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volk

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volk [2015/11/21 09:15] Robert-Christian Knorrvolk [2023/09/14 22:02] (aktuell) – [VOLK] Robert-Christian Knorr
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 ====== VOLK ====== ====== VOLK ======
 +- wer ohne Volk ist, ist auch ohne Gott; alle, die ihr eigenes Volk nicht mehr verstehen und die Verbindung zu ihm verlieren, verlieren zugleich und in gleichem Maße den Glauben ihrer Väter, werden entweder zu Atheisten oder zu blasierten Snobs (Dostojewski)\\
 +- das Ganze der in der [[Gesellschaft]] miteinander fortlebenden und sich aus sich [[selbst]] immerfort natürlich und geistig erzeugenden Menschen, das insgesamt unter einem gewissen besonderen Gesetze der Entwicklung des Göttlichen aus ihm steht ([[Fichte]]) → Gott individuiert sich in einem Volk \\
 - die [[erhaben#erhabene]] [[Gemeinschaft]] einer langen Reihe von vergangenen, jetzt lebenden und noch kommenden Geschlechtern, die alle in einem großen innigen Verbande zu [[Leben]] und [[Tod]] zusammenhangen, von denen jedes einzelne und jedem einzelnen Geschlechte wieder jedes einzelne menschliche [[Individuum]] den gemeinsamen Verbund verbürgt und mit seiner gesamten [[Existenz]] wieder von ihm verbürgt wird; welche schöne und unsterbliche Gemeinschaft sich den [[Auge#Augen]] und den Sinnen darstellt in gemeinschaftlicher [[Sprache]], in gemeinschaftlichen [[Sitte#Sitten]] und [[Gesetz#Gesetzen]], in tausend segensreichen Instituten, in vielen zu noch besonderer Verknotung, ja Verkettung der Zeiten besonders ausgezeichneten, lange blühenden Familien, endlich in der einen unsterblichen Familie, welche in der Mitte des Staates steht, in der Regentenfamilie und, damit wir noch besser den rechten Mittelpunkt des Ganzen treffen, in dem zeitigen Majoratsherrn dieser [[Familie]] ([[Müller#Adam Müller]])\\ - die [[erhaben#erhabene]] [[Gemeinschaft]] einer langen Reihe von vergangenen, jetzt lebenden und noch kommenden Geschlechtern, die alle in einem großen innigen Verbande zu [[Leben]] und [[Tod]] zusammenhangen, von denen jedes einzelne und jedem einzelnen Geschlechte wieder jedes einzelne menschliche [[Individuum]] den gemeinsamen Verbund verbürgt und mit seiner gesamten [[Existenz]] wieder von ihm verbürgt wird; welche schöne und unsterbliche Gemeinschaft sich den [[Auge#Augen]] und den Sinnen darstellt in gemeinschaftlicher [[Sprache]], in gemeinschaftlichen [[Sitte#Sitten]] und [[Gesetz#Gesetzen]], in tausend segensreichen Instituten, in vielen zu noch besonderer Verknotung, ja Verkettung der Zeiten besonders ausgezeichneten, lange blühenden Familien, endlich in der einen unsterblichen Familie, welche in der Mitte des Staates steht, in der Regentenfamilie und, damit wir noch besser den rechten Mittelpunkt des Ganzen treffen, in dem zeitigen Majoratsherrn dieser [[Familie]] ([[Müller#Adam Müller]])\\
 - Schiller spricht im „Spaziergang“ vom glücklichen Volk der Gefilde, die noch nicht zur Freiheit erwachet sind, da sie mit ihrer Flur fröhlich das enge Gesetz (der Natur) teilen. Ihr Wünschen beschränkt sich auf der Ernten ruhigen Kreislauf. – Dahin kann der moderne Mensch allerdings nicht einfach zurück. Wer dies behauptet, der lügt. Der phantasievolle Mensch allerdings spürt in sich den Wunsch, sich als eins in allem fühlen. Es muß weitergehen!\\ - Schiller spricht im „Spaziergang“ vom glücklichen Volk der Gefilde, die noch nicht zur Freiheit erwachet sind, da sie mit ihrer Flur fröhlich das enge Gesetz (der Natur) teilen. Ihr Wünschen beschränkt sich auf der Ernten ruhigen Kreislauf. – Dahin kann der moderne Mensch allerdings nicht einfach zurück. Wer dies behauptet, der lügt. Der phantasievolle Mensch allerdings spürt in sich den Wunsch, sich als eins in allem fühlen. Es muß weitergehen!\\
