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lenin [2019/07/28 16:16] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1lenin [2023/12/23 21:25] (aktuell) – [Wladimir Iljitsch Uljanow] Robert-Christian Knorr
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 - erhielt 1917 vor seiner Eisenbahnwaggon-Fahrt durch [[Deutschland]] durch Paul Warburg, //Federal Reserve Board//, [[USA]], 6 Mill. $ (nach heutigem [[Geld]] etwa 2,2 Mrd. €) zur Unterstützung seiner politischen Pläne → wurden ihm über [[Helphand]] alias Parvus zur Verfügung gestellt\\ - erhielt 1917 vor seiner Eisenbahnwaggon-Fahrt durch [[Deutschland]] durch Paul Warburg, //Federal Reserve Board//, [[USA]], 6 Mill. $ (nach heutigem [[Geld]] etwa 2,2 Mrd. €) zur Unterstützung seiner politischen Pläne → wurden ihm über [[Helphand]] alias Parvus zur Verfügung gestellt\\
 - nach seinem [[Tod]] stellte der Pathologe Vogt, Kaiser-Wilhelm-Institut Berlin, fest, daß sich Lenins außerordentliche Fähigkeiten auf eine besondere [[Entwicklung]] der dritten Zellschicht der Hirnrinde zurückführen ließen;\\ - nach seinem [[Tod]] stellte der Pathologe Vogt, Kaiser-Wilhelm-Institut Berlin, fest, daß sich Lenins außerordentliche Fähigkeiten auf eine besondere [[Entwicklung]] der dritten Zellschicht der Hirnrinde zurückführen ließen;\\
-- besonders fremd war ihm ein Wohlwollen zu den Revolutionären, welche in vorhergehenden Perioden [vor der Julitagen und den damit verbundenen Vorwürfen, Lenin sei ein Verräter an Rußland] außerhalb der Reihen der bolschewistischen Partei getanden hatten ([[Trotzki]]) → Trotzki gehörte zu den [[Meschrajonze]] und war kein Bolschewik, dennoch bescheinigte ihm Lenin, im Sinne der Bolschewiki zu agieren und in den schweren Julitagen seinen [[Mann]] gestanden zu haben+- besonders fremd war ihm ein Wohlwollen zu den Revolutionären, welche in vorhergehenden Perioden [vor der Julitagen und den damit verbundenen Vorwürfen, Lenin sei ein Verräter an Rußland] außerhalb der Reihen der bolschewistischen Partei gestanden hatten ([[Trotzki]]) → Trotzki gehörte zu den [[Meschrajonze]] und war kein Bolschewik, dennoch bescheinigte ihm Lenin, im Sinne der Bolschewiki zu agieren und in den schweren Julitagen seinen [[Mann]] gestanden zu haben\\ 
 +- befahl 1918, Klassenfeinde in Konzentrationslager zu stecken, was die Tscheka veranlaßte, das GULAG-System zu entwickeln
  
 ==== Aprilthesen ==== ==== Aprilthesen ====
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 Frieden konnten die Bolschewiken versprechen, weil das [[Reich]] ihnen in dieser Argumentation half und man den führenden Köpfen, Lenin und Trotzki , mehr vertraute als dem wortbrüchigen Kerenski, dessen historische Aufgabe darin bestehen sollte, den [[Liberalismus]] in Rußland politisch zu verbrauchen - wozu ihn die taktisch kluge Arbeit der Bolschewiken verbrachte. \\ Frieden konnten die Bolschewiken versprechen, weil das [[Reich]] ihnen in dieser Argumentation half und man den führenden Köpfen, Lenin und Trotzki , mehr vertraute als dem wortbrüchigen Kerenski, dessen historische Aufgabe darin bestehen sollte, den [[Liberalismus]] in Rußland politisch zu verbrauchen - wozu ihn die taktisch kluge Arbeit der Bolschewiken verbrachte. \\
