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wiggers

WIGGERS

Moritz Wiggers

1816-94
JURIST und POLITIKER
- maßgeblich in Mecklenburg am Zustandekommen der verfassunggebenden Versammlung 1848 beteiligt
- von der Reaktion verfolgt und als politischer Häftling ruhiggestellt (1853-57), dann von seinem Herzog begnadigt, aber mit Berufsverbot belegt, deshalb in seiner Heimatstadt Rostock SCHRIFTSTELLER und für verschiedene industriell und politische Vereinigungen als Lobbyist tätig
- 1867 in einem Berliner Wahlkreis zum Abgeordneten für den Norddeutschen Reichstag gewählt, 76,8% (!) → sein Gegner war General von Moltke, allerdings nicht der Generalstabschef, der in Memel gewonnen hatte
- der REICHSTAG akzeptierte seine WAHL, obgleich er als Vorbestrafter eigentlich kein Mandat hätte bekommen dürfen, denn das VOLK wollte ihn im Reichstag haben: vox populi, vox Dei - brachte in seinen Anmerkungen zum § 3 des Verfassungsentwurfs der verbündeten Regierungen die fehlende Religionsfreiheit in Mecklenburg zur SPRACHE und zählte etliche Beispiele auf, wo Katholiken, Reformierte und JUDEN von den bürgerlichen Rechten ausgeschlossen blieben und daß das zu so sonderbaren Exzessen wie dem mecklenburgisch-französischen Handelsvertrag führte, der es ausländischen Juden in Mecklenburg erlaube, dort Land zu erwerben, während die deutschen Zuzügler nach Mecklenburg davon ausgeschlossen bleiben müßten
- erklärte vor dem Norddeutschen Reichstag im Kontext der Diskussion um den Abschnitt VI der Verfassung des Norddeutschen Bundes, daß die Problematik des Freihafens in Norddeutschland in den betroffenen Städten konträr diskutiert würde:

  • die Industriellen seien für den Anschluß ans Zollsystems und die Aufgabe des Freihafensystems, um im industriellen Hinterland einheinheitliches Wirtschaftssystems (Zulieferbetriebe ohne gesonderte Zollbestimmungen des Freihafens) ohne örtliche Vorrechte zu haben;
  • die Zwischenhandel treibenden Kaufleute und die Zünfte in den Städten, z.B. in Bremen, wollten sich nicht der INDUSTRIE aus dem Hinterland aussetzen und fürchteten Einbußen durch die KONKURRENZ aus demselben, zudem Einbußen aus dem Zischenhandel mit dem Hinterland, das eben zu einem anderen Zollsystem gehört, wie z.B. Mecklenburg für Hamburg

- meinte, daß die Hamburger und Bremer Kaufleute englische Interessen bedienten, da sie als Freihafenzwischenhändler ihre Waren für die reichen englischen Bürger zwischenlagerten und mit Gewinn an dieselben verkauften, währenddessen die deutsche Industrie Nachteile von dieser Entrepot-Praxis hätte
- bekämpfte prinzipiell die Matrikular-Beiträge und sprach sich dehalb gegen die geplante Finanzierung des Bundes durch dieselben aus; wollte statt dessen mehr direkte STEUERN

wiggers.txt · Zuletzt geändert: 2019/07/28 16:26 von 127.0.0.1