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magdeburg

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magdeburg [2018/12/09 22:31] Robert-Christian Knorrmagdeburg [2020/03/01 15:13] Robert-Christian Knorr
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 - wichtiger Umschlagplatz mit dem Osten\\ - wichtiger Umschlagplatz mit dem Osten\\
 - Otto I. wollte Magdeburg zum Ausgangspunkt der Bekehrung des Ostens machen → Errichtung eines Erzbistums 968 gegen den Widerstand von Mainz und Halberstadt\\ - Otto I. wollte Magdeburg zum Ausgangspunkt der Bekehrung des Ostens machen → Errichtung eines Erzbistums 968 gegen den Widerstand von Mainz und Halberstadt\\
-- als der [[Papst]] die Errichtung des Erzbistums 962 bestätigte, erneuerte Otto I. die Pippinische Schenkung, die weltliche [[Herrschaft]] des Papstes im Kirchenstaat;\\+- als der [[Papst]] die Errichtung des Erzbistums 962 bestätigte, erneuerte Otto I. die Pippinische Schenkung, die weltliche [[Herrschaft]] des Papstes im Kirchenstaat\\ 
 +- 1524 wurde die erste humanistisch-orientierte Schule protestantischer Prägung eröffnet; 
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 - Das Gesicht der Stadt Magdeburg kann ich nicht erkennen. Sie trägt eine Maske aus gelbem Backstein. So blickt ein Beamter, der niemals [[Mensch]] ist. ([[Lessing#Theodor Lessing]]) - Das Gesicht der Stadt Magdeburg kann ich nicht erkennen. Sie trägt eine Maske aus gelbem Backstein. So blickt ein Beamter, der niemals [[Mensch]] ist. ([[Lessing#Theodor Lessing]])
  
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 Am Beginn des 16. Jahrhunderts zählte Magdeburg mit Köln und Augsburg zu den drei bedeutendsten und reichsten Städten des Reiches und wurde zur ersten und wirtschaftlich wichtigsten Hochburg des Protestantismus. \\ Am Beginn des 16. Jahrhunderts zählte Magdeburg mit Köln und Augsburg zu den drei bedeutendsten und reichsten Städten des Reiches und wurde zur ersten und wirtschaftlich wichtigsten Hochburg des Protestantismus. \\
 Erst die Vernichtung Magdeburgs 1631 durch den Generallieutenant der katholischen Liga, [[Tilly]], machte Schluß mit der magdeburger Herrlichkeit. Das Gemetzel des katholischen Feld-herrn unter den protestantischen Pfeffersäcken Magdeburgs überlebten nur die 3000 im Dome Versammelten, die auch nur deshalb verschont wurden, weil sie später gegen ein hohes Lösegeld ausgelöst werden sollten. (Otto von Guericke war einer dieser Eingeschlossenen, behaupten die einen; andere meinen, er sei im Hause des kaisertreuen Ratsherren Ahlemann gewesen.) Aber gehen wir der Reihe nach: Erstmals war //Magadaburg// (die mächtige Burg) um 805 im 7. [[Kapitel]] des //Diedenhofener Kapitulars// als kaiserliche Handels- und Militärplatz an der östlichen Grenze des Reiches erwähnt worden. Es muß damals bereits ein bedeutender Platz für den Handel mit den slawischen Nachbarvölkern gewesen sein, denn Karl verbot einen Export des prunkvollen fränkischen Schwertes (Spatha) an seine Feinde östlich und nördlich der Elbe von Magdeburg aus. Eine frühere Gründung durch Römer oder [[Germanen]] ist anzunehmen. Anlaß boten der Name Magadaburg und seine Varianten, wie //Mägdeburg// oder //Maideburg//, die auf einen Kultplatz für eine altrömische oder germanische Göttin hinweisen könnten.