkennen des Verstandes (Vereno)

Darstellungsformen der Lehre

Lehre

acht Lehrsätze (nach Gründler):

  1. Das göttliche Urwesen kann nicht erkannt werden. Es ist unerreichbar und transzendent.
  2. Im Gegensatz zu diesem Urwesen steht die Materie, gleichfalls ewig, aber erkennbar und zugleich böse.
  3. Zwischen den Gegensätzen bewegen sich Mittler, göttliche Potenzen (die Äonen), die der Schöpfung und Offenbarung dienen - ein unmittelbarer Einfluß Gottes ist undenkbar. In den Äonen entfaltet sich die Fülle der Gottheit, das Pleroma, d.i. Emantismus.
  4. Einer der untersten Äonen hat aus SELBSTSUCHT die Erde und den Menschen aus Gutem und Bösem erschaffen, der Demiurg, und kann zugleich als der Gott des Alten Testaments oder Satan begriffen werden.
  5. Jesus erschien als höchster Äon in einem Scheinleib, um den Menschen den höchsten Gott zu offenbaren und einen Weg zu zeigen, wie man frei (von der Materie) werden könne.
  6. Nicht alle Menschen können die Erlösung erfahren: pneumatische (sind vom göttlichen Geist erfaßt und verkünden diesen Geist ihren Mitmenschen und zeigen ihnen, wie man sich von der Materie befreien könne) und einige pistische Menschen (Gläubige) gehören dazu, nicht aber die hylischen/sarkischen Menschen, die im Fleische bleiben und das Göttliche in sich unterdrücken. (Sarkiker (fleischliche Menschen); Psychiker (seelische Menschen) und PNEUMATIKER (geistige Menschen) → innerhalb der Pneumatiker wird die Ekklesia, die GEMEINDE im engeren Sinne, geschieden
  7. Die christliche Lehre steht im NT und einigen Apokryphen; das AT wird als Satanswerk abgelehnt.
  8. Die Lehre von der Auferstehung wird verworfen.
  • Glaubenssatz

- die innere ERFAHRUNG kann nicht trügen, sondern ist der Ausgangspunkt des Forschens → die erlebte HARMONIE zwischen ICH und WELT sucht Bestätigung im Inneren
- Kampf der Gegensätze
- die SCHÖPFUNG wird von GOTT fortgeführt
- die Gnosis ist das WISSEN vom Weg nach oben zu Gott zurück
- die Jungfrau empfängt den Samen des Lichts und gebiert den neuen, den geistigen Menschen
- die Religionsphilosophie ist in den unteren und mittleren Höhenlagen streng dualistisch, aber auch der höchsten Stufe monistisch-monotheistisch (HARNACK) → d.i. ein Gegensatz zur Kabbala, aber auch zu den großen mittelalterlichen Mystikern von Areopagita über Scotus Erigena bis zu Meister Eckart

- der Gnostiker steigt ins Innere der Dinge und entdeckt die Differenzierung des Geistes und des Gedankens → Geist: Funktion, objektiv vs. Gedanke: Produkt des Geistes, SUBJEKTIV
- aus dem DENKEN wird das Gedachte, somit aktiv, dazu kommt der WILLE, der aber in dem Gedanken schon liegt

- Wille, der zeugende Geist, der gezeugte Gedanke → Erzeugung des geborenen Geschöpfs

- orphisch (?) → am Anfang stehen AETHER und CHAOS
- die Geburt des Welteis entsteht daraus, das in zwei Teile zerbricht, in HIMMEL und ERDE
- der demiurgos ist mannweiblich, androgyn

GottGeist
höhere GEISTER+LOGOS (SPRACHE, innen, und VERNUNFT, außen)
mittlere Geister+Sinnenseele
niedere Geister+Ernährungsseele
Menschen+Materie
Tiere-Logos, -Geist
Pflanzen-Sinnenseele
Mineralien-Ernährungsseele

Kultus

- Einblick gebend in geheime Zusammenhänge des Weltenkreislaufs
- schafft Sphärenspannung im RITUS von einer Entwicklungsstufe (Entfernung zu Gott) zur nächsten: Geist-MATERIE-Geist…

- steht im schärfsten Gegensatz zur Welt, zum Alltag der Menschen: Wer die Welt erkannte, fand einen Leichnam. → ptoma – Leichnam heißt eine Stelle im Thomas-Evangelium 56; kann aber auch somaLEIB heißen, ABER: das Vergängliche ist nur ein Gleichnis, da ALLES vergänglich ist gegenüber dem Ewigen
- ist eine radikale Dämonisierung alles Irdischen → der streng dualistische CHARAKTER kam aus dem JUDENTUM
- die Erlösung ist im WISSEN, d.i. Gott, nicht im GLAUBEN → Vorstufe zum Manichäismus, der Erlöser wird von Gott gesandt: man sehnt sich danach
- die frühen KIRCHENVÄTER wollten sie aus dem GEDÄCHTNIS der Menschen tilgen
- der erste und letzte große Einbruch von WUNSCH-Mythologie in den Kopf (BLOCH)
- Versuch der synkretischen Umbildung des Christentums (Adam Müller)

Himmelsreise der Seele

- Phantasmagorie samt ritueller Anweisung → schloß sich der TAUFE durch BLUT an, um sich gegen das STERBEN unsichtbar zu machen
- zwischen Himmel und Erde liegen die sieben Planetenkreise, die Zäune der Bosheit, die von bösen Geistern, den Herrschern der Welt, beherrscht werden
- beim Abstieg der Seele aus dem Himmel zur Erde, die Mondfahrt, durchfährt sie sieben Planetenkreise und bekommt aus jedem ein Stück BANN mit für ihr irdisches SCHICKSAL
- fährt die Seele zurück in den Himmel, die Sonnenfahrt, muß sie am selben Archonten vorbei, der ihr den Weg versperrt
- zusätzliche Schwierigkeiten bei der REISE der Seele durch den Stand der übrigen Gestirne, die alle Wehrtürme des Teufels darstellen… → die Gnosis ist sozusagen ein Brechmittel der astralen Blockade - sie schafft PAß-Worte
- am Ende der Reise tritt der Seele eine schöne Jungfrau entgegen, das zum Himmel geleitende WEIB

gnosis.txt · Zuletzt geändert: 2023/04/23 11:49 von Robert-Christian Knorr