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sprache

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sprache [2012/02/11 14:39] Robert-Christian Knorrsprache [2021/02/07 09:20] – [poetische Sprache] Robert-Christian Knorr
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 - Umschlag des Denkens bewirkend\\ - Umschlag des Denkens bewirkend\\
 - Primat der Hervorhebung des Unverborgenen\\ - Primat der Hervorhebung des Unverborgenen\\
-- Sagen des Seins, entspringt ihm und wird in ihrem Bezug zum [[Sein]] erfahrbar \\+- Sagen des Seins, entspringt ihm und wird in ihrem Bezug zum [[Sein]] erfahrbar: das Wesenhafte der Sprache ist die [[Sage]] als die Zeige \\
 - zum [[Ereignis]] gehörender Widerhall \\ - zum [[Ereignis]] gehörender Widerhall \\
 - wird in der bisherigen [[Philosophie]] als vom [[Logos]] herkommend betrachtet und als dieser dem Menschen wieder zugeordnet ([[Heidegger]])\\ - wird in der bisherigen [[Philosophie]] als vom [[Logos]] herkommend betrachtet und als dieser dem Menschen wieder zugeordnet ([[Heidegger]])\\
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 - besitzt jene kommunikative Konstituente, die durch den Austausch mit fremdem Denken angestachelt, das eigene Denken befruchtet und zur Ausbildung befähigt\\ - besitzt jene kommunikative Konstituente, die durch den Austausch mit fremdem Denken angestachelt, das eigene Denken befruchtet und zur Ausbildung befähigt\\
 - führt den Menschen aus der unterentwickelten Empfindung in die lichten Höhen des Geistes und läßt auf den Nationalcharakter schließen ([[Humboldt]])\\ - führt den Menschen aus der unterentwickelten Empfindung in die lichten Höhen des Geistes und läßt auf den Nationalcharakter schließen ([[Humboldt]])\\
-- was das Sein im Begehren aushöhlt\\ +- was das Sein im [[Begehren]] aushöhlt\\ 
-- zerteilt die Ganzheit des Imaginären, ist ruhelos und zerstörend\\ +- zerteilt die [[Ganzheit]] des Imaginären, ist ruhelos und zerstörend\\ 
-- Eintritt in symbolische Ordnung ([[Lacan]])\\+- Eintritt in symbolische [[Ordnung]] ([[Lacan]])\\
 - steht im Dienste des Denkens, nicht nur begleitend, sondern verschafft ihm Grundlagen und fördert es fortschreitend ↔ [[Wechselwirkung]] zwischen Sprache und Denken \\ - steht im Dienste des Denkens, nicht nur begleitend, sondern verschafft ihm Grundlagen und fördert es fortschreitend ↔ [[Wechselwirkung]] zwischen Sprache und Denken \\
 - man könne somit ein [[System]] des Wissens, //more geometrico//, schaffen, das zu einem des Denkens werden könne ([[Leibniz]])\\ - man könne somit ein [[System]] des Wissens, //more geometrico//, schaffen, das zu einem des Denkens werden könne ([[Leibniz]])\\
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 - kann zum [[Vorurteil]] werden\\ - kann zum [[Vorurteil]] werden\\
 - ist für sich metaphorisch ([[Nietzsche]])\\ - ist für sich metaphorisch ([[Nietzsche]])\\
-- tritt [[uns]] als Wesen //physis// und Brauch //nomos// des Menschen gegenüber → gehört zum Denken, ist dem aber untergeordnet ([[Plato#Platon]])\\+- tritt [[uns]] als Wesen //physis// und [[Brauch]] //nomos// des Menschen gegenüber → gehört zum Denken, ist dem aber untergeordnet ([[Plato#Platon]])\\ 
 +- die [[Quelle]] aller [[missverstaendnis|Mißverständnisse]] (Saint-Exupery)\\
 - tierhafte [[Polarität]] → durch und durch systematisch\\ - tierhafte [[Polarität]] → durch und durch systematisch\\
 - unbewußter, lebendiger Ausdruck\\ - unbewußter, lebendiger Ausdruck\\
