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peloponnesischer_krieg

PELOPONNESISCHER KRIEG

431-404 v.Chr.

Kriegsgründe

  1. Spartaner trugen SORGE vor Machtzuwachs der Athener → die Athener bedrohten die FREIHEIT, Libertät, der griechischen Stadtstaaten
  2. prinzipielle Auseinandersetzung zwischen inkompatiblen Staatsformen (attische Demokratie vs. spatanische Aristokratie)

Kriegsanlässe

- die Oligarchen wurden vertrieben und suchten bei der Kolonie Epidamnos und bei dem Mitglied des Peloponneischen Bundes, KORINTH, Unterstützung
- 435 v.Chr. Seeschlacht bei Kerkyra; Korinth siegte, aber Kerkyra sah die wachsende MACHT der Epidamnier mit Sorge und wandte sich an ATHEN
- Athen saß im Zwiespalt wegen des Friedensvertrages mit SPARTA → Defensivbündnis mit Kerkyra
- dennoch 433 v.Chr. Schlacht von Athen+Kerkyra gegen Epidamnos+Korinth mit Sieg Athens, d.i. formal kein Bruch des Vertrages mit Sparta!

  • Unabhängigkeitsstreben von Poteideia, korinthische Kolonie

- obwohl es eine korinthische Kolonie ist, besitzt es eine demokratische STAATSFORM und ist Mitglied im Attischen Seebund
- die Bevölkerung kämpft gegen demokratischen STAAT, unterstützt von Korinth und MACEDONIEN
- 432 v.Chr. Abfall von Athen
- die Athener belagern Poteideia

  • Behandlung Megaras durch Athen

- ein Beschluß der Athener VOLKSVERSAMMLUNG verbot es den Megarern - nur den Bürgern, nicht den Händlern megarischer Abstammung - wegen Grenzverletzungen, das Gebiet Athens zu betreten

  • Einberufung eines außerordentlichen Kongresses des Peloponnesischen Bundes, SYNHEDRION, um die Frage eines Vertragsbruches - Autonomiegebot für Hellas - durch Athen zu DISKUTIEREN 432/1 v.Chr.

- das Synhedrion beschließt, nachdem die Apella durch den Ephor Sthenelaides von der NOTWENDIGKEIT eines Krieges überzeugt wurde und danach die Mehrzahl der Bundesgenossen zustimmte, den Präventivkrieg, doch man denkt, noch zwei bis drei Jahre für die Vorbereitung zu brauchen

  • spartanische Gesandtschaften an die Athener, die Forderungen überbringen, um den Krieg doch noch zu verhindern
  1. die erste Gesandtschaft verlangt die Sühnung des kylonischen Frevels von 630 v.Chr. und die Absetzung des PERIKLES als Kriegstreibers
  2. die zweite Gesandtschaft verlangt den Abbruch der Aktionen gegen Poteidaia und Megara
  3. die letzte Gesandtschaft verlangt die Auflösung des attischen Bundes

Kräfteverhältnis

Peloponnesischer Bund - im wesentlichen der Peloponnes außer Achaia und ARGOS
- insgesamt 30 000 Hopliten; kaum Marine
ASB - Ägäis, Messenien, Kerkyra - insgesamt 15 000 Mann + 16 000 Reserve, Veteranen; 300 Trieren; Erneuerung alter Bündnisse mit Leontinoi und Rhegion im Westen

Kriegsstrategie

  • Peloponnesischer Bund → Landkrieg
  • Attischer Seebund → Seekrieg - die Athener sollen beim Landangriff ausquartiert werden hinter die Mauern von PIRÄUS

