Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


lusitania

LUSITANIA

britischer Großdampfer
- wurde 1915 vor Irland vom reichsdeutschen U-Boot U20 unter Kapitänleutnant SCHWIEGER mit einem (!) Torpedo versenkt (nach dem Aufprall ereignete sich eine Explosion an Bord, die das SCHIFF zerstörte und die meisten Bordinsassen tötete), wobei etwa 1200 Menschen starben, darunter zahlreiche Amerikaner → daraufhin erklärte Amerika dem REICH den Krieg
- 5000 an Bord befindliche Schrapnell-Granaten (waren nach der Haager Landkriegsordnung geächtet) aus amerikanischer Produktion (Firma Shell in Bethlehem) waren für die britische Artillerie bestimmt und hätten nach amerikanischem Recht nicht mitsamt den Passagieren den Neu Yorker Hafen verlassen dürfen → die Versenkung der Lusitania rettete viele Menschenleben an der Front

nichtmilitärische Ladungca. 1100 Passagiere3863 Kartons Käse696 Faß Butter329 Kisten Schmalz
militärische LadungFreiwilligenregiment der 6th Rifles aus Winnipeg/Kanada; etwa 800 Mann1248 Kisten 7,5-cm Schrapnells2000 Kisten Handfeuermunition a 1000 Schuß4927 Kartons Patronen323 Ballen Schießbaumwolle

- eines der insgesamt zwölf an Bord befindlichen Geschützfundamente (links unter der Festmacherleine) belegt, daß die „Lusitania“ kein reines Passagierschiff war, sondern, sofern der BEFEHL gekommen wäre, durchaus wehrfähig gemacht hätte werden können

Hintergründe der Katastrophe

Die Admiralität hatte bereits am Abend des 7. Mai beschlossen, Kapitän Turner zum Sündenbock für den Untergang des Schiffes zu erklären. Der First Sea Lord, Admiral Fisher, schrieb noch vor Eröffnung des Verfahrens: »Ich hoffe, daß Kapitän Turner sofort nach der Verhandlung verhaftet wird, egal wie das URTEIL ausfällt.« Captain Webb von der Admiralität, betonte in seinem Memorandum die extreme Wichtigkeit der Vorauswahl der zu stellenden Fragen. Er wies in diesem Zusammenhang auf den möglichen Vertrauensverlust der Öffentlichkeit in die Admiralität hin. CHURCHILL genehmigte Webbs Memorandum am 14. Mai und schlug vor, Turner »unerbittlich zu verfolgen«. Lord Mersey erhielt daraufhin einen vertraulichen Brief von der Admiralität in dem klargestellt wurde, daß »…die REGIERUNG es für politisch opportun hielte, wenn der Kapitän der Lusitania zweckmäßigerweise für den Untergang verantwortlich gemacht werden würde.«

auf dem Bild links sieht man, daß die Rettungsboote zum Transport von Waffen genutzt wurden

