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 Dieser zurückhaltende, realistische [[Ton]] wurde auf der ersten Bundestagung des Kulturbundes Ende Mai 1947 fortgeführt, zumal es sich gezeigt hatte, daß die [[Masse]] der Intellektuellen von marxistischen [[Idee]]n nicht begeistert waren. Doch Becher setzte auf Zeit, suchte [[Vertrauen]] bei Kulturschaffenden in Ost und West, ganz der Direktive Ulbrichts folgend: „Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“\\  Dieser zurückhaltende, realistische [[Ton]] wurde auf der ersten Bundestagung des Kulturbundes Ende Mai 1947 fortgeführt, zumal es sich gezeigt hatte, daß die [[Masse]] der Intellektuellen von marxistischen [[Idee]]n nicht begeistert waren. Doch Becher setzte auf Zeit, suchte [[Vertrauen]] bei Kulturschaffenden in Ost und West, ganz der Direktive Ulbrichts folgend: „Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben.“\\ 
-Becher hatte mit seinem toleranten, auf die Wiederherstellung der demokratischen Grundsubstanz zielenden Aufrufen, großen [[Erfolg]] bei den ehemaligen Exilschriftstellern und auch bei den bürgerlichen Intellektuellen, die während der Nazizeit in Deutschland politisch „sauber“ blieben. Bechers Strategie knüpfte gleichsam an die aus dem [[Jahr]] 1935 stammende  stalinistische „Volksfrontpolitik“ an, die nichts anderes besagt, als daß alle der [[Gesinnung]] nach antifaschistischen Kräfte gebündelt werden müssen; aber wie eben erwähnt, „wir müssen alles in der Hand haben“; eine [[Freiheit]] der [[Kunst]] auf Zeit.+Becher hatte mit seinem toleranten, auf die Wiederherstellung der demokratischen Grundsubstanz zielenden Aufrufen, großen [[Erfolg]] bei den ehemaligen Exilschriftstellern und auch bei den bürgerlichen Intellektuellen, die während der Nazizeit in Deutschland politisch „sauber“ blieben. Bechers [[Strategie]] knüpfte gleichsam an die aus dem [[Jahr]] 1935 stammende  stalinistische „Volksfrontpolitik“ an, die nichts anderes besagt, als daß alle der [[Gesinnung]] nach antifaschistischen Kräfte gebündelt werden müssen; aber wie eben erwähnt, „wir müssen alles in der Hand haben“; eine [[Freiheit]] der [[Kunst]] auf Zeit.
  
 Dieses Volksfrontkonzept hat die Weichen „für die Gesamtpolitik der SBZ bzw. der DDR letztlich bis zum heutigen Tag gestellt“ und somit natürlich auch die Rezeptionsmöglichkeiten bzw. Rezeptionsbedingungen der DDR-Bevölkerung maßgeblich beeinflußt. Dieses Volksfrontkonzept hat die Weichen „für die Gesamtpolitik der SBZ bzw. der DDR letztlich bis zum heutigen Tag gestellt“ und somit natürlich auch die Rezeptionsmöglichkeiten bzw. Rezeptionsbedingungen der DDR-Bevölkerung maßgeblich beeinflußt.
