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ludowinger

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 Zur Geschichte dieses Siedlungsraumes: Bonifatius gründete 724 hier ein Kloster. 200 Jahre später kam die Gegend in den Besitz des Abtes von [[Fulda]] und blieb dort bis 1170. Jedenfalls kam es erst nach dieser Zeit in ludowingischen Besitz. Das ist im Vergleich zu den anderen Hauptburgengebieten sehr spät. Friedrich I. Barbarossa billigt den Übergang Creuzburgs von fuldaischem in landgräflichen Besitz, wahrscheinlich, um die Stellung der Ludowinger gegenüber Heinrich dem Löwen zu verfestigen: \\ Zur Geschichte dieses Siedlungsraumes: Bonifatius gründete 724 hier ein Kloster. 200 Jahre später kam die Gegend in den Besitz des Abtes von [[Fulda]] und blieb dort bis 1170. Jedenfalls kam es erst nach dieser Zeit in ludowingischen Besitz. Das ist im Vergleich zu den anderen Hauptburgengebieten sehr spät. Friedrich I. Barbarossa billigt den Übergang Creuzburgs von fuldaischem in landgräflichen Besitz, wahrscheinlich, um die Stellung der Ludowinger gegenüber Heinrich dem Löwen zu verfestigen: \\
  
-/wesenoverit igitur tam pr[a]esens [a]etas quam successura posteritas, quod dilecti [[principes]] nostri Burkardus abbas Fuldensis ecclesi[a]e et Lodewicus lantgravius de Thuringia ad presentiam nostram venientes uterque cum altero coram nobis allodiorum subscriptorum fecerunt concambium, qurum alter videlicet abbas Burkardus ex consilio nostro et hominum ac ministerialium Fuldensis ecclesi[a]e allodium in Cruceburc, quod, dum comes Hermannus de Orlamunde pro feodo possiderit, abbati Burkardo et ecclesi[a]e Fuldensi resignavit, eodum iure, quo Fuldensis ecclesi[a]e illud pro allodio possiderit, in manus Lodewici lantgravii et uxoris eius Iutthe et filiorum suorum assentiente advocato comite Rodulpho de Cigenhagen pro recto concambio dederunt quoddam allodium absolute et libere possidendum donavit//. (Es möge deshalb sowohl das gegenwärtige Zeitalter als auch spätere Zeitalter wissen, daß unsere geliebten Fürsten Burkhard, Abt von Fulda, und Ludwig, Landgraf von Thüringen, in unserer [des Kaisers] Gegenwart erschienen sind; jeder mit dem anderen machten vor [[uns]] einen Tausch der unten beschrieben Allode, von denen der eine, Burkhard nämlich, auf unseren Rat und dem Rat seiner Männer und der Ministerialen von Fulda das Allod in Creuzburg, das bisher dem Grafen Hermann von Orlamünde gehörte, in die Hand des Landgrafen Ludwig, dessen Ehefrau Jutta und dessen Söhnen unter Zustimmung des Vogtes Rudolf von Ziegenhagen zum völlig freien Gebrauch übergab.)\\+//noverit igitur tam pr[a]esens [a]etas quam successura posteritas, quod dilecti [[principes]] nostri Burkardus abbas Fuldensis ecclesi[a]e et Lodewicus lantgravius de Thuringia ad presentiam nostram venientes uterque cum altero coram nobis allodiorum subscriptorum fecerunt concambium, qurum alter videlicet abbas Burkardus ex consilio nostro et hominum ac ministerialium Fuldensis ecclesi[a]e allodium in Cruceburc, quod, dum comes Hermannus de Orlamunde pro feodo possiderit, abbati Burkardo et ecclesi[a]e Fuldensi resignavit, eodum iure, quo Fuldensis ecclesi[a]e illud pro allodio possiderit, in manus Lodewici lantgravii et uxoris eius Iutthe et filiorum suorum assentiente advocato comite Rodulpho de Cigenhagen pro recto concambio dederunt