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ostfalen

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ostfalen [2019/09/05 18:40] Robert-Christian Knorrostfalen [2023/12/31 11:16] (aktuell) – [OSTFALEN] Robert-Christian Knorr
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 ====== OSTFALEN ====== ====== OSTFALEN ======
-deutscher Volksstamm im mittleren Deutschland+deutscher Volksstamm im mittleren Deutschland, etwa hundert Kilometer nördlich und südlich einer Linie Peine-Magdeburg zwischen der Leine und der Saale/Elbe beheimatet\\ 
 +- Verharrungstyp, also stur
  
 +===== ostfälische Bräuche =====
 +- Mädchen mit schlechtem Ruf wurde in der Walpurgisnacht die Haustür blau gemalt\\
 +- Mädchen mit gutem Ruf legten die Verliebten Maiensträucher oder kleine Setzlinge vor die Tür, die am 1. Mai  eingepflanzt wurden
 ===== Historischer Hintergrund ===== ===== Historischer Hintergrund =====
 +{{ :ostfalen.jpg?700|}}
  
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/ostfalen.jpg" width="470" height="480" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Ostfalen als Eastphalia auf einer englischen Karte aus dem 19. Jahrhundert "></html> +Es gab nie ein Land "Falen", wie es [[Sachsen]] oder Bayern gab. Aber es gab auch fast tausend Jahre kein Land "[[Deutschland]]", obwohl es [[Deutsche]] gab. Mit den Falen verhält es sich ähnlich. Sie leben in einem ca. hundert bis zweihundert Kilometer breiten Streifen zwischen den Friesen und den Rheinländern, Hessen, Thüringern und "Sachsen" - die Gänsefüßchen beziehen sich darauf, daß die heute als "Sachsen" bezeichneten Deutschen diese Selbstbezeichnung nach der Leipziger Teilung von 1486 zwar annahmen, aber vom Volksstamm her keine Sachsen sind. Im Westen reicht Ostfalen bis kurz vor Hannover, im Süden bis zum Unstrutzufluß zur Saale und Göttingen, im Osten bis Magdeburg, im Norden bis Lüneburg.\\ 
- +Bereits um 740 gab es ostfälische Grafen, die sich gegen die Christianisierung von Westen und Süden regten. Um 780 wurde von den [[Franken]] das Bistum Halberstadt gegründet und sollte die dato umwohnenden [[Heide#heidnischen]] Ostfalen bekehren helfen. Die (christianisierten) Franken setzten sich als Oberschicht ein, gründeten Orte, ließen die heidnischen Ostfalen aber leben. Die pflegten noch lange ihre heidnischen Bräuche, konnten sogar die eine oder andere Unterherrschaft behaupten, wie der [[https://de.wikipedia.org/wiki/Reiterstein_von_Hornhausen|Steinfund von Hornhausen]] belegt, worauf der ostfälische Herrenreiter das Gewürm zu seinen Hufen zertritt. Aus Thüringen und Schwaben sickerten (ritterliche) Verbände ein, die Kirchen bauen ließen und vor 780 an der Christianisierung arbeiteten, letztlich Expansionspolitik für [[Karl#Karl den Großen]] betrieben. Die gebauten Kirchen waren Wehrkirchen, Kastellen ähnlich, die ihre [[Arbeit]] verrichteten und zu diesem [[Zweck#Zwecke]] Söldner anheuerten, die aus Franken, Schwaben und sogar aus Friesland und Dänemark kamen - wahrscheinlich gegen gutes fränkisches [[Geld]], weswegen diese Kämpfer allesamt den Franken subsumiert wurden. Begriffe wie Frankenhausen geben Kunde. Die Ostfalen scharten sich um Anführer wie Dieterich oder Griso, auch ein Pipin wird genannt, der aber wohl Franke gewesen sein muß. Den Ostfalen kamen andere Heiden zu Hilfe - Friesen, auch Slawen -, so läßt sich erkennen, daß die Franken in diesem Gebiet die Hilfe von jedem nahmen, um die Ostfalen zu besiegen.\\
