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niethammer-dissertation

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 Wir sehen aus dem Gebrauch des [[Verstand]]es und gestützt auf die Unterweisung durch die [[Erfahrung]] deutlich, daß der Begriff der Offenbarung in den ersten Zeiten der Völker entstanden ist. Für Unerfahrene und Unwissende bringt sowohl die äußere wie auch die innere Erfahrung [[Phänomen]]e sichtbar, deren Gründe und Gesetze sie nicht wissen, weil sie weder die Gesetze des inneren Wahrnehmens, noch die des äußeren Wahrnehmens kennen. Weil sie aber dennoch, veranlaßt durch die vornehmste Aufgabe des menschlichen Verstandes, gezwungen werden, mit jeder [[Wirkung]] gedanklich eine [[Ursache]] zu verbinden, eine natürliche Ursache dieser Wirkungen aber nicht finden können, verlagern sie sie sofort in ein gedachtes Reich, und weil irgendeine andere Ursache außer der höchsten und letzten [[uns]] in diesem Reich nicht bekannt ist, führen sie die Wirkung, deren Ursache sie nicht im Bereich der Natur wahrnehmen, unmittelbar auf diese höchste Ursache zurück, die sie unter der Bezeichnung „Gott“ verehren. Folglich ist für sie jedes Phänomen der äußeren Erfahrung, deren Ursache sie nicht in der Kenntnis der Natur der Phänomene selbst finden können, von [[Gott]] bewirkt; sie glauben, daß jede Phänomen der inneren Erfahrung, deren Ursache sie nicht kennen, unmittelbar von Gott ihren Ursprung nimmt, und weil sie die Herkunft der [[Idee]], deren Kenntnis sie noch bei anderen gewahr werden, nicht begreifen, glauben sie, daß diese von Gott hervorgerufen sei. Folglich sehen sie in jedem für sie neuen und ungewöhnlichen Phänomen der Natur, Gott als Urheber, der sich ihnen auf diese Weise zeigt, und sie nennen unter der Bezeichnung der Offenbarung unzählige Naturereignisse, deren Ursachen außerhalb der engen Grenzen ihrer Erfahrung liegen. Daraus erhellt, daß die [[Quelle]], aus welcher die Entstehung des Begriffs von der Offenbarung herzuleiten ist, einerseits in der grundlegenden Gestalt des menschlichen Denkens selbst zu suchen ist, welches nämlich jede Wirkung gedanklich mit einer notwendigen Ursache verknüpft, andererseits aber in der Unkenntnis der Gesetze, der physikalischen hinsichtlich der Phänomene der äußeren Erfahrung, der psychologischen hinsichtlich der Phänomene der inneren Erfahrung. Als nun allmählich die Kenntnis der äußeren wie der inneren Natur anwuchs, weil man lernte, die wahren Ursachen der Dinge zu erkennen und das aus der Kausa­lität der Natur abzuleiten, was man vorher als unmittelbar von Gott bewirkt annahm, und als die Erfahrung selbst ganz allmählich die Menge an Offenbarungen verminderte, da wurde man belehrt: ganz und gar nicht alles, dessen nächste Ursachen wir nicht kennen, ist aus der unmittelbaren Verur­sachung Gottes abzuleiten! - war da nicht der Ort zu hoffen, man würde diese Erfahrung [[selbst]] ebenso auf die übrigen Annahmen übertragen, so daß man daraus den [[Schluß]] ziehen mochte: auch nicht die übrigen Phänomene, deren nächste Ursachen wir nicht kennen, dürfen in der unmittelbaren Verursachung durch Gott gesucht werden? \\ Wir sehen aus dem Gebrauch des [[Verstand]]es und gestützt auf die Unterweisung durch die [[Erfahrung]] deutlich, daß der Begriff der Offenbarung in den ersten Zeiten der Völker entstanden ist. Für Unerfahrene und Unwissende bringt sowohl die äußere wie auch die innere Erfahrung [[Phänomen]]e sichtbar, deren Gründe und Gesetze sie nicht wissen, weil sie weder die Gesetze des inneren Wahrnehmens, noch die des äußeren Wahrnehmens kennen. Weil sie aber dennoch, veranlaßt durch die vornehmste Aufgabe des menschlichen Verstandes, gezwungen werden, mit jeder [[Wirkung]] gedanklich eine [[Ursache]] zu verbinden, eine natürliche Ursache dieser Wirkungen aber nicht finden können, verlagern sie sie sofort in ein gedachtes Reich, und weil irgendeine andere Ursache außer der höchsten und letzten [[uns]] in diesem Reich nicht bekannt ist, führen sie die Wirkung, deren Ursache sie nicht im Bereich der Natur wahrnehmen, unmittelbar auf diese höchste Ursache zurück, die sie unter der Bezeichnung „Gott“ verehren. Folglich ist für sie jedes Phänomen der äußeren Erfahrung, deren Ursache sie nicht in der Kenntnis der Natur der Phänomene selbst finden können, von [[Gott]] bewirkt; sie glauben, daß jede Phänomen der inneren Erfahrung, deren Ursache sie nicht kennen, unmittelbar von Gott ihren Ursprung nimmt, und weil sie die Herkunft der [[Idee]], deren Kenntnis sie noch bei anderen gewahr werden, nicht begreifen, glauben sie, daß diese von Gott hervorgerufen sei. Folglich sehen sie in jedem für sie neuen und ungewöhnlichen Phänomen der Natur, Gott als Urheber, der sich ihnen auf diese Weise zeigt, und sie nennen unter der Bezeichnung der Offenbarung unzählige Naturereignisse, deren Ursachen außerhalb der engen Grenzen ihrer Erfahrung liegen. Daraus