Kriegsverlauf

1. Phase Archidamischer Krieg 431-421 v.Chr.

- 431 v.Chr. Überfall THEBENs, Peloponnesischer Bund, auf Plataiai, Attischer Seebund, doch die 300 eingedrungenen Hopliten werden in der STADT überwältigt
- König ARCHIDAMOS greift widerwillig Attika an, doch die Athener ziehen sich hinter die Mauern zurück und verspotten die auf eine Schlacht ausseienden Spartaner, die im HERBST wieder nach Sparta zurückkehren
- die Athener rüsten 150 Schiffe aus und ziehen plündernd an der peloponnesischen Küste - Elis, Akarnanien, Kephallenia, Methone.. - entlang
- unter Perikles zieht ein athenisches Hoplitenheer gegen Megara und plündert es als RACHE für zerstörtes Attika
- 430 v.Chr. kommt aus dem ORIENT die PEST und rafft ¼ der athenischen Bevölkerung hinweg; Sparta kann seine Halbinsel von der Seuche freihalten
- Poteidaia kapituliert gegenüber den Athenern
- im Norden, Chalkidike, verlieren die Athener gegen die Sparta, weil diese ihre PHALANX aufbrechen zugunsten der PELTASTEN-Taktik - thrakische Kampftechnik mit leichtbewaffnetem Speerkämpfer, d.i. eine höhere Beweglichkeit
- im Norden fällt der Odrysenkönig Sitalkes mit 150 000 Mann ein, um seinem Bündnisversprechen für die Athener nachzukommen → die Athener versäumen logistische Hilfen, so daß der Feldzug wegen Versorgungsschwierigkeiten zusammenbricht
- 428 v.Chr., die Autonomieparole der Spartaner zeitigt Erfolge; Teile des Attischen Seebundes sondern sich ab - Mytilene auf Lesbos… → KLEON – nach dem Tode des Perikles neuer Stratege, fordert ein Massaker auf Lesbos und die Athenisierung Lesbos', d.h., Tötung der reichen Oberschicht, Bodenreform und Ansiedlung von 300 athenischen Kleruchen, denen die Mytilener Pachtzins zahlen mußten
- 425 v.Chr. unternehmen Kleon und DEMOSTHENES erfolglose Vorstöße gegen die Spartaner in Ätolien
- die Athener setzen sich in der Bucht der kleinen Halbinsel Pylos im Süden des Peloponnes fest und befestigen ihre Stellung → Brasidas will sie stürmen und verletzt sich
- Kleon erringt einen großen Erfolg mit der Zerstörung der spartanischen Flotte und der Gefangennahme von 120 Hopliten aus den besten spartanischen Häusern, doch Athen ist zu borniert, um einen Frieden mit status auo ante-Charakter anzunehmen
- 424 v.Chr. Höhepunkt des Archidamischen Krieges
- die Athener siegen unter Nikias und besetzen Kythera, bei Delion erfahren sie eine Niederlage gegen verbündete Böotier und Spartaner, denn die Böotier stellen ihre nicht überlegenen Kontingente mittels einer neuartigen Schwerpunktverlagerung intelligenter auf, wie sie überhaupt eine höhere Beweglichkeit besitzen
- der spartanische General Brasidas marschiert zur Chalkidike und verficht erfolgreich die AUTONOMIE-Parole
- 423 v.Chr. Waffenstillstand, aber Skione fällt von Athen ab → erneut Belagerung, der mit entsetzlichen Grausamkeiten durch die Athener endet
- 422 v.Chr. Kreon und Brasidas fallen in Thrakien am gleichen Tag → Poteidaia
- 421 v.Chr. Nikias-Frieden mit statum quo ante, aber Korinth, Megara, BÖOTIEN sind als Spartas Verbündete mit dem Frieden nicht einverstanden

2. Phase 421-415 v.Chr. - Nikias-Friede und Unruhe

- 421 v.Chr. läuft der 30jährige Friede Argos' mit Sparta ab; Argos verbündet sich mit Athen gegen Sparta, aber Athen sichert gleichzeitig Sparta Unterstützung gegen einen Helotenaufstand zu, den Argos unterstützen will → viel Widerstand von beiden Seiten gegen die Beibehaltung des status quo
- jeder verhandelt mit jedem
- in Athen erheischt Alkibiades immer mehr Macht und hetzt gegen Sparta
- 418 v.Chr. bricht der Frieden, die Schlacht bei Mantineia besiegelt das politische Ende Alkibiades', denn Sparta siegt, aber Athen zieht seinen innenpolischen Gegner Nikias auf seine Seite
- Athen landet auf Melos, spartanische Kolonie, und massakriert die dortige Bevölkerung, um 500 athenische Siedler anzusiedeln, doch dieser Ersatzsieg kann nicht dem herrschsüchtigen Athener genügen → SUCHE nach neuem Betätigungsfeld