-Es gab nie ein Land "Falen", wie es [[Sachsen]] oder Bayern gab. Aber es gab auch fast tausend Jahre kein Land "[[Deutschland]]", obwohl es [[Deutsche]] gab. Mit den Falen verhält es sich ähnlich. Sie leben in einem ca. hundert bis zweihundert Kilometer breiten Streifen zwischen den Friesen und den Rheinländern, Hessen, Thüringern und "Sachsen" - die Gänsefüßchen beziehen sich darauf, daß die heute als "Sachsen" bezeichneten Deutschen diesen Selbstbezeichnung nach der Leipziger Teilung von 1486 bloß annahmen, aber vom Volksstamm her keine Sachsen sind. Im Westen reicht Ostfalen bis kurz vor Hannover, im Süden bis zum Unstrutzufluß zur Saale und Göttingen, im Osten bis Magdeburg, im Norden bis Lüneburg.\\ +
-Bereits um 740 gab es ostfälische Grafen, die sich gegen die Christianisierung von Westen und Süden regten. Um 780 wurde von den [[Franken]] das Bistum Halberstadt gegründet und sollte die dato umwohnenden [[Heide#heidnischen]] Ostfalen bekehren helfen. Aus Thüringen und Schwaben sickerten (ritterliche) Verbände ein, die Kirchen bauen ließen und vor 780 an der Christianisierung arbeiteten, letztlich Expansionspolitik für [[Karl#Karl den Großen]] betrieben. Die gebauten Kirchen waren Wehrkirchen, Kastellen ähnlich, die ihre [[Arbeit]] verrichteten und zu diesem [[Zweck#Zwecke]] Söldner anheuerten, die aus Franken, Schwaben und sogar aus Friesland und Dänemark kamen - wahrscheinlich gegen gutes fränkisches [[Geld]], weswegen diese Kämpfer allesamt den Franken subsumiert wurden. Begriffe wie Frankenhausen geben Kunde. Die Ostfalen scharten sich um Anführer wie Dieterich oder Griso, auch ein Pipin wird genannt, der aber wohl Franke gewesen sein muß. Den Ostfalen kamen andere Heiden zu Hilfe - Friesen, auch Slawen -, so läßt sich erkennen, daß die Franken in diesem Gebiet die Hilfe von jedem nahmen, um die Ostfalen zu besiegen.\\+
 Wir sprechen hier von Ereignissen im Hassegau, dem Südosten Ostfalens. \\ Wir sprechen hier von Ereignissen im Hassegau, dem Südosten Ostfalens. \\
 Die Einteilung der Falen geht auf Karl den Großen zurück, der die Sachsen in drei Stämme teilte... (Westfalen, Engern und Ostfalen) [[Magdeburg]] wurde am Westufer der Elbe gegründet, weil man vom Domfelsen aus ins feindliche Land schauen konnte - die östlichste Bastion der Franken gegen die ostelbisch lebenden Heiden: zumeist Slawen. Jahre zuvor war es fränkischer Handelsplatz, wohin die Slawen kamen, um Waffen zu kaufen. Westlich der Elbe wohnten die Deutschen, die Falen, um es genau zu sagen. Karl errichtete in Magdeburg um 800 einen Handelsplatz, auf dem es verboten war, den Slawen die guten fränkischen Schwerter zu verkaufen. Die Magdeburger haben es trotzdem getan, denn sie waren keine Franken, sondern heidnische Falen und verkehrten schon lange mit den ostwärts der Elbe lebenden Slawen. Die christianisierung der Ostfalen vollzog sich nach den oben beschriebenen Kämpfen im 9. Jahrhundert, die dann ihrerseits unter ihrem Herzog Heinrich dem Vogler, später unter König [[Otto]], von Magdeburg aus kommend, Ostelbien christianisierten. Die Einteilung der Falen geht auf Karl den Großen zurück, der die Sachsen in drei Stämme teilte... (Westfalen, Engern und Ostfalen) [[Magdeburg]] wurde am Westufer der Elbe gegründet, weil man vom Domfelsen aus ins feindliche Land schauen konnte - die östlichste Bastion der Franken gegen die ostelbisch lebenden Heiden: zumeist Slawen. Jahre zuvor war es fränkischer Handelsplatz, wohin die Slawen kamen, um Waffen zu kaufen. Westlich der Elbe wohnten die Deutschen, die Falen, um es genau zu sagen. Karl errichtete in Magdeburg um 800 einen Handelsplatz, auf dem es verboten war, den Slawen die guten fränkischen Schwerter zu verkaufen. Die Magdeburger haben es trotzdem getan, denn sie waren keine Franken, sondern heidnische Falen und verkehrten schon lange mit den ostwärts der Elbe lebenden Slawen. Die christianisierung der Ostfalen vollzog sich nach den oben beschriebenen Kämpfen im 9. Jahrhundert, die dann ihrerseits unter ihrem Herzog Heinrich dem Vogler, später unter König [[Otto]], von Magdeburg aus kommend, Ostelbien christianisierten.