-- [[Form#formierte]] [[Gesellschaft]], das politische Volk ([[Schiller]])+- [[Form#formierte]] [[Gesellschaft]], das politische Volk ([[Schiller]])\\ 
 +-  Seit 1913 galt nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz grundsätzlich das Abstammungsprinzip. Für das Grundgesetz ist das deutsche Volk eine seinsmäßig bestehende, dem Grundgesetz vorgelagerte und keineswegs erst durch Gesetze konstruierte Abstammungs- und Kulturgemeinschaft. Dies hat die Naturalisation von Ausländern niemals ausgeschlossen; Voraussetzung war aber in der Regel die Assimilation. (Vosgerau)
  
 ===== Luther, Böhme und die Herausbildung des modernen deutschen Volkes ===== ===== Luther, Böhme und die Herausbildung des modernen deutschen Volkes =====
  
-Martin Luther (1481-1543) wurde als Augustiner der Erfurter Schule zum Nominalisten erzogen. Die Furcht vor dem Zorn Gottes und innere Gemütsbewegungen führten ihn zum Studium der [[Bibel]] und zur Formulierung kirchenkritischer Streitschriften. Aus einer Noth heraus forderte er Veränderungen zugunsten der Freiheit des Subjekts - mehr Selbstverantwortung, mehr Einfluß auf die Belange in seiner [[Gemeinde]]. Die Kirche reagierte unnachgiebig. Die Situation eskalierte.  1520 sagte er sich durch öffentliche Verbrennung der gegen ihn gerichteten Bannbulle von [[Rom]] los. 1521 nach dem [[Reichstag]] zu Worms auch politisch vom Kaiser, in dem er zusehens einen Büttel des Antichristen sah, nicht mehr sein weltliches Oberhaupt, dem er Treue zu schwören hätte. Luther stand mit anderthalb Beinen im [[Mittelalter]], haßte die Närrin der Vernunft und lehnte die Lehre von der Freiheit des Willens ab , was ihn von den Humanisten schied, die durch die Vernunft zu einem neuen Gottesbegriff kommen wollten.\\ +Martin Luther (1481-1543) wurde als Augustiner der Erfurter Schule zum Nominalisten erzogen. Die Furcht vor dem Zorn Gottes und innere Gemütsbewegungen führten ihn zum Studium der [[Bibel]] und zur Formulierung kirchenkritischer Streitschriften. Aus einer Noth heraus forderte er Veränderungen zugunsten der Freiheit des Subjekts - mehr Selbstverantwortung, mehr Einfluß auf die Belange in seiner [[Gemeinde]]. Die Kirche reagierte unnachgiebig. Die Situation eskalierte.  1520 sagte er sich durch öffentliche Verbrennung der gegen ihn gerichteten Bannbulle von [[Rom]] los. 1521 nach dem [[Reichstag]] zu Worms auch politisch vom Kaiser, in dem er zusehens einen Büttel des Antichristen sah, nicht mehr sein weltliches Oberhaupt, dem er Treue zu schwören hätte. Luther stand mit anderthalb Beinen im [[Mittelalter]], haßte die Närrin der Vernunft und lehnte die Lehre von der Freiheit des Willens ab , was ihn von den Humanisten schied, die durch die Vernunft zu einem neuen [[Gottesbegriff]] kommen wollten.\\ 
-  Lösen wir Luther aus seiner Zeit und betrachten ganz nüchtern seine Leistung für uns Heutige. Lautet sein Thema Freiheit? geht es um Willen? Kaum. Luther interessierte nur Gott, mit Gott eine Gefühl von Ganzheit, ganzer Umfassung des Daseins. Aus einem Ganzen läßt sich etwas gestalten, lassen sich Teile gestalten, vorerst, wenn das Ganze nicht will. Aber alles soll einem zugeführt werden, Recht, [[Ordnung]] und Ganzheit im Dasein. Dem menschlichen Dasein ist [[Gott]] propädeutet; der Mensch kann nur leben mit der Selbsterfahrung Gottes, seiner Vergebung: ein Akt der Willlensfreiheit ist