3. Phase 415-413 v.Chr. - Sizilische Expedition

- Segestas Hilferuf an Athen wegen einer FEHDE mit Selinus → man stritt um Land und kam in Frauenfragen zu keiner Einigung
- ALKIBIADES ergreift die MÖGLICHKEIT, seinen Mitbürgern den Mund wässrig zu machen, denn die meisten Athener staunten die reichen Sizilianer an, die jedoch einen REICHTUM von 60 Talenten als Monatseinkommen auswiesen statt wie in WIRKLICHKEIT als Jahreseinkommen, so daß die Unteritaliener/Großgriechen gar nicht so reich waren, wie man allgemein glaubt
- 137 Trieren mit 25.000 Mann, insgesamt 300 Schiffe, unter drei Strategen: Alkibiades, Nikias und Lamachos stechen in See, um zugunsten Segestas einzugreifen
- ungünstige Vorzeichen - Hermen-Frevel, Mysterien-Frevel - erregen Athen → sie weisen Alkibiades an, nach Athen zurückzukehren, wo ihn die TODESSTRAFE erwartet hätte → Alkibiades flieht nach Sparta und arbeitet nun gegen Athen, indem er den Spartanern wichtige strategische Hinweise gibt

  1. Verzicht auf die gewohnte Frühjahrsoffensive gegen Attika, statt dessen DAUER-Besetzung des strategisch wichtigen Punktes Dekeleia am Abhang des Parnes;
  2. keine Entsendung von Hilfstruppen nach SYRACUS, sondern die bewährter Organisatoren, die den Widerstand gegen Athen organisieren konnten

- nachdem die Athener die ERFAHRUNG machten, daß SEGESTA nicht so reich war, wie sie es glaubten, richteten sie sich gegen Syrakus, es wird 414 v.Chr. eingeschlossen
- in Syrakus organisiert Hermokrates den Widerstand gegen die Aggressoren → man ersucht Sparta und Korinth, Mutterstadt, um Hilfe
- dem durch Alkibiades' Rat gesandten Spartiaten Gylippos gelingt mit 3 000 Versprengten der Durchbruch - Peripetie des Krieges - vom WESTEN Siziliens nach Syrakus → Gylippos übernimmt die Organisation des Widerstands
- 413 v.Chr. Mondfinsternis verschiebt die Abfahrt der Athener nach erfolgloser Belagerung, die Schiffe sind blockiert → die Besatzungen fliehen ins Landesinnere und werden von den Sikelioten, griechischen Siziliern, aufgerieben
- Demosthenes und Nikias werden gehängt

4. Phase 413-404 v.Chr. - Dekelischer und Ionischer Krieg

- 413 v.Chr. die Spartaner fallen wieder in Attika ein, belagern die Festung Dekelia und verwüsten das Land; diesmal jedoch bleiben sie - Dekelischer Krieg
- 20.000 SKLAVEn laufen über → neue Lage für Athen
- die Spartaner lassen sich vom Satrapen von Karien, TISSAPHERNES, eine Flotte finanzieren → dafür geben sie die Errungenschaften von 479 v.Chr. preis - Persien darf über Kleinasien bestimmen
- 411 v.Chr. wuchs die UNZUFRIEDENHEIT mit der DEMOKRATIE → außerdem waren die THETEN, Stützen der Demokratie, im Krieg, so daß sich ein Oligarch, Oberst Peisandros durchsetzen konnte → der Demos entmachtete sich auf einer Volksversammlung SELBST, indem er einem Rat der 400 zustimmte
- auf SAMOS widersprach der demokratische Flottenführer Thrasybulos den innenpolitischen Beschlüssen und fragte im unfernen Karien bei Alkibiades nach, der von den Spartanern nach der Königinnenschändung verjagt worden war, ob der wieder athenischer Stratege werden wolle → also wechselte Alkibiades wieder die Seiten und nahm auf demokratischer Seite am Aufstand gegen die 400 teil
- daraufhin siegen die Athener am Hellespont und gewinnen ihre Getreidezufuhrstraße zurück
- die Spartaner warten auf das Eintreffen der 147 phönizischen Schiffe, die die ENTSCHEIDUNG bringen sollen, doch die Athener verlagern den Krieg in kleine Meerengen und stellen sich erst zur Schlacht, als sie eine Übermacht zusammenziehen können - Kyzikos 86:60 -, dort siegen sie unter Alkibiades
- Sparta bietet FRIEDEN, aber Athen will durch seinen Hetzer Kleophon mehr als den status quo ante, so daß der Krieg weitergeht
- in Athen werden die demokratischen Institutionen nach dem Sieg wieder in Kraft gesetzt, Alkibiades als verlorener SOHN in der Stadt mit beliebtem karischen Beutegut willkommengeheißen
- in Sparta erhielt LYSANDER sein erstes Kommando und konnte den arglosen Alkibiades in einer Seeschlacht besiegen → Alkibiades zieht sich zurück nach Chersones und kehrte nie wieder nach Athen oder in die POLITIK zurück
- Athen übergibt Kallikratides das Kommando, der es schafft, eine Überlegenheit von 150:120 Schiffen zwischen Lesbos und dem Festland bei den Arginusen zusammenzubringen
- Athen siegt in der größten Seeschlacht des Krieges, doch der Sieg ist teuer erkauft, denn viele Athener müssen ihr LEBEN lassen → da sie nicht vorschriftsmäßig bestattet wurden, fiel das URTEIL gegen die Führer als Todesurteil aus - angestrengt von Konon
- beide Seiten rüsten zum Endspurt; Lysander gelingt die Überrumplung der athenischen Flotte bei Ägostpotamoi, Konon flieht nach ZYPERN, der Seebund löst sich auf, Lysander belagert Athen und marschiert bald in der kriegsmüden Stadt ein