  
-Heute hat sich Magdeburg auch östlich ausgebreitet, aber das sind Zuwächse, so wie Salbke oder Ottersleben. Das ist der Lauf der [[Welt]], daß sich Dinge ändern, Grenzen neu gezogen werden... das spielt heute keine Rolle mehr, für die meisten jedenfalls, ob man östlich oder westlich der Elbe wohnt, es sei denn, es kömmt Hochwasser!\\+Heute hat sich Magdeburg auch östlich ausgebreitet, aber das sind Zuwächse, so wie die westelbischen Salbke oder Ottersleben. Das ist der Lauf der [[Welt]], daß sich Dinge ändern, Grenzen neu gezogen werden... das spielt heute keine Rolle mehr, für die meisten jedenfalls, ob man östlich oder westlich der Elbe wohnt, es sei denn, es kömmt Hochwasser!\\
  
-Gehen wir in die Ausgangszeit zurück, zu der sich der noch heute vorherrschende Menschenschlag der Ostfalen ausbildete: [[Völkerwanderung]]. Sie wirbelte die hier Inhäusigen gehörig durcheinander. Danach blieben hier Sachsen sitzen, die bis ins 8. Jahrhundert ungestört blieben, dann gab es den berühmten Krieg gegen die Franken, der mit der Unterwerfung der Sachsen endete, nicht jedoch mit deren Auslöschung bzw. mit einer Neubesiedlung des Gebietes. Das ist entscheidend. So hatten jetzt für ein paar Jahre Franken das sagen, ein paar Jahre nur, denn schon 911 übernahm der Ostfale [[Heinrich#Heinrich I.]] die Macht, die unter seinem Sohn Otto systematisch ausgebaut wurde.<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/itinerarotto.jpg" width="620" height="900" border="4" align="right" style="margin-left:5mm" alt="Reisewege Ottos des Großen - das Zentrum seiner Macht lag in Ostfalen"></html>+Gehen wir in die Ausgangszeit zurück, zu der sich der noch heute vorherrschende Menschenschlag der Ostfalen ausbildete: [[Völkerwanderung]]. Sie wirbelte die hier Inhäusigen gehörig durcheinander. Danach blieben hier Sachsen sitzen, die bis ins 8. Jahrhundert ungestört blieben, dann gab es den berühmten Krieg gegen die Franken, der mit der Unterwerfung der Sachsen endete, nicht jedoch mit deren Auslöschung bzw. mit einer Neubesiedlung des Gebietes. Das ist entscheidend. So hatten jetzt für ein paar Jahre Franken das sagen, ein paar Jahre nur, denn schon 911 übernahm der Ostfale [[Heinrich#Heinrich I.]] die Macht, die unter seinem Sohn Otto systematisch ausgebaut wurde. {{ :itinerarotto.jpg?800|}}
 [[Heinrich#Heinrich der Löwe]] lebte wieder zweihundert Jahre später und traf auf christianisiertes Land. Dieser braunschweiger Heinrich war auch Fale. Er eroberte im übrigen auch München. Wenn die münchner Löwen also ihren LÖWENgesang anstimmen, so huldigen sie im Prinzip einem Falen. ;) \\ [[Heinrich#Heinrich der Löwe]] lebte wieder zweihundert Jahre später und traf auf christianisiertes Land. Dieser braunschweiger Heinrich war auch Fale. Er eroberte im übrigen auch München. Wenn die münchner Löwen also ihren LÖWENgesang anstimmen, so huldigen sie im Prinzip einem Falen. ;) \\
 Niedersachsen ist wie Niederlande oder Holland (Höllenland, weil es in die Tiefe geht), aber keine Stammesbezeichnung. Die Niedersachsen als solche mußten sich irgendwie von den Chursachsen abgrenzen. Eigentlich ist Niedersachsen bloß das flache Land um Hamburg und Bremen. Hannover gehört nicht dazu. Hannover gehört zu Falen. Nach anderer Lesart bedeutet Niedersachsen nichts anderes als Falen, also das flache Land. Niedersachsen ist wie Niederlande oder Holland (Höllenland, weil es in die Tiefe geht), aber keine Stammesbezeichnung. Die Niedersachsen als solche mußten sich irgendwie von den Chursachsen abgrenzen. Eigentlich ist Niedersachsen bloß das flache Land um Hamburg und Bremen. Hannover gehört nicht dazu. Hannover gehört zu Falen. Nach anderer Lesart bedeutet Niedersachsen nichts anderes als Falen, also das flache Land.
