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 Die Sieger des letzten Krieges schrieben die Kräfteverhältnisse für offenbar unbestimmbare Zeit fest, so schien es, und Entwicklung blieb in engen Bahnen befangen.  Die tieferen Gründe des Wandels von vormals geistiger Höhe zu geistlosem Festhalten an politisch grundierten Lehrmeinungen zu erforschen, wäre ein sicherlich lohnenswertes Ziel an der Universität gewesen.  Aber die Forschung konzentrierte sich insbesondere auf naturwissenschaftliche Gebiete, forcierte diese gegenüber den Geisteswissenschaften, deren führende Köpfe sich darin gefielen, personengebundene strukturalistische Nützlichkeitsfragen zu erörtern oder Anteil zu nehmen am Lebensgang bislang unbeachtet gebliebener zweitrangiger Landeskinder der ferneren Vergangenheit.  Die entscheidenden Stellen bei der Vergabe von Forschungsgeldern befriedigten somit persönliche Ambitionen, derweil verlor allgemeininteressierende Fragen aus dem Blick verloren wurden.  In die Geisteswissenschaften war ein Virus namens// correctio vitiosa// eingedrungen und befiel schon jahrzehntelang ungestört neue Wirte.  Das Wesen des Geistes aber, frei sich den Gegenstand seiner Betrachtung zu suchen, wurde durch die willfährige Gewährung egomanischer Intentionen elementar pervertiert, denn eine Festlegung war allen Überlegungen, allen Absichten der einheimischen Denker durch die Sieger propädeutet, daß es nämlich in jedem anderen gesellschaftlichen System für sie nichts zu gewinnen gäbe.  Und somit stand der politischen Herrschaftsform des Geldes, in der die thematisierten Landeskinder nunmehr leben mußten, die Forderung des Denkens nach Freiheit gegenüber.  \\ Die Sieger des letzten Krieges schrieben die Kräfteverhältnisse für offenbar unbestimmbare Zeit fest, so schien es, und Entwicklung blieb in engen Bahnen befangen.  Die tieferen Gründe des Wandels von vormals geistiger Höhe zu geistlosem Festhalten an politisch grundierten Lehrmeinungen zu erforschen, wäre ein sicherlich lohnenswertes Ziel an der Universität gewesen.  Aber die Forschung konzentrierte sich insbesondere auf naturwissenschaftliche Gebiete, forcierte diese gegenüber den Geisteswissenschaften, deren führende Köpfe sich darin gefielen, personengebundene strukturalistische Nützlichkeitsfragen zu erörtern oder Anteil zu nehmen am Lebensgang bislang unbeachtet gebliebener zweitrangiger Landeskinder der ferneren Vergangenheit.  Die entscheidenden Stellen bei der Vergabe von Forschungsgeldern befriedigten somit persönliche Ambitionen, derweil verlor allgemeininteressierende Fragen aus dem Blick verloren wurden.  In die Geisteswissenschaften war ein Virus namens// correctio vitiosa// eingedrungen und befiel schon jahrzehntelang ungestört neue Wirte.  Das Wesen des Geistes aber, frei sich den Gegenstand seiner Betrachtung zu suchen, wurde durch die willfährige Gewährung egomanischer Intentionen elementar pervertiert, denn eine Festlegung war allen Überlegungen, allen Absichten der einheimischen Denker durch die Sieger propädeutet, daß es nämlich in jedem anderen gesellschaftlichen System für sie nichts zu gewinnen gäbe.  Und somit stand der politischen Herrschaftsform des Geldes, in der die thematisierten Landeskinder nunmehr leben mußten, die Forderung des Denkens nach Freiheit gegenüber.  \\