 Mit den Argumenten der Bolschewiken korrelierte ihre Forderung nach alleiniger Macht der Räte. Das leuchtete allen ein, denen das Sprichwort von den vielen Köchen, die den Brei verdürben, bekannt war. Macht ist unteilbar. Die Vorbereitung für den bewaffneten Aufstand begann, organisiert von [[Trotzki]], während Lenin seine Bolschewiken auf Kurs brachte und nach der Erringung der Macht in den Sowjets von Petrograd und Moskau, das Signal zum bewaffneten Aufstand gab, der am 25. Oktober/7. November 1917 ausbrach.\\ Mit den Argumenten der Bolschewiken korrelierte ihre Forderung nach alleiniger Macht der Räte. Das leuchtete allen ein, denen das Sprichwort von den vielen Köchen, die den Brei verdürben, bekannt war. Macht ist unteilbar. Die Vorbereitung für den bewaffneten Aufstand begann, organisiert von [[Trotzki]], während Lenin seine Bolschewiken auf Kurs brachte und nach der Erringung der Macht in den Sowjets von Petrograd und Moskau, das Signal zum bewaffneten Aufstand gab, der am 25. Oktober/7. November 1917 ausbrach.\\
-Die russische Propaganda rief die Freiheit der Völker aus, das [[Selbstbestimmungsrecht]], rief einen Frieden frei von Annektion aus, frei von Kontribution und dergleichen imperialem Gehabe mehr. Das klang gut in den Ohren der meisten Menschen. Das Reich konnte sich diesem Ruf nach weltweiter Gerechtigkeit nicht verschließen und ging auf die Friedensvorschläge ein. Es gab einen separaten Friedensschluß, in dem sich auf Reichsseite die auf Sicherheit und Wiedergutmachung orientierten Kräfte durchsetzten. Der Frieden von Brest-Litowsk brachte dem Reich (vorübergehend) große Gebietsgewinne, von denen fraglich war, ob sie sich als Gewinn fürs Reich würden zeigen können; den Bolschewiken aber brachte dieser Frieden den Vorteil, sich jetzt auf die Festigung ihrer Macht konzentrieren zu können und zudem im Reich selbst die Arbeiterklasse in ihrem Sinne zu politisieren, denn das Reich hatte hier keinen status quo ante bellum-Frieden geschlossen, also seine aggressive Seite gezeigt. Der Frieden hing zu sehr an der Person Lenins, dessen Friedenswille ehrlich war, nicht aber an dem der Bolschewiken, in deren Kreisen die fata der Weltrevolution (Trotzki) stark vertreten war, anteilig weitaus stärker als die imperialen Phantasien der Alldeutschen auf Reichsseite. Im Frieden von Brest-Litowsk hatten sich jeweils die Minderheiten durchgesetzt und dementsprechend ein ephemeres Werk geschaffen, ein substanzloses, weil es nicht der wirklichen Mehrheits- und Machtverhältnissen entsprach. Der politischen Führung des Reiches muß hier ein Tadel ausgesprochen werden, eben dies nicht erkannt zu haben und sich des Spatzes in der Hand (Landgewinne mit wenig deutscher Bevölkerung) statt der Taube auf dem Dach (dauerhafte Friedenslösung im Osten) zu versichern und diesbezüglich zu handeln.\\+Die russische Propaganda rief die Freiheit der Völker aus, das [[Selbstbestimmungsrecht]], rief einen Frieden frei von Annektion aus, frei von Kontribution und dergleichen imperialem Gehabe mehr. Das klang gut in den Ohren der meisten Menschen. Das Reich konnte sich diesem Ruf nach weltweiter Gerechtigkeit nicht verschließen und ging auf die Friedensvorschläge ein. Es gab einen separaten Friedensschluß, in dem sich auf Reichsseite die auf Sicherheit und Wiedergutmachung orientierten Kräfte durchsetzten. Der Frieden von Brest-Litowsk brachte dem Reich (vorübergehend) große Gebietsgewinne, von denen fraglich war, ob sie sich als Gewinn fürs Reich würden zeigen können; den Bolschewiken aber brachte dieser Frieden den Vorteil, sich jetzt auf die Festigung ihrer Macht konzentrieren zu können und zudem im Reich selbst die Arbeiterklasse in ihrem Sinne zu politisieren, denn das Reich hatte hier keinen status quo ante bellum-Frieden geschlossen, also seine aggressive Seite gezeigt. Der Frieden hing zu sehr an der Person Lenins, dessen Friedenswille ehrlich war, nicht aber an dem der Bolschewiken, in deren Kreisen die fata der Weltrevolution (Trotzki) stark vertreten war, anteilig weitaus stärker als die imperialen Phantasien der Alldeutschen auf Reichsseite. Im Frieden von Brest-Litowsk hatten sich jeweils die Minderheiten durchgesetzt und dementsprechend ein ephemeres Werk geschaffen, ein substanzloses, weil es nicht der wirklichen Mehrheits- und Machtverhältnissen entsprach. Der politischen Führung des Reiches muß hier ein [[Tadel]] ausgesprochen werden, eben dies nicht erkannt zu haben und sich des Spatzes in der Hand (Landgewinne mit wenig deutscher Bevölkerung) statt der Taube auf dem Dach (dauerhafte Friedenslösung im Osten) zu versichern und diesbezüglich zu handeln.\\