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 Zur [[Sprache]] der [[Magdeburgische#Magdeburger]] habe ich nun geforscht, da gibt es schon Einflüsse; nein, ich muß sagen, da gab es Einflüsse, die auf pfälzische oder französische Bevölkerungsanteile zurückzuführen sind. Aber die sind wie Modeerscheinungen, die gehen nach einigen Generationen wieder unter: Der Magdeburger besaß die Kraft, sich Fremdeinflüsse anzueignen, zu Eigenem zu machen. Er behauptete seine Mentalität.\\ Zur [[Sprache]] der [[Magdeburgische#Magdeburger]] habe ich nun geforscht, da gibt es schon Einflüsse; nein, ich muß sagen, da gab es Einflüsse, die auf pfälzische oder französische Bevölkerungsanteile zurückzuführen sind. Aber die sind wie Modeerscheinungen, die gehen nach einigen Generationen wieder unter: Der Magdeburger besaß die Kraft, sich Fremdeinflüsse anzueignen, zu Eigenem zu machen. Er behauptete seine Mentalität.\\
 //akkerat, ammesieren, auseinanderverposementieren, bilance//... das sind Wörter, die magdeburgisiert (im Sinne davon, daß die Magdeburger selbst Fremdes aneigneten; eigentlich bedeutet magdeburgisieren ja "etwas bis auf die Grundmauern niederbrennen, zerstören") wurden, die aber aus dem Französischen stammen. \\ //akkerat, ammesieren, auseinanderverposementieren, bilance//... das sind Wörter, die magdeburgisiert (im Sinne davon, daß die Magdeburger selbst Fremdes aneigneten; eigentlich bedeutet magdeburgisieren ja "etwas bis auf die Grundmauern niederbrennen, zerstören") wurden, die aber aus dem Französischen stammen. \\
 +{{ :ostfalen_1000.jpg?700|}}
 Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg#Dreißigjährigen Krieg]] war Ostfalen wie viele Gebiete des Reiches entvölkert und zerstört. Besonders schlimm hatte es 1631 Magdeburg getroffen, die Hauptstadt des Protestantismus. Von etwa 30000 Menschen überlebten nur wenige, eben die, die im Dom Platz fanden und ausgelöst werden konnten.\\ Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg#Dreißigjährigen Krieg]] war Ostfalen wie viele Gebiete des Reiches entvölkert und zerstört. Besonders schlimm hatte es 1631 Magdeburg getroffen, die Hauptstadt des Protestantismus. Von etwa 30000 Menschen überlebten nur wenige, eben die, die im Dom Platz fanden und ausgelöst werden konnten.\\
-Nach 1631 war Magdeburgs Herrlichkeit erst einmal vorbei. Die Stadt geriet in die Hände eines sächsischen Fürsten, der bis zu seinem Tode die Stadt administrativ betreuen durfte, will heißen, er durfte sie ausbeuten. Danach sollte das Erzbistum Magdeburg als weltliches Erblehen an Brandenburg gehen. Die Brandenburger ritten etwa 1685 in magdeburg ein und setzten einen [[Offizier]] als Stadtoberhaupt ein, der aus Magdeburg eine Festung machte. Sie sorgten für Besiedlung, indem sie kalvinistische Pfälzer und Hugenotten in die Stadt holten und ihnen am Wallonerberg und in der Alten Neustadt Ghettos zuwiesen, wo sie gleichberechtigte [[Bürger]] der Stadt werden sollten.\\+Nach 1631 war Magdeburgs Herrlichkeit erst einmal vorbei. Die Stadt geriet in die Hände eines [[sachsen|sächsischen]] Fürsten, der bis zu seinem Tode die Stadt administrativ betreuen durfte, will heißen, er durfte sie ausbeuten. Danach sollte das Erzbistum Magdeburg als weltliches Erblehen an Brandenburg gehen. Die Brandenburger ritten etwa 1685 in Magdeburg ein und setzten einen [[Offizier]] als Stadtoberhaupt ein, der aus Magdeburg eine Festung machte. Sie sorgten für Besiedlung, indem sie kalvinistische Pfälzer und Hugenotten in die Stadt holten und ihnen am Wallonerberg und in der Alten Neustadt Ghettos zuwiesen, wo sie gleichberechtigte [[Bürger]] der Stadt werden sollten.\\