Ergebnisse

- Lysander kehrt die demokratische Rückbesinnung Athens wieder um → Einsatz von Oligarchen und Besatzung durch Harmosten, letztlich jedoch ist es Sparta gleichgültig, welches politische SYSTEM die Athener für sich selbst bestimmen: Lysander setzt keine Spartaner zu neuen Herrschern ein
- Sparta siegte wegen des Verrats der Kleinasier an Athen (erstaunlich, weil doch Sparta Kleinasien an PERSIEN verkauft hatte!) und der so gewonnenen zusätzlichen Gelder und Soldaten, zudem hatte Athen in der Sizilischen Expedition seine Besten verloren

Nach dem Krieg

Sie waren ein unruhiges, ein lebendiges Völkchen, diese Athener. So war auch ihre KUNST: BEWEGUNG. Die Ägypter standen starr, die griechischen Skulpturen scheinen sich zu bewegen, sie sind ein Fluß. Panta Rhei (alles fließt) - ein Lebens- und Weltwahrnehmungsprinzip, wie HERAKLIT dies bereits hundert Jahre zuvor beschrieben hatte. Nicht nur die Figuren schienen sich zu bewegen, vor allem in geistiger Hinsicht bewegte sich allerleI. Der gesamte griechische KOSMOS, dieses kunterbunte Mit- und Durcheinander sich scheinbar ausschließender politischer Konzepte, war in beständigem Fluß. Der Grieche schaute an, was er sah, mußte schön sein, damit es ihm gefiel. Schön war, was ihn in Schwingung brachte, ihn erregte, ihn befreite oder seiner SEHNSUCHT Flügel verlieh. Unendlicher REICHTUM der Bewegung. Die GRIECHEN waren jeden Tag etwas anderes. Sie beobachteten, zuerst die NATUR, dann die Menschen, schließlich die GESELLSCHAFT, den STAAT, Ideale, LEBEN, MENSCH, Natur, Ackerbau und Wirtschaftskreisläufe. Aber sie bauten keine guten Straßen. Ihre Straße war das wildbewegte Meer. Sie bauten weder Aquädukte noch entwickelten sie eine funktionierende Entsorgungsindustrie für die Abfälle ihres überaus geselligen Lebens. Sie delegierten. Ein Wink dem Sklaven, der sich darum zu bekümmern hatte, daß die Reste des letzten Symposiums verschwanden.
THUKYDIDES nennt als URSACHE die Wesensunterschiede zwischen dem emporstrebenden Athen und dem älteren Machtfaktor Sparta. Die Verschiedenheit der beiden Kontrahenten ließ von Anfang auf eine längere Auseinandersetzung erwarten. Wären sie gleich gewesen, hätte schnell bei gleichbleibenden Strukturen in WIRTSCHAFT und Gesellschaft einer den anderen geschluckt, so aber deutete vieles auf einen grundlegenden Wandel der Geschicke Griechenlands hin. Einer von beiden mußte der Sieger sein und fortan bestimmen, die OLIGARCHIE Spartas mit ihrer Selbstbeschränkung und AUTARKIE oder das demokratische und gleichzeitig paralytisch-imperiale Athen.

Kriegsgründe

  • Spartaner trugen Sorge vor Machtzuwachs der Athener → die Athener bedrohten die Freiheit, Libertät, der griechischen Stadtstaaten
  • prinzipielle Auseinandersetzung zwischen inkompatiblen Staatsformen

Der große griechische Bruderkrieg (Peloponnesischer Krieg) tobte 27 Jahre und endete mit einem Sieg Spartas.