 So wurde im Frühjahr 1918 ein Korridor von Finnland bis zur Ukraine gezogen. Österreich-Ungarn brauchte diesen Brotfrieden für seine hungernde Bevölkerung, das Reich nicht weniger. Nur das Baltikum wollten die Bolschewiken behalten, aber genau dieses beherbergte die meisten Deutschen, also brachen die Mittelmächte die Verhandlungen ab und besetzten das Baltikum, von den Einwohnern dort jubelnd empfangen. Die Bolschewiken sahen Petrograd (so hieß St. Petersburg zwischen 1914 und 24) bedroht, aber die deutschen Truppen wurden im Westen benötigt und griffen die russische Hauptstadt nicht an. Rußland stimmte unter diesen Umständen den Gebietsforderungen des Reiches zu.\\ So wurde im Frühjahr 1918 ein Korridor von Finnland bis zur Ukraine gezogen. Österreich-Ungarn brauchte diesen Brotfrieden für seine hungernde Bevölkerung, das Reich nicht weniger. Nur das Baltikum wollten die Bolschewiken behalten, aber genau dieses beherbergte die meisten Deutschen, also brachen die Mittelmächte die Verhandlungen ab und besetzten das Baltikum, von den Einwohnern dort jubelnd empfangen. Die Bolschewiken sahen Petrograd (so hieß St. Petersburg zwischen 1914 und 24) bedroht, aber die deutschen Truppen wurden im Westen benötigt und griffen die russische Hauptstadt nicht an. Rußland stimmte unter diesen Umständen den Gebietsforderungen des Reiches zu.\\
 **Nebengeräusche**: Polen wollte Gebiete um Cholm (Nordwestrußland), die Ukrainer eine eigene Republik. Beide Völker lebten durcheinander, also nicht in klar definierbaren Siedlungsgebieten. Die Schwierigkeit eines Selbstbestimmungsrechtes der Völker zeigte sich schon in den Anfängen. Jedes Völkchen wollte ein möglichst großes Gebiet zur Staatsgründung, auch gegen Minderheiten, die ihrerseits Selbstbestimmungsrechte geltend machten. Die territorialen Fragen bezüglich Rumäniens faßte der Frieden von Bukarest im Mai 1918. Bulgarien und das Osmanische Reich sahen sich hierin um den Lohn ihrer Mühen gebracht, denn die von beiden geforderte Dobrudscha (Trans-Danubien) blieb bei Rumänien, womit Rumänien Anrainer des Schwarzen Meeres blieb.\\ **Nebengeräusche**: Polen wollte Gebiete um Cholm (Nordwestrußland), die Ukrainer eine eigene Republik. Beide Völker lebten durcheinander, also nicht in klar definierbaren Siedlungsgebieten. Die Schwierigkeit eines Selbstbestimmungsrechtes der Völker zeigte sich schon in den Anfängen. Jedes Völkchen wollte ein möglichst großes Gebiet zur Staatsgründung, auch gegen Minderheiten, die ihrerseits Selbstbestimmungsrechte geltend machten. Die territorialen Fragen bezüglich Rumäniens faßte der Frieden von Bukarest im Mai 1918. Bulgarien und das Osmanische Reich sahen sich hierin um den Lohn ihrer Mühen gebracht, denn die von beiden geforderte Dobrudscha (Trans-Danubien) blieb bei Rumänien, womit Rumänien Anrainer des Schwarzen Meeres blieb.