 Den Magdeburgern paßte das nicht: zum einen zeigten die Brandenburger/Preußen so ihr wahres Gesicht als Besatzungsmacht und zum anderen waren es [[Calvin#Kalvinisten]], die wenig gelitten waren. Das hatte Auswirkungen: etliche Hugenotten und Pfälzer zogen bald weiter nach Brandenburg, wo eh die Kalvinisten (Reformierten) das Sagen hatten, was u.a. dazu führte, daß die magdeburger Sprache zwar Einflüsse aus jener [[Zeit]] aufnahm, die Bevölkerungsstruktur allerdings kaum verändert wurde, wie sich auch im heutigen Telephonbuch Magdeburgs leicht nachprüfen läßt. Prozentual gibt es in Magdeburg weniger französische Namen als in Bärlin, Potsdam oder Frankfurt/O..\\  Den Magdeburgern paßte das nicht: zum einen zeigten die Brandenburger/Preußen so ihr wahres Gesicht als Besatzungsmacht und zum anderen waren es [[Calvin#Kalvinisten]], die wenig gelitten waren. Das hatte Auswirkungen: etliche Hugenotten und Pfälzer zogen bald weiter nach Brandenburg, wo eh die Kalvinisten (Reformierten) das Sagen hatten, was u.a. dazu führte, daß die magdeburger Sprache zwar Einflüsse aus jener [[Zeit]] aufnahm, die Bevölkerungsstruktur allerdings kaum verändert wurde, wie sich auch im heutigen Telephonbuch Magdeburgs leicht nachprüfen läßt. Prozentual gibt es in Magdeburg weniger französische Namen als in Bärlin, Potsdam oder Frankfurt/O..\\ 
-Es gibt keinen "unverdorbenen" Magdeburger. So etwas gibt es gar nicht. Mentalitäten sind immer in [[Bewegung]], nie fix und fertig. Die Frage lautet bloß, ob die Eigenkräfte stärker als die Fremdeinwirkungen sind. Der Kampf geht ewig. Das ist auch gut so. Nichts darf [[ewig]] bestand haben. Alles ist im Fluß.+Es gibt keinen "unverdorbenen" Magdeburger. So etwas gibt es gar nicht. Mentalitäten sind immer in [[Bewegung]], nie fix und fertig. Die Frage lautet bloß, ob die Eigenkräfte stärker als die Fremdeinwirkungen sind. Der Kampf geht ewig. Das ist auch gut so. Nichts darf [[ewig]] Bestand haben. Alles ist im Fluß.
  
 ==== Eigenbezug ==== ==== Eigenbezug ====
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 Die Umwohner Magdeburgs zogen nach Magdeburg wie z.B. mein Ururgroßvater. Der war auch Fale, lebte in Meitzendorf, das liegt heute so fünfzehn Kilometer nordwestlich von Magdeburg. Der wäre auch schön blöd gewesen, wenn er das nicht getan hätte. Die Machtstrukturen waren auch nach Tillys Auslöschung, Magdeburgisierung!, noch vorhanden und der Westfälische Frieden war nichts anderes als ein status quo ante - Frieden. Also alles blieb, wie es vor 1618 war. Mit anderen Worten, die Magdeburger hatten immer noch ihre Handelsprivilegien, ihr Stapelrecht, besaßen immer noch zahlreiche Druckereien und etliche Pfeffersäcke, die es zu verscherbeln galt. Aber es gab wenig Leute. Na, was denkste, wer da zuerst in die Stadt strömte? Leute von weither oder das schlaue Bäuerlein von vor der Stadt? Zusätzlich kamen ein paar Pfälzer, ein paar Franzosen. Das war's. Aus Brandenburg-Preußen kam keiner, denn die waren selber bevölkerungsarm. Aber das verwächst sich auch nach ein paar Generationen, zumal die [[Preußen]] die Stadt Ende des 17. Jahrhunderts besetzen durften. Am besten kann man das in der Sprache widerspiegelt sehen, welche Aspekte sich durchsetzten. Magdeburg als preußisch zu bezeichnen ist ungefähr so hirnrissig wie Dresden als [[Napoleon#napoleonisch]].