 - [[Raum]] und [[Angst]] ([[Spengler]])\\ - [[Raum]] und [[Angst]] ([[Spengler]])\\
-ein drückende Fessel, das Grab der Herzenswut ([[Wackenroder]])+eine drückende Fessel, das Grab der Herzenswut ([[Wackenroder]])
  
 ===== deutsche Sprache ===== ===== deutsche Sprache =====
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 - [[Symptom]] der verkümmerten Seele in [[Deutschland]] (Nietzsche) - [[Symptom]] der verkümmerten Seele in [[Deutschland]] (Nietzsche)
  
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 +===== Die Entschlackung der Sprache =====
 +
 +**Eine Übung zu präziseren Denkabläufen**
 +
 +Wir bewegen uns im Rahmen der logischen Sprache und der Sprechakte.\\
 +Hier soll nun die Forderung aufgestellt sein, die Aussagesätze wieder auf Beziehungen zwischen real existierenden Subjekten (mit "[[Ich]]"-[[Bewußtsein]]) und ebenso real existierenden Objekten (ohne "Ich"-Bewußtsein) zurückzuführen.\\
 +Die Substantivierungen von Tätigkeiten oder Eigenschaften führen zu Scheinproblemen, da sie vorgaukeln, etwas, das nicht existiert, existiere. Nun gibt es aber tatsächlich [[Handlung#Handlungen]] und Eigenschaften. Deren Denkraum ist aber der prozessuale des Stattfindens oder des im wechselnden Maße Vorhandenseins. Nicht die Statik des [[Sein#Seins]] an sich.\\
 +Ein Sprechen über Handlungen oder Eigenschaften müsste also ein gleichzeitiges Darstellen aller beweglichen Komponenten erfassen, einschließlich der [[Vergänglichkeit]]. Sprache ist aber Festlegung. Daher können über Handlungen und Eigenschaften keine wahren Aussagen getroffen werden. Natürlich aber bis zu einem gewissen Grade praktikable Annäherungen, die letztendlich auf Konsens beruhen, diesen aber erst herstellen müssen und doch nie wirklich können, weil sie eben nicht beweisbar wahr sind.\\
 +Subjekte oder Objekte kann ich aber durch Gewicht und ihre Raumverdrängung beweisbar messen.
 +
 +Wenn ich hier selbst mit abstrakten Formulierungen und Substantivierungen in meiner Sprache noch zugange bin, so dient das der Kürze. Dahinter steht nicht die [[Meinung]], das Vorgetragene existiere. Nein, es handelt sich um ein Stattfinden in mir, über welches ich schreibe um möglicherweise Konsens mit [[andere#anderen]] Subjekten zu finden. Ich stehe mit diesen Überlegungen am Anfang. Nach theoretischer Durchdringung werde ich versuchen, meine logische (nicht die dichterisch-fiktionale!) Sprache danach zu entschlacken.
 +
 +Für die [[Philosophie]] gilt: die Belegung der [[Subjekt]] und Objektstellen im [[Satz]] durch abstrakte Begriffe hätte nicht stattfinden dürfen. Oder: solche Aussagesätze sind in sich falsch.\\
 +Oder: alle diesbezügliche Philosophie ist eine Geistergeschichte, da sie Substantivierungen und Personalisierungen von [[Chimäre#Chimären]] künstlich erschafft. Sie ist damit nicht weniger irrational als die [[Vorstellung]] eines Regengottes oder einer Waldnymphe. Sie gehört damit in den Bereich des Fiktionalen, ist also [[Dichtung]]. Auch die zugehörigen Definitionen sind es. Das ganze dazugehörende Gedankengebäude. Das Gefährliche daran ist die Scheinlogik, mit der diese Behauptungen vorgetragen werden. Diese [[Logik]] zerfällt zu nichts an den Subjekt- und Objektstellen ihrer [[Aussage#Aussagen]].
 +
 +Auch alle vermeintliche [[Dialektik]], die der Scheinlogik eine verneinte Gegen-Scheinlogik entgegnet, muss daher zu Scheinsynthesen führen. Deshalb liebe ich den Satz vom //Gegebenen Dritten//. Er zeigt den Schein wenigstens auf.