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 Adorno ist für ihn einer der wichtigsten Philosophen, „sonst vor allem Franzosen: Cioran und Valéry (bis auf dessen  Versepik)... Eigentlich wollte er Schauspieler werden. Er hat auch als Student auf Laienbühnen gespielt. Dann las er Adorno - und alles wurde ihm suspekt. Die Lektüre lähmte ihm die Glieder.“ (Volker Hage: Schreiben ist eine Séance. Begegnungen mit Botho Strauß. In: Strauß lesen. Michael Radix (Hrsg.), München - [[Wien]] 1987.)\\ Adorno ist für ihn einer der wichtigsten Philosophen, „sonst vor allem Franzosen: Cioran und Valéry (bis auf dessen  Versepik)... Eigentlich wollte er Schauspieler werden. Er hat auch als Student auf Laienbühnen gespielt. Dann las er Adorno - und alles wurde ihm suspekt. Die Lektüre lähmte ihm die Glieder.“ (Volker Hage: Schreiben ist eine Séance. Begegnungen mit Botho Strauß. In: Strauß lesen. Michael Radix (Hrsg.), München - [[Wien]] 1987.)\\
 In seiner Rede zum erhaltenen Büchner - Preis 1989 heißt es u.a.: Strauß' (allgemein des Dichters) Volk „erstreckt sich von [[Dante]] bis Doderer, von [[Mörike]] bis Montale, von Valéry zurück zu [[Hamann]] und zu [[Seneca]] - ein zählbares [[Volk]] gewiß, nicht beliebig viele, ein kleiner Bergstamm, Strahler und Kristallsucher über die Zeiten und Länder hin“.\\   In seiner Rede zum erhaltenen Büchner - Preis 1989 heißt es u.a.: Strauß' (allgemein des Dichters) Volk „erstreckt sich von [[Dante]] bis Doderer, von [[Mörike]] bis Montale, von Valéry zurück zu [[Hamann]] und zu [[Seneca]] - ein zählbares [[Volk]] gewiß, nicht beliebig viele, ein kleiner Bergstamm, Strahler und Kristallsucher über die Zeiten und Länder hin“.\\  
-Er kennt die Werke [[Benjamin]]s, Marx’, [[Darwin]]s und die Konzepte der Konstruktivsten. Von Blochs „Prinzip Hoffnung“ sagt er: „Das Buch habe ich gelesen wie meine Bibel.“ Auch in der Prosa nennt und zitiert er sie, die Philosophen, die er rezipierte: zum Beispiel Heidegger oder Lukács. Er reflektiert: „Wir möchten in ihnen heute nichts als die Leidensgrößen denken: [[Kleist]], Hölderlin, Nietzsche, Kafka, Celan. Diese sind uns die einzig Authentischen. Die Bürgen unseres kleineren Loses der Fassungslosigkeit. [] Man kann auch Stile und Gesten clonen. Man kann dieser oder jener werden wollen, doch nichts ist zurückzugewinnen.“\\+Er kennt die Werke [[Benjamin]]s, Marx’, [[Darwin]]s und die Konzepte der Konstruktivsten. Von Blochs „Prinzip Hoffnung“ sagt er: „Das Buch habe ich gelesen wie meine Bibel.“ Auch in der Prosa nennt und zitiert er sie, die Philosophen, die er rezipierte: zum Beispiel Heidegger oder Lukács. Er reflektiert: „Wir möchten in ihnen heute nichts als die Leidensgrößen denken: [[Kleist]], Hölderlin, Nietzsche, Kafka, Celan. Diese sind uns die einzig Authentischen. Die Bürgen unseres kleineren Loses der Fassungslosigkeit. [] Man kann auch Stile und [[geste|Gesten]] clonen. Man kann dieser oder jener werden wollen, doch nichts ist zurückzugewinnen.“\\
 Es wird deutlich: Strauß will nicht clonen; Strauß geht rückwärtsgewandt vorwärts. In der Kritik dazu heißt es aber: „Das Œuvre von Botho Strauß ist durch zwei komplementäre Verhaltensweisen charakterisiert, mit Wissen (im soziologischen Sinne) umzugehen. Die eine besteht in der Übernahme neuen Wissens, die andere im bewußten Festhalten an altem, überholten Wissen, also im Ignorieren.