\\ Die Umwohner Magdeburgs zogen nach Magdeburg wie z.B. mein Ururgroßvater. Der war auch Fale, lebte in Meitzendorf, das liegt heute so fünfzehn Kilometer nordwestlich von Magdeburg. Der wäre auch schön blöd gewesen, wenn er das nicht getan hätte. Die Machtstrukturen waren auch nach Tillys Auslöschung, Magdeburgisierung!, noch vorhanden und der Westfälische Frieden war nichts anderes als ein status quo ante - Frieden. Also alles blieb, wie es vor 1618 war. Mit anderen Worten, die Magdeburger hatten immer noch ihre Handelsprivilegien, ihr Stapelrecht, besaßen immer noch zahlreiche Druckereien und etliche Pfeffersäcke, die es zu verscherbeln galt. Aber es gab wenig Leute. Na, was denkste, wer da zuerst in die Stadt strömte? Leute von weither oder das schlaue Bäuerlein von vor der Stadt? Zusätzlich kamen ein paar Pfälzer, ein paar Franzosen. Das war's. Aus Brandenburg-Preußen kam keiner, denn die waren selber bevölkerungsarm. Aber das verwächst sich auch nach ein paar Generationen, zumal die [[Preußen]] die Stadt Ende des 17. Jahrhunderts besetzen durften. Am besten kann man das in der Sprache widerspiegelt sehen, welche Aspekte sich durchsetzten. Magdeburg als preußisch zu bezeichnen ist ungefähr so hirnrissig wie Dresden als [[Napoleon#napoleonisch]].\\
  
 +==== Landesfarben ====
  
 +- Das wird besonders die Anhänger des 1. FC Magdeburg wurmen, denn die Farben Ostfalens sind **rot-weiß** und nicht blau-weiß.
 +=== Begründung ===
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 +- Falen ist eine andere Bezeichnung für Menschen, die im flachen Land wohnen. Die Falen (auch Niedersachsen) tragen seit jeher rot und weiß. Man kann es heute noch an der Landesfahne Niedersachsens erkennen: ein Schimmel auf rotem Grund. Der Schimmel steht für ein Machtsymbol der ostfälischen Reiter. Auch ein Kernkreis Ostfalens, die Börde, benutzt den germanisch-deutschen Herren, den Reiter, zu dessen Füßen Gewürm zertreten wird, den [[https://www.wikiwand.com/de/Reiterstein_von_Hornhausen|Reiter von Hornhausen]]. Die Farben sind rot-weiß. Die Hanse als norddeutscher Bund, benutzte rot-weiß, egal ob Hamburg, Lübeck, Bremen oder Stralsund. Bei allen Städten hat sich rot-weiß als Basiskombination durchgesetzt. Auch das von den Franken gegründete Halberstadt (müßte eigentlich schwarz-gelb tragen) übernahm seit den Ottonen rot-weiß. Magdeburg, ebenfalls eine fränkische Gründung, verband das rot-weiß der ottonischen Ostfalen mit dem Grün der Augsburger, denn die wichtigste Stadtgemeinde Magdeburgs, St. Ullrich, nahm Ulrich von Augsburg mit seinen Farben rot-grün zum Patron. Als Magdeburg eine kurze Zeit Herzogtum war (1680-1806) übernahm es selbstverständlich die alten Farben, also rot und weiß. Das bedeutete u.a., daß einer meiner Ahnen, der im Siebenjährigen Krieg im [[https://de.wikipedia.org/wiki/Altpreußisches_Husarenkommando_Magdeburg|Altpreußischen Husarenkommando Magdeburg]] diente, eine rote Dolman (eine Art Schutzumhang) und eine schwarze (preußische) Jacke trug, bevor der Herzog von Braunschweig, der diesem Kommando vorstand und es für seine freimaurerischen Tätigkeiten während des Krieges nutzte, seine Meldegänger in blau-gelb (Braunschweig) umdekorierte. \\
 +Um auf die Hallenser sprechen zu kommen: Natürlich mußten die rot und weiß als Stadtfarben nehmen, schließlich waren sie eine magdeburger Dependenz.