somit nicht möglich! Nach Luther ist Jesus  Christus’ Opfertod (daß sein Vater dies zuließ) die Vergebung fürs sündige Menschengeschlecht, der Glaube an ihn ist das Mittel, [[frei]] zu werden, frei durch den [[Dienst]] am Nächsten, quasi als Lehre. Der Mensch ist gerechtfertigt in seinem Dasein durch den Opfertod Christi , das ist die Lösung von der Erbsündenlehre des Mittelalters. Allerdings ist es keine Lösung für die Befreiung des Menschen vom Sündenfall, denn Luther löst die Lehre Jesus’ nicht aus den Klauen Pauli. \\+  Lösen wir Luther aus seiner Zeit und betrachten ganz nüchtern seine Leistung für uns Heutige. Lautet sein Thema Freiheit? geht es um Willen? Kaum. Luther interessierte nur Gott, mit Gott eine Gefühl von Ganzheit, ganzer Umfassung des Daseins. Aus einem Ganzen läßt sich etwas [[gestalten]], lassen sich Teile gestalten, vorerst, wenn das Ganze nicht will. Aber alles soll einem zugeführt werden, Recht, [[Ordnung]] und Ganzheit im Dasein. Dem menschlichen Dasein ist [[Gott]] propädeutet; der Mensch kann nur leben mit der Selbsterfahrung Gottes, seiner Vergebung: ein Akt der Willlensfreiheit ist somit nicht möglich! Nach Luther ist Jesus  Christus’ Opfertod (daß sein Vater dies zuließ) die Vergebung fürs sündige Menschengeschlecht, der Glaube an ihn ist das Mittel, [[frei]] zu werden, frei durch den [[Dienst]] am Nächsten, quasi als Lehre. Der Mensch ist gerechtfertigt in seinem Dasein durch den Opfertod Christi , das ist die Lösung von der Erbsündenlehre des Mittelalters. Allerdings ist es keine Lösung für die Befreiung des Menschen vom Sündenfall, denn Luther löst die Lehre Jesus’ nicht aus den Klauen Pauli. \\
 Luthers [[Theologie]] ist nicht natürlich, sie entspringt einer Noth, aber sie findet Grund in all dem, wogegen er angeht. Aber ist das entscheidend? Mußte da ein Kopf erstehen, der alles in allem war? Kaum. Luther war der Anstoßer, und Luther leistete Großartiges. Durch ihn, durch die nach ihm freigesetzten Kräfte konnte der Schwerpunkt der Welt aus der Natur in Gott verlegt werden, war eine Spur für die Wiederaufnahme des Pantheismus gelegt. Das alles einnehmende Welt- und Gesellschaftsdogma der mittelalterlichen Kirche wurde aufgesprengt. Zutage traten die Kräfte, die bislang im Verborgenenen wirkten. Sie konnten sich entfalten, hatten keine sperrigen Gedanken mehr zu formulieren, konnten den Dünenschutt der dogmatischen Terminologie beiseite räumen und sich auf das konzentrieren, was in ihrem Interesse oder dem ihrer Auftraggeber lag: Erkenntnissuche. Gottessuche war Glaubenssache, Welterkenntnis Pragmatik. \\ Luthers [[Theologie]] ist nicht natürlich, sie entspringt einer Noth, aber sie findet Grund in all dem, wogegen er angeht. Aber ist das entscheidend? Mußte da ein Kopf erstehen, der alles in allem war? Kaum. Luther war der Anstoßer, und Luther leistete Großartiges. Durch ihn, durch die nach ihm freigesetzten Kräfte konnte der Schwerpunkt der Welt aus der Natur in Gott verlegt werden, war eine Spur für die Wiederaufnahme des Pantheismus gelegt. Das alles einnehmende Welt- und Gesellschaftsdogma der mittelalterlichen Kirche wurde aufgesprengt. Zutage traten die Kräfte, die bislang im Verborgenenen wirkten. Sie konnten sich entfalten, hatten keine sperrigen Gedanken mehr zu formulieren, konnten den Dünenschutt der dogmatischen Terminologie beiseite räumen und sich auf das konzentrieren, was in ihrem Interesse oder dem ihrer Auftraggeber lag: Erkenntnissuche. Gottessuche war Glaubenssache, Welterkenntnis Pragmatik. \\