 Die Herrschenden vergaßen durch diese Vorbedingung für jeden einstellungswilligen Wissenschaftler, daß der [[Geist]] vor allem [[Freiheit]] vom Gelde benötigt, um Geist sein zu können!  Doch was verstanden die Sieger schon davon?  Hatten sie nicht Kriege auf den Weg gebracht, um diesen Geist aus der Welt zu bomben?\\ Die Herrschenden vergaßen durch diese Vorbedingung für jeden einstellungswilligen Wissenschaftler, daß der [[Geist]] vor allem [[Freiheit]] vom Gelde benötigt, um Geist sein zu können!  Doch was verstanden die Sieger schon davon?  Hatten sie nicht Kriege auf den Weg gebracht, um diesen Geist aus der Welt zu bomben?\\
-Edgar dachte oft über diese Stadt nach; sie schien ihm symptomatisch für die geistige Situation der Zeit: viel Trara gegen die Langeweile, im Zentrum Stille, Starre, Sturheit.  Das wollten sie hier nicht verstehen, daß Anpassung an die fernen und fremden Vorbilder nur deren Probleme, nicht jedoch Eigenes entfalten hülfe.  Also vergrub er sich manchen Morgen unter weichen Kissen, tauchte sich selbst in Watte.  Schließlich aber stand er doch auf.  Es war kein Herumwälzen mehr.  Vom Stuhl nahm er ein frisches Hemd, zog es über, dann erst ging er ins Bad, wusch kurz die Beine, strich mit einer Bürste durch das kurze Haar, dem nicht viele fehlten.  Am Abschluß der morgendlichen Wäsche Bildung: das war bei Edgar ganz wörtlich zu verstehen, also ein Blick in den Spiegel, ein Wiedersehen.  „Hallo, du bebrillter Affe!“ grüßte er sein Spiegelbild.  Nun, Edgar war kein Brillenträger.  Höchstwahrscheinlich war er auch nie ein Affe gewesen.  Die doppelte Verneinung ließ ihn sich selbst finden.  Irgendwie beruhigte ihn die Vorstellung, mit sich den besten Schabernack zu treiben.  Isa hatte Brote geschmiert, auch ein Stück Kuchen fand sich; der Kaffee mußte nur aufgegossen werden.\\+Edgar dachte oft über diese Stadt nach; sie schien ihm symptomatisch für die geistige Situation der Zeit: viel Trara gegen die Langeweile, im Zentrum Stille, Starre, Sturheit.  Das wollten sie hier nicht verstehen, daß [[Anpassung]] an die fernen und fremden Vorbilder nur deren Probleme, nicht jedoch Eigenes entfalten hülfe.  Also vergrub er sich manchen Morgen unter weichen Kissen, tauchte sich selbst in Watte.  Schließlich aber stand er doch auf.  Es war kein Herumwälzen mehr.  Vom Stuhl nahm er ein frisches Hemd, zog es über, dann erst ging er ins Bad, wusch kurz die Beine, strich mit einer Bürste durch das kurze Haar, dem nicht viele fehlten.  Am Abschluß der morgendlichen Wäsche Bildung: das war bei Edgar ganz wörtlich zu verstehen, also ein Blick in den Spiegel, ein Wiedersehen.  „Hallo, du bebrillter Affe!“ grüßte er sein Spiegelbild.  Nun, Edgar war kein Brillenträger.  Höchstwahrscheinlich war er auch nie ein Affe gewesen.  Die doppelte Verneinung ließ ihn sich selbst finden.  Irgendwie beruhigte ihn die Vorstellung, mit sich den besten Schabernack zu treiben.  Isa hatte Brote geschmiert, auch ein Stück Kuchen fand sich; der Kaffee mußte nur aufgegossen werden.\\