\\ Erst die Vernichtung Magdeburgs 1631 durch den Generallieutenant der katholischen Liga, [[Tilly]], machte Schluß mit der magdeburger Herrlichkeit. Das Gemetzel des katholischen Feld-herrn unter den protestantischen Pfeffersäcken Magdeburgs überlebten nur die 3000 im Dome Versammelten, die auch nur deshalb verschont wurden, weil sie später gegen ein hohes Lösegeld ausgelöst werden sollten. (Otto von Guericke war einer dieser Eingeschlossenen, behaupten die einen; andere meinen, er sei im Hause des kaisertreuen Ratsherren Ahlemann gewesen.) Aber gehen wir der Reihe nach: Erstmals war //Magadaburg// (die mächtige Burg) um 805 im 7. [[Kapitel]] des //Diedenhofener Kapitulars// als kaiserliche Handels- und Militärplatz an der östlichen Grenze des Reiches erwähnt worden. Es muß damals bereits ein bedeutender Platz für den Handel mit den slawischen Nachbarvölkern gewesen sein, denn Karl verbot einen Export des prunkvollen fränkischen Schwertes (Spatha) an seine Feinde östlich und nördlich der Elbe von Magdeburg aus. Eine frühere Gründung durch Römer oder [[Germanen]] ist anzunehmen. Anlaß boten der Name Magadaburg und seine Varianten, wie //Mägdeburg// oder //Maideburg//, die auf einen Kultplatz für eine altrömische oder germanische Göttin hinweisen könnten.\\
-Im 10. Jahrhundert erhob der deutsche [[König]] und spätere römische Kaiser Otto I. Magdeburg zu einem dritten Rom, zumindest im [[Urteil]] vieler Zeitgenossen. Der Ort war für die deutsche Expansion nach Osten bestens geeignet, lag er doch auf einer Höhe am westlichen Elbufer gegenüber dem slawischen Siedlungsgebiet, auf dem heute so genannten Domfelsen. Am 21. September 937 gründete der eben erst gekrönte Otto das Mauritiuskloster auf der magdeburger Burg. Das Mauritiuskloster erhielt Vorrechte gegenüber anderen vergleichbaren Klöstern: Königsschutz, königliche Immunität und die besonders einträglichen Zoll- und Münzprivilegien. Otto selbst also, der großmächtige Herr, der älteste und beste der Brüder, war vor allem ausgezeichnet durch Frömmigkeit, in seinen Unternehmungen unter allen Sterblichen der Beständigste, abgesehen von dem Schrecken der königlichen Strafgewalt immer freundlich, im Schenken freigebig, im Schlafen mäßig, während des Schlafes redete er immer, so daß es den Anschein hatte, als ob er stets wache. [...] Auf die Jagd ging er häufig, liebte das Brettspiel, übte zuweilen die Anmut des Reiterspiels mit königlichem Anstand. Hierzu kam noch der gewaltige Körperbau, der die volle königliche [[Würde]] zeigte, das Haupt mit dem ergrauenden Haar bedeckt, die Augen funkelnd und wie ein Blitz durch plötzlich treffenden Blick einen eigenen Glanz ausstrahlend, das Gesicht rötlich und der Bart reichlich niederwallend, und zwar gegen den alten Brauch. Die Brust war mit einer Löwenmähne bedeckt, der Bauch nicht zu voll, der Schritt einst rasch, jetzt gemessener [...]. ([[Widukind]])\\+Im 10. Jahrhundert erhob der deutsche [[König]] und spätere römische Kaiser Otto I. Magdeburg zu einem dritten Rom, zumindest im [[Urteil]] vieler Zeitgenossen. Der Ort war für die deutsche Expansion nach Osten bestens geeignet, lag er doch auf einer Höhe am westlichen Elbufer gegenüber dem slawischen Siedlungsgebiet, auf dem heute so genannten Domfelsen. Am 21. September 937 gründete der eben erst gekrönte Otto das Mauritiuskloster auf der magdeburger Burg. Das Mauritiuskloster erhielt Vorrechte gegenüber anderen vergleichbaren Klöstern: Königsschutz, königliche Immunität und die besonders einträglichen Zoll- und Münzprivilegien. Otto selbst also, der großmächtige Herr, der älteste und beste der Brüder, war vor allem ausgezeichnet durch Frömmigkeit, in seinen Unternehmungen unter allen Sterblichen der Beständigste, abgesehen von dem Schrecken der königlichen Strafgewalt immer freundlich, im Schenken freigebig, im Schlafen mäßig, während des Schlafes redete er immer, so daß es den Anschein hatte, als