 +
 +Was die Scheinlogik inklusive Dialektik am gefährlichsten macht, ist die Ausblendung von Alternativen, das Ausblenden also von Gegebenem Dritten, Vierten, Unendlichen. Hier ist die Anerkenntnis des fiktionalen Raumes mit seinen phantasievollen Wundern nicht zu schlagen. Nur die [[Phantasie]] nämlich vermag es, Handlungen und Eigenschaften in ihrer Dynamik zu erfassen, damit in ihren unzähligen Formen des Stattfindens und der Wandlungen. In einem multifunktionalen Zusammenwirken auch, welches durch beständige Mischungen Neues hervorzubringen in der Lage ist. Eine unendliche Vielzahl von alternativen Möglichkeiten, über die sich Subjekte in der Regel nicht klar werden, weil sie der Enge der Scheinlogik aufsitzen, die Weite der Traumwelten nicht für Stattfinden halten. Genau umgekehrt aber verhält es sich: die Weiten des Traumwelten finden statt, sobald die Enge der Scheinlogik verlassen ist, deren einzige Weitung durch die Dialektik begrenzt und auf eine systemimmanente Synthese gerichtet sein konnte. Damit kann aber nur der Sprung von Quantität in Verdichtung gelingen, nicht aber der Sprung von [[Quantität]] zu [[Qualität]]. Eine neue Qualität kann nur durch multikausale Mischungen entstehen, nicht durch Destillation des Alten.\\
 +(Dies scheint mir auch der Vorwurf an das [[Evolution#Evolutionsmodell]] zu sein: durch Auslese wäre nur das verbesserte oder beste Alte zu gewinnen, nicht aber eine neue Gattung als neue Qualität. Da wir Gattungspaarungsmix nirgends als vorherrschendes [[Prinzip]] feststellen können im Bereich der Subjekte halte ich den Gedanken der Evolution für falsch. Das nur nebenbei.)
 +
 +Sprachliche Aussagen im Bereich der Philosophie und des Denkens sollten sich daher auf die Sätze beschränken, die mit existierenden Subjekten und Objekten auf der Subjekt- und den Objektstellen im Satzgefüge beschränkt sind. Nur in diesem Bereich sind wahre Aussagen (annäherungsweise, aber nicht fingiert) zu treffen.
 +
 +Der weite Bereich der nicht gerechtfertigten Substantivierungen und damit Personalisierungen auch von Abstrakta gehört in den Raum der [[Fiktion]].
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 +Auch und gerade also die Naturwissenschaften, die über die Grundlage ihrer Forschungsgegenstände keine Aussagen machen können. Der diesbezügliche [[Positivismus]] kann sich selbst nicht beweisen. Es bleiben reine Fitkionen die mehr oder weniger zufällig funktionieren, Interimsmodelle der Vorstellung, bis sie durch ein besseres [[Modell]] abgelöst werden können. Näherungen, die der Phantasie ausgesetzt werden und bleiben müssen, die allein zur Schaffung neuer Modelle auch fähig ist.
 +
 +Erst recht natürlich die Kreativität und die [[Kunst]], auf deren Beiträge der Fiktionsbereich entscheidend angewiesen ist.
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 +In allem fiktiven Bereich ist es nötig, sich der Relativierung von Behauptungen über das Nicht-Existente bewusst zu sein. Sich bewußt zu sein, daß hier nur ein Meinungsaustausch erfolgen kann, über den zu streiten sich nicht lohnt, aus dessen Miteinander jedoch taugliche Problemlösungen per Konsens gefunden werden können. Sicherheiten gibt es hier nicht. Aber eine unausschöpfliche Zahl an Alternativen. Hier geht es darum, sie zu finden und zu optimieren, einschließlich der Bereitschaft, sie für noch bessere lustvoll und nicht beleidigt und rechthaberisch jederzeit aufzugeben, sie loszulassen. Ein Lob also auch für das friedenstiftende "agreement to disagree", für "Konkurrenz belebt das Geschäft" und "das Bessere möge sich durchsetzen, nicht mit Gewalt, sondern durch seine Überzeugungskraft".\\
 +Aus dem Bewußtsein, sich jederzeit irren zu können und die vertretene Position jederzeit aufgeben zu müssen, nein zu dürfen: lustvoll, ergibt sich ganz klar ein Verzicht auf [[Gewalt]], ein "Gewaltverbot".
 +
 +Die Entschlackung der Sprache könnte also zu einer Entschlackung des Denkens und damit einer Bewußtwerdung der jederzeitigen Fehleranfälligkeit werden, die eine der Wurzeln der Gewalt: selbstherrliche Rechthaberei trocken legt.
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 +Die ständige selbstreferentielle Relativierung des Behaupteten arbeitet dem stufenweisen sanften Wechsel zu, denn Konsensbildung erfordert [[Zeit]], auf die der diktatorische Paradigmenwechsel verzichten zu können glaubt. Selbst wo er sich auf richtiges Problemlösungsverhalten berufen dürfte, kommen die Subjekte nicht nach. Das politische Auslöschen einer Interessengruppe durch die andere, viel zu oft im Lauf der [[Geschichte]] verbunden mit der physischen Auslöschung, rührt auch aus der Mißachtung dieses zur Konsensbildung nötigen Zeitablaufs.\\
 +Die Einräumung von Proberäumen auch für politische Modelle, die ja fiktionale sind, wäre also die analog zu den naturwissenschaftlichen Experimenten angemessene Handlung.
