eschatologie
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eschatologie [2010/04/21 10:11] – Robert-Christian Knorr | eschatologie [2019/07/28 16:10] – Externe Bearbeitung 127.0.0.1 | ||
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- der Lösung [[Satan# | - der Lösung [[Satan# | ||
- diese Verfolgung verbindet sich mit dem Einfall der Völker Gog und Magog und der [[Wiederkehr]] des Elias und Enoch\\ | - diese Verfolgung verbindet sich mit dem Einfall der Völker Gog und Magog und der [[Wiederkehr]] des Elias und Enoch\\ | ||
- | - nach dem [[Sieg]] über den Antichristen und der Bekehrung der restlichen [[Juden]] ertönt das //novissima tuba//, die zur Auferstehung des Fleisches - Wiedervereinigung des Körpers mit der [[Seele]] - und zum schnell folgenden Jüngsten Gericht rief → [[Scheidung]] in Gerechte (//iusti//) und Ungerechte (// | + | - nach dem [[Sieg]] über den Antichristen und der Bekehrung der restlichen [[Juden]] ertönt das //novissima tuba//, die zur Auferstehung des Fleisches - Wiedervereinigung des Körpers mit der [[Seele]] - und zum schnell folgenden Jüngsten Gericht rief → [[Scheidung]] in [[gerecht#Gerechte]] (//iusti//) und Ungerechte (// |
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Jedes [[Zeitalter]] hat es prägende [[Begriff# | Jedes [[Zeitalter]] hat es prägende [[Begriff# | ||
Der Chiliasmus oder Millenarismus steht als [[Synonym]] für die Erwartungshaltung der Menschen eines tausendjährigen Friedensreiches am Ende der Zeiten. Im Frühmittelalter wurde der Chiliasmus als Zeit des Friedens und der Ruhe des Gerechten nach dem Tode aufgefaßt, die parallel zu den Weltaltern verläuft bis zu dem Zeitpunkt, da das Fleisch aufersteht und das Ende aller Zeiten eingeleitet wird. \\ | Der Chiliasmus oder Millenarismus steht als [[Synonym]] für die Erwartungshaltung der Menschen eines tausendjährigen Friedensreiches am Ende der Zeiten. Im Frühmittelalter wurde der Chiliasmus als Zeit des Friedens und der Ruhe des Gerechten nach dem Tode aufgefaßt, die parallel zu den Weltaltern verläuft bis zu dem Zeitpunkt, da das Fleisch aufersteht und das Ende aller Zeiten eingeleitet wird. \\ | ||
- | Wann? So genau äußert sich [[Beda]] Venerabilis 672 bis 735 in seinem „de temporum ratione“ nicht. Fassen können wir den Chiliasmus als [[Ausdruck]] eines Wollens, in dem das Friedensreich ein Vorbote kommender [[Glückseligkeit]] ist. Die Menschen brauchten einen Halt in der harten und zumeist als Bedrohung empfundenen [[Wirklichkeit]], | + | Wann? So genau äußert sich [[Beda]] Venerabilis 672 bis 735 in seinem „de temporum ratione“ nicht. Fassen können wir den Chiliasmus als [[Ausdruck]] eines Wollens, in dem das Friedensreich ein Vorbote kommender [[Glückseligkeit]] ist. Die Menschen brauchten einen Halt in der harten und zumeist als Bedrohung empfundenen [[Wirklichkeit]], |
Der Liebesbegriff wäre eine gesonderte [[Untersuchung]] wert, ist er doch Ausdruck der Verneinung des Bösen, die im Kern das Grundproblem jedweder [[Religion]] ist: Wie erkläre ich das [[Böse]] in der Welt und somit das Antonym, die Liebe? Ist es ein und derselbe [[Gott]], der die Liebe und das Böse schuf? Ist Gott selbst das Gute und Böse zugleich? \\ | Der Liebesbegriff wäre eine gesonderte [[Untersuchung]] wert, ist er doch Ausdruck der Verneinung des Bösen, die im Kern das Grundproblem jedweder [[Religion]] ist: Wie erkläre ich das [[Böse]] in der Welt und somit das Antonym, die Liebe? Ist es ein und derselbe [[Gott]], der die Liebe und das Böse schuf? Ist Gott selbst das Gute und Böse zugleich? \\ | ||
- | Die unmittelbare Erwartung fand jedoch auch ihre [[Kritiker]], | + | Die unmittelbare Erwartung fand jedoch auch ihre [[Kritiker]], |
