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weltbild

WELTBILD

- was Meinungen begründet
- man unterscheidet vielerlei Weltbilder, gesteigert Weltanschauungen:

  • heliozentrisches

- (SONNE im Zentrum unserer Planetensystems

  • geozentrisches

- (ERDE im Zentrum unseres Planetensystems (erweitert: die Erde steht im Zentrum der gesamten Welt, also auch des Alls, das als festumrissener oder auch wachsender Raum begriffen wird, ABER die Erde bleibt im Zentrum)

  • dualistisches

- Antithese von GUT und BÖSE, hell und dunkel, göttlich und teuflisch, kommunistisch und kapitalistisch

animistisches Weltbild

- trennt die Welt in zwei Sphären, eine sichtbare und eine geistige, wobei beide Welten miteinander verbunden sind, was durch den Medizinmann, nicht den Priester, etc. vergegenwärtigt werden kann
- die NATUR wird von Geistern bewohnt, belebt und beherrscht
- ERSCHEINUNG und BEDEUTUNG treten auseinander, was bedeutet, daß das, was es scheint, nicht das sein muß, was es bedeutet
- die Welt füllt sich mit Dämonen, die schwer zu beherrschen sind → hierdurch gewinnt der RITUS an zunehmender Bedeutung

babylonisches Weltbild

- die Oberwelt (Stufenturm) schwimmt auf dem Ozean
- über dem irdischen Ozean wölbt sich ein dreifacher HIMMEL
- unterhalb des Ozeans liegt die Unterwelt mit dem Palast des Totenreiches, der von sieben Mauern beschützt wird
- der irdische Ozean wird vom Damm des Himmels begrenzt, auf dem jeweils der Berg des Sonnenaufgangs bzw. -untergangs steht