“ (Lutz Hagestedt: Literatur als [[Erkenntnis]]? In: Weimarer Beiträge 40 (1992), S. 278.) Strauß ist kein Eklektiker und auch kein Ignorant. In seinem neueren Band „Beginnlosigkeit. Reflexionen über Fleck und Linie“ von 1992 setzt er sich mit [[Chaos]]forschung in Verbindung mit Politik auseinander. Strauß versucht nicht nur ästhetische und politische Dinge philosophisch-literarisch zusammenzudenken; wenn alte philosophische Erklärungsmuster nicht ausreichen, sucht er in allen Naturwissenschaften nach Wahrheit: „Alle Welt spielt auf Zeitgewinn, ich aber verliere sie. [] Die Ereignisse kommen nicht, schrieb der Physiker Eddington, sie sind da, und wir begegnen ihnen auf unserem Weg. Das Stattfinden ist nur eine äußerliche Formalität. Der Unfall, der Lottogewinn, der Liebesbetrug, sie alle sind schon da. Sie warten nur darauf, daß wir ihnen zustoßen. / Unterdessen hat der strebsame [[Evolution]]sgedanke auch den stillen Geist der Physik aufgestört, und der allesdurchbohrende Zeit-Pfeil hat ihn getroffen. Die neuere Physik entzog unserem Traum von der Welt den letzten Gehalt an Statik und Symmetrie. Nun können wir nur noch Werden denken. Diese Welt also ist von Alpha bis [[Omega]], durch Leben und Unbelebtes an die Unumkehrbarkeit allen Geschehens gefesselt, an das Nicht-Gleichgewicht, an die Dynamik von Unordnung und verschwenderischer Struktur. Sie hat offenbar für ein Sein keinen Platz. Nur der sich selbst bewußte Menschen-Geist, um seiner angeborenen Verzweiflung Herr zu werden, bedurfte der jahrtausendewährenden ‚Lebenslüge‘ und - von [[Plato]]ns Ideen bis zur Quantenmechanik - immer neue Trostbeweise, daß etwas universal und zeitlos gültig ist.“ (B. Strauß: Der junge Mann, Berlin-Weimar 1987, S. 13.)\\ Es wird deutlich: Strauß will nicht clonen; Strauß geht rückwärtsgewandt vorwärts. In der Kritik dazu heißt es aber: „Das Œuvre von Botho Strauß ist durch zwei komplementäre Verhaltensweisen charakterisiert, mit Wissen (im soziologischen Sinne) umzugehen. Die eine besteht in der Übernahme neuen Wissens, die andere im bewußten Festhalten an altem, überholten Wissen, also im Ignorieren.“ (Lutz Hagestedt: Literatur als [[Erkenntnis]]? In: Weimarer Beiträge 40 (1992), S. 278.) Strauß ist kein Eklektiker und auch kein Ignorant. In seinem neueren Band „Beginnlosigkeit. Reflexionen über Fleck und Linie“ von 1992 setzt er sich mit [[Chaos]]forschung in Verbindung mit Politik auseinander. Strauß versucht nicht nur ästhetische und politische Dinge philosophisch-literarisch zusammenzudenken; wenn alte philosophische Erklärungsmuster nicht ausreichen, sucht er in allen Naturwissenschaften nach Wahrheit: „Alle Welt spielt auf Zeitgewinn, ich aber verliere sie. [] Die Ereignisse kommen nicht, schrieb der Physiker Eddington, sie sind da, und wir begegnen ihnen auf unserem Weg. Das Stattfinden ist nur eine äußerliche Formalität. Der Unfall, der Lottogewinn, der Liebesbetrug, sie alle sind schon da. Sie warten nur darauf, daß wir ihnen zustoßen. / Unterdessen hat der strebsame [[Evolution]]sgedanke auch den stillen Geist der Physik aufgestört, und der allesdurchbohrende Zeit-Pfeil hat ihn getroffen. Die neuere Physik entzog unserem Traum von der Welt den letzten Gehalt an Statik und Symmetrie. Nun können wir nur noch Werden denken. Diese Welt also ist von Alpha bis [[Omega]], durch Leben und Unbelebtes an die Unumkehrbarkeit allen Geschehens gefesselt, an das Nicht-Gleichgewicht, an die Dynamik von Unordnung und verschwenderischer Struktur. Sie hat offenbar für ein Sein keinen Platz. Nur der sich selbst bewußte Menschen-Geist, um seiner angeborenen Verzweiflung Herr zu werden, bedurfte der jahrtausendewährenden ‚Lebenslüge‘ und - von [[Plato]]ns Ideen bis zur Quantenmechanik - immer neue Trostbeweise, daß etwas universal und zeitlos gültig ist.“ (B. Strauß: Der junge Mann, Berlin-Weimar 1987, S. 13.)\\