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 +Schlösse man durch das entschlackte Denken neben dem Gewaltverbot noch auf ein daraus zwingend folgendes Freiheitsgebot, so wäre für den politischen fiktionalen [[Raum]] die vollkommene Ein- und Ausreisefreiheit in die jeweils vorhandenen Proberäume - und das wären schließlich alle Staaten - schon um der Durchführung des Experiments willen erforderlich, denn die betroffenen Subjekte müssten letztendlich den Konsens finden, welches Modell das bessere sei. Da auch hierzu Zeitablauf erforderlich ist und nicht nur die Kenntnisnahme von einem Modell, sondern von mehreren, wäre die globale Migration von Mernschen nicht nur die, wie jetzt, als von außen aufgezwungen empfundene Problematik, sondern geradezu notwendige Voraussetzung für dieses selbstreferentielle fiktionale Modell. (Bummel-Vohland)
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 +vergleiche die entsprechende Diskussion im [[http://forum.vonwolkenstein.de/threads/855-Die-Entschlackung-der-Sprache|Wolkenstein-Forum]]
  
 ===== Geheimnis der Sprache ===== ===== Geheimnis der Sprache =====
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 ==== Formenlehre ==== ==== Formenlehre ====
 - archaische Elemente neben kühnen Neuerungen\\ - archaische Elemente neben kühnen Neuerungen\\
-__archaisch__: es gibt keinen Infinitiv, die durch Verbalnomina in verschiedenen Deklinationsklassen ersetzt wurden\\+__archaisch__: es gibt keinen [[Infinitiv]], die durch Verbalnomina in verschiedenen Deklinationsklassen ersetzt wurden\\
 - sie unterscheiden in den Zahlwörtern männlich und [[weiblich]]\\ - sie unterscheiden in den Zahlwörtern männlich und [[weiblich]]\\
 - kein Verbum für //haben// → //ist zu mir//\\ - kein Verbum für //haben// → //ist zu mir//\\
-__erneuernd__: Kasi sind auf sieben/fünf, goidelisch, reduziert; in [[Britannien]] verschwindet die Deklination völlig, in Irland blüht sie\\+__erneuernd__: Kasi sind auf sieben/fünf, goidelisch, reduziert; in [[Britannien]] verschwindet die [[Deklination]] völlig, in Irland blüht sie\\
 - kein Genetiv im Britannischen\\ - kein Genetiv im Britannischen\\
 - [[Zählen]] im Vigesimalsystem (Zwanziger → 40=20*2; 50=10+2*20...), besonders im Kymrischen\\ - [[Zählen]] im Vigesimalsystem (Zwanziger → 40=20*2; 50=10+2*20...), besonders im Kymrischen\\
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 ===== sozialkognitiver Kern ===== ===== sozialkognitiver Kern =====
 - Sprache dient zugleich der [[Kommunikation]] miteinander und der Darstellung von etwas - Sprache dient zugleich der [[Kommunikation]] miteinander und der Darstellung von etwas
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 +===== poetische Sprache =====
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 +Sprache ist geformter Stoff. Die uns umgebende Welt prägt unser Bewußtsein, tritt hinzu zu dem Vorgeprägten, das uns überkommen ist. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen: Über Sprache wird Welt ergriffen und geformt, durch die Welt wird Sprache greifbar und formlos-formbar. Dieser Doppelcharakter läßt viele zu der Ansicht kommen, Sprache sei unlotbar, ihr Wesen das Schweigen, ihr Nutzen gegenständlich etc. pp.\\
 +__Genauer__: Man kennt heute zwei Bildungsmuster von Sprachen, das analytische und das synthetische. Analytisch nennt man die einfache grammatische Dürftigkeit; jene ohne Reduplikation, die sich auf Sprachen beschränkt, die Derivate sind, weil sie nicht in fortgesetzter Entwicklung sind. Es sind Sprachen, die vermischt wurden aus mehreren Sprachen - das Englische und Persische u.a. Im Gegensatz dazu steht die synthetische Sprachbildung, die dann wirkt, wenn in einer Sprache durch Suffigierung u.a. ein Substantiv gebildet wird, wobei das Suffix das materielle Zeichen der Beziehung des Begriffs auf die Kategorie des Substantivs ist - Deutsch oder Sanskrit. Das ist ganz sachlich gesprochen und berührt das Geheimnis der Sprache kein bißchen. 
