freud
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freud [2015/10/29 08:50] – Robert-Christian Knorr | freud [2023/12/05 17:39] (aktuell) – [Essay "Der Dichter und das Phantasieren"] Robert-Christian Knorr | ||
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jüdischer Psychoanalytiker\\ | jüdischer Psychoanalytiker\\ | ||
- seine [[Topographie]] des Psychischen, | - seine [[Topographie]] des Psychischen, | ||
- | - Teil der Demaskierung des [[Zeitalter]]s | + | - Teil der Demaskierung des Zeitalters |
- | - zwar ist seine Lehre noch befangen vom [[Geist]] des [[Positivismus]], | + | - zwar ist seine Lehre noch befangen vom [[Geist]] des [[Positivismus]], |
- Entdeckung der ab- und hintergründigen [[Wirklichkeit]] des Menschen\\ | - Entdeckung der ab- und hintergründigen [[Wirklichkeit]] des Menschen\\ | ||
- nahm Gedanken [[Krafft-Ebing# | - nahm Gedanken [[Krafft-Ebing# | ||
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==== Traumtheorie ==== | ==== Traumtheorie ==== | ||
- | - Ergebnis völliger Umformung der Ausgangsmaterialien durch die sogenannte [[Traum]]arbeit\\ | + | - Ergebnis völliger Umformung der Ausgangsmaterialien durch die sogenannte [[Traum# |
__Rohmaterial__: | __Rohmaterial__: | ||
__latente Trauminhalte__: | __latente Trauminhalte__: | ||
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"Es war beim Künstler mehr Neigung und Bereitschaft vorhanden, sich auf eine völlig neu fundamentierte [[Psychologie]] einzulassen als bei der offiziellen [[Wissenschaft]], | "Es war beim Künstler mehr Neigung und Bereitschaft vorhanden, sich auf eine völlig neu fundamentierte [[Psychologie]] einzulassen als bei der offiziellen [[Wissenschaft]], | ||
Schiller schreibt weitere hundert Jahre zuvor: "Es scheint nicht gut in dem Schöpfungswerk der [[Seele]] nachteilig zu sein, wenn der [[Verstand]] die zuströmenden Ideen, gleichsam an den Toren schon, zu scharf mustert. Eine [[Idee]] kann, isoliert betrachtet, sehr unbeträchtlich sein, aber vielleicht wird sie durch eine, die nach ihr kommt, wichtig - alles das kann der Verstand nicht beurteilen, wenn er sie nicht so lange festhält, bis er sie in Verbindung mit diesen anderen angeschaut hat." - Prinzipiell nimmt Schiller damit vorwerg, was Freud ca. hundert Jahre später formuliert.\\ | Schiller schreibt weitere hundert Jahre zuvor: "Es scheint nicht gut in dem Schöpfungswerk der [[Seele]] nachteilig zu sein, wenn der [[Verstand]] die zuströmenden Ideen, gleichsam an den Toren schon, zu scharf mustert. Eine [[Idee]] kann, isoliert betrachtet, sehr unbeträchtlich sein, aber vielleicht wird sie durch eine, die nach ihr kommt, wichtig - alles das kann der Verstand nicht beurteilen, wenn er sie nicht so lange festhält, bis er sie in Verbindung mit diesen anderen angeschaut hat." - Prinzipiell nimmt Schiller damit vorwerg, was Freud ca. hundert Jahre später formuliert.\\ | ||
- | Es ist eine grundlegende Gemeinsamkeit zwischen [[Dichtung]] Iund psychoanalytischer Technik, und hier ist auch die Anregung zu sehen, die Freud [[selbst]] eingestandenermaßen aus der Literatur empfing. In der Abhandlung "Zur Vorgeschichte der analytischen Technik" | + | Es ist eine grundlegende Gemeinsamkeit zwischen [[Dichtung]] Iund psychoanalytischer Technik, und hier ist auch die Anregung zu sehen, die Freud [[selbst]] eingestandenermaßen aus der Literatur empfing. In der Abhandlung "Zur Vorgeschichte der analytischen Technik" |
In einem [[Brief]] an Ferenczi schreibt Freud: //Als ich diesen wieder las, war ich erstaunt, wie sehr manches, was darin steht, sich wörtlich mit manchem deckt, was ich immer vertreten und gedacht habe. Es dürfte also wirklich die Quelle meiner Originalität sein.//\\ | In einem [[Brief]] an Ferenczi schreibt Freud: //Als ich diesen wieder las, war ich erstaunt, wie sehr manches, was darin steht, sich wörtlich mit manchem deckt, was ich immer vertreten und gedacht habe. Es dürfte also wirklich die Quelle meiner Originalität sein.//\\ | ||
- | Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Psychoanalyse und Literatur, vornehmlich der klassischen: | + | Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Psychoanalyse und Literatur, vornehmlich der klassischen: |
Nicht zuletzt sind persönliche Beziehungen zwischen Dichtern und Psychoanalytikern prägend für beide Seiten. [[Rilke]] war mit Lou Andreas-Salome befreundet und schrieb ein [[Buch]] über sie. Eine an L.G. Jung orientierte Psychotherapie Hermann Hesses floß in die Werke " | Nicht zuletzt sind persönliche Beziehungen zwischen Dichtern und Psychoanalytikern prägend für beide Seiten. [[Rilke]] war mit Lou Andreas-Salome befreundet und schrieb ein [[Buch]] über sie. Eine an L.G. Jung orientierte Psychotherapie Hermann Hesses floß in die Werke " | ||
Die genannten Beispiele seien nur stellvertretend für viele genannt. Zusammenfassend läßt sich feststellen, | Die genannten Beispiele seien nur stellvertretend für viele genannt. Zusammenfassend läßt sich feststellen, | ||