 Auch der Begründer der Monadentheorie, Giordano [[Bruno]], wird prophetisch etwas später zitiert; der Inhalt dieses Zitats steht für das Rückbesinnende bei Strauß: ,„Es sind abgehauene Wurzeln, die von neuem ausschlagen, alte Sachen, die wiederkehren, verkannte Wahrheiten, die sich wieder zur Geltung bringen, es ist ein neues [[Licht]], das nach langer [[Nacht]] am [[Horizont]] unserer Erkenntnis wieder aufgeht und sich allmählich der Mittagshöhe nähert.‘ Giordano Bruno, Vom unendlichen All und den Welten, Fünfter Dialog.“\\ Auch der Begründer der Monadentheorie, Giordano [[Bruno]], wird prophetisch etwas später zitiert; der Inhalt dieses Zitats steht für das Rückbesinnende bei Strauß: ,„Es sind abgehauene Wurzeln, die von neuem ausschlagen, alte Sachen, die wiederkehren, verkannte Wahrheiten, die sich wieder zur Geltung bringen, es ist ein neues [[Licht]], das nach langer [[Nacht]] am [[Horizont]] unserer Erkenntnis wieder aufgeht und sich allmählich der Mittagshöhe nähert.‘ Giordano Bruno, Vom unendlichen All und den Welten, Fünfter Dialog.“\\
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 Eine einzige [[Laudatio]] wiederum von Peter Laemmle, der bei der Gelegenheit in seiner Rezension Strauß' bisheriges Œuvre vorstellt: „Er ist der meistgespielte Gegenwartsdramatiker [[Europa]]s, und selbst mit seinen Prosabänden erzielt er Auflagen, die ihresgleichen suchen. [] Als Autor ist er einer der bekanntesten in Deutschland. Was mich [] am meisten beeindruckt, ist seine [[Intelligenz]].[] Mit grimmiger [[Lust]] greift Strauß wieder sein Lieblingsthema auf: Was geht an menschlichen Kontakten, heute, in einer totalen Konsum- und Wegwerfgesellschaft? Wieviel Menschlichkeit ist überhaupt vorhanden? Es sind Tragikkomödien im kleinen, Szenen aus dem gewöhnlichen Leben.“\\ Eine einzige [[Laudatio]] wiederum von Peter Laemmle, der bei der Gelegenheit in seiner Rezension Strauß' bisheriges Œuvre vorstellt: „Er ist der meistgespielte Gegenwartsdramatiker [[Europa]]s, und selbst mit seinen Prosabänden erzielt er Auflagen, die ihresgleichen suchen. [] Als Autor ist er einer der bekanntesten in Deutschland. Was mich [] am meisten beeindruckt, ist seine [[Intelligenz]].[] Mit grimmiger [[Lust]] greift Strauß wieder sein Lieblingsthema auf: Was geht an menschlichen Kontakten, heute, in einer totalen Konsum- und Wegwerfgesellschaft? Wieviel Menschlichkeit ist überhaupt vorhanden? Es sind Tragikkomödien im kleinen, Szenen aus dem gewöhnlichen Leben.“\\
 Schneider, in seinem Aufsatz in den //Frankfurter Heften//, kann dem Buch inhaltlich nicht viel abgewinnen. Er stellt anfangs fest: „Kein Prosa-Text in jüngerer Zeit ist von den maßgeblichen Feuilletons mit solch ungeteiltem Jubel aufgenommen worden, wie dieser geschickt collagierter Flickenteppich, der - wie uns die Literaturkritiker versicherten -, die komplette Physiognomie unserer Zeit‘ (Lüdke in Frankfurter Rundschau vom 17.10.1981) enthalte.“ Er resümiert: Es ist ein „Kultbuch des liberalen und linksliberalen Feuilletons“ und „zum kulturkritischen Almanach für skeptische Bildungsbürger geworden.“ Schneider war zwischen „Faszination und Verstimmung, Bewunderung und Verärgerung hin und her gerissen, wobei letzterer schließlich überwog. Erstere galt dem subtilen Beobachter, dem kritischen Sittenschilderer und dem virtuosen Sprachartisten Strauß; letzterer dagegen dem kaltblütigen Schlüssellochgucker zeitgenössischen Elends und dem mondänen Kulturphilosophen, der sehr genau weiß, wann er den Kopf einziehen muß, um mit dem herrschenden Zeitgeist [] nicht zu kollidieren.“ Schneider, in seinem Aufsatz in den //Frankfurter Heften//, kann dem Buch inhaltlich nicht viel abgewinnen. Er stellt anfangs fest: „Kein Prosa-Text in jüngerer Zeit ist von den maßgeblichen Feuilletons mit solch ungeteiltem Jubel aufgenommen worden, wie dieser geschickt collagierter Flickenteppich, der - wie uns die Literaturkritiker versicherten -, die komplette Physiognomie unserer Zeit‘ (Lüdke in Frankfurter Rundschau vom 17.10.1981) enthalte.