 +
 +Das wiederum ist unsachlich, mehr aus einem gefühlten Impetus heraus geworfenes Selbstverständnis. Aber darum geht es hier, um Selbstverständnis! Die Sprache ist der Zeit und dem Raum unterworfen. Sie ändert sich, hat Feinde und Freunde, muß sich gegen Barbarismus, [[Soloezismus#Soloecismus]] und den uneigentlichen Gebrauch ihrer Bedeutungsträger wehren und gleichermaßen durch ihre Freunde nicht überinterpretiert werden. Deren Maßlosigkeit führt dann zum Schweigen. 
 +Beginnen wir mit der Suche danach, was Sprache ist und untersuchen eines ihrer Phänomene, Ewigkeit der Sprache: Jede Sprache hat ihre Blütezeit, was bedeutet, daß nachfolgende Generationen sich daran orientieren, ihre eigene Sprachbegabung ausrichten und Realitäten zu verewigen suchen. Man nennt dieses Reifestadium der Sprache Klassik, und diese Klassik liegt zumeist hinter dem Sprachnutzer. Das Hinterunsliegende aber ist auch ein Auftrag. Wer’s ernst meint, der forscht, lebt dann quasi in zwei Welten, wird so zu einem Menschen, der in sich verschiedene Zeiten vereinigt. Der Dichter lebt in verschiedenen Welten, verschiedenen Räumen, verschiedenen Zeiten. Es ist ein Phänomen, daß eine Zeit, eine Realität in Sprache verewigt bleibt. Ein Nachgeborener kann die alte Sprache aufgreifen, sich in sie hineindenken oder -fühlen, in ihr leben und wird ein Mensch, der in sich verschiedene Zeiten vereinigt. In diesem Augenblick begreift er etwas von der [[Unsterblichkeit]] ; es ist unser großes Pfand, eben das Vergangene über Sprache in uns aufnehmen zu können! \\
 +Hier ist wichtig, daß dieser Sinnsucher in der Sprache ebenso in der Vergangenheit wie der Gegenwart heimisch ist. Das heißt, Sprache ist nicht primär der Realität einer Zeit unterworfen, vielmehr findet sich in der Sprache die Realität einer Zeit! Und so kann durch Erforschung einer Zeit, der alle Teilhabe vorausgeht, diese nicht nur begriffen werden, sondern sie kann auch wieder auferstehen. Poetisch! Sprache ist der eigentliche Former des Stoffes, nicht ein gesellschaftlicher Umstand, nicht eine Laune der Natur, nicht ein historischer Umstand. Genauer: Sprache ist ihrer Natur nach zeitlos, der Stoff aber ist zeitlicher Natur, kontextbezogen. \\
 +Heute wird auf den Bühnen, im Fernsehen und [[Kino]] ein seltsamer Realismus gegeben. Er befragt sich selbst, verlangt dies und wird in der Öffentlichkeit daran gemessen, wie kritisch er sich selbst sieht. Aber eine Alternative wird nicht gesetzt, die sich so nennen, schieben Phantasie in eine Fabelwelt mit dem Recht des Stärkeren, setzen keine Freiheit, trotzen nicht dem Gegenwärtigen, dem Gängigen, dem Muster. \\
 +Realismus wird so geistlos, bewegungslos, verharrt. Der Geist nun ist das große Gefäß, in dem sich Sprache und Stoff tummeln. Ist es nicht der Geist, der das letzte Wort spricht?
  
  
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   * bringen → gehen nehmen kommen geben   * bringen → gehen nehmen kommen geben
   * Griffel → [[Stein]] ritzen etwas   * Griffel → [[Stein]] ritzen etwas
-  * Küche → Platz kochen etwas+  * [[Küche]] → Platz kochen etwas
   * Nagel → Eisen Kopf breit   * Nagel → Eisen Kopf breit
   * [[Westen]] → [[Sonne]] setzen Platz   * [[Westen]] → [[Sonne]] setzen Platz
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   * die [[Griechen]] → versuchen die innere [[Empfindung]] in die äußere [[Form]] zu gießen   * die [[Griechen]] → versuchen die innere [[Empfindung]] in die äußere [[Form]] zu gießen
   * die Inder → Begrifflichkeit; Sondierung von Begriffen, Aufzählung (Humboldt)   * die Inder → Begrifflichkeit; Sondierung von Begriffen, Aufzählung (Humboldt)
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 +<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.de/na/deff7d4f1a1a41519932d41d5da72d9a" width="1" height= "1" alt=""></html>
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sprache.txt · Zuletzt geändert: 2023/05/19 12:30 von Robert-Christian Knorr