 Was die Welt selbst angeht, so wird der Schwerpunkt in moralische Kräfte, nicht mehr in den noch halb kosmologisch von Naturdynamik durchkreisten Seelengrund, sondern in den Personenkern verlegt: auf das richtige Handeln kömmt es an; die sittliche Vernunft ist autonom. Wenn der Schwerpunkt des Alls in einen Gott jenseits der sinnlichen Welt verschoben wird, dann muß sich diese Schwerpunktverschiebung zuungunsten des diesseitigen kosmischen Geschehens auswirken, also tritt das Organ der Welterkenntnis zurück hinter das Organ des Glaubens. Und damit wird ein Großteil Freiheit gewonnen. - In Luther artikulierte sich ein typischer [[Charakter]], der für einen Großteil der Deutschen, v.a. in den Landesteilen des protestantischen Nordostens und Südwestens, für die kommenden Jahrhunderte vorbildhaft wurde. Es sind dies die Landesteile, die die meisten noch heute bedeutsamen [[Dichter]], Denker und [[Künstler]] hervorbrachten beziehungsweise eine geistige Heimat ermöglichten.\\ Was die Welt selbst angeht, so wird der Schwerpunkt in moralische Kräfte, nicht mehr in den noch halb kosmologisch von Naturdynamik durchkreisten Seelengrund, sondern in den Personenkern verlegt: auf das richtige Handeln kömmt es an; die sittliche Vernunft ist autonom. Wenn der Schwerpunkt des Alls in einen Gott jenseits der sinnlichen Welt verschoben wird, dann muß sich diese Schwerpunktverschiebung zuungunsten des diesseitigen kosmischen Geschehens auswirken, also tritt das Organ der Welterkenntnis zurück hinter das Organ des Glaubens. Und damit wird ein Großteil Freiheit gewonnen. - In Luther artikulierte sich ein typischer [[Charakter]], der für einen Großteil der Deutschen, v.a. in den Landesteilen des protestantischen Nordostens und Südwestens, für die kommenden Jahrhunderte vorbildhaft wurde. Es sind dies die Landesteile, die die meisten noch heute bedeutsamen [[Dichter]], Denker und [[Künstler]] hervorbrachten beziehungsweise eine geistige Heimat ermöglichten.\\
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 ^Gottes Reich unter Jesus Christus^Welt^   ^Gottes Reich unter Jesus Christus^Welt^  
 |Gläubiger|Weltperson| |Gläubiger|Weltperson|
-|Gesetz der Seele (Evangelium)|weltliche Gesetze (Hab und Gut)|+|Gesetz der Seele ([[Evangelium]])|weltliche Gesetze (Hab und Gut)|
 |das reine Sein der Seelen|Larven, hinter denen sich Gott verbirgt, denn Gott handelt als der Herr in allen Dingen| |das reine Sein der Seelen|Larven, hinter denen sich Gott verbirgt, denn Gott handelt als der Herr in allen Dingen|
  
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 Die Antithese zu Luther bildet Erasmus’ [[Humanismus]]-Programm, in dem Willensfreiheit und Würde des Menschen die Eckpfeiler bilden. Verstandesklarheit über klare Definition von Begriffen, deren Absetzung zu anderen und die Suche nach den Gründen etwaigen Tuns, die Erasmus von seinem italienischen Lehrer Valla mitbekam, führte zu Hervorhebungen des Willens und der Würde, die als Quintessenzen des Menschseins verstanden werden. Weltergreifung erfolgt über den Verstand, den der Willen lenkt. Erasmus seziert äußere Faktoren religiöser Erfahrungen und stellt sie gegen veräußerlichte Begriffe der Kirchenlehre, das nennt man [[Rationalismus]]. Dem so aus symbolischer Bilder- und Lebenswelt befreiten Menschen bleibt ein klarer Verstand, dem die Willensfreiheit vorgestellt wird. \\ Die Antithese zu Luther bildet Erasmus’ [[Humanismus]]-Programm, in dem Willensfreiheit und Würde des Menschen die Eckpfeiler bilden. Verstandesklarheit über klare Definition von Begriffen, deren Absetzung zu anderen und die Suche nach den Gründen etwaigen Tuns, die Erasmus von seinem italienischen Lehrer Valla mitbekam, führte zu Hervorhebungen des Willens und der Würde, die als Quintessenzen des Menschseins verstanden werden. Weltergreifung erfolgt über den Verstand, den der Willen lenkt. Erasmus seziert äußere Faktoren religiöser Erfahrungen und stellt sie gegen veräußerlichte Begriffe der Kirchenlehre, das nennt man [[Rationalismus]]. Dem so aus symbolischer Bilder- und Lebenswelt befreiten Menschen bleibt ein klarer Verstand, dem die Willensfreiheit vorgestellt wird. \\