Bedas Chiliasmus aus dem 7. Jahrhundert fand die christlich nichtbekehrten Ohren der nord[[germanische]]n Völker vor. Dort herrschte keineswegs das Bewußtsein des [[einzelne]]n, | Bedas Chiliasmus aus dem 7. Jahrhundert fand die christlich nichtbekehrten Ohren der nord[[germanische]]n Völker vor. Dort herrschte keineswegs das Bewußtsein des [[einzelne]]n, | ||
- | Den letzten prägenden Einfluß auf die Bildung des Chiliasmusbegriffes im Mittelalter möchte ich [[Joachim# | + | Den letzten prägenden Einfluß auf die Bildung des Chiliasmusbegriffes im Mittelalter möchte ich [[Joachim# |
Das ist der Vorgriff auf utopische Sozialordnungen, | Das ist der Vorgriff auf utopische Sozialordnungen, | ||
- | Die Eschatologie ist die **Lehre von den letzten Dingen**. Diese sind nach Petrus Lombardus die Auferstehung der Toten, das folgende allgemeine Gericht über sie und das entsprechende [[Urteil]]; entweder völlige Verdammnis oder ewiges Leben. \\ | + | Die Eschatologie ist die **Lehre von den letzten Dingen**. Diese sind nach Petrus Lombardus die Auferstehung der Toten, das folgende allgemeine |
Man muß eine entscheidende Zäsur im eigenen [[Denken]] vornehmen, um diese mittelalterliche [[Dialektik]] zu begreifen. Das Mittelalter ist ein Zeitalter der Allegoriker. Alles, was man in dieser Zeit sah, dachte oder auch aufschrieb, ist nicht als primär rationales Denkprodukt zu begreifen, sondern: es ist offenbart! Der Offenbarende versucht sich über die [[Ohnmacht]] der ihn umgebenden Verhältnisse, | Man muß eine entscheidende Zäsur im eigenen [[Denken]] vornehmen, um diese mittelalterliche [[Dialektik]] zu begreifen. Das Mittelalter ist ein Zeitalter der Allegoriker. Alles, was man in dieser Zeit sah, dachte oder auch aufschrieb, ist nicht als primär rationales Denkprodukt zu begreifen, sondern: es ist offenbart! Der Offenbarende versucht sich über die [[Ohnmacht]] der ihn umgebenden Verhältnisse, | ||
Heute ist dieses [[Verhältnis]] umgeschlagen; | Heute ist dieses [[Verhältnis]] umgeschlagen; | ||
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Der Begriff der Eschatologie ist ohne das spekulative Element, das diesen Begriff gleichsam umrankt, nicht zu fassen. Zur einfachen Fassung des Begriffes kann gesagt werden, daß all die Vorstellungen eschatologisch zu nennen sind, die den historischen Ablauf als eine Abfolge von Zeitaltern betrachten, die in der endgültigen Belohnung des Guten und der endgültigen Bestrafung des Bösen gipfeln. \\ | Der Begriff der Eschatologie ist ohne das spekulative Element, das diesen Begriff gleichsam umrankt, nicht zu fassen. Zur einfachen Fassung des Begriffes kann gesagt werden, daß all die Vorstellungen eschatologisch zu nennen sind, die den historischen Ablauf als eine Abfolge von Zeitaltern betrachten, die in der endgültigen Belohnung des Guten und der endgültigen Bestrafung des Bösen gipfeln. \\ | ||
In unserer Zeit verlieren viele dieser Spekulationen nicht ihre Wirksamkeit, | In unserer Zeit verlieren viele dieser Spekulationen nicht ihre Wirksamkeit, | ||
- | Einer dieser Wissenschaftler ist Wilhelm von Auxerre. Wilhelm legte fest, daß nur Gott Leib und Seele wieder zusammenbringen könne und erklärte es mit dem Unvermögen der [[Natur]], den Weg von der Seele, // | + | Einer dieser Wissenschaftler ist Wilhelm von Auxerre. Wilhelm legte fest, daß nur Gott [[Leib]] und Seele wieder zusammenbringen könne und erklärte es mit dem Unvermögen der [[Natur]], den Weg von der Seele, // |
