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gorgias [2010/01/05 19:14] – Robert-Christian Knorr | gorgias [2023/05/02 10:27] (aktuell) – [Theorie der Rhetorik] Robert-Christian Knorr |
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===== Gorgias aus Leonti ===== | ===== Gorgias aus Leonti ===== |
485-380 v. Chr.\\ | 485-380 v. Chr.\\ |
- neben [[Protagoras]] Hauptvertreter der Sophistik; bereits 440 v.Chr. widmete er sich ausschließlich der [[Rhetorik]], das war einträglicher\\ | - neben [[Protagoras]] Hauptvertreter der [[Sophistik]]; bereits 440 v.Chr. widmete er sich ausschließlich der [[Rhetorik]], das war einträglicher\\ |
- kam 427 v.Chr. als Gesandter seiner Vaterstadt nach [[Athen]], um Hilfe gegen [[Syracus]] zu erbitten | - kam 427 v.Chr. als Gesandter seiner Vaterstadt nach [[Athen]], um Hilfe gegen [[Syracus]] zu erbitten |
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==== Theorie der Rhetorik ==== | ==== Theorie der Rhetorik ==== |
- hat entscheidend zur [[Entwicklung]] der rhetorischen Kunst[[prosa]] beigetragen, indem er, um die psychologische Wirkung der [[Rede]] zu erhöhen, auch für die Prosa eine poetische [[Ausdruck]]sweise forderte und die bewußte Anwendung stilistischer Schmuckmittel verlangte: | - diese [[Theorie]] hat entscheidend zur [[Entwicklung]] der rhetorischen Kunstprosa beigetragen, indem er, um die psychologische [[Wirkung]] der [[Rede]] zu erhöhen, auch für die Prosa eine poetische Ausdrucksweise forderte und die bewußte Anwendung stilistischer Schmuckmittel verlangte: |
* inhaltlich und formal gleichgebaute, im Umfang einander genau entsprechende parallele Satzglieder, Isokolie, die nach Möglichkeit in gegensätzlicher Beziehung zueinander stehen, Antithese, und den gleichen Lautausklang haben, <html></font><font face = "symbol, serif">omoiwtelon</font></html> | * inhaltlich und formal gleichgebaute, im Umfang einander genau entsprechende parallele Satzglieder, Isokolie, die nach Möglichkeit in gegensätzlicher Beziehung zueinander stehen, Antithese, und den gleichen Lautausklang haben, ομοιωτέλων |
* rhythmisch gestaltete Satzschlüsse, Klauseln | * rhythmisch gestaltete Satzschlüsse, Klauseln |
- nimmt das, was als [[Wesen]] gilt, auf und zeigt ohne Bewußtsein vorauszusetzen Nichtigkeit auf\\ | - nimmt das, was als [[Wesen]] gilt, auf und zeigt ohne Bewußtsein vorauszusetzen Nichtigkeit auf\\ |
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==== Erkenntnistheorie ==== | ==== Erkenntnistheorie ==== |
- polemisiert gegen den absoluten [[Realismus]], von welchem er sagt, daß er, indem er vorstellt, glaubt die Sache [[selbst]] zu haben, aber in Wirklichkeit nur ein Relatives hat, dennoch setzt er den gesunden Menschenverstand hoch an, denn dieser enthalte die Maximen der [[Zeit]]\\ | - polemisiert gegen den absoluten [[Realismus]], von welchem er sagt, daß er, indem er vorstellt, glaubt die Sache [[selbst]] zu haben, aber doch nur ein Relatives hat, dennoch setzt er den gesunden Menschenverstand hoch an, denn dieser enthalte die Maximen der [[Zeit]]\\ |
- der skeptische Standpunkt des Gorgias zeigt sich in einem erkenntnistheoretischen Werk über das Nichtseiende, in welchem Gorgias den [[Satz]] zu beweisen suchte: //Es ist nichts. Wenn etwas wäre, wäre es nicht erkennbar; wäre es erkennbar, so wäre es nicht mitteilbar. aber auch Sein und Nichtsein können nicht zugleich sein. Das sinnlich Unendliche ist ein [[Jenseits]] des Seins, es ist nicht; es ist eine Verschiedenheit, die vom Sein immer verschieden gesetzt wird.// → d.i. der auf die Spitze getriebene relative [[Subjektivismus]]\\ | - der skeptische [[Standpunkt]] des Gorgias zeigt sich in einem erkenntnistheoretischen [[Werk]] über das Nichtseiende, in welchem Gorgias den [[Satz]] zu beweisen suchte: //Es ist nichts. Wenn etwas wäre, wäre es nicht erkennbar; wäre es erkennbar, so wäre es nicht mitteilbar. Aber auch Sein und Nichtsein können nicht zugleich sein. Das sinnlich Unendliche ist ein [[Jenseits]] des Seins, es ist nicht; es ist eine Verschiedenheit, die vom Sein immer verschieden gesetzt wird.// → d.i. der auf die Spitze getriebene relative Subjektivismus, der auf der Erkenntnis beruht, daß [[Zeichen]] und Bezeichnetes verschieden seien, d.i. rin Vorgriff auf die [[Scholastik]], die zu eben jenem Ergebnis kommen wird\\ |
- betont die [[Bedeutung]] des Hörens gegenüber dem [[Sehen]], aber ist das [[Hören]] dem Hörbaren nachgeordnet\\ | - betont die [[Bedeutung]] des Hörens gegenüber dem [[Sehen]], aber ist das [[Hören]] dem Hörbaren nachgeordnet\\ |
- [[Rechtschaffenheit]] und Zucht sind unentbehrliche Normen des Zusammenlebens\\ | - [[Rechtschaffenheit]] und [[Zucht]] sind unentbehrliche Normen des Zusammenlebens\\ |
- Gorgias' [[Dialektik]] ist unüberwindbar, sofern man das Seiende als Realität behauptet | - Gorgias' [[Dialektik]] ist unüberwindbar, sofern man das [[Seiende]] als Realität behauptet |
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==== Ethik ==== | ==== Ethik ==== |
- benutzte wie [[Aristoteles]] den Begriff des <html></font><font face = "symbol, serif">prepon</font></html> | - benutzte wie [[Aristoteles]] den Begriff des πρέπον als die vom [[Schicksal]] geschaffenen Umstände, in die sich der [[einzelne]] gekonnt einfügen müsse → die eigene Bemühung um eine alles umfassende, unveränderliche [[Arete]] |
als die vom [[Schicksal]] geschaffenen Umstände, in die sich der [[einzelne]] gekonnt einfügen müsse → die eigene Bemühung um eine alles umfassende, unveränderliche [[Arete]] | |
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