\\
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 Im April 1916 teilte Parvus seinen Geschäftsanteil an der Kopenhagener Firma mit einem Berliner Kaufmann namens Georg Sklarz, der seine ausgezeichneten Beziehungen zum deutschen Generalstab mit in das Geschäft einbrachte. Er stand wenigstens seit Beginn der Mobilisierung 1914 im Dienst des Geheimdienstes des Deutschen Admiralstabes Alfred v. Tirpitz’. Auf Anweisung dieser Dienststellen trat er 1916 in das Geschäft von Parvus ein. Zwei seiner Brüder, Waldemar und Heinrich Sklarz, arbeiteten ebenfalls für deutsche Interessen in Skandinavien: Waldemar als Parvus’ Sekretär in Stockholm und Heinrich, der Ende 1915 im Auftrag des deutschen Generalstabs nach Kopenhagen entsandt worden war, beobachtete im Auftrag der Wirtschaftsspionage den Einfluß der [[Entente]] auf das dänische Wirtschaftsleben. \\ Im April 1916 teilte Parvus seinen Geschäftsanteil an der Kopenhagener Firma mit einem Berliner Kaufmann namens Georg Sklarz, der seine ausgezeichneten Beziehungen zum deutschen Generalstab mit in das Geschäft einbrachte. Er stand wenigstens seit Beginn der Mobilisierung 1914 im Dienst des Geheimdienstes des Deutschen Admiralstabes Alfred v. Tirpitz’. Auf Anweisung dieser Dienststellen trat er 1916 in das Geschäft von Parvus ein. Zwei seiner Brüder, Waldemar und Heinrich Sklarz, arbeiteten ebenfalls für deutsche Interessen in Skandinavien: Waldemar als Parvus’ Sekretär in Stockholm und Heinrich, der Ende 1915 im Auftrag des deutschen Generalstabs nach Kopenhagen entsandt worden war, beobachtete im Auftrag der Wirtschaftsspionage den Einfluß der [[Entente]] auf das dänische Wirtschaftsleben. \\
 In eigenartigem Gegensatz zu seinem geschäftlichen Engagement steht Parvus’ Tätigkeit als Herausgeber der Zeitschrift "Glocke". Diese setzte sich für Deutschland und einen revolutionären Umsturz in Rußland ein. Doch der Zusammenhang zu Deutschland war zu offensichtlich, als daß dieses Organ dauerhaft eine übergreifende Wirkung hätte haben können. Immerhin fand sie international Beachtung. Rosa Luxemburg etwa fand einige der Thesen diskussionswürdig. Lenin in Zürich allerdings nannte im November 1915 die Zeitung des „Herrn Parvus“ „rundum eine Kloake des deutschen Chauvinismus“. Natürlich waren ihm die Verbindungen Parvus’ zu deutschen Regierungsstellen nicht verborgen geblieben. Er selbst hatte ja davon profitiert. \\ In eigenartigem Gegensatz zu seinem geschäftlichen Engagement steht Parvus’ Tätigkeit als Herausgeber der Zeitschrift "Glocke". Diese setzte sich für Deutschland und einen revolutionären Umsturz in Rußland ein. Doch der Zusammenhang zu Deutschland war zu offensichtlich, als daß dieses Organ dauerhaft eine übergreifende Wirkung hätte haben können. Immerhin fand sie international Beachtung. Rosa Luxemburg etwa fand einige der Thesen diskussionswürdig. Lenin in Zürich allerdings nannte im November 1915 die Zeitung des „Herrn Parvus“ „rundum eine Kloake des deutschen Chauvinismus“. Natürlich waren ihm die Verbindungen Parvus’ zu deutschen Regierungsstellen nicht verborgen geblieben. Er selbst hatte ja davon profitiert. \\
-Doch war Parvus durchaus nicht lediglich ein Befehlsempfänger. Durch seine häufigeren Besprechungen mit dem deutschen Botschafter in Kopenhagen, Graf Brockdorff-Rantzau, flossen seine Überlegungen auch in die deutsche Regierungspolitik ein. Ein wichtiges Gespräch der beiden über Rußland fand am 7. September 1915 statt. Parvus versicherte Rantzau, daß die Gärung in Rußland, „und zwar auch in der Armee“, soweit fortgeschritten sei, „daß sie zur Katastrophe führen muß“. Sollte Deutschland in der Lage sein, seine militärische Position an der russischen Front zu halten, so werde seiner Meinung nach die Entwicklung „von selbst zur offenen Revolution treiben“. In einem freilich irrte Parvus. Er setzte den Termin der Revolution Ende Januar 1916 an. Sie sollte erst ein gutes Jahr später stattfinden. In Berlin hatte man verstanden. \\+Doch war Parvus durchaus nicht lediglich ein Befehlsempfänger. Durch seine