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- Welche Funktion besitzt die Dichtung für den Autoren? | - Welche Funktion besitzt die Dichtung für den Autoren? | ||
betrachtet werden soll.\\ | betrachtet werden soll.\\ | ||
- | Freud beginnt seinen Aufsatz mit der Suche nach einer dem Dichten verwandten Tätigkeit, um eine [[Aufklärung]] über das Schaffen des Dichters zu erhalten. Erste Spuren dichterischer Betätigung glaubt Freud beim Kind suchen zu müssen, dessen liebste Beschäftigung das [[Spiel]] ist, und formuliert: //Jedes spielende Kind bestimmt sich wie ein [[Dichter]], | + | Freud beginnt seinen Aufsatz mit der Suche nach einer dem Dichten verwandten Tätigkeit, um eine [[Aufklärung]] über das Schaffen des Dichters zu erhalten. Erste Spuren dichterischer Betätigung glaubt Freud beim [[Kind]] suchen zu müssen, dessen liebste Beschäftigung das [[Spiel]] ist, und formuliert: //Jedes spielende Kind bestimmt sich wie ein [[Dichter]], |
Der Dichter nun macht nichts anderes als das spielende Kind, er schafft sich eine Phantasiewelt, | Der Dichter nun macht nichts anderes als das spielende Kind, er schafft sich eine Phantasiewelt, | ||
Was ist mit dem Heranwachsenden: | Was ist mit dem Heranwachsenden: | ||
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In vielen Romanen fiel Freud auf, daß nur eine Person, wiederum der Held, von innen geschildert wird; in seiner Seele sitzt gleichsam der Dichter und schaut die anderen Personen von außen an. Der psychologische [[Roman]] verdankt im ganzen wohl seine Besonderheit der Neigung des modernen Dichters, sein [[Ich]] durch Selbstbeobachtung in Partial-Ichs zu zerspalten und demzufolge die Konfliktströmungen seines Seelenlebens in mehreren Helden zu personifizieren. In einem ganz besonderen [[Gegensatz]] zum Typus des Tagtraumes scheinen die Romane zu stehen, die man als " | In vielen Romanen fiel Freud auf, daß nur eine Person, wiederum der Held, von innen geschildert wird; in seiner Seele sitzt gleichsam der Dichter und schaut die anderen Personen von außen an. Der psychologische [[Roman]] verdankt im ganzen wohl seine Besonderheit der Neigung des modernen Dichters, sein [[Ich]] durch Selbstbeobachtung in Partial-Ichs zu zerspalten und demzufolge die Konfliktströmungen seines Seelenlebens in mehreren Helden zu personifizieren. In einem ganz besonderen [[Gegensatz]] zum Typus des Tagtraumes scheinen die Romane zu stehen, die man als " | ||
Freud stellt folgende Theorie auf: | Freud stellt folgende Theorie auf: | ||
- | * Ein starkes, aktuelles Erlebnis weckt im Dichter die [[Erinnerung]] an ein früheres, meist der Kindheit angehöriges Erlebnis auf, von welchem nun der Wunsch ausgeht, der sich in der Dichtung seine Erfüllung schafft; die Dichtung selbst läßt sowohl Elemente des frischen Anlasses, als auch alte Erinnerungen erkennen.\\ | + | * Ein starkes, aktuelles |
Am Ende seines Aufsatzes thematisiert Freud die Bearbeitungen fertiger Stoffe wie Sagen, Mythen und Legenden, Märchen... und spekuliert, daß sie den entstellten Überresten von Wunschphantasien ganzer Nationen entsprächen, | Am Ende seines Aufsatzes thematisiert Freud die Bearbeitungen fertiger Stoffe wie Sagen, Mythen und Legenden, Märchen... und spekuliert, daß sie den entstellten Überresten von Wunschphantasien ganzer Nationen entsprächen, | ||
Die Psychoanalyse hat den Stein der Weisen gefunden, der sie bei Bedarf gegen alle Angriffe immunisiert. Wer lehnt denn die Psychoanalyse ab? Doch der, der ihre Entlarvungen fürchten muß oder sie nicht verstanden hat. Die Psychoanalyse ist die einzige Theorie der Welt, die sich von jedem Einwand gegen sie bestärkt fühlen kann. Je falscher sie einer findet, um so richtiger kommt sie sich vor. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.\\ | Die Psychoanalyse hat den Stein der Weisen gefunden, der sie bei Bedarf gegen alle Angriffe immunisiert. Wer lehnt denn die Psychoanalyse ab? Doch der, der ihre Entlarvungen fürchten muß oder sie nicht verstanden hat. Die Psychoanalyse ist die einzige Theorie der Welt, die sich von jedem Einwand gegen sie bestärkt fühlen kann. Je falscher sie einer findet, um so richtiger kommt sie sich vor. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.\\ | ||
- | Als Theorie hat die Psychoanalyse heute einen verwirrend unbestimmten Status. Sie hat ein großes Dach, ist nicht wie Chomskys Grammatik-Theorie ein einheitlioches | + | Als Theorie hat die Psychoanalyse heute einen verwirrend unbestimmten Status. Sie hat ein großes Dach, ist nicht wie [[chomsky|Chomskys]] Grammatik-Theorie ein einheitliches |
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+ | - behauptete, daß Kinder vielförmige Perverse sind - und dieser ganze idiotische Unsinn über die anale Phase, was nicht einmal in Militärbaracken glaubhaft wäre (Dommergue) | ||
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freud.txt · Zuletzt geändert: 2023/12/05 17:39 von Robert-Christian Knorr