 Aber wie armselig nimmt sich das Forschen dieser Leute nach dem besten [[Staat]], den besten Lebensformen, dem Begreifen des Menschen in seiner Stellung zur Gott und der Welt aus, wenn wir es mit dem Suchtsuchen aus einer Noth bei Luther vergleichen. Da disputieren einige vetriebene Italiener im fernen Polen über Voraussetzungen der [[Tradition]], von der sie doch lassen wollen, es in akademischer Verblendung aber nicht können. Da reden sie in ihrem livrierten chic über die Bestimmung des Menschen und haben doch das wichtigste vergessen, das religiöse Gefühl, die Unbestimmtheit der Selbstwahrnehmung Gottes, aber dennoch Seine Gewißheit. Sozianer, Skotisten, all dieser Brack auf dem Grabe der mittelalterlichen Kirche, sie streiten und defilieren den Geist. Verlorene Liebesmüh.\\ Aber wie armselig nimmt sich das Forschen dieser Leute nach dem besten [[Staat]], den besten Lebensformen, dem Begreifen des Menschen in seiner Stellung zur Gott und der Welt aus, wenn wir es mit dem Suchtsuchen aus einer Noth bei Luther vergleichen. Da disputieren einige vetriebene Italiener im fernen Polen über Voraussetzungen der [[Tradition]], von der sie doch lassen wollen, es in akademischer Verblendung aber nicht können. Da reden sie in ihrem livrierten chic über die Bestimmung des Menschen und haben doch das wichtigste vergessen, das religiöse Gefühl, die Unbestimmtheit der Selbstwahrnehmung Gottes, aber dennoch Seine Gewißheit. Sozianer, Skotisten, all dieser Brack auf dem Grabe der mittelalterlichen Kirche, sie streiten und defilieren den Geist. Verlorene Liebesmüh.\\
-Wenn die Suche den [[Boden]] verläßt, Volkheit vergißt oder vergessen muß, dann stirbt sie. Weder [[Erasmus]] noch die Sozianer o.a. vergleichbare humanistische Strömungen hatten das, was Luther auszeichnete, einen unmittelbaren Bezug zu Volk und Herrscher, zur Selbstbestandheit Volk, das Luther selbst war. Sie waren nur wurzellose akademische Akrobaten und sind zurecht heute vergessen. Erasmus zeichnete immerhin noch Systematik aus, auch ein heftiger Streit mit Luther - worum wohl? Willensfreiheit! - dürfte seinem Nachruhm und heutigen Bedeutung gedient haben. Aber Gott läßt sich kaum aus der Vernunft konstruieren. Und wenn mit Gott der Mensch gemeint sein sollte, dann liegt der Verdacht der Heuchelei nicht fern, vielleicht sogar der der erneuerten Ur-Sünde.+Wenn die Suche den [[Boden]] verläßt, Volkheit vergißt oder vergessen muß, dann stirbt sie. Weder [[Erasmus]] noch die Sozianer o.a. vergleichbare humanistische Strömungen hatten das, was Luther auszeichnete, einen unmittelbaren Bezug zu Volk und Herrscher, zur Selbstbestandheit Volk, das Luther selbst war. Sie waren nur wurzellose akademische Akrobaten und sind zurecht heute vergessen. Erasmus zeichnete immerhin noch Systematik aus, auch ein heftiger Streit mit Luther - worum wohl? Willensfreiheit! - dürfte seinem Nachruhm und heutigen Bedeutung gedient haben. Aber Gott läßt sich kaum aus der Vernunft konstruieren. Und wenn mit Gott der Mensch gemeint sein sollte, dann liegt der Verdacht der [[Heuchelei]] nicht fern, vielleicht sogar der der erneuerten Ur-Sünde.
