schlegel
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schlegel [2009/08/22 15:03] – angelegt Robert-Christian Knorr | schlegel [2024/04/09 19:00] (aktuell) – [Politik] Robert-Christian Knorr | ||
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====== SCHLEGEL ====== | ====== SCHLEGEL ====== | ||
+ | ===== August Wilhelm Schlegel ===== | ||
+ | 8.9.1767 Hannover\\ | ||
+ | - betrieb unter [[Heyne]] und [[Bürger]] in Göttingen ästhetische Studien\\ | ||
+ | - Verfechter und Übersetzer [[Shakespeare# | ||
+ | - um 1798 wollte er in Jena die dato existente deutsche [[Literatur]] zum Studiengegenstand machen, fand damit aber wenig Gegenliebe bei Studenten und Kollegen → 1797 Strauß mit [[Schiller]], | ||
+ | - //Die [[Phantasie]] ist der [[Held]] der [[Philosophie]]. Die [[Natur]] ist nur die sinnlich, wahrnehmbare, | ||
+ | - erwartete durch die [[Romantik]] die [[Wiederkehr# | ||
+ | - nannte die [[Französische Revolution]], | ||
- | ===== Johann Elias Schlegel ===== | ||
+ | ===== Friedrich Schlegel ===== | ||
+ | 1772-1829\\ | ||
+ | [[Schriftsteller]] und Philosoph\\ | ||
+ | - Begründer der indischen [[Philologie]], | ||
+ | - hat als erster den [[Zirkel# | ||
+ | - Altertumsstudien in Göttingen und Leipzig, dazu [[Herder# | ||
+ | - das Problem der modernen Literatur: Spannung zwischen dem Einzigartigen und Typischen, Singulären und Allgemeingültigen, | ||
+ | - beschreibt androgyne Muster: sanfte Männer und selbständige [[Frau# | ||
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+ | ==== Philosophie ==== | ||
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+ | __Prämisse__: | ||
+ | - wir wollen erkennen und reißen uns aus dem Unendlichen Teilgottheitsbegriffe heraus, deren Summe uns allmählich glauben läßt, wir würden Gott/das Universum erfassen können\\ | ||
+ | - Gott wiederum, sich selber unbewußt, kömmt nur in uns zu Bewußtsein, | ||
+ | - gegenüber Fichte betont Schlegel die Kontraktion der Verbindung zum Unendlichen (kontrahierendes Ich vs. Unendlichem), | ||
+ | - das Unbewußte ist das [[Wesen]] des Individuums: | ||
+ | - den weitesten Gegensatz zu den Empirikern bildet der Naturbegriff: | ||
+ | === Erkenntnistheorie === | ||
+ | - kann nur ideal-real sein, weil einfacher Realismus die Erkenntnis der Realität naiv in dieser selbst mutmaßt und nicht die [[Evidenz]] derselben im Individuum, dem erkennenden Subjekt, erkennen kann\\ | ||
+ | - Empirie ist das Organon von realer //data//, nicht aber das für Erkenntnis\\ | ||
+ | - wahre Erkenntnis kann nur in der poetischen Reflexion erreicht werden, wenn sich Individuum, Universum und Verstand in der [[Sprache]] manifestieren\\ | ||
+ | - die Vernunft kann der [[Phantasie]] (die Verbindungslinie zwischen dem Universum und dem Individuum) keine normativen Fesseln anzulegen; sie muß die Selbstoffenbarung der [[Gottheit]] akzeptieren, | ||
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+ | === Begriff der romantischen Ironie === | ||
+ | - entsteht aus dem Spiel von Individuum und Empirie, aus dem Wechselgesang von Unendlichem und Akzentuierung \\ | ||
+ | - Subjekt, Prädikat und Kopula (Bindewort) vermittelt sich jede Aussage zu einem fixierten gedanklichen Resultat, eine Zwischenerstarrung göttlicher Universalität, | ||
