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zenon

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zenon [2010/05/13 09:03] – angelegt Robert-Christian Knorrzenon [2023/08/02 10:22] (aktuell) – [Zenon von Kition] Robert-Christian Knorr
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 === Dialektik === === Dialektik ===
  
-  * 1. äußere [[Dialektik]]+  * äußere [[Dialektik]]
 → die eine [[Bewegung]] wird von einer anderen unterschieden → die eine [[Bewegung]] wird von einer anderen unterschieden
-  * 2. innere Dialektik+  * innere Dialektik
 → nicht nur eine Bewegung unserer Einsicht ([[Meinung]]), sondern eine aus dem [[Wesen]] der Sache selbst, d.h. dem reinen Begriffe des Inhalts innewohnende Bewegung, denn Im Rechten ist auch Falsches und im Falschen auch Wahres. → nicht nur eine Bewegung unserer Einsicht ([[Meinung]]), sondern eine aus dem [[Wesen]] der Sache selbst, d.h. dem reinen Begriffe des Inhalts innewohnende Bewegung, denn Im Rechten ist auch Falsches und im Falschen auch Wahres.
  
 === Paradoxa === === Paradoxa ===
-  * 1.Dichotomie - unendliche Teilung+  * Dichotomie - unendliche Teilung
 Es wird angenommen, der [[Körper]] a bewege sich von Punkt b zu punkt c. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß der Körper a, um den Punkt c zu erreichen, zuerst die Hälfte der Strecke bc durchlaufen muß... Da nun unendliche Teilbarkeit der Strecke unterstellt ist, folgt daraus nicht nur, daß a den Punkt überhaupt nicht zu verlassen vermag, ergo muß das Denken Bewegung aus dem wahren [[Sein]] ausschließen.\\ Es wird angenommen, der [[Körper]] a bewege sich von Punkt b zu punkt c. Es leuchtet ohne weiteres ein, daß der Körper a, um den Punkt c zu erreichen, zuerst die Hälfte der Strecke bc durchlaufen muß... Da nun unendliche Teilbarkeit der Strecke unterstellt ist, folgt daraus nicht nur, daß a den Punkt überhaupt nicht zu verlassen vermag, ergo muß das Denken Bewegung aus dem wahren [[Sein]] ausschließen.\\
 → [[Aristoteles]] geriet über diesen Gedankengang Zenons in Aufregung. Die Unwirklichkeit der Bewegung könne doch nicht logisch beweisbar sein. Er argumentierte gegen Zenon: \\ → [[Aristoteles]] geriet über diesen Gedankengang Zenons in Aufregung. Die Unwirklichkeit der Bewegung könne doch nicht logisch beweisbar sein. Er argumentierte gegen Zenon: \\
-Zenon übersieht den Unterschied zwischen [[Möglichkeit]] und [[Wirklichkeit]]. In der Möglichkeit mögen Raum und Zeit unendlich teilbar sein, in der Wirklichkeit sind sie es nicht. Die Bewegung ist das Wesen von Raum und [[Zeit]]. +Zenon übersieht den Unterschied zwischen [[Möglichkeit]] und [[Wirklichkeit]]. In der Möglichkeit mögen Raum und Zeit unendlich teilbar sein, in der Wirklichkeit sind sie es nicht. Die Bewegung ist das Wesen von Raum und [[Zeit]].\\ 
-  * 2.Der fliegende Pfeil+- //regressus in infinitum// → innert einer endlichen Zeit soll eine unendliche Teilung möglich sein, d.i. ein Widerspruch; da der Läufer aber sein Ziel praktisch erreichen wird, ist es ein Paradoxon 
 +  * Der fliegende Pfeil
 Zenon geht auch hier von der Annahme der Gegner des Parmenides aus, daß Bewegung wirklich ist, und weist durch kritische [[Analyse]] nach, daß diese Annahme zu Widersprüchen führt.\\ Zenon geht auch hier von der Annahme der Gegner des Parmenides aus, daß Bewegung wirklich ist, und weist durch kritische [[Analyse]] nach, daß diese Annahme zu Widersprüchen führt.\\
-Die Bewegung des Pfeils erfolgt durch die Summe der Raumeinnahmen des Pfeiles, ist also die Summe der Ruhezustände des Pfeils. Das ist ein Widerspruch, denn wie kann die Summe von Ruhezuständen Bewegung sein? \\ +Die Bewegung des [[Pfeil#Pfeils]] erfolgt durch die Summe der Raumeinnahmen des Pfeiles, ist also die Summe der Ruhezustände des Pfeils. Das ist ein Widerspruch, denn wie kann die Summe von Ruhezuständen Bewegung sein? \\ 
-→ Aristoteles meint, der [[Irrtum]] des Zenon ruhe daher, daß er die Zeit nicht als ein Fließendes, sondern als ein Jetzt auffaßt. Bewegen heißt aber: zur gleichen Zeit an einem Ort sein und nicht an einem Ort sein ([[Hegel]]). Das mag der abstrakten [[Identität]] widersprechen, aber ohne diesen Widerspruch gibt es keine Bewegung. +→ Aristoteles meint, der [[Irrtum]] des Zenon ruhe daher, daß er die Zeit nicht als ein Fließendes, sondern als ein Jetzt auffaßt. Bewegen heißt aber: zur gleichen Zeit an einem Ort sein und nicht an einem Ort sein ([[Hegel]]). Das mag der abstrakten [[Identität]] widersprechen, aber ohne diesen Widerspruch gibt es keine Bewegung.\\ 