 Edgar siebte die entwässerte Luft und sah nach der Sonne.  „Spät für einen Morgen“, murmelte er.  Der Frühnebel war längst durch kräftige Sonnenstrahlen aufgelöst worden.  Das unfreundliche Bejahen mit einer kaum merklichen Kopfbewegung bestätigte einem Niemand diesen Sachverhalt.  Eigentlich schrieb er morgens an seinen Texten, doch heute mußte er hinaus: Sommer!, mußte in die umliegenden Berge, ins lebenspendende Grün.  Also streifte er abgetragene Sandalen über und machte sich auf den Weg.  Als er den Fluß durchschwamm, überlegte er, ob er sich nicht auch einmal treiben lassen könne...  Nein, angesichts der träge fließenden und zumal verdreckten Verlogenheit der Lebensader der [[Stadt]], die mit ihrem hohen Anteil an giftigen -xiden zur allgemeinen [[Trägheit]] beizutragen schien, zog er es vor, schnell hindurchzuschwimmen.  ‚Eigentlich schade, daß man den Tod fürchten muß bei diesem Wasser’, grübelte er am Ufer sitzend.  Es war das einzige Gewässer weit und breit.  \\ Edgar siebte die entwässerte Luft und sah nach der Sonne.  „Spät für einen Morgen“, murmelte er.  Der Frühnebel war längst durch kräftige Sonnenstrahlen aufgelöst worden.  Das unfreundliche Bejahen mit einer kaum merklichen Kopfbewegung bestätigte einem Niemand diesen Sachverhalt.  Eigentlich schrieb er morgens an seinen Texten, doch heute mußte er hinaus: Sommer!, mußte in die umliegenden Berge, ins lebenspendende Grün.  Also streifte er abgetragene Sandalen über und machte sich auf den Weg.  Als er den Fluß durchschwamm, überlegte er, ob er sich nicht auch einmal treiben lassen könne...  Nein, angesichts der träge fließenden und zumal verdreckten Verlogenheit der Lebensader der [[Stadt]], die mit ihrem hohen Anteil an giftigen -xiden zur allgemeinen [[Trägheit]] beizutragen schien, zog er es vor, schnell hindurchzuschwimmen.  ‚Eigentlich schade, daß man den Tod fürchten muß bei diesem Wasser’, grübelte er am Ufer sitzend.  Es war das einzige Gewässer weit und breit.  \\
 „He, haste mal ‘n Euro?“ fragte ein junger Mann von zweiundzwanzig Jahren mit zotteligem Spitzbart und tiefliegenden Augen.  Edgar schaute auf in ein junges und trotzig-stumpfes Gesicht mit hartem Mund und zusammengewachsenen Augenbrauen.  Es machte ihm keine Angst.  Das unausgesprochene Leid war keinem Stumpfsinn gewichen, noch nicht, eher der Vorstufe, Langeweile.  Da schoß ihm dann doch ein Gedanke durch den Kopf, der etwas wie Angst zuließ: Langeweile tötet.  Nein, das Gesicht war nichts weniger als ein Gespräch, ein sorgender, unruhiger Wunsch nach Zuwendung sprach alle Menschen stumm an.  So schien es ihm, auch jetzt.  Edgar stand auf und lächelte mit der Kraft eines [[Messias]]:\\ „He, haste mal ‘n Euro?“ fragte ein junger Mann von zweiundzwanzig Jahren mit zotteligem Spitzbart und tiefliegenden Augen.  Edgar schaute auf in ein junges und trotzig-stumpfes Gesicht mit hartem Mund und zusammengewachsenen Augenbrauen.  Es machte ihm keine Angst.  Das unausgesprochene Leid war keinem Stumpfsinn gewichen, noch nicht, eher der Vorstufe, Langeweile.  Da schoß ihm dann doch ein Gedanke durch den Kopf, der etwas wie Angst zuließ: Langeweile tötet.  Nein, das Gesicht war nichts weniger als ein Gespräch, ein sorgender, unruhiger Wunsch nach Zuwendung sprach alle Menschen stumm an.  So schien es ihm, auch jetzt.  Edgar stand auf und lächelte mit der Kraft eines [[Messias]]:\\