Für den Menschen des Mittelalters war damit der theoretische Teil des späteren Lebens erklärt, jetzt stand für ihn nur noch die Frage, in welchen Topf ihn die [[Richter]] des Jüngsten Gerichts stecken würden. \\ | Für den Menschen des Mittelalters war damit der theoretische Teil des späteren Lebens erklärt, jetzt stand für ihn nur noch die Frage, in welchen Topf ihn die [[Richter]] des Jüngsten Gerichts stecken würden. \\ | ||
Eschatologisches Denken hat sich immer [[politisch]] ausgewirkt, zuweilen tritt es sogar als Motor auf. Im Mittelalter jedoch lehnten es die [[Kirchenväter]] ab, einen konkreten Bezug zwischen den symbolischen Weissagungen der Schrift und dem konkreten Verlauf der [[Geschichte]] herzustellen. Es hätte wohl die eigene Machtposition schwächen können. \\ | Eschatologisches Denken hat sich immer [[politisch]] ausgewirkt, zuweilen tritt es sogar als Motor auf. Im Mittelalter jedoch lehnten es die [[Kirchenväter]] ab, einen konkreten Bezug zwischen den symbolischen Weissagungen der Schrift und dem konkreten Verlauf der [[Geschichte]] herzustellen. Es hätte wohl die eigene Machtposition schwächen können. \\ | ||
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Um einen Eindruck zu bekommen, mit welcher Spürachkraft hier auf die erwartungsfrohen Menschen eingeworkt wurde, hier ein Ausschnitt aus dem III. Buch der Sibyllen, in welchem eine Sibylle das Ende der Welt ankündigt: \\ | Um einen Eindruck zu bekommen, mit welcher Spürachkraft hier auf die erwartungsfrohen Menschen eingeworkt wurde, hier ein Ausschnitt aus dem III. Buch der Sibyllen, in welchem eine Sibylle das Ende der Welt ankündigt: \\ | ||
- | Wenn man dereinst an dem sternhellen [[Himmel]] der Nachtzeit Schwerter gen Abend erblickt und auch gegen Morgen, und alsbald eine Wolke von Staub vom Himmel zur Erde herabsinkt und aller Glanz der [[Sonne]] vom Himmel verschwindet im Laufe, während die Strahlen des Mondes sich zeigen, herab auf die Erde sich plötzlich ein Blutregen gießt und die Steine zu reden beginnen; in den Wolken ihr schauet den Kampf von Fußvolk und Reitern wie eine Hetzjagd auf Wild, vergleichbar Nebelgebilden! Das ist das Ende des Krieges, das Gott auf den Himmelsthrone bringt. \\ | + | Wenn man dereinst an dem sternhellen [[Himmel]] der Nachtzeit Schwerter gen Abend erblickt und auch gegen Morgen, und alsbald eine [[Wolke]] von Staub vom Himmel zur Erde herabsinkt und aller Glanz der [[Sonne]] vom Himmel verschwindet im Laufe, während die Strahlen des Mondes sich zeigen, herab auf die Erde sich plötzlich ein Blutregen gießt und die Steine zu reden beginnen; in den Wolken ihr schauet den Kampf von Fußvolk und Reitern wie eine Hetzjagd auf Wild, vergleichbar Nebelgebilden! Das ist das Ende des Krieges, das Gott auf den Himmelsthrone bringt. \\ |
Der große Neuerer aber war auch bei der Eschatologie Joachim von Fiore. Er begründete die erste Systematik und versuchte die Zeitalter, die lose als unklare Abfolge in den Köpfen der Menschen herumschwirrten, | Der große Neuerer aber war auch bei der Eschatologie Joachim von Fiore. Er begründete die erste Systematik und versuchte die Zeitalter, die lose als unklare Abfolge in den Köpfen der Menschen herumschwirrten, | ||
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- das des Heiligen Geistes. | - das des Heiligen Geistes. | ||
- | Joachims systematisch-prophetisch-historische Ausdeutung der [[Bibel]] ist nichts anderes als der Versuch, das Unbegreifliche der Erscheinung Gottes in Gestalt des Sohnes, begreiflich und greifbar zu machen. [[Jesus Christus]] war der feste Punkt für den Menschen des Mittelalters. An Jesus konnte er sich aufrichten. Joachim sucht Antworten auf viele Fragen, die tief im Menschen liegen, wenn er die rhetorische Frage stellt: 'Wie sich Gewalt geben?' | + | Joachims systematisch-prophetisch-historische Ausdeutung der [[Bibel]] ist nichts anderes als der Versuch, das Unbegreifliche der Erscheinung Gottes in Gestalt des Sohnes, begreiflich und greifbar zu machen. [[Jesus Christus]] war der feste Punkt für den Menschen des Mittelalters. An Jesus konnte er sich aufrichten. Joachim sucht Antworten auf viele Fragen, die tief im Menschen liegen, wenn er die rhetorische Frage stellt: 'Wie sich Gewalt geben?' |