-  * 3.Achilles und die Schildkröte+- reductio ad absurdum → der fliegende Pfeil steht still, wenn man ihn mit dem Gedanken erfaßt 
 +  * Achilles und die Schildkröte
 Es wird ein Wettrennen zwischen dem schnellfüßigen [[Achilles]] und einer Schildkröte veranstaltet. Die Ausgangspositionen sind so, daß die Schildkröte einen knappen Vorsprung bekommt. Wird Achilles die Schildkröte einholen? \\ Es wird ein Wettrennen zwischen dem schnellfüßigen [[Achilles]] und einer Schildkröte veranstaltet. Die Ausgangspositionen sind so, daß die Schildkröte einen knappen Vorsprung bekommt. Wird Achilles die Schildkröte einholen? \\
 Selbstverständlich, meinen alle, nur Zenon nicht, denn dieser argumentiert: Mag auch Achilles schneller laufen als die Schildkröte, trotzdem legt die Schildkröte im Laufe eines Zeitpunktes eine Strecke zurück, die niemals gleich null ist. Folglich kann die Distanz, die Achilles von der Schildkröte trennt, niemals in diesem Laufe null werden. Folglich kann Achilles die Schildkröte nie einholen. Argumentationsweise aus der Dichotomie.\\ Selbstverständlich, meinen alle, nur Zenon nicht, denn dieser argumentiert: Mag auch Achilles schneller laufen als die Schildkröte, trotzdem legt die Schildkröte im Laufe eines Zeitpunktes eine Strecke zurück, die niemals gleich null ist. Folglich kann die Distanz, die Achilles von der Schildkröte trennt, niemals in diesem Laufe null werden. Folglich kann Achilles die Schildkröte nie einholen. Argumentationsweise aus der Dichotomie.\\
 → Aristoteles entgegnet dem Zenon, daß Achilles die Schildkröte durchaus einholt, wenn man es ihm gestattet, die Grenze zu überschreiten - //determinatio est negatio//, sagt Hegel.\\ → Aristoteles entgegnet dem Zenon, daß Achilles die Schildkröte durchaus einholt, wenn man es ihm gestattet, die Grenze zu überschreiten - //determinatio est negatio//, sagt Hegel.\\
-- heute weiß man, daß unendlich konvergierende Reihen (hier der Abstand zwischen Achilles und Schildkröte) einen endlichen Grenzwert haben können → Zenons Prämisse ist somit hinfällig: Die Differenz kann null betragen und darüber hinausgehen, mithin überholt Achilles die Schildkröte +- heute weiß man, daß unendlich konvergierende Reihen (hier der [[Abstand]] zwischen Achilles und Schildkröte) einen endlichen Grenzwert haben können → Zenons Prämisse ist somit hinfällig: Die Differenz kann null betragen und darüber hinausgehen, mithin überholt Achilles die Schildkröte 
-  * 4.Das Stadion +  * Das Stadion 
-Im Stadion befinden sich drei Gruppen zu je vier Athleten. Die erste Gruppe befindet sich im Ruhezustand. Von links läuft die zweite Gruppe und von rechts die dritte Gruppe an der ersten, ruhenden Gruppe vorbei. Was folgt hieraus, wenn unterstellt wird, daß die Läufer der zweiten und dritten Gruppe sich in gleicher Geschwindigkeit bewegt haben? In ein und derselben Zeit durchläuft z.B. der Läufer b1 die Punkte c1,c2,c3,c4, hinsichtlich der ersten Reihe jedoch nur die Punkte a3 und a4. Das unterschiedliche Resultat hängt natürlich davon ab, von welchem Standort wir die Bewegung beobachten. Aber im Resultat kommen wir zu dem Widerspruch, daß zwei gleich vier. +Im [[Stadion]] befinden sich drei Gruppen zu je vier Athleten. Die erste Gruppe befindet sich im Ruhezustand. Von links läuft die zweite Gruppe und von rechts die dritte Gruppe an der ersten, ruhenden Gruppe vorbei. Was folgt hieraus, wenn unterstellt wird, daß die Läufer der zweiten und dritten Gruppe sich in gleicher Geschwindigkeit bewegt haben? In ein und derselben Zeit durchläuft z.B. der Läufer b1 die Punkte c1,c2,c3,c4, hinsichtlich der ersten Reihe jedoch nur die Punkte a3 und a4. Das unterschiedliche Resultat hängt natürlich davon ab, von welchem Standort wir die Bewegung beobachten. Aber im Resultat kommen wir zu dem Widerspruch, daß zwei gleich vier. \\ 
 +- Aristoteles' Fehler besteht darin, daß es für ihn Ruhe und Bewegung gibt, kontradiktorische Begriffe; für Zenon gibt es diesen Gegensatz jedoch nicht: Zenon dagegen geht es um das Aufzeigen von Widersprüchen, wenn man Bewegung als solche annimmt
  