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 Da seh’ ich dich, wie du den Weg vor mir entlangläufst, die Hüften schwingst und die ekstasebereiten Pölsterchen unter dem engen Kleid [[Hoffnung]] spendend unserem Ziel entgegenschweben.  Oh, das ist das Schönste an diesem Gang im Walde; daß ich es ahne und will.  Leider bist du im fernen Italien, mit deinem Freund, den du zu lieben vorgibst und es vermutlich auch tust.  Deine Tränen bei unserem Abschied aber werde ich nicht vergessen und wer weiß, vielleicht versprechen sie auch etwas.\\ Da seh’ ich dich, wie du den Weg vor mir entlangläufst, die Hüften schwingst und die ekstasebereiten Pölsterchen unter dem engen Kleid [[Hoffnung]] spendend unserem Ziel entgegenschweben.  Oh, das ist das Schönste an diesem Gang im Walde; daß ich es ahne und will.  Leider bist du im fernen Italien, mit deinem Freund, den du zu lieben vorgibst und es vermutlich auch tust.  Deine Tränen bei unserem Abschied aber werde ich nicht vergessen und wer weiß, vielleicht versprechen sie auch etwas.\\
 Und SCHWUPPs! bin ich in eine Pfütze getreten.  Es macht mir Spaß.  Ich gehe nicht um sie herum.  Ich bin ein Frosch, fühle mich wohl im weichen und lauwarmen Ort, den die Natur zum Wühlen mir gegeben.  Unter meinen Füßen bildet sich eine schlurfende und schlabberige Schicht, die bei jedem Auftreten ein schmatzendes Geräusch von sich gibt, so daß ich es fast schon bereue, in diesen kleinsten Morasten Abwechslung von der Hitze des Tages gesucht zu haben. - Auch jetzt noch klebt der getrocknete Waldschlamm an meinen Schenkeln.\\ Und SCHWUPPs! bin ich in eine Pfütze getreten.  Es macht mir Spaß.  Ich gehe nicht um sie herum.  Ich bin ein Frosch, fühle mich wohl im weichen und lauwarmen Ort, den die Natur zum Wühlen mir gegeben.  Unter meinen Füßen bildet sich eine schlurfende und schlabberige Schicht, die bei jedem Auftreten ein schmatzendes Geräusch von sich gibt, so daß ich es fast schon bereue, in diesen kleinsten Morasten Abwechslung von der Hitze des Tages gesucht zu haben. - Auch jetzt noch klebt der getrocknete Waldschlamm an meinen Schenkeln.\\
-Am Wegesrand stehen Pflaumenbäume.  Die Wirtin mittags in der Schenke meinte, ich solle den Weg durch das freundliche Grün des ländlichen Pfads zurückgehen; wovon sie nicht sprach, das waren diese prallen und unreifen Früchte am Wegesrand.  Ich kann nicht widerstehen, reiße mir die erhoffte Süße von den Zweigen, aber entsetzt darüber, was sie mir antun, spucke ich aus, und dennoch: Immer wieder will ich glauben, es käme da noch eine Frucht, die Süße schenkt.  Ein Stück Wegs weiter plagt sich der Aufschwung und bedeckt die Bäume mit einem schmierigen tönernen Film.  Nachdem ich die Frucht mit meinem Speichel säuberte, tut sich das geahnte Blau schwer.  Ein Farbenspiel, eine Verwirrung.  Das äußerliche Blau kämpft mit der Unreife des Gelben.  Daraus wird Grün werden.  Vielleicht.  Die blaue Schönheit aber fließt samt meiner Spucke davon.  Ich werfe die Reste auf die Bagger und LKW, halt’ eben nicht viel davon.  Was soll diese Gaukelei?  Der Dreck versteckt kein süßes [[Blau]], sondern saures Gelb-Grün!  Wer will mir anderes weismachen? \\ +Am Wegesrand stehen Pflaumenbäume.  Die Wirtin mittags in der Schenke meinte, ich solle den Weg durch das freundliche Grün des ländlichen Pfads zurückgehen; wovon sie nicht sprach, das waren diese prallen und unreifen Früchte am Wegesrand.  Ich kann nicht widerstehen, reiße mir die erhoffte Süße von den Zweigen, aber entsetzt darüber, was sie mir antun, spucke ich aus, und dennoch: Immer wieder will ich glauben, es käme da noch eine Frucht, die Süße schenkt.  