Joachims [[Geschichtsphilosophie]] läßt zumindest die Möglichkeit offen, daß sich die Befreiung der [[Menschheit]] ohne die [[Institution]] Kirche verwirklichen läßt. Deshalb wurde seine Lehre nach dessen Tod auch als ketzerisch bewertet. \\ | Joachims [[Geschichtsphilosophie]] läßt zumindest die Möglichkeit offen, daß sich die Befreiung der [[Menschheit]] ohne die [[Institution]] Kirche verwirklichen läßt. Deshalb wurde seine Lehre nach dessen Tod auch als ketzerisch bewertet. \\ | ||
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Apokalypse, d.i. immer die Frage nach dem Sinn von Geschichte, nach dem Zielen von Geschichte. Der große Geschichtsoptimist [[Hegel]], vielleicht kann man ihn etwas waghalsig als einen Nachfolger Joachims anführen - beide vertraten die Auffassung von einer steten Entwickelung von Geschichte - sprach in seiner Geschichtsphilosophie davon, daß die Offenbarung von Gott als von keinem Fremden geschehen ist. \\ | Apokalypse, d.i. immer die Frage nach dem Sinn von Geschichte, nach dem Zielen von Geschichte. Der große Geschichtsoptimist [[Hegel]], vielleicht kann man ihn etwas waghalsig als einen Nachfolger Joachims anführen - beide vertraten die Auffassung von einer steten Entwickelung von Geschichte - sprach in seiner Geschichtsphilosophie davon, daß die Offenbarung von Gott als von keinem Fremden geschehen ist. \\ | ||
Die Offenbarungen übten einen mächtigen Einfluß auf das politische Geschehen aus. Der Mensch des Mittelalters empfindet nicht ganzzeitlich sondern augenblicklich; | Die Offenbarungen übten einen mächtigen Einfluß auf das politische Geschehen aus. Der Mensch des Mittelalters empfindet nicht ganzzeitlich sondern augenblicklich; | ||
- | Wir haben es hier mit feiner [[Psychologie]] zu tun. Wer sich David nennt, kann wohl kaum aus Amt und Würden gejagt werden. Hier spielt auch der Begriff der Huld eine Rolle, denn der Herrscher mußte sich diesen Namen auch verdienen. Trat dann die unvermeidliche Enttäuschung ein, so hielt man die glorreiche Erfüllung für lediglich bis zum nächsten Herrscher verschoben. Die Menschen degradierten ihren „rex iustus“ zum Vorläufer und der Ruf: 'Der König ist tot. Es lebe der König!' | + | Wir haben es hier mit feiner [[Psychologie]] zu tun. Wer sich David nennt, kann wohl kaum aus Amt und Würden gejagt werden. Hier spielt auch der Begriff der Huld eine Rolle, denn der Herrscher mußte sich diesen Namen auch verdienen. Trat dann die unvermeidliche |
- | Der [[Gedanke]] des Antichristen ließ sich politisch glänzend ausschlachten. Der politische [[Gegner]] wurde regelmäßig als Antichrist, als jenes verführerische und grausame Wesen der Apokalypse bezeichnet. So verschaffte sich mancher Papst Reputation, indem er einfach den politischen Gegner feierlichst zum Antichristen proklamierte. Aus dieser Proklamation erwuchsen politische Spannungen, die sehr [[rational]] zu erklären sind und das ausmachen, was wir heute [[Geschichtsschreibung]] nennen. Viele dieser Spannungen übertrugen sich auf die [[Juden]], doch möchte ich heute nichts über die tieferen Ursachen des Judenhasses sagen. Es gab aber auch Bewegungen, die die [[Priester]] verfolgten. Dem Morden an den Priestern unter Eudes und [[Tanchelm]] um 1100 