ob er stets wache. [...] Auf die Jagd ging er häufig, liebte das Brettspiel, übte zuweilen die Anmut des Reiterspiels mit königlichem Anstand. Hierzu kam noch der gewaltige Körperbau, der die volle königliche [[Würde]] zeigte, das Haupt mit dem ergrauenden Haar bedeckt, die Augen funkelnd und wie ein Blitz durch plötzlich treffenden Blick einen eigenen [[Glanz]] ausstrahlend, das Gesicht rötlich und der Bart reichlich niederwallend, und zwar gegen den alten Brauch. Die Brust war mit einer Löwenmähne bedeckt, der Bauch nicht zu voll, der Schritt einst rasch, jetzt gemessener [...]. ([[Widukind]])\\
 Magdeburg war sein Hauptsitz und seine erklärte Lieblingsstadt und bildete den Ausgangspunkt seiner Osterweiterungen. Otto wußte die Leistungsfähigkeit dieser Stadt zu stärken, indem er [[Juden]] und Kaufleute der gerichtlichen Gewalt der Kirche unterwarf . Er stützte seine [[Macht]] auf die [[Kirche]], ganz im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich I., der Krönung und Salbung der Kirche ablehnte und sich ausschließlich auf die Herzöge berief. Für Otto stand die Verbreitung des Christentums und die Missionierung der Ostgebiete im Vordergrund. So setzte er für die militärische Unterstützung die Markgrafen Hermann Billung und Gero ein, doch mit der Einsetzung der beiden Markgrafen war ein Teil des sächsischen Adels nicht einverstanden, also gab es Unruhen. In den 940ern konnte [[Otto]] sich zwar mit Erfolg gegen den aufständischen Adel durchsetzen, jedoch nicht dessen Vertrauen ge-winnen. Und so setzte Otto seine Familie in den Herzogtümern ein, und schließlich waren alle Herzogtümer im Besitz der Familie.\\ Magdeburg war sein Hauptsitz und seine erklärte Lieblingsstadt und bildete den Ausgangspunkt seiner Osterweiterungen. Otto wußte die Leistungsfähigkeit dieser Stadt zu stärken, indem er [[Juden]] und Kaufleute der gerichtlichen Gewalt der Kirche unterwarf . Er stützte seine [[Macht]] auf die [[Kirche]], ganz im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich I., der Krönung und Salbung der Kirche ablehnte und sich ausschließlich auf die Herzöge berief. Für Otto stand die Verbreitung des Christentums und die Missionierung der Ostgebiete im Vordergrund. So setzte er für die militärische Unterstützung die Markgrafen Hermann Billung und Gero ein, doch mit der Einsetzung der beiden Markgrafen war ein Teil des sächsischen Adels nicht einverstanden, also gab es Unruhen. In den 940ern konnte [[Otto]] sich zwar mit Erfolg gegen den aufständischen Adel durchsetzen, jedoch nicht dessen Vertrauen ge-winnen. Und so setzte Otto seine Familie in den Herzogtümern ein, und schließlich waren alle Herzogtümer im Besitz der Familie.\\
 Bruder Brun wird 953 Erzbischof von Köln und gleichzeitig Herzog von Lothringen. Damit konstituiert Otto das Reichskirchensystem: Die Kirchen erhielten Königsschutz und Immunität zugesprochen. Die engere Bindung der Kirchen an die Krone bildete die Anfänge des ottonisch-salischen Reichskirchensystems. Vorbild dafür waren die Karolinger, die die Kirchen mit Gütern ausgestattet hatten und dafür militärische und ökonomische Leistungen in Anspruch nah-men. Bruder Brun wird 953 Erzbischof von Köln und gleichzeitig Herzog von Lothringen. Damit konstituiert Otto das Reichskirchensystem: Die Kirchen erhielten Königsschutz und Immunität zugesprochen. Die engere Bindung der Kirchen an die Krone bildete die Anfänge des ottonisch-salischen Reichskirchensystems. Vorbild dafür waren die Karolinger, die die Kirchen mit Gütern ausgestattet hatten und dafür militärische und ökonomische Leistungen in Anspruch nah-men.