+ | - eine dissoziative Störung zwischen Inhalt und Form: der [[Poet]] verbirgt im Gesagten das, was er meint, ein nicht endender Prozeß, der zugleich eine Autor-Leser-Rezeptionsebene enthält (Schweben, potenzierte Reflexion) und damit ein Gespräch entzündet, das zur universellen Poesie führren wird | ||
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+ | === Transcendentalphilosophie === | ||
+ | |||
+ | 1800/01\\ | ||
+ | - Philosophie zielt stets auf neue Anfänge, ein [[Wissen]] des Wissens, ein Experiment, das sich um die beiden Pole Unendliches und Bewußtsein dreht → Fichtes Philosophie zielt auf das Bewußtsein (ist darum subjektiv), Spinoza zielt auf die Erfassung des Unendlichen (ist darum objektiv) | ||
+ | == Theorie der Welt == | ||
+ | - geht hervor aus dem Unbestimmten und dem Nichtich und ist das Resultat von geistigen [[Wesen]]\\ | ||
+ | - [[Materie]] und Form sind die Elemente der Welt\\ | ||
+ | - die Materie hat die Tendenz, ins Positive zu gehen, benutzt Assimilation (Austausch mit der Umwelt), die der Kern aller Organismen ist\\ | ||
+ | - Form, das Unendliche, das in Harmonie zu anderen steht, dessen Basis die Erinnerung an die ursprüngliche Einheit von Körper und Geist ist, worauf die Form wieder zielt: [[harmonie|prästabilierte Harmonie]]\\ | ||
+ | - da die Welt unvollendet ist, ist der Mensch der Gehülfe der [[Götter]] | ||
+ | == Theorie des Menschen == | ||
+ | - knüpft sich an Realität an, die dadurch gekennzeichnet ist, daß es keine allgemeine Bestimmung des Menschen gibt [sie vollzieht sich in der menschlichen Gesellschaft (Gemeinschaft und Freiheit), an welche Bedingung der [[Mensch]] als Mensch gebunden ist], sondern nur eine jeweils individuelle, | ||
+ | - das [[Streben]] nach seinem Ideal wird ihn moralisch machen, bedeutet: er wird philosophisch leben\\ | ||
+ | - der innere Mensch lebt nach seiner Religion, nicht nach der Moral\\ | ||
+ | - alles Menschliche läßt sich auf [[Familie]], | ||
+ | - die Liebe ist der Differenzpunkt in uns, sie läßt die Welt zusammenbauen, | ||
+ | == Philosophie der Philosophie == | ||
+ | - Rechtfertigung der Polemik | ||
+ | - Vereinigung von Geschichte und Philosophie | ||
+ | - Enzyklopädie von Kunst und Wissenschaften | ||
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+ | ==== Politik ==== | ||
+ | - bildet neben [[Moral]] und [[Religion]] eine Grenze der Philosophie und verbindet die Erstgenannten\\ | ||
+ | - hält im [[Gegensatz]] zu [[Kant]] eine [[Weltrepublik]] für denkbar/ | ||
+ | - die allgemeine Wehrpflicht wird verworfen und ist nur im Ausnahmefall bei äußerster Bedrohung anwendbar\\ | ||
+ | - der [[Adel]] ist die Kriegerkaste und κατέχον und die höchste [[Kraft]] und Blüte der [[Nation]], er hat die Verteidigung der Nation zu übernehmen\\ | ||
+ | - der [[Staat]] muß aus dem reinen, unverfälschten [[Boden]] der Nation hervorgehen | ||
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+ | ==== Lucinde ==== | ||
+ | - was [[Frau# | ||
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+ | - Schilderung eines wahrhaft romantischen [[Leben# | ||
+ | - ihr Gebrechen ist eben, daß sie kein Weib ist, sondern eine unerquickliche Zusammensetzung von zwei Abstraktionen, | ||
+ | - Friedrich lebt und webt darin. Vielleicht gibt es nur wenig individuellere Bücher. Man sieht das Treiben seines Inneren, wie das [[Spiel]] der [[alchimie|chymischen]] [[Kraft]] in einer Auflösung im Zuckerglase, | ||