erhellt, daß die [[Quelle]], aus welcher die Entstehung des Begriffs von der Offenbarung herzuleiten ist, einerseits in der grundlegenden Gestalt des menschlichen Denkens selbst zu suchen ist, welches nämlich jede Wirkung gedanklich mit einer notwendigen Ursache verknüpft, andererseits aber in der Unkenntnis der Gesetze, der physikalischen hinsichtlich der Phänomene der äußeren Erfahrung, der psychologischen hinsichtlich der Phänomene der inneren Erfahrung. Als nun allmählich die Kenntnis der äußeren wie der inneren Natur anwuchs, weil man lernte, die wahren Ursachen der Dinge zu erkennen und das aus der Kausa­lität der Natur abzuleiten, was man vorher als unmittelbar von Gott bewirkt annahm, und als die Erfahrung selbst ganz allmählich die Menge an Offenbarungen verminderte, da wurde man belehrt: ganz und gar nicht alles, dessen nächste Ursachen wir nicht kennen, ist aus der unmittelbaren Verur­sachung Gottes abzuleiten! - war da nicht der Ort zu hoffen, man würde diese Erfahrung [[selbst]] ebenso auf die übrigen Annahmen übertragen, so daß man daraus den [[Schluß]] ziehen mochte: auch nicht die übrigen Phänomene, deren nächste Ursachen wir nicht kennen, dürfen in der unmittelbaren Verursachung durch Gott gesucht werden? \\
-Dennoch sehen wir nicht, daß dies getan worden ist, sondern vielmehr erkennen wir, daß sie die gleiche Methode angewandt haben im Urteil über die ungewohnten Phänome­ne. Das ist nun freilich nichts, worüber wir uns sehr wundern würden, wenn aus denselben Ursachen immer wieder dieselben Wirkungen zu erwarten sind. Obwohl die weiter fortgesetzte Erkenntnis der Natur noch nicht ausreicht, um alle Phänomene der Natur zu erklären, könnte der Verstand aber durchaus die Ursache gedanklich mit der Wirkung verbinden: mit jeder unbekannten Wirkung, deren nächste Ursache man nicht kennt, kann man durch das Denken eine entferntere oder unbekannte Ursache verbin­den, und auf diesem Wege wird die Idee der Offenbarung her­vorgerufen. So hat sich durch die vervollkommnete [[Erkenntnis]] der Natur die [[Zahl]] der Offenbarungen zwar verringert, aber weit entfernt, die Wahrheit der Offenbarung selbst durch diese Beobachtung in [[Zweifel]] zu ziehen, wurde sie vielmehr dadurch noch sicherer, je mehr nach den Naturgesetzen bisher unerklärliche und von übernatürlichen Kräften hergeleitete Phänomene <jetzt> durch die Aufdeckung der psychologischen oder physikalischen Gesetze erklärt werden konnten. Folglich wird die Wahrheit der Offenbarung - oder der Offenbarung Gottes durch die Phänomene der äußeren oder inneren Erfahrung - so am meisten bestätigt, je konsequenter die Naturerkenntnis die Anzahl der unerklärlichen Phänomene reduziert. \\+Dennoch sehen wir nicht, daß dies getan worden ist, sondern vielmehr erkennen wir, daß sie die gleiche Methode angewandt haben im Urteil über die ungewohnten Phänome­ne. Das ist nun freilich nichts, worüber wir uns sehr wundern würden, wenn aus denselben Ursachen immer wieder dieselben Wirkungen zu erwarten sind. Obwohl die weiter fortgesetzte Erkenntnis der Natur noch nicht ausreicht, um alle Phänomene der Natur zu erklären, könnte der Verstand aber durchaus die Ursache gedanklich mit der Wirkung verbinden: mit jeder unbekannten Wirkung, deren nächste Ursache man nicht kennt, kann man durch das [[Denken]] eine entferntere oder unbekannte Ursache verbin­den, und auf diesem Wege wird die Idee der Offenbarung her­vorgerufen. So hat sich durch die vervollkommnete [[Erkenntnis]] der Natur die [[Zahl]] der Offenbarungen zwar verringert, aber weit entfernt, die Wahrheit der Offenbarung selbst durch diese Beobachtung in [[Zweifel]] zu ziehen, wurde sie vielmehr dadurch noch sicherer, je mehr nach den Naturgesetzen bisher unerklärliche und von übernatürlichen Kräften hergeleitete Phänomene <jetzt> durch die Aufdeckung der psychologischen oder physikalischen Gesetze erklärt werden konnten. Folglich wird die Wahrheit der Offenbarung - oder der Offenbarung Gottes durch die Phänomene der äußeren oder inneren Erfahrung - so am meisten bestätigt, je konsequenter die Naturerkenntnis die Anzahl der unerklärlichen Phänomene reduziert. \\
 Wenn nämlich die Naturwissenschaft fortgesetzt worden ist, so scheint es vielen, über einen so großen Zeitraum, und wenn sie bereichert worden ist durch so viele und so große Beobachtungen, dann wird es mit um so größerer [[Sicherheit]] möglich sein, festzustellen, was durch die Kräfte der Natur erreicht werden kann, und was diese übersteigt.  Wenn nämlich die Naturwissenschaft fortgesetzt worden ist, so scheint es vielen, über einen so großen Zeitraum, und wenn sie bereichert worden ist durch so viele und so große Beobachtungen, dann wird es mit um so größerer [[Sicherheit]] möglich sein, festzustellen, was durch die Kräfte der Natur erreicht werden kann, und was diese übersteigt. 
  
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