Ein Stück Wegs weiter plagt sich der Aufschwung und bedeckt die Bäume mit einem schmierigen tönernen Film.  Nachdem ich die Frucht mit meinem Speichel säuberte, tut sich das geahnte Blau schwer.  Ein Farbenspiel, eine Verwirrung.  Das äußerliche Blau kämpft mit der Unreife des Gelben.  Daraus wird Grün werden.  Vielleicht.  Die blaue Schönheit aber fließt samt meiner Spucke davon.  Ich werfe die Reste auf die Bagger und LKW, halt’ eben nicht viel davon.  Was soll diese Gaukelei?  Der Dreck versteckt kein süßes Blau, sondern saures Gelb-Grün!  Wer will mir anderes weismachen? \\ 
-Jetzt wird mir kalt.  Es ist Abend geworden.  Zum [[Glück]] steht vor mir eine Scheune.  Vorhin, beim Hinweg am Vormittag, waren Bauern damit beschäftigt, sie mit Strohballen zu füllen.  Ihr mürrischer Blick galt dem Eindringling: Als ob ich mit meinen schmutzigen Füßen in ihre Stuben Tapsen machte.  Was kümmert’s mich! Sie bereiteten unwissentlich mein Schlaflager.  Bald liege ich träumend im weichen Heu und sehe wieder nur dich, wie du den Weg vor mir entlangläufst... hatte er vor Jahresfrist geschrieben.  Er erinnerte sich dieses Textes, der vor drei Tagen noch Hoffnung und Last zugleich ausdrückte, heute jedoch nur verblichene Literatur abgab.  Vor einem Pflaumenbaum blieb der Wanderer stehen, riß eine Frucht ab und wischte mit Spucke den Dreck ab.  Blau, nicht grün! ‚Dann wenigstens süß’, dachte er und biß in die madige Ernte eines Vormittags.  Hungrig griff er in die Zweige der Bäume und suchte die saftigsten Früchte.  ‚Wenigstens bleibt mir das, die Selbstversorgung.’  Er lächelte: ‚Sie haben es mir nicht verziehen, daß ich ihren Schablonen nicht folgen wollte oder konnte, was imgrunde genommen gleichgültig blieb’, dachte er versponnen.  \\+Jetzt wird mir kalt.  Es ist Abend geworden.  Zum [[Glück]] steht vor mir eine Scheune.  Vorhin, beim Hinweg am Vormittag, waren Bauern damit beschäftigt, sie mit Strohballen zu füllen.  Ihr mürrischer Blick galt dem Eindringling: Als ob ich mit meinen schmutzigen Füßen in ihre Stuben Tapsen machte.  Was kümmert’s mich! Sie bereiteten unwissentlich mein Schlaflager.  Bald liege ich träumend im weichen Heu und sehe wieder nur dich, wie du den Weg vor mir entlangläufst... hatte er vor Jahresfrist geschrieben.  Er erinnerte sich dieses Textes, der vor drei Tagen noch Hoffnung und Last zugleich ausdrückte, heute jedoch nur verblichene Literatur abgab.  Vor einem Pflaumenbaum blieb der Wanderer stehen, riß eine Frucht ab und wischte mit Spucke den Dreck ab.  Blau, nicht grün! ‚Dann wenigstens [[süß]]’, dachte er und biß in die madige Ernte eines Vormittags.  Hungrig griff er in die Zweige der Bäume und suchte die saftigsten Früchte.  ‚Wenigstens bleibt mir das, die Selbstversorgung.’  Er lächelte: ‚Sie haben es mir nicht verziehen, daß ich ihren Schablonen nicht folgen wollte oder konnte, was imgrunde genommen gleichgültig blieb’, dachte er versponnen.  \\