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+ | ==== Wertung ==== | ||
+ | - erhebt die einseitige Forderung der urkundlichen Erforschung des [[Mythus]], glaubt also nicht an den Mythus ([[Bäumler]])\\ | ||
+ | - war ein tiefsinniger Mann; er erkannte alle Herrlichkeiten der Vergangenheit, | ||
+ | - versucht, die unmittelbare Wirklichkeit des Unbewußten der Kunst in der Reflexion auf diese zu bewahren, ohne sie in distanzierende Abstraktion aufzuheben (Elsässer) → Glaube an die notwendige Immanenz des Unbewußten\\ | ||
+ | - sieht in der Hegelschen [[Dialektik]] eine Art von Satanismus \\ | ||
+ | - endete als mystischer Irrationalist ([[Lukacs]])\\ | ||
+ | - Laffe, mit dem es zu arg wird ([[Schiller]]) | ||
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+ | ===== Joh. A. Schlegel ===== | ||
+ | 1721 Meißen bis\\ | ||
+ | - im Sinne Bodmers und Breitingers erzogen\\ | ||
+ | - seine [[Kritik]] an der Kunstlehre: sie sind vereinzelt.\\ | ||
+ | - nahm Anteil an [[Boileau# | ||
+ | [[Kunst]]: sinnlicher [[Ausdruck]] der [[Empfindung]], | ||
+ | - einer der geistreichsten [[Dichter]] unseres Vaterlandes (Schiller) | ||
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+ | ===== Johann Elias Schlegel ===== | ||
+ | 1718 Meißen bis 1749\\ | ||
[[Dichter]] | [[Dichter]] | ||
- ==== Dido ==== | - ==== Dido ==== | ||
- das erste deutsche Didodrama ... mit wirklich eigener Auffassung des Themas\\ | - das erste deutsche Didodrama ... mit wirklich eigener Auffassung des Themas\\ | ||
- | Dabei wird neben der [[Dido]]-[[Aeneas]]-[[Handlung]] die Hiarbas-Handlung als zweiter Strang mit eingebaut. Der libysche [[König]] wird nun zu einer tätigen Person, mit der Aeneas und Dido dauernd rechnen müssen. Dido tötet sich schließlich nicht nur aus unglücklicher [[Liebe]], sondern auch um ihre [[Stadt]] von dem Libyer zu befreien. Insofern mündet ein Hauptzug der bei Justin überlieferten älteren Sagenfassung in die [[Vergil# | + | Dabei wird neben der [[Dido]]-[[Aeneas]]-[[Handlung]] die Hiarbas-Handlung als zweiter Strang mit eingebaut. Der libysche [[König]] wird nun zu einer tätigen Person, mit der Aeneas und Dido dauernd rechnen müssen. Dido tötet sich schließlich nicht nur aus unglücklicher [[Liebe]], sondern auch um ihre [[Stadt]] von dem Libyer zu befreien. Insofern mündet ein Hauptzug der bei Justin überlieferten älteren Sagenfassung in die [[Vergil# |
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+ | ==== Gedanken zur Aufnahme des dänischen Theaters ==== | ||
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+ | - das Beste vor [[Lessing]] über dramatische Dinge\\ | ||
+ | - Kriegserklärung an [[Gottsched]]\\ | ||
+ | - hält die aristotelischen Einheiten für wünschenswert, | ||
+ | vergleicht Shakespeare und [[Gryphius]] und kommt zum Vorzug Shakespeares\\ | ||
+ | - das [[Theater]] hat der [[Bildung]] des Volkes zu dienen\\ | ||
+ | - der Dichter hat nationale Charaktere zu [[gestalten]] | ||
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+ | ==== Die stumme Schönheit ==== | ||
+ | - ein Beispiel für den neuen Umgang der Geschlechter untereinander | ||
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schlegel.1250946217.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:26 (Externe Bearbeitung)