GILGAMESCH-EPOS (2652-2602 v.Chr.) war KÖNIG der Sumerer-Stadt Uruk. Nach ihm wurde das Gilgamesch-Epos benannt, ein auf babylonischen Tontafeln in sumerischer Keilschrift überlieferter literarischer Text. Keilschrift entstand um 3000 v.Chr. als reine Bilderschrift aus einer NOT heraus. Die Priester konnten sich nicht mehr alles im Kopf behalten, was ihnen an Opfergaben gebracht wurde, und begannen darum, diese Dinge auf Tontäfelchen abzubilden. Aus einer reinen Bilderschrift mit 2000 Figuren wurde bald eine Silbenschrift aus 600 ZEICHEN, die mit einem dreikantigen Schilfgriffel in den weichen Ton eingedrückt wurden. Neben Aufzeichnungen zum Wirtschaftlichen gab es Bedarf an literarischen Texten, der berühmteste ist das Gilgamesch-Epos, das erste überlieferte literarische Werk der Weltgeschichte.
Das Epos schildert die Sintflut, erzählt vom Kampf des Helden Gilgamesch gegen den Himmelsstier, gegen den Riesen Chumbaba, sowie der Suche nach der UNSTERBLICHKEIT. Gilgameschs FREUND Enkidu wird auf der dritten Tafel des EPOS von einem Sonnengott entführt, der auf einer Wolke aus Staub und Gebrüll daherkam. Enkidu schildert, wie er beim Flug in den HIMMEL Bleischwere auf seinem Körper spürte. Es finden sich ebenfalls Beschreibungen, die auch von heutigen Kosmonauten stammen könnten. Demnach sah Enkidu das Land wie einen Garten und das Meer wie einen Tümpel. Enkidu soll später am Hauch des Himmelsstieres verstorben sein.
In der Krebszeit nutzte man die THEORIE des Sonnen-MOND-Jahres als Zeitrahmen zum rituellen Nacherleben von TOD und AUFERSTEHUNG; die vier Kernzeichen des Tierkreises, wieder die biblischen Erzengel, galten als unüberwindliche Hüter der Schwelle zum PARADIES. Im Gilgamesch-Epos tritt die BEDEUTUNG der zwölf Konstellationen und damit der astrale Mythos hinzu. Die Zahlen zwölf und sieben, verstanden als geistiger Weg und Stufen der Läuterung, das Sonnenmaß des Jahres und das gevierteilte Mondmaß der Woche (7¼ mal 4 Tage bilden eine Mondumlaufbahn) gliedern das Epos in gedanklich unterscheidbare Bedeutungseinheiten. Das erste Bild entfaltet sich im Zeichen des Widders und das letzte schließt mit dem SYMBOL der Fische als Schwelle des JENSEITS. Somit war die Zwillingszeit die Geburtsstunde der Kalenderkulturen, wie sie sich gleichsinnig auf der ganzen Erde als Stammesgründungen zeigten, bis zu den letzten südamerikanischen Vertretern, den MAYA und AZTEKEN.
Zu Anfang des Epos erschaffen die GÖTTER für Gilgamesch den Gefährten, den Tiermenschen Enkidu, der am ganzen Körper behaart war – dessen Bewußtsein also noch nicht aus der Identifikation mit dem Tierreich erwacht gewesen ist. Die Tiere erkannten ihn als einen der ihren an, und so verteidigte er sie dank seiner überlegenen Intelligenz wirksam gegen die Jäger der Stadt Uruk. Die Jäger wandten sich um Hilfe an Gilgamesch, König von Uruk; auf Rat seiner Mutter sandte dieser Enkidu eine Tempelprostituierte des Ischtar-Heiligtums (Ischtar war der Name der Liebesgöttin in Babylon), die nun sieben Tage und Nächte lang in LIEBE mit ihm vereint ist. Dadurch wird seine Verbindung mit dem Tierreich durchbrochen. Enkidu zieht in die Stadt, um mit Gilgamesch zu kämpfen, der ihn besiegt. Doch im SIEG erkennt er den Fremdgeborenen als echten Zwilling; die Mutter heiligt die Brüderschaft, und nun wird Enkidu sein Freund und Gefährte; zusammen besiegen sie den Herrn des Waldes Chumbaba und auch den wilden Himmelsstier, den die Göttin ISCHTAR, deren Liebe Gilgamesch zurückgewiesen hatte, aus ZORN zur Verwüstung seines Landes sandte.
An diesem letzten Bild, zusammen mit der heiligen Hure, erkennen wir, daß das Epos bewußt zwei kosmische Zeitabschnitte zusammenfaßt: die Zwillings- und die Stierzeit, letzte auch versinnbildlicht in der geheiligten STADT im Gegensatz zur Stammeseinheit der Kalenderkulturen. Gilgamesch war HERR über Uruk, einer Siedlung, deren archäologische Überreste auf 45° Länge und 31° Breite im Zweistromland ausgegraben wurden. Das Epos ist also kein reiner Mythos, sondern eine Sage; Geschehnisse eines Heldenlebens wurden mit mythischen Vorstellungen ergänzt.
In seiner Bemühung um die Wahrung der KONTINUITÄT von Zwillingszeit und Stierzeit beschränkt sich das babylonische Epos auf die Darlegung des Gegensatzes von Denken und Geschlecht, sowie der beiden Stufenordnungen, der zwölf und der sieben, in der BIBEL später allegorisiert im Regenbogen und in der Jakobsleiter. Doch die volle Ausbildung der kosmischen Thematik der Stierzeit finden wir erst in ÄGYPTEN, dessen ganzes Trachten die Überwindung des Todes im LEBEN durch Festigung des Bewußtseins war.
Die direkte Überlieferung in FORM der Aufzeichnungen beginnt erst in der Stierzeit in Ägypten und Babylon. Dennoch sind uns die Formen der frühen Denkstile vertraut: sie wirken selbst heute noch unterschwellig, als ABERGLAUBE und im Spiel fort. Wenn z.B. die Kinder heute Himmel und HÖLLE spielend von einem Feld zum anderen hüpfen, dann ahmen sie die Stufen der eleusinischen Mysterien nach; unser Fußball stammt von den Inka und symbolisiert den Kampf zwischen Tag und NACHT, SONNE und Mond – die unterliegende Mannschaft wurde geköpft. Ebenso hat sich das WISSEN der Ägypter zum Teil in den Riten der Freimaurer erhalten, wenn auch nur in Andeutungen; so vor allem die Betrachtung der Geometrie und Architektur als Läuterungsmittel der Seele.
Es besteht kein ZWEIFEL daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb. Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen ORDNUNG. Die Cheopspyramide wurde nicht zur ERINNERUNG an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.
Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der NATUR diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit. Beide bilden den Baugrund der Seele. Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels. Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die ERKENNTNIS der RAUM-Zeit-Struktur. Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in STEIN, um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das BEWUßTSEIN ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften Unbewußten auf einen festen GRUND als Baugrund der SEELE überzuwechseln.
Die ÄGYPTER bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren SEELE, dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen. So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die ZAHL Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der PRÄZESSION des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung. Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele. Alle ägyptische WISSENSCHAFT, so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der CHEMIE, war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die RENAISSANCE die ALCHIMIE auf die ägyptische Tradition berufen sollte.
Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die ERFINDUNG der SCHRIFT. Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.
Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit. In Babylon scheint sich der Widder-MYTHOS nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle. Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im ISIS-OSIRIS-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein. Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht.

magisches Weltbild

Paläolithikum und Anfänge des Neolithikums
- kennt keine Zerteilung der Welt resp. Lebenssphären
- kennt keine Unterscheidung in tot-lebendig, Gegenstand und Symbol oder gar Diesseits-Jenseits → die Welt ist in einer magischen Einheit, es fehlt auch die Trennung zu den Geistern, was den ANIMISMUS kennzeichnet
- Mensch und Tier werden in einem Identifikationskontext begriffen
- die in den Höhlen aufgefundenen Wandmalereien aus den letzten Eiszeiten verfolgen keine künstlerischen Absichten, sondern sind Versuche, sich des abgebildeten Gegenstands/Tieres zu bemächtigen → eben das ist der Kern des Magischen und zugleich sein Widerspruch

weltbild.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/09 15:51 von Robert-Christian Knorr