 Diese Heuchler! Wollten meinem Talent angeblich durch Erweiterung in den akademischen Disziplinen einen freieren Standpunkt verschaffen.  Statt dessen, wenn sie ganz ehrlich wären, so wollten sie mich nur zu einem Rädchen in ihrem Getriebe machen.  Diese Schweine!  System!  Ha!  Systematische Überlegungen, unzählige Vergleichsmöglichkeiten und gegebenenfalls punktuelle Genauigkeit in Detailfragen.  Na gut.  Methode.  Hab ich mitgenommen, aber ihr Ziel war es doch, mich zu kaufen.  Mein Denken zu ihrem Recht machen!’ trotzte Edgar.  ‚Übergenaues Hinsehen zerstört den Gesamteindruck und außerdem kann ein Mensch nicht ewig gegen seine Natur leben.  Eines Tages mußte der angestaute Groll herausplatzen, ich konnte die Hundsdemut gegenüber der formalen Entwürdigung des eigenen Denkens nicht hinnehmen’, dachte er und rief laut: „Drum rede ewig, wie du’s willst!“ \\ Diese Heuchler! Wollten meinem Talent angeblich durch Erweiterung in den akademischen Disziplinen einen freieren Standpunkt verschaffen.  Statt dessen, wenn sie ganz ehrlich wären, so wollten sie mich nur zu einem Rädchen in ihrem Getriebe machen.  Diese Schweine!  System!  Ha!  Systematische Überlegungen, unzählige Vergleichsmöglichkeiten und gegebenenfalls punktuelle Genauigkeit in Detailfragen.  Na gut.  Methode.  Hab ich mitgenommen, aber ihr Ziel war es doch, mich zu kaufen.  Mein Denken zu ihrem Recht machen!’ trotzte Edgar.  ‚Übergenaues Hinsehen zerstört den Gesamteindruck und außerdem kann ein Mensch nicht ewig gegen seine Natur leben.  Eines Tages mußte der angestaute Groll herausplatzen, ich konnte die Hundsdemut gegenüber der formalen Entwürdigung des eigenen Denkens nicht hinnehmen’, dachte er und rief laut: „Drum rede ewig, wie du’s willst!“ \\
 Aufgeweichter Weg stülpt Gedanken um.  Man(n) vergräbt sich im Morast, lädt das Denken in die Dunkelheit des Mütterlichen, wo des Kindes Sehnsucht Geborgenheit fand.  Edgar hörte die Vögel und verstand sie.  Sie sangen sein Lied, zogen im Herbst in den Süden, dort weiter zu träumen.  Wovon auch immer!  Das Wort Zweck verschwand wegen der Vielzahl unsinniger, sich gegenseitig gleichhebender Argumente, schwand zu einem Klumpen harschgrauer Enge, weggeworfen und aufgehoben in den Tiefen des Wegmorastes, in dem als Kind schon die Füße Grund suchten - oder auch nicht -, die Mutter schimpfte, der Vater lachte, sich am Sohn erfreute..  Das war aus dem Kreis.  Lächelnd zertrat er einen Klumpen hartgewordenen Morast, spie aus, als ob die saure Pflaume noch dazu drängte.  Drängen, um etwas zu sein oder zu werden!  Heute konnte er an der Vorstellung keine Freude empfinden, daß der Mensch Zweck sei.  Edgar degoutierte diese Kantsche Anmaßung, zumal die daraus folgende Forderung des Sosollesseins nur utopisch bleiben konnte.  „Der Mensch ist nur eine Kleinigkeit, niemals Endzweck der Schöpfung.  Er kann nur ein Mittel sein“, murmelte Edgar und stocherte in einem Ameisenhaufen auf der Suche nach den Transportwegen.  Alles andere erschien Edgar ruchlos, banal und überkandidelt.\\ Aufgeweichter Weg stülpt Gedanken um.  Man(n) vergräbt sich im Morast, lädt das Denken in die Dunkelheit des Mütterlichen, wo des Kindes Sehnsucht Geborgenheit fand.  Edgar hörte die Vögel und verstand sie.  Sie sangen sein Lied, zogen im Herbst in den Süden, dort weiter zu träumen.  Wovon auch immer!  Das Wort Zweck verschwand wegen der Vielzahl unsinniger, sich gegenseitig gleichhebender Argumente, schwand zu einem Klumpen harschgrauer Enge, weggeworfen und aufgehoben in den Tiefen des Wegmorastes, in dem als Kind schon die Füße Grund suchten - oder auch nicht -, die