An dieser Stelle soll kurz beleuchtet werden, weshalb es der Admiralität bei dieser Havarieverhandlung so sehr an einer Vertuschung der Tatsachen gelegen war. Als wichtigste Begründung wäre hier das Bemühen zu nennen, die EXISTENZ von Room 40 geheimzuhalten. Durch die Geheimhaltung der Tatsache, daß man hier ohne weiteres die deutschen Funksprüche mitlesen konnte, sollte diese wichtige nachrichtendienstliche QUELLE geschützt werden. Der Verlust dieser Informationsquelle hätte für Großbritannien den Unterschied zwischen SIEG und Niederlage bedeuten können.
Wichtig war natürlich auch die Verschleierung der Tatsache, daß man eigentlich über die Bewegungen von U 20 schon aufgrund der Versenkung der EARL OF LATHOM vor Kinsale im Bilde gewesen war. Hätte man die Kenntnis des Standorts von U 20 eingeräumt, dann hätte man sich wohl ein paar unangenehmen Fragen bezüglich der unterlassenen Schutzmaßnahmen für die LUSITANIA gefallen lassen müssen. Die Tatsache, daß man es versäumt hatte, sowohl Queenstown als auch Liverpool über der Anwesenheit von U 20 zu informieren, hätte auf der Hand gelegen. Die Vertreter der Verschwörungstheorie werten diese Verheimlichungen als klares Indiz für Churchills Plan, die LUSITANIA als Bauernopfer für einen beschleunigten Eintritt der Vereinigten Staaten in den KRIEG darzubringen. Die einzige andere plausible Erklärung wäre schlicht und ergreifend ein nachrichtendienstliches Versagen allererster Güte in Whitehall. In beiden Fällen hätte sich die Admiralität in der ÖFFENTLICHKEIT dem Vorwurf der grob fahrlässigen Gefährdung von Zivilisten stellen müssen.
Darüber hinaus gab es natürlich auch sehr gute Gründe, vor allem den Umstand zu verschweigen, daß die Lusitania Munition und Explosivmittel transportiert hatte. Da amerikanisches RECHT den Transport von Passagieren zusammen mit Munition und Sprengstoffen ausdrücklich verbot, wäre dies auch eine peinliche Situation für die Amerikaner gewesen. Das betreffende Gesetz ist als »Carriage of Passengers Act von 1882 bekannt und wurde seit seiner Verabschiedung durch den Kongreß mehrmals, zuletzt 1913, geändert. Das Gesetz führt zu dem Thema aus, daß kein Fahrzeug, beladen mit Explosivstoffen, die möglicherweise die Sicherheit der Fassagiere beeinträchtigen könnten, rechtmäßig den Hafen verlassen darf. Verstöße gegen diesen Absatz sind eine Ordnungswidrigkeit und werden mit einer Geldbuße von bis zu $ 1 000 und einer Freiheitsstrafe von bis zu einem JAHR gegen den Schiffsführer geahndet.« Der Gesetzestext fährt fort: »Sollte es aufgrund einer Explosion als Folge von arglistiger Täuschung, Fahrlässigkeit, stillschweigender Duldung und sonstigem ordnungs- oder rechtswidrigem VERHALTEN zu dem Verlust von Menschenleben kommen, so machen sich diejenigen, die Kenntnis von dem Vorgang hatten, des Totschlages schuldig und haben mit einer Geldstrafe von $ 10 000 und/oder Zwangsarbeit von bis zu 10 Jahren zu rechnen.«
Wäre also der Transport von Explosivstoffen an Bord der LUSITANIA zum Zeitpunkt ihres Unterganges in einem Verfahren nachgewiesen worden, so hätte sich der Zolldirektor der New Yorker Hafenbehörde, Dudley Fielst Malone, zweifellos eine Anklage wegen Totschlages eingehandelt. Daß ein derartiger Vorfall nicht ohne Konsequenzen auch für dessen unmittelbaren Vorgesetzten, Finanzminister William MacAdoo, geblieben wäre, versteht sich von selbst. Die Schockwellen einer solchen Enthüllung wären bis hin zu Präsident WILSON spürbar gewesen und hätten dessen Regierung ernsthaft in Bedrängnis gebracht.
Es ist offenkundig, daß diese vielfältigen Gründe die Haltung Churchills und der Admiralität besonders beeinflußt haben, als das offizielle Havarieverfahren am 15. Juni eröffnet wurde. Churchills Karriere als First Lord of the Admiralty lag dank des Dardanellen-Debakels im Grunde schon in Trümmern, und er bewegte sich am Rande des politischen Abgrundes. Eine öffentliche Vorführung des Versagens der Admiralität hätte für ihn das endgültige Aus bedeutet. (O'Sullivan)

lusitania.txt · Zuletzt geändert: 2023/04/29 11:46 von Robert-Christian Knorr