häufigeren Besprechungen mit dem deutschen Botschafter in Kopenhagen, Graf Brockdorff-Rantzau, flossen seine Überlegungen auch in die deutsche Regierungspolitik ein. Ein [[Gespräch]] der beiden über Rußland fand am 7. September 1915 statt. Parvus versicherte Rantzau, daß die Gärung in Rußland, „und zwar auch in der Armee“, soweit fortgeschritten sei, „daß sie zur Katastrophe führen muß“. Sollte Deutschland in der Lage sein, seine militärische Position an der russischen Front zu halten, so werde seiner Meinung nach die Entwicklung „von selbst zur offenen Revolution treiben“. In einem freilich irrte Parvus. Er setzte den Termin der Revolution Ende Januar 1916 an. Sie sollte erst ein gutes Jahr später stattfinden. In Berlin hatte man verstanden. \\
 So sollte nun zunächst Parvus als Mittelsmann der deutschen Regierung diesen merkwürdigen Lenin in Zürich finanziell unterstützen – mit deutschem Geld selbstredend. Und dieser sollte damit gefälligst in Rußland eine Revolution anzetteln und, wie er versprochen hatte, umgehend mit den Deutschen einen Sonderfrieden aushandeln. So ungefähr hatte man sich das in Berlin vorgestellt. An die Konsequenzen, die eine Revolution Lenins über kurz oder lang auch in Deutschland haben könnte, hatte man nicht gedacht. \\ So sollte nun zunächst Parvus als Mittelsmann der deutschen Regierung diesen merkwürdigen Lenin in Zürich finanziell unterstützen – mit deutschem Geld selbstredend. Und dieser sollte damit gefälligst in Rußland eine Revolution anzetteln und, wie er versprochen hatte, umgehend mit den Deutschen einen Sonderfrieden aushandeln. So ungefähr hatte man sich das in Berlin vorgestellt. An die Konsequenzen, die eine Revolution Lenins über kurz oder lang auch in Deutschland haben könnte, hatte man nicht gedacht. \\
 Lenin wiederum roch den Braten. Zwar brauchte er wie immer [[Geld]]. Aber keins, das ihn so offen diskreditiert hätte. So schaltete er seinen alten Freund Hanecki in Stockholm dazwischen. Namhafte Geldbeträge von der deutschen Reichsregierung gingen nun vom Berliner Auswärtigen Amt an Brockdorff-Rantzau; der holsteinische Aristokrat leitete es weiter an Parvus in Kopenhagen. Von dort an Hanecki in Stockholm – und von diesem schließlich an Lenin. So konnte Lenin jederzeit nach außen den Schein wahren, er habe nichts von der Herkunft des Geldes gewußt.\\ Lenin wiederum roch den Braten. Zwar brauchte er wie immer [[Geld]]. Aber keins, das ihn so offen diskreditiert hätte. So schaltete er seinen alten Freund Hanecki in Stockholm dazwischen. Namhafte Geldbeträge von der deutschen Reichsregierung gingen nun vom Berliner Auswärtigen Amt an Brockdorff-Rantzau; der holsteinische Aristokrat leitete es weiter an Parvus in Kopenhagen. Von dort an Hanecki in Stockholm – und von diesem schließlich an Lenin. So konnte Lenin jederzeit nach außen den Schein wahren, er habe nichts von der Herkunft des Geldes gewußt.\\
 Nur wenige Leute im Ausland kannten diesen Lenin überhaupt oder wußten genau, was er wollte. Auf internationalen sozialistischen Treffen spielte die Richtung Lenins kaum eine Rolle. Zu übermächtig waren vor Ausbruch des Weltkrieges Persönlichkeiten wie August [[Bebel]] oder Jean [[Jaurès]] gewesen. Vielleicht hielt man Lenin für radikal und auch etwas absonderlich, für bedeutend hielt man ihn nicht. \\ Nur wenige Leute im Ausland kannten diesen Lenin überhaupt oder wußten genau, was er wollte. Auf internationalen sozialistischen Treffen spielte die Richtung Lenins kaum eine Rolle. Zu übermächtig waren vor Ausbruch des Weltkrieges Persönlichkeiten wie August [[Bebel]] oder Jean [[Jaurès]] gewesen. Vielleicht hielt man Lenin für radikal und auch etwas absonderlich, für bedeutend hielt man ihn nicht. \\