quoddam allodium absolute et libere possidendum donavit//. (Es möge deshalb sowohl das gegenwärtige Zeitalter als auch spätere Zeitalter wissen, daß unsere geliebten Fürsten Burkhard, Abt von Fulda, und Ludwig, Landgraf von Thüringen, in unserer [des Kaisers] Gegenwart erschienen sind; jeder mit dem anderen machten vor [[uns]] einen Tausch der unten beschrieben Allode, von denen der eine, Burkhard nämlich, auf unseren Rat und dem Rat seiner Männer und der Ministerialen von Fulda das Allod in Creuzburg, das bisher dem Grafen Hermann von Orlamünde gehörte, in die Hand des Landgrafen Ludwig, dessen Ehefrau Jutta und dessen Söhnen unter Zustimmung des Vogtes Rudolf von Ziegenhagen zum völlig freien Gebrauch übergab.)\\
  
 Zum neuen Besitzer kamen: die Vogtei Creuzburg, d.i. die Altstadt, die Dörfer Ifta, Ebenau, Scherbda, die Hälfte Schnellmannhausens, Rittmannshausen und die zum Kloster gehörigen Orte Pferdedorf und der Klosterhof zu Ütteroda.\\ Zum neuen Besitzer kamen: die Vogtei Creuzburg, d.i. die Altstadt, die Dörfer Ifta, Ebenau, Scherbda, die Hälfte Schnellmannhausens, Rittmannshausen und die zum Kloster gehörigen Orte Pferdedorf und der Klosterhof zu Ütteroda.\\
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 1221 der erste Ausritt Ludwigs IV. Richtung Osten. 1223 rüstet sich Ludwig von der Neuenburg aus, um im nachbarlichen Osterland in Görschen ein Landding zu halten. Im selben Jahr erfolgte der Kriegszug gen Osten über [[Tharandt]], Dresden und Naunhof, der sogenannte sächsische Feldzug, um Ludwigs Besitzansprüche in der Mark Meißen durchzusetzen; ein Jahr später wird zwischen den kriegführenden sächsischen und thüringischen Parteien auf der Neuenburg [[Frieden]] geschlossen, 1225 führt ihn ein Kriegszug bis an die Oder, wo er die polnische Feste Lebus einnimmt und 1226 schließlich, ein Jahr vor Ludwigs Tod, schien der Machtantritt der Ludowinger im sächsischen Raum durch die Übergabe der letzten sächsischen Burgen historisches [[Faktum]] zu sein. Wäre Ludwig nicht schon 1227 auf dem Kreuzzug gestorben, hätte die Neuenburg sicherlich ihren Peripheriestatus verloren und wäre dauerhaft ins Zentrum des ludowingischen Herrschaftsbereiches gerückt. Heinrich Raspe jedoch, der Nachfolger Ludwigs, setzte seine Prioritäten im Westen. Wie anders sähe [[Europa]]s Landkarte heute aus, hätte Heinrich Raspe die Politik seines Vorgängers im Amte des thüringischen Landgrafen fortgesetzt! Aber die Geschichte geht eben nicht immer den geraden Weg, und Heinrich Raspe suchte sein Heil nicht im weiten Osten, sondern im näheren und komplexer in die Interessensphären der einzelnen europäischen Herrscherhäuser verschachtelten Westen.\\ 1221 der erste Ausritt Ludwigs IV. Richtung Osten. 1223 rüstet sich Ludwig von der Neuenburg aus, um im nachbarlichen Osterland in Görschen ein Landding zu halten. Im selben Jahr erfolgte der Kriegszug gen Osten über [[Tharandt]], Dresden und Naunhof, der sogenannte sächsische Feldzug, um Ludwigs Besitzansprüche in der Mark Meißen durchzusetzen; ein Jahr später wird zwischen den kriegführenden sächsischen und thüringischen Parteien auf der Neuenburg [[Frieden]] geschlossen, 1225 führt ihn ein Kriegszug bis an die Oder, wo er die polnische Feste Lebus einnimmt und 1226 schließlich, ein Jahr vor Ludwigs Tod, schien der Machtantritt der Ludowinger im sächsischen Raum durch