 == Wertung == == Wertung ==
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 363-264 v.Chr.\\ 363-264 v.Chr.\\
 - Schüler des Kynikers Krates in Athen, dann Stilpons in Megara und zuletzt des Akademikers [[Polemon]]\\ - Schüler des Kynikers Krates in Athen, dann Stilpons in Megara und zuletzt des Akademikers [[Polemon]]\\
-- begründete die [[Stoa]] in einer Säulenhalle in [[Athen]], die nach den Malereien des Polygnotos die bunte, <html></font><font face = "symbol, serif">poikilh</font></html> hieß+- begründete die [[Stoa]] in einer Säulenhalle in [[Athen]], die nach den Malereien des Polygnotos die bunte hieß
  
 ==== Logik ==== ==== Logik ====
 - [[Idee#Ideen]] sind bloße Abstraktionen; nur das Sinnliche ist wirklich vorhanden → Allgemeinbegriffe sind nur Namen\\ - [[Idee#Ideen]] sind bloße Abstraktionen; nur das Sinnliche ist wirklich vorhanden → Allgemeinbegriffe sind nur Namen\\
-- die [[Vorstellung#Vorstellungen]], <html></font><font face = "symbolserif">fantasia</font></html> stammen aus der sinnlichen [[Wahrnehmung]], deren [[Erinnerung]] der [[Verstand]] zu Begriffen verknüpft\\ +- die [[Vorstellung#Vorstellungen]], φαντασία, stammen aus der sinnlichen [[Wahrnehmung]], deren [[Erinnerung]] der [[Verstand]] zu Begriffen verknüpft\\ 
-- was [[wahr]] sein soll, muß in zwingender Evidenz von der [[Seele]] ergriffen werden\\+- was [[wahr]] sein soll, muß in zwingender [[Evidenz]] von der [[Seele]] ergriffen werden\\
 - von den aristotelischen [[Kategorie#Kategorien]] bleiben vier übrig: [[Substanz]], Eigenschaft, Beschaffenheit, Verhältnis - von den aristotelischen [[Kategorie#Kategorien]] bleiben vier übrig: [[Substanz]], Eigenschaft, Beschaffenheit, Verhältnis
  
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 ==== Ethik ==== ==== Ethik ====
 Der [[Mensch]] strebe nach Gottähnlichkeit!\\ Der [[Mensch]] strebe nach Gottähnlichkeit!\\
-- [[Wissen]] und [[Tugend]] sind Eigenschaften der Gottähnlichkeit → zielt auf das Erreichen von [[Weisheit]], d.i. Einsicht in göttliche und menschliche Dinge, richtiges Urteilen und auf Tugend, d.i.  eine sittliche [[Energie]], die Beherrschung von [[Leidenschaft#Leidenschaften]] und eine Koordinationsinstanz zwischen subjektivem Wollen und objektivem Weltganzen\\+- [[Wissen]] und [[Tugend]] sind Eigenschaften der Gottähnlichkeit → zielt auf das Erreichen von [[Weisheit]], d.i. Einsicht in göttliche und menschliche Dinge, richtiges Urteilen und auf Tugend, d.i.  eine sittliche [[Energie]], die Beherrschung von [[Leidenschaft#Leidenschaften]] und eine [[koordination|Koordinationsinstanz]] zwischen subjektivem Wollen und objektivem Weltganzen\\
 - Tugend ist außerdem selbstgenügsam, d.h. hinreichend, um zur Glückseligkeit zu gelangen: stoische Apathie gegenüber der [[Lust]]\\ - Tugend ist außerdem selbstgenügsam, d.h. hinreichend, um zur Glückseligkeit zu gelangen: stoische Apathie gegenüber der [[Lust]]\\
 - alles [[Schicksal]] ist vorgezeichnet und zu ertragen\\ - alles [[Schicksal]] ist vorgezeichnet und zu ertragen\\
 - es gibt keine Grade des [[gute#Guten]], auch nicht des Schlechten\\ - es gibt keine Grade des [[gute#Guten]], auch nicht des Schlechten\\
-- [[Pflicht#Pflichten]] zerfallen in Selbstpflichten zur Selbsterhaltung und Sozialpflichten zwecks Nächstenliebe+- [[Pflicht#Pflichten]] zerfallen in Selbstpflichten zur [[Selbsterhaltung]] und Sozialpflichten zwecks Nächstenliebe
  
  
zenon.1273734198.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 14:49 (Externe Bearbeitung)