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 In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten.  \\ In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten.  \\
 63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, als General Pappenheim eine Lücke in der nordöstlichen Stadtbefestigung entdecken konnte. Die siegestrunkenen Truppen richteten in der eroberten Festung ein Blutbad an, etwa zwanzigtausend Magdeburger starben. Domprediger Bake konnte durch einen Kniefall (und finanzielle Versprechungen) vor Tilly das Leben der viertausend im Dom eingeschlossenen Magdeburger aus zumeist reichen Familien sichern. Ein ausbrechender Großbrand vernichtete fast die gesamte Stadt bis auf den gewaltigen Dom. Durch die sogenannte Magdeburger Hochzeit gingen Tilly die Früchte des Sieges wieder verloren. Schleunigst mußte der kaiserliche General unter Ausdruck seines persönlichen Bedauerns für das befohlene Gemetzel die verwüstete Stadt verlassen. \\ 63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, als General Pappenheim eine Lücke in der nordöstlichen Stadtbefestigung entdecken konnte. Die siegestrunkenen Truppen richteten in der eroberten Festung ein Blutbad an, etwa zwanzigtausend Magdeburger starben. Domprediger Bake konnte durch einen Kniefall (und finanzielle Versprechungen) vor Tilly das Leben der viertausend im Dom eingeschlossenen Magdeburger aus zumeist reichen Familien sichern. Ein ausbrechender Großbrand vernichtete fast die gesamte Stadt bis auf den gewaltigen Dom. Durch die sogenannte Magdeburger Hochzeit gingen Tilly die Früchte des Sieges wieder verloren. Schleunigst mußte der kaiserliche General unter Ausdruck seines persönlichen Bedauerns für das befohlene Gemetzel die verwüstete Stadt verlassen. \\
-Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tat-kräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der alte Dessauer, Gouver-neur der neuen preußischen Festung, welcher nebenbei den Gleichschritt beim Militär einführte und dafür verantwortlich zeichnet, daß neue Häuser in Magdeburg seit 1720 mit einem gelblich-weißen Anstrich zu versehen sind. Er baute Magdeburg in seiner bis 1747 dauernden Ägide zur stärksten preußischen Festung aus. - Der Status einer [[Festung]] verhinderten Handel, Kultur und Bildung. \\ +Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tat-kräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der alte Dessauer, Gouverneur der neuen preußischen Festung, welcher nebenbei den Gleichschritt beim Militär einführte und dafür verantwortlich zeichnet, daß neue Häuser in Magdeburg seit 1720 mit einem gelblich-weißen Anstrich zu versehen sind. Er baute Magdeburg in seiner bis 1747 dauernden Ägide zur stärksten preußischen Festung aus. - Der Status einer Festung verhinderten Handel, Kultur und Bildung. \\ 
-Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend Franzo-sen. Keine Kampfmoral? Eine späte Rache der zumeist in Magdeburg beheimateten Soldaten wegen der ungewollten Besetzung durch Brandenburg 1666? \\+Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend Franzosen. Keine Kampfmoral?  \\
 Magdeburg wurde die östliche Grenzstadt des eigens für Napoleons Bruder Jérôme errichteten Königreiches Westphalen und Hauptstadt seines Elb-Departements. Von dort aus rückten 1813 etliche Truppen der Rheinbundstaaten aus, um gegen die Patrioten zu ziehen. Bis zum Mai 1814 blieb Magdeburg von Napoleons Soldaten besetzt, welche die Bewohner ausplünderten und in der Stadt zahllose Verwüstungen hinterließen.\\ Magdeburg wurde die östliche Grenzstadt des eigens für Napoleons Bruder Jérôme errichteten Königreiches Westphalen und Hauptstadt seines Elb-Departements. Von dort aus rückten 1813 etliche Truppen der Rheinbundstaaten aus, um gegen die Patrioten zu ziehen. Bis zum Mai 1814 blieb Magdeburg von Napoleons Soldaten besetzt, welche die Bewohner ausplünderten und in der Stadt zahllose Verwüstungen hinterließen.\\
 Der Wiener Friedenskongreß von 1815 sprach dem wiedergeborenen Preußen den Großteil seiner Gebietsverluste von 1807 wieder zu, auch Magdeburg wurde wieder preußisch. Preußen liebäugelte mit dem Gewinn ganz Sachsens, aber Österreich, Frankreich und England wollten das nicht hinnehmen – das mit Preußen auf Gedeih und Verderb verbündete Rußland riskierte deswegen keinen Krieg, also gab es Kompromisse. Unter Einschluß bisher sächsischer Gebiete entstand die preußische Provinz Sachsen, die Vorläuferin des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Magdeburg wurde der Sitz des Oberpräsidenten. Aber die Stadt blieb preußische Festung, erst 1912 wurde der Festungsstatus aufgehoben. Bis dahin nahm Magdeburgs Industrie einen gewaltigen Aufschwung. Der Wiener Friedenskongreß von 1815 sprach dem wiedergeborenen Preußen den Großteil seiner Gebietsverluste von 1807 wieder zu, auch Magdeburg wurde wieder preußisch. Preußen liebäugelte mit dem Gewinn ganz Sachsens, aber Österreich, Frankreich und England wollten das nicht hinnehmen – das mit Preußen auf Gedeih und Verderb verbündete Rußland riskierte deswegen keinen Krieg, also gab es Kompromisse. Unter Einschluß bisher sächsischer Gebiete entstand die preußische Provinz Sachsen, die Vorläuferin des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Magdeburg wurde der Sitz des Oberpräsidenten. Aber die Stadt blieb preußische Festung, erst 1912 wurde der Festungsstatus aufgehoben. Bis dahin nahm Magdeburgs Industrie einen gewaltigen Aufschwung.