die Übergabe der letzten sächsischen Burgen historisches [[Faktum]] zu sein. Wäre Ludwig nicht schon 1227 auf dem Kreuzzug gestorben, hätte die Neuenburg sicherlich ihren Peripheriestatus verloren und wäre dauerhaft ins Zentrum des ludowingischen Herrschaftsbereiches gerückt. Heinrich Raspe jedoch, der Nachfolger Ludwigs, setzte seine Prioritäten im Westen. Wie anders sähe [[Europa]]s Landkarte heute aus, hätte Heinrich Raspe die Politik seines Vorgängers im Amte des thüringischen Landgrafen fortgesetzt! Aber die Geschichte geht eben nicht immer den geraden Weg, und Heinrich Raspe suchte sein Heil nicht im weiten Osten, sondern im näheren und komplexer in die Interessensphären der einzelnen europäischen Herrscherhäuser verschachtelten Westen.\\
  
-Der Ausbau der Neuenburg diente zu allen Zeiten wirtschaftlichen Zwecken. Sicherlich werden in diesen ausgebauten Teilen des Ansitzes die Burggrafen der Neuenburg, die im Gegensatz zu denen der Wartburg ludowingische Vasallen waren, ihren Wohnsitz besessen haben. Die Besetzung des Burgherren rekrutierte sich aus den /wesenobiles//, die darin die Möglichkeit eines sozialen Aufstiegs sahen, denn die Arbeit des Burgherren wurde eigentlich nicht bezahlt, war jedoch mit Reputation und einer gewissen Befehlsgewalt verbunden, die ehrgeizigen nobiles als Sprungbrett zur weiteren gesellschaftlichen Entwicklung dienten. \\+Der Ausbau der Neuenburg diente zu allen Zeiten wirtschaftlichen Zwecken. Sicherlich werden in diesen ausgebauten Teilen des Ansitzes die Burggrafen der Neuenburg, die im Gegensatz zu denen der Wartburg ludowingische Vasallen waren, ihren Wohnsitz besessen haben. Die Besetzung des Burgherren rekrutierte sich aus den //nobiles//, die darin die Möglichkeit eines sozialen Aufstiegs sahen, denn die Arbeit des Burgherren wurde eigentlich nicht bezahlt, war jedoch mit Reputation und einer gewissen Befehlsgewalt verbunden, die ehrgeizigen nobiles als Sprungbrett zur weiteren gesellschaftlichen Entwicklung dienten. \\
  
 Mit der Einrichtung des dritten Bergfrieds in der dritten romanischen Bauperiode ca. 1220 dokumentiert die Einrichtung schon gehobenere Ansprüche, was sich durch umfängliche sanitäre Bauten beweisen läßt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt dient die Neuenburg nicht vordringlich militärischer Präsenz an der östlichen Peripherie des ludowingischen Herrschaftsbereiches, sondern dem Wohlbefinden der Landgrafenfamilie. Der entscheidende Bau dieser [[Periode]] ist die Doppelkapelle, die aus einem an der heutigen Stelle befindlichen rechteckigem, eingeschossigen Bau mit einer halbrunden [[Apsis]] im Osten hervorgegangen ist: Gewisse archäologisch-stratigraphische Befunde deuten indes an, daß die Bauplanung des noch nicht abgeschlossenen Baues geändert und dafür die Doppelkapelle errichtet wurde. Das könnte zwischen 1200 und 1230 geschehen sein. Sinn in dieser baulichen [[Veränderung]] liegt nur dann vor, wenn sich die Ludowinger häufig auf der Neuenburg aufhielten. Dann nämlich benötigten sie, ihrer hohen Stellung gemäß, eine religiöse Stätte, die sie vom gemeinen [[Volk]] schied. Darob folgte der Ausbau der einstöckigen Kapelle zur zweistöckigen. Im oberen Teil konnten die Ludowinger ihre religiösen Bedürfnisse befriedigen, der untere Teil blieb der Burgmannschaft, schlichtweg jedermann vorbehalten. Die Benutzung der