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magdeburg

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magdeburg [2022/12/14 19:33] Robert-Christian Knorrmagdeburg [2023/04/20 06:32] – [Magdeburgisch] Robert-Christian Knorr
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 Nach dem [[Sieg]] des Kaisers über das [[Heer]] der protestantischen Fürsten und Städte bei Mühlberg 1547 im Schmalkaldischen Krieg wurde Magdeburg mit der Reichsacht belegt, weil es seine Tore dem Kaiser nicht öffnen wollte. Zahllose Protestanten hatten hier Zuflucht gefunden. Der Exekutor der Reichsacht, Kurfürst Moritz von Sachsen, begann im Oktober 1550 eine merkwürdige Belagerung, die von [[Raabe|Wilhelm Raabe]] in //Des Herrgotts Kanzlei// beschrieben wurde. Er blockierte Magdeburg, vermied aber jeden Kampf mit der Absicht, die mächtige Stadt als Basis für seinen Abfall vom Kaiser zu gewinnen. So kam es nach etwa einem Jahr zu einer Scheinkapitulation, welche der Stadt ihre Stellung und Macht beließ. Magdeburg wurde zu einem Stützpunkt der protestantischen Fürsten, die Anfang 1552 erneut gegen den Kaiser rebellierten. Am Ende stand der berühmte Augsburger Religionsfrieden von 1555. \\ Nach dem [[Sieg]] des Kaisers über das [[Heer]] der protestantischen Fürsten und Städte bei Mühlberg 1547 im Schmalkaldischen Krieg wurde Magdeburg mit der Reichsacht belegt, weil es seine Tore dem Kaiser nicht öffnen wollte. Zahllose Protestanten hatten hier Zuflucht gefunden. Der Exekutor der Reichsacht, Kurfürst Moritz von Sachsen, begann im Oktober 1550 eine merkwürdige Belagerung, die von [[Raabe|Wilhelm Raabe]] in //Des Herrgotts Kanzlei// beschrieben wurde. Er blockierte Magdeburg, vermied aber jeden Kampf mit der Absicht, die mächtige Stadt als Basis für seinen Abfall vom Kaiser zu gewinnen. So kam es nach etwa einem Jahr zu einer Scheinkapitulation, welche der Stadt ihre Stellung und Macht beließ. Magdeburg wurde zu einem Stützpunkt der protestantischen Fürsten, die Anfang 1552 erneut gegen den Kaiser rebellierten. Am Ende stand der berühmte Augsburger Religionsfrieden von 1555. \\
 In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten.  \\ In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten.  \\
-63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, als General Pappenheim eine Lücke in der nordöstlichen Stadtbefestigung entdecken konnte. Die siegestrunkenen Truppen richteten in der eroberten Festung ein Blutbad an, etwa zwanzigtausend Magdeburger starben. Domprediger Bake konnte durch einen Kniefall (und finanzielle Versprechungen) vor Tilly das Leben der viertausend im Dom eingeschlossenen Magdeburger aus zumeist reichen Familien sichern. Ein ausbrechender Großbrand vernichtete fast die gesamte Stadt bis auf den gewaltigen Dom. Durch die sogenannte Magdeburger Hochzeit gingen Tilly die Früchte des Sieges wieder verloren. Schleunigst mußte der kaiserliche General unter Ausdruck seines persönlichen Bedauerns für das befohlene Gemetzel die verwüstete Stadt verlassen. \\+63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, als General Pappenheim eine Lücke in der nordöstlichen Stadtbefestigung entdecken konnte. Die siegestrunkenen Truppen richteten in der eroberten Festung ein Blutbad an, etwa zwanzigtausend Magdeburger starben. Domprediger Bake konnte durch einen Kniefall (und finanzielle Versprechungen) vor Tilly das Leben der viertausend im Dom eingeschlossenen Magdeburger aus zumeist reichen Familien sichern. Ein ausbrechender Großbrand vernichtete fast die gesamte Stadt bis auf den gewaltigen Dom. Durch die sogenannte Magdeburger Hochzeit gingen Tilly die Früchte des Sieges wieder verloren. Schleunigst mußte der kaiserliche General unter Ausdruck seines persönlichen [[Bedauern|Bedauerns]] für das befohlene Gemetzel die verwüstete Stadt verlassen. \\
 Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tatkräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der alte Dessauer, Gouverneur der neuen preußischen Festung, welcher nebenbei den Gleichschritt beim Militär einführte und dafür verantwortlich zeichnet, daß neue Häuser in Magdeburg seit 1720 mit einem gelblich-weißen Anstrich zu versehen sind. Er baute Magdeburg in seiner bis 1747 dauernden Ägide zur stärksten preußischen Festung aus. - Der Status einer Festung verhinderten Handel, Kultur und Bildung. \\ Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tatkräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, der alte Dessauer, Gouverneur der neuen preußischen Festung, welcher nebenbei den Gleichschritt beim Militär einführte und dafür verantwortlich zeichnet, daß neue Häuser in Magdeburg seit 1720 mit einem gelblich-weißen Anstrich zu versehen sind. Er baute Magdeburg in seiner bis 1747 dauernden Ägide zur stärksten preußischen Festung aus. - Der Status einer Festung verhinderten Handel, Kultur und Bildung. \\
 Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend Franzosen. Keine Kampfmoral?  \\ Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend Franzosen. Keine Kampfmoral?  \\
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 - ostfälische Mundart: palatalisierend, breit, vermengend → das [[Magdeburgische]] - ostfälische Mundart: palatalisierend, breit, vermengend → das [[Magdeburgische]]
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magdeburg.txt · Zuletzt geändert: 2024/01/20 15:22 von Robert-Christian Knorr