  
 [[Böhme#Jakob Böhme]] (1575-1624) war zeitlebens Schuster in Niederschlesien. Er galt im Ausland mehr. Sie nannten ihn den //theosophus teutonica//. Im Kern seiner Lehre thronen zwei Begriffe: [[Anschauung]] und Gefühl. Er legte die Intellektualwelt ins Gemüt. Er war und ist alles. Selbstbewußtheit.\\ [[Böhme#Jakob Böhme]] (1575-1624) war zeitlebens Schuster in Niederschlesien. Er galt im Ausland mehr. Sie nannten ihn den //theosophus teutonica//. Im Kern seiner Lehre thronen zwei Begriffe: [[Anschauung]] und Gefühl. Er legte die Intellektualwelt ins Gemüt. Er war und ist alles. Selbstbewußtheit.\\
   Das Selbstbewußtsein weiß um das Angeschaute. Es ist es selbst in allem, Gutem und Bösem. Bis Böhme war es den Deutschen ein Jenseitiges, mit Böhme wird es anschaulich. \\   Das Selbstbewußtsein weiß um das Angeschaute. Es ist es selbst in allem, Gutem und Bösem. Bis Böhme war es den Deutschen ein Jenseitiges, mit Böhme wird es anschaulich. \\
-[[Qual]] ist die selbstbewußt gefühlte Negativität. Ziel aller Arbeit ist das Leben [[selbst]], der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Auf diesen Punkt fixiert, geht Böhme an die Betrachtung der Dinge, „sperrt seinen Geist in eine alte knorrige Eiche“, wie Hegel das nennt, und soll deshalb nicht zu einer freien Darstellung der Dinge gelangen.\\+[[Qual]] ist die selbstbewußt gefühlte Negativität. Ziel aller [[Arbeit]] ist das Leben [[selbst]], der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Auf diesen Punkt fixiert, geht Böhme an die Betrachtung der Dinge, „sperrt seinen Geist in eine alte knorrige Eiche“, wie Hegel das nennt, und soll deshalb nicht zu einer freien Darstellung der Dinge gelangen.\\
 Wie auch immer: Böhme entwickelte die Lehre vom Offenbarwerden des dunklen Urgrundes durch Qual quillt das Neue, die Änderung dieses Negativen. Wie auch immer: Böhme entwickelte die Lehre vom Offenbarwerden des dunklen Urgrundes durch Qual quillt das Neue, die Änderung dieses Negativen.
 Das Ich will den Zustand verändern und drängt ins Weite. Es sucht das Lebendige, um die Negativität zu überwinden. Böhme nennt es quellen, woraus Böhme Qualitäten - er schreibt Quallitäten! - ableitet. Diese sollen hin zum Lichtreich führen. Der Weg ist ewig, immer wieder neu zu suchen und zu gestalten. Erkenntnis  ist mühselig, qualvoll. Dialektik ist nicht zu harmonisieren oder zu überwinden, sondern auszuhalten/zu ertragen (!), denn in Ja (göttlich) und Nein (teuflisch) bestehen alle Dinge , seien sie göttlich oder teuflischoder irdisch . Da ist der Teufel, Luzifer, eigentlich der Erstgeborene Gottes, aber abgefallen, und so trat Jesus  an Luzifers Stelle, um das Wort zu erfüllen. Das Ichts aber blieb, diese Verneinung des Verneinenden , dieses Dasein im Sein. Das Ichts blieb. Und der Mensch findet in Luzifers Nein immer auch sich selbst, wie Luzifer selbst Teil Gottes ist... \\ Das Ich will den Zustand verändern und drängt ins Weite. Es sucht das Lebendige, um die Negativität zu überwinden. Böhme nennt es quellen, woraus Böhme Qualitäten - er schreibt Quallitäten! - ableitet. Diese sollen hin zum Lichtreich führen. Der Weg ist ewig, immer wieder neu zu suchen und zu gestalten. Erkenntnis  ist mühselig, qualvoll. Dialektik ist nicht zu harmonisieren oder zu überwinden, sondern auszuhalten/zu ertragen (!), denn in Ja (göttlich) und Nein (teuflisch) bestehen alle Dinge , seien sie göttlich oder teuflischoder irdisch . Da ist der Teufel, Luzifer, eigentlich der Erstgeborene Gottes, aber abgefallen, und so trat Jesus  an Luzifers Stelle, um das Wort zu erfüllen. Das Ichts aber blieb, diese Verneinung des Verneinenden , dieses Dasein im Sein. Das Ichts blieb. Und der Mensch findet in Luzifers Nein immer auch sich selbst, wie Luzifer selbst Teil Gottes ist... \\
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 - sind nicht dazu berufen, absolutes [[Recht]] beziehungsweise [[Unrecht]] im Verhältnis zueinander zu finden ([[Scheler]]) - sind nicht dazu berufen, absolutes [[Recht]] beziehungsweise [[Unrecht]] im Verhältnis zueinander zu finden ([[Scheler]])
  
-<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.de/na/77d5d2c03cd0401882504bd541a625ac" width="1" height= "1" alt=""></html>+<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.dewesena/77d5d2c03cd0401882504bd541a625ac" width="1" height= "1" alt=""></html>
  
volk.1448093709.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:42 (Externe Bearbeitung)