Doppelkapelle durch das herrschaftliche Haus drückt sich auch durch eine direkte Verbindung zwischen Palas und Kapelle aus, der in der dritten Bauphase in das Palasgebäude mit einbezogen wurde: Die etwas ältere Zwickelmauer sowie zwei Schwibbögen zur Kirche ermöglichten nunmehr einen großen, im Süden leicht geknickten Baukörper, der über den schon vorhandenen zwei Geschossen mindestens noch zwei zusätzliche erhielt. Daß dieser Koloß eine größere Heizung benötigte und auch besaß, wird durch neueste Funde unterstützt. Die neulich gefundenen Kacheln sind nach Prüfungen um 1225 entstanden und stellen die Frage neu, ob auch auf der Neuenburg eine indirekte Heizung betrieben wurde. Somit besaß jede größere Ludowingerburg ein ausgeklügeltes, angepaßtes Heizungssystem.\\ Mit der Einrichtung des dritten Bergfrieds in der dritten romanischen Bauperiode ca. 1220 dokumentiert die Einrichtung schon gehobenere Ansprüche, was sich durch umfängliche sanitäre Bauten beweisen läßt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt dient die Neuenburg nicht vordringlich militärischer Präsenz an der östlichen Peripherie des ludowingischen Herrschaftsbereiches, sondern dem Wohlbefinden der Landgrafenfamilie. Der entscheidende Bau dieser [[Periode]] ist die Doppelkapelle, die aus einem an der heutigen Stelle befindlichen rechteckigem, eingeschossigen Bau mit einer halbrunden [[Apsis]] im Osten hervorgegangen ist: Gewisse archäologisch-stratigraphische Befunde deuten indes an, daß die Bauplanung des noch nicht abgeschlossenen Baues geändert und dafür die Doppelkapelle errichtet wurde. Das könnte zwischen 1200 und 1230 geschehen sein. Sinn in dieser baulichen [[Veränderung]] liegt nur dann vor, wenn sich die Ludowinger häufig auf der Neuenburg aufhielten. Dann nämlich benötigten sie, ihrer hohen Stellung gemäß, eine religiöse Stätte, die sie vom gemeinen [[Volk]] schied. Darob folgte der Ausbau der einstöckigen Kapelle zur zweistöckigen. Im oberen Teil konnten die Ludowinger ihre religiösen Bedürfnisse befriedigen, der untere Teil blieb der Burgmannschaft, schlichtweg jedermann vorbehalten. Die Benutzung der Doppelkapelle durch das herrschaftliche Haus drückt sich auch durch eine direkte Verbindung zwischen Palas und Kapelle aus, der in der dritten Bauphase in das Palasgebäude mit einbezogen wurde: Die etwas ältere Zwickelmauer sowie zwei Schwibbögen zur Kirche ermöglichten nunmehr einen großen, im Süden leicht geknickten Baukörper, der über den schon vorhandenen zwei Geschossen mindestens noch zwei zusätzliche erhielt. Daß dieser Koloß eine größere Heizung benötigte und auch besaß, wird durch neueste Funde unterstützt. Die neulich gefundenen Kacheln sind nach Prüfungen um 1225 entstanden und stellen die Frage neu, ob auch auf der Neuenburg eine indirekte Heizung betrieben wurde. Somit besaß jede größere Ludowingerburg ein ausgeklügeltes, angepaßtes Heizungssystem.\\
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   - Hilmar Schwarz: Fünf Burgen im Vergleich. Geschichte, [[Topographie]] und Architektur. In: Wartburg-Jahrbuch 1993. Leipzig 1994.   - Hilmar Schwarz: Fünf Burgen im Vergleich. Geschichte, [[Topographie]] und Architektur. In: Wartburg-Jahrbuch 1993. Leipzig 1994.
  
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ludowinger.txt · Zuletzt geändert: 2023/01/22 09:09 von Robert-Christian Knorr