404 v.Chr.: Es hätte Athen das gleiche SCHICKSAL blühen können, das die Athener im umgekehrten Fall über etliche besiegte Poleis zuvor beschlossen hatten: Zerstörung, Tötung der Einwohnerschaft, Neubesiedlung mit Ortsfremden. Der IMPERIALISMUS der Athener hatte dies just als normal empfunden; die Griechen machten selten genug Gefangene, wenn, dann als Geiseln oder um diese wenig später umzubringen. War der Widersacher tot regelte ein Ehrenkodex die Herausgabe der Getöteten an die feindliche STADT, damit diese ihre Helden würdig bestatten konnte. Manchmal verständigten sich die Hellenen mitten im Krieg auch auf eine Waffenpause, einen Gottesfrieden, damit bei den Olympischen Spielen der Agon auf sportlichem Gebiet weiterging.
Doch am Ende des langen Krieges gab es sehr viel Hader und HAß. Die Thebaner und Korinther verlangten die Versklavung oder Tötung der Athener und eine Zerstörung der Stadt. Die Spartaner waren dagegen. Sie betonten die Leistungen der Athener für Hellas. Folgerichtig fielen die Friedensbedingungen gütig aus:

  • Athen blieb als Polis bestehen;
  • Auflösung des Attischen Seebundes;
  • Schleifung der Mauern zwischen Piräus und Athen;
  • Abschaffung der Demokratie;
  • Einsetzung der Regierung der Dreißig Tyrannen.

Die Spartaner schrieben den Athenern nicht vor, wie sie sich zu organisieren hätten. Sie wollten nur verhindern, daß die attische Demokratie ihr eigenes oligarchisches Lebensprinzip zerstören könne, ihren Lebensraum beanspruchte oder imperialistischer Ehrgeiz schließlich zu einem erneuten Kriege führen müßte. Sie überließen die Athener sich selbst, was auf edle Haltung schließen läßt, die sicherlich auch damit zu tun hatte, daß die Spartaner ihren Staatsaufbau als den besseren empfanden, also lediglich ihre Existenzsicherung mittels der Stärkung der nichtdemokratischen Kräfte in Athen betrieben. Sie glaubten an die Durchsetzung des autoritativen Prinzips: Disziplin und eine straffe VERFASSUNG, die klare Handlungsmuster ergibt.
Die Athener waren für die FORM der Herrschaft, wie sie in Sparta seit Jahrhunderten funktionierte, nicht bereit. Der kluge KRITIAS als der geistige Anführer der Oligarchen war zudem dämlich genug, seine Athener eine harte Hand spüren zu lassen. Es gab Massenhinrichtungen. 403 v.Chr. gelang mit Hilfe der Thebaner der Sturz der Dreißig. So ging das nun die nächsten Jahre immer fort. Ein Zerfleischen, wechselnde Koalitionen oder Bündnisse, die genauso schnell wieder auseinanderfielen wie sie entstanden. Athen erholte sich nicht, nicht politisch.
Die Freiheit des Denkens stand nach dem Peloponnesischen Krieg in Athen auf dem Prüfstand. Die Athener versagten und begründen damit im nachhinein ihre Niederlage im Peloponnesischen Krieg. Die politische Folge für die nächsten Jahrzehnte hieß Unordnung, die wirtschaftliche dagegen Aufschwung. Der PROZEß gegen SOKRATES zeigt das moralische Versagen der Athener. Er zeigt aber auch, daß die Athener fortan keine politische Rolle mehr spielen würden, letztlich hatten sie sich dazu entschieden, reich zu werden. Das genügte ihnen.

Wertungen

- die Spartaner besaßen keinen Staatsschatz, waren also längerwährenden Kriegen im Feindesland nicht gewachsen → sie finanzierten den Krieg nach dem Grundsatz: εκ ταιζ πολη μιας ξεν – vom Feinde leben
- während des Krieges fehlte den Spartanern zudem INTERESSE daran, ihren Bundesgenossen STEUERN aufzubürden, sie wollten kein Untertanenverhältnis, wie dies die Athener praktizierten
- allerdings mußten Spartas Verbündete 100 Trieren ausrüsten, zudem nahmen die Spartaner GELD von den Persern, denen sie dafür die Oberhoheit über die kleinasiatischen Städte gaben
- das Zögern der Spartaner ist auf mangelnde Finanzkraft zurückzuführen (THUKYDIDES)

peloponnesischer_krieg.txt · Zuletzt geändert: 2023/09/16 12:43 von Robert-Christian Knorr