-Das sollte sich schlagartig ändern, als es den russischen Bolschewisten unter Lenin schließlich im zweiten Anlauf am 8. November 1917 westlicher Zeitrechnung gelang, die Macht in Rußland durch einen Putsch an sich zu reißen. Man hatte über diesen Lenin und seine etwas krausen [[Ideen]] gelächelt. Jetzt stand er an der Spitze der ersten erfolgreichen kommunistischen Revolution. Jetzt lächelte niemand mehr. \\+Das sollte sich schlagartig ändern, als es den russischen Bolschewisten unter Lenin schließlich im zweiten Anlauf am 8. November 1917 westlicher [[Zeitrechnung]] gelang, die Macht in Rußland durch einen Putsch an sich zu reißen. Man hatte über diesen Lenin und seine etwas krausen [[Ideen]] gelächelt. Jetzt stand er an der Spitze der ersten erfolgreichen kommunistischen Revolution. Jetzt lächelte niemand mehr. \\
 Deutschland schloß tatsächlich einen Separatfrieden mit Rußland ab. Das hätte vielleicht im Ersten Weltkrieg die entscheidende militärische und politische Wende zugunsten Deutschlands und der Mittelmächte herbeiführen können, wenn nicht einige Monate zuvor, am 6. April 1917, die Vereinigten Staaten von Amerika auf seiten der Alliierten in den Krieg gegen die Mittelmächte eingetreten wären. \\ Deutschland schloß tatsächlich einen Separatfrieden mit Rußland ab. Das hätte vielleicht im Ersten Weltkrieg die entscheidende militärische und politische Wende zugunsten Deutschlands und der Mittelmächte herbeiführen können, wenn nicht einige Monate zuvor, am 6. April 1917, die Vereinigten Staaten von Amerika auf seiten der Alliierten in den Krieg gegen die Mittelmächte eingetreten wären. \\
 **Trotzdem**: der Separatfrieden mit der Sowjetunion brachte Deutschland einen ungeheuren strategischen Vorteil. Der Zweifrontenkrieg war beendet. Aber Lenin war noch nicht fertig. Er wollte die Revolution nicht nur in Rußland, sondern er wollte die Weltrevolution. Deutschland galt ihm als das fortgeschrittenste Land. Brach dort die Revolution aus, dann mußte die Umwälzung in allen anderen Ländern unweigerlich folgen. Und daß sich die Welt in einem Krieg befand – das begriff Lenin –, konnte einer solchen Entwicklung nur förderlich sein. \\ **Trotzdem**: der Separatfrieden mit der Sowjetunion brachte Deutschland einen ungeheuren strategischen Vorteil. Der Zweifrontenkrieg war beendet. Aber Lenin war noch nicht fertig. Er wollte die Revolution nicht nur in Rußland, sondern er wollte die Weltrevolution. Deutschland galt ihm als das fortgeschrittenste Land. Brach dort die Revolution aus, dann mußte die Umwälzung in allen anderen Ländern unweigerlich folgen. Und daß sich die Welt in einem Krieg befand – das begriff Lenin –, konnte einer solchen Entwicklung nur förderlich sein. \\
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 - die russische Arbeiterklasse besitzt die historische Aufgabe, das mächtigste Bollwerk der europäischen und asiatischen Reaktion, die russischen Bojaren, zu zerstören und sich so zur [[Avantgarde]] des internationalen revolutionären [[Proletariat#Proletariats]] zu machen, was unter Leitung einer straff geführten [[Sozialdemokratie]] mit verschwörerisch arbeitenden Berufsrevolutionären, und nur so!, möglich wäre\\ - die russische Arbeiterklasse besitzt die historische Aufgabe, das mächtigste Bollwerk der europäischen und asiatischen Reaktion, die russischen Bojaren, zu zerstören und sich so zur [[Avantgarde]] des internationalen revolutionären [[Proletariat#Proletariats]] zu machen, was unter Leitung einer straff geführten [[Sozialdemokratie]] mit verschwörerisch arbeitenden Berufsrevolutionären, und nur so!, möglich wäre\\
  
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