lag die [[Überzeugung]] zugrunde, daß die [[Opfer]] Werkzeuge des Satans seien und als Vorbedingung für den Ausbruch des tausendjährigen Friedensreiches ausgerottet werden müßten. Es gab einen [[Mythos]], der den Antichristen als den Bastard eines Bischofs und einer Nonne beschrieb und von gewissenlosen Abenteurern immer wieder zu Vernichtungsfeldzügen gegen die Priesterschaft ausgenutzt wurde. Diese Abenteurer rekrutierten ihre Anhänger aus dem [[Plebs]]. Es ist eine einfache Rechnung: Man stelle sich einen hundearmen Menschen im Mittelalter vor; allen Naturkatastrophen ausgesetzt, vom Herrn gepeinigt, von der Kirche benutzt... sehnt sich der nicht nach Erlösung, sehnt sich der nicht nach einer annehmbaren dauerhaften sozialen Bindung, und ist der nicht bereit, sein Elend einem Sündenbock zuzuschreiben? | + | Der [[Gedanke]] des Antichristen ließ sich politisch glänzend ausschlachten. Der politische [[Gegner]] wurde regelmäßig als Antichrist, als jenes verführerische und grausame Wesen der Apokalypse bezeichnet. So verschaffte sich mancher Papst Reputation, indem er einfach den politischen Gegner feierlichst zum Antichristen proklamierte. Aus dieser Proklamation erwuchsen politische Spannungen, die sehr [[rational]] zu erklären sind und das ausmachen, was wir heute [[Geschichtsschreibung]] nennen. Viele dieser Spannungen übertrugen sich auf die [[Juden]], doch möchte ich heute nichts über die tieferen Ursachen des Judenhasses sagen. Es gab aber auch Bewegungen, die die [[Priester]] verfolgten. Dem Morden an den Priestern unter Eudes und [[Tanchelm]] um 1100 lag die [[Überzeugung]] zugrunde, daß die [[Opfer]] Werkzeuge des Satans seien und als Vorbedingung für den Ausbruch des tausendjährigen Friedensreiches ausgerottet werden müßten. Es gab einen [[Mythos]], der den Antichristen als den [[Bastard]] eines Bischofs und einer Nonne beschrieb und von gewissenlosen Abenteurern immer wieder zu Vernichtungsfeldzügen gegen die Priesterschaft ausgenutzt wurde. Diese Abenteurer rekrutierten ihre Anhänger aus dem [[Plebs]]. Es ist eine einfache Rechnung: Man stelle sich einen hundearmen Menschen im Mittelalter vor; allen Naturkatastrophen ausgesetzt, vom Herrn gepeinigt, von der Kirche benutzt... sehnt sich der nicht nach Erlösung, sehnt sich der nicht nach einer annehmbaren dauerhaften sozialen Bindung, und ist der nicht bereit, sein Elend einem [[Sündenbock]] zuzuschreiben? |
- | Als heute berühmtester eschastologische [[Fürst]] gilt der Staufer Friedrich II.. Er steht für die weltliche Komponente des eschatologischen Denkens im Mittelalter. Ausgangspunkt für seine diesbezügliche Bedeutung ist wiederrum die [[Theorie]] Joachims von Fiore. Diesen Abt von Fiore bewegte nach vielen Jahren mönchischen Studiums zwischen 1190 und 1195 die [[Inspiration]], | + | Als heute berühmtester eschastologische [[Fürst]] gilt der Staufer Friedrich II.. Er steht für die weltliche Komponente des eschatologischen Denkens im Mittelalter. Ausgangspunkt für seine diesbezügliche Bedeutung ist wiederrum die [[Theorie]] Joachims von Fiore. Diesen Abt von Fiore bewegte nach vielen Jahren mönchischen Studiums zwischen 1190 und 1195 die [[Inspiration]], |
[[Kaiser]] [[Friedrich# | [[Kaiser]] [[Friedrich# | ||
Vor allem aber sah er sich in die härtesten Kämpfe mit dem [[Papsttum]] verwickelt. Friedrich drohte, den [[Papst]] zu enteignen, weil, so seine Begründung, | Vor allem aber sah er sich in die härtesten Kämpfe mit dem [[Papsttum]] verwickelt. Friedrich drohte, den [[Papst]] zu enteignen, weil, so seine Begründung, | ||
- | siehe auch: http:// | + |
eschatologie.txt · Zuletzt geändert: 2024/03/23 10:09 von Robert-Christian Knorr