 ===== Sachsen-Anhalt in der begriffspolitischen Namensbildung ===== ===== Sachsen-Anhalt in der begriffspolitischen Namensbildung =====
  
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 ===== Ausblick ===== ===== Ausblick =====
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/bundeslaenderrutz.jpg" width="470" height="580" border="4" align="right" style="margin-left:5mm" alt="Ostfalen in Deutschland ab 2017 (nach Rutz); Debatte zur Strukturreform"></html>Der Historiker Wersebe machte sich um 1830 verdient um die geographische Bestimmung Ostfalens. Für ihn war die Unstrut im Südosten die Grenze, imgleichen der Harz im Ganzen ostfälisch. Strittig war die Verortung Sangerhausens. Heute zählt es zu Sachsen-Anhalt. Das wäre eine Gebietsrückgabe, denn die Heirat des Thüringers [[Ludowinger#Ludwig der Bärtige]] mit der ostfälischen Adligen Cäcilie von Sangerhausen (eine Verwandte der Ottonen) brachte deren 7000 Hufen um Sangerhausen in den Besitz des Thüringers.\\+{{ :bundeslaenderrutz.jpg?600|}}Der Historiker Wersebe machte sich um 1830 verdient um die geographische Bestimmung Ostfalens. Für ihn war die Unstrut im Südosten die Grenze, imgleichen der Harz im Ganzen ostfälisch. Strittig war die Verortung Sangerhausens. Heute zählt es zu Sachsen-Anhalt. Das wäre eine Gebietsrückgabe, denn die Heirat des Thüringers [[Ludowinger#Ludwig der Bärtige]] mit der ostfälischen Adligen Cäcilie von Sangerhausen (eine Verwandte der Ottonen) brachte deren 7000 Hufen um Sangerhausen in den Besitz des Thüringers.\\
 Andererseits gab es bei Sangerhausen auch einen Grafen Goswin von Leige, dem Leinungen, Morungen und Siebkerode (-rode ist typisch für ostfälische Ortsnamen) gehörten.\\ Andererseits gab es bei Sangerhausen auch einen Grafen Goswin von Leige, dem Leinungen, Morungen und Siebkerode (-rode ist typisch für ostfälische Ortsnamen) gehörten.\\
 Halten wir fest, daß diese Abtrennung ostfälischer Gebiet um 1060 an Thüringen der Schwäche der Ottonen, die mit Otto III. den letzten Kaiser stellten, zuzuschreiben ist, was dazu führte, daß das Hausgut derselben allmählich verlorenging. \\ Halten wir fest, daß diese Abtrennung ostfälischer Gebiet um 1060 an Thüringen der Schwäche der Ottonen, die mit Otto III. den letzten Kaiser stellten, zuzuschreiben ist, was dazu führte, daß das Hausgut derselben allmählich verlorenging. \\
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 Die Basis der Überlegungen: Unstrittig ist die [[Existenz]] eines Bundeslandes "Westfalen". Ergo: Wenn es ein Bundesland "Westfalen" gibt, dann darf es auch ein Bundesland "Ostfalen" geben.\\ Die Basis der Überlegungen: Unstrittig ist die [[Existenz]] eines Bundeslandes "Westfalen". Ergo: Wenn es ein Bundesland "Westfalen" gibt, dann darf es auch ein Bundesland "Ostfalen" geben.\\
 Mit der Strukturreform der deutschen Finanzen ab 2017 wird das Thema wieder aktuell werden. Ob sich aber Vorstellungen wie die hier abgebildete durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Ostfalen reicht schon ein wenig weiter als bis zur Ostgrenze Niedersachsens. Auch in den Sprachwissenschaften ist der [[Begriff]] "Elbostfälisch" inzwischen angekommen. \\ Mit der Strukturreform der deutschen Finanzen ab 2017 wird das Thema wieder aktuell werden. Ob sich aber Vorstellungen wie die hier abgebildete durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Ostfalen reicht schon ein wenig weiter als bis zur Ostgrenze Niedersachsens. Auch in den Sprachwissenschaften ist der [[Begriff]] "Elbostfälisch" inzwischen angekommen. \\
-Die Diskussion ist im Fluß. Einen Vorschlag zur künftigen föderalen Struktur der BRD kann man hier (siehe Abbildung rechts) prüfen; es gibt noch etliche [[andere]]. +Die Diskussion ist im Fluß. Einen Vorschlag zur künftigen föderalen Struktur der BRD kann man hier prüfen; es gibt noch etliche [[andere|andere]].
  
-<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.de/na/ba1b37ff6a1b4f02b4b7db08d0666c2b" width="1" height= "1" alt=""></html> 
  
ostfalen.1567701617.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/09/05 18:40 von Robert-Christian Knorr