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tieck

TIECK

Ludwig Tieck

31.3.1773-1853
- mit WACKENRODER gemütstiefe Erhabenheit der schlichten Innigkeit der mittelalterlichen deutschen KUNST
- Tieck beschreibt, wenn er beschreibt, nicht Tiere und Bäume, sondern sucht in der NATUR ein Gefäß für sein bewegtes GEMÜT und die Gründe seiner SEELE

Blaubart

- richtet sich gegen die aberwitzige Gespreiztheit der Ritterromantik

Der blonde Ekbert

- wurde zu Lebzeiten als ein Meisterwerk der Romantik angesehen
- der Dichter möchte Märchenstimmung erzeugen und überrascht am Ende den Leser mit einer schreckhaften Offenbarung und einer furchtbaren Bestrafung eines sehr verzeihlichen Vergehens

Kernstelle

Waldeinsamkeit,
Die mich erfreut,
So morgen wie heut',
In ewiger Zeit,
Waldeinsamkeit!

Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger

1797
- weist als einer der ersten auf die BEDEUTUNG der Volksbücher des 16. Jahrhunderts hin

Der gestiefelte Kater

- gegen die Plattheit der bürgerlichen Rührstücke a la IFFLAND
- war, als er erschien, eine sehr bedeutende Erscheinung, bei der das Neue darin bestand, daß der Autor die Zuhörer fortwährend in das Stück hineinsprechen ließ

Des Lebens Überfluß

- seine gelungenste Novelle
- zwei verheiratete Liebesleute sind in Noth und müssen ihren Hausrat und Teile (Treppen) ihrer Behausung verbrennen, um im Winter nicht zu erfrieren; sie hungern mit heiterer Seele, bis der Hauswirt sie mahnt und bestrafen lassen will, weil es nicht alles ihr Eigentum war, das sie verbrannten
- die Auflösung ist banal: jemand erscheint und rettet sie

Der Runenberg

- nach der Begegnung mit dem Fremden wird dem Helden das Vertraute fremd
- der Vater warnt den Sohn vor dem Fremden
- das Vertraute, die ÜBERLIEFERUNG, ist das Wertvolle und hat Bestand, weil es sich als brauchbar erwies
- der TEXT geht der Frage nach, ob die ERKENNTNIS des Fremden eine Lebenssteigerung bedeutet: werde, was du bist vs. suche das Fremde

Wilhelm Lovell

1793-96
Briefroman in der Manier Werthers
- das Leben als TRAUM, dessen Gestalten sich nach dem eigenen Willen formen
- der Erzähler gerät in entsetzliche Verarmung, da er sich nur mit seinem Ich befaßt, seinem eigenen BEWUßTSEIN; er weiß seinem Ich keine andere Speise zu geben als das eigene Ich (HUCH)

Wertung

- zeigt schon in seinen Jugendstücken die bedenkliche Neigung, sich mit dem Erfinden eines scheinbar fesselnden Stoffes zu begnügen, ohne an die Ausführung die volle Kraft zu setzen (Engel)
- der hinreißendste Vorleser und Improvisator seiner Zeit → allerdings auch nur eine Astrallampe der Teegesellschaften, wie Heine ihn nannte
- die Figuren in seinen historischen Romanen sind kostümierte SCHAUSPIELER und seine LYRIK ist nichts anderes als eine prächtige und reiche Requisitenkammer von romantischen Metaphern und Assoziationen (Friedell)
- der wirkliche Sohn des Phöbus Apollo, und wie sein ewig jugendlicher Vater führte er nicht nur die Leier, sondern auch den Bogen mit dem Köcher voll klingender Pfeile
- trunken von lyrischer Lust und kritischer GRAUSAMKEIT; hatte er einen literarischen MARSYAS erbärmlichst geschunden, griff er mit den blutigen Fingern wieder lustig in die goldenen Saiten seiner Leier und sang ein freudiges Minnelied
- Nach seinem Beispiele haben viele deutsche Dichter sich seiner Form bemächtigt und wir erhielten Lustspiele, deren komische WIRKUNG nicht durch einen launigen CHARAKTER oder durch eine spaßhafte INTRIGE herbeigeführt wird, sondern die uns gleich unmittelbar in eine komische Welt versetzen, in eine Welt, wo die Tiere wie Menschen sprechen und handeln und wo ZUFALL und Willkür an die Stelle der natürlichen Ordnung der Dinge getreten ist. (HEINE)
- Tieck dachte gering von Arnims dichterischer Befähigung und hielt das, was an seinen Werken gut wäre, für Nachahmung seiner SELBST
- ein Genie der FREUNDSCHAFT, der Liebe nicht; die Frauen waren für ihn ein Element, das die sinnliche Hälfte seines Wesens gewaltsam anzog und sich verband, wodurch er den Zusammenhang und die Einheit in sich verlor (Huch)
- reizte uns mit Wunderglauben (Klinkowström)

tieck.txt · Zuletzt geändert: 2024/04/16 18:35 von Robert-Christian Knorr