“ Er resümiert: Es ist ein „Kultbuch des liberalen und linksliberalen Feuilletons“ und „zum kulturkritischen Almanach für skeptische Bildungsbürger geworden.“ Schneider war zwischen „Faszination und Verstimmung, Bewunderung und Verärgerung hin und her gerissen, wobei letzterer schließlich überwog. Erstere galt dem subtilen Beobachter, dem kritischen Sittenschilderer und dem virtuosen Sprachartisten Strauß; letzterer dagegen dem kaltblütigen Schlüssellochgucker zeitgenössischen Elends und dem mondänen Kulturphilosophen, der sehr genau weiß, wann er den Kopf einziehen muß, um mit dem herrschenden Zeitgeist [] nicht zu kollidieren.“
-Strauß' Blick ist ein „denunziatorischer“; seine [[Angst]] „wird dort geradezu panisch, wo ihm der eigene [[Trieb]] dazwischen kommt.“ Der Autor, so Schneider, schlüpft bei prekären Beschreibungen „zwecks besserer Tarnung in die Rolle eines Dritten“. Schneider, offensichtlich Marxist, begrüßt die Absage Strauß' an die [[Dialektik]] (der Frankfurter Schule); wenn Strauß sie auch nur „verschämt in Klammern gesetzt“ hat: „[[Heimat]] kommt auf (die doch keine Bleibe war), wenn ich in den ,Minima Moralia‘ wieder lese. Wie gewissenhaft und prunkend gedacht wurde, noch zu meiner Zeit! Es ist, als seien seither mehrere Generationen vergangen. (Ohne Dialektik denken wir auf Anhieb dümmer; aber es muß sein: ohne sie!)“ Schneider erscheint diese Aufkündigung der Dialektik „als ausgesprochen modisch und fahrlässig“, gehört sie doch zum „geistigen Rüstzeug aller [[Emanzipation]]sbewegungen dieses Jahrhunderts.“ Hier nun wird für Schneider deutlich, daß Strauß ohne Dialektik „einem obskurantisch verdunkelten Zeitgeist entgegen[kommt]“ und „früher oder später im ontologisch-mystischen Geraune [landet]“. So lobt er letztlich bloß den Stil: „[] sprachliche Kleinodien, die erst im ,Dämmer‘ des Salons richtig zu funkeln beginnen []. Vor allem geben die Texte des neuen Weisen genügend Rätsel auf. Manche erinnern an die Rätsel der [[Sphinx]], die jeden verschlang, der sie nicht zu lösen wußte.“+Strauß' Blick ist ein „denunziatorischer“; seine [[Angst]] „wird dort geradezu panisch, wo ihm der eigene [[Trieb]] dazwischen kommt.“ Der Autor, so Schneider, schlüpft bei prekären Beschreibungen „zwecks besserer Tarnung in die Rolle eines Dritten“. Schneider, offensichtlich Marxist, begrüßt die Absage Strauß' an die [[Dialektik]] (der Frankfurter Schule); wenn Strauß sie auch nur „verschämt in Klammern gesetzt“ hat: „[[Heimat]] kommt auf (die doch keine Bleibe war), wenn ich in den ,Minima Moralia‘ wieder lese. Wie gewissenhaft und prunkend gedacht wurde, noch zu meiner Zeit! Es ist, als seien seither mehrere Generationen vergangen. (Ohne Dialektik denken wir auf Anhieb dümmer; aber es muß sein: ohne sie!)“ Schneider erscheint diese Aufkündigung der Dialektik „als ausgesprochen modisch und fahrlässig“, gehört sie doch zum „geistigen Rüstzeug aller Emanzipationsbewegungen dieses Jahrhunderts.“ Hier nun wird für Schneider deutlich, daß Strauß ohne Dialektik „einem obskurantisch verdunkelten [[Zeitgeist]] entgegen[kommt]“ und „früher oder später im ontologisch-mystischen Geraune [landet]“. So lobt er letztlich bloß den Stil: „[] sprachliche Kleinodien, die erst im ,Dämmer‘ des Salons richtig zu funkeln beginnen []. Vor allem geben die Texte des neuen Weisen genügend Rätsel auf. Manche erinnern an die Rätsel der [[Sphinx]], die jeden verschlang, der sie nicht zu lösen wußte.“
  
 //Paare Passanten// erschien in der DDR Ende 1989 ohne Nachwort. Insgesamt sind in den Medien nur zwei Wortmeldungen festzustellen. \\ //Paare Passanten// erschien in der DDR Ende 1989 ohne Nachwort. Insgesamt sind in den Medien nur zwei Wortmeldungen festzustellen. \\
strauss.txt · Zuletzt geändert: 2023/11/14 08:39 von Robert-Christian Knorr