-Von 1817 bis 1848 regierte ein großer Bürger-meister, August Wilhelm Francke, welcher u. a. mit dem berühmten Gärtner Peter Joseph Lenné die großen Parkanlagen im Herrenkrug, im Vogelsang und im Klosterberge-Garten schuf. Bereits 1838 erreichte die Eisenbahn die Stadt, als Verlängerung der ersten deutschen Fernbahn von Dresden nach Leipzig. Durch die Weiterführung nach Berlin, Hannover und Hamburg entstand ein großes Eisenbahnkreuz in der Mitte Deutschlands. \\ +Von 1817 bis 1848 regierte ein großer Bürgermeister, August Wilhelm Francke, welcher u. a. mit dem berühmten Gärtner Peter Joseph Lenné die großen Parkanlagen im Herrenkrug, im Vogelsang und im Klosterberge-Garten schuf. Bereits 1838 erreichte die Eisenbahn die Stadt, als Verlängerung der ersten deutschen Fernbahn von Dresden nach Leipzig. Durch die Weiterführung nach Berlin, Hannover und Hamburg entstand ein großes Eisenbahnkreuz in der Mitte Deutschlands. \\ 
-Elbschiffahrt und Eisenbahnkreuz wurden zu Impulsen für den industriellen Aufschwung. Nach 1840 entstanden in Magdeburg zahlreiche Unternehmen vom Maschinenbau bis zur Che-mieindustrie. Im Jahr 1855 gründete Hermann Gruson in Magdeburg eine Maschinenfabrik, welche im Zuge der Vereinigung  mit den Magdeburger Krupp-Werken 1886 zum größten In-dustrieunternehmen Mitteldeutschlands aufstieg. Im Jahr 1862 wurde die erste eiserne Elbbrücke errichtet. +Elbschiffahrt und Eisenbahnkreuz wurden zu Impulsen für den industriellen Aufschwung. Nach 1840 entstanden in Magdeburg zahlreiche Unternehmen vom Maschinenbau bis zur Chemieindustrie. Im Jahr 1855 gründete Hermann Gruson in Magdeburg eine Maschinenfabrik, welche im Zuge der Vereinigung  mit den Magdeburger Krupp-Werken 1886 zum größten Industrieunternehmen Mitteldeutschlands aufstieg. Im Jahr 1862 wurde die erste eiserne Elbbrücke errichtet. 
 Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor die Stadt endgültig militärstrategische Aufgaben. Magdeburg lag nunmehr mitten im neuen zweiten Reich und mußte keinen Angriff befürchten. Und so konnte die Stadt wachsen und sich neu orientieren: Wirtschaft und Handel wurden wichtiger und wichtiger. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor die Stadt endgültig militärstrategische Aufgaben. Magdeburg lag nunmehr mitten im neuen zweiten Reich und mußte keinen Angriff befürchten. Und so konnte die Stadt wachsen und sich neu orientieren: Wirtschaft und Handel wurden wichtiger und wichtiger.
 Bis 1886 entstand auf der Rotehorn-Insel einer der größten Landschaftsparks Deutschlands. Magdeburg war zu einer Industrie- und Verwaltungsmetropole Mitteldeutschlands mit über  100000 Einwohnern geworden, aber auch zu einer gepflegten Stadt mit großen Parks und vielen Erholungsstätten. Mit der [[Aufhebung]] des Festungsstatus im Jahr 1912 bekam die Stadt Freiraum für die jetzt bereits über 280000 Einwohner. Allerdings prägen die Folgen der Festungszeit die Domstadt bis heute. Das Bildungsbürgertum blieb ihr fern, eine Universität aller Wissenschaften konnte erst 1993 gegründet werden.\\ Bis 1886 entstand auf der Rotehorn-Insel einer der größten Landschaftsparks Deutschlands. Magdeburg war zu einer Industrie- und Verwaltungsmetropole Mitteldeutschlands mit über  100000 Einwohnern geworden, aber auch zu einer gepflegten Stadt mit großen Parks und vielen Erholungsstätten. Mit der [[Aufhebung]] des Festungsstatus im Jahr 1912 bekam die Stadt Freiraum für die jetzt bereits über 280000 Einwohner. Allerdings prägen die Folgen der Festungszeit die Domstadt bis heute. Das Bildungsbürgertum blieb ihr fern, eine Universität aller Wissenschaften konnte erst 1993 gegründet werden.\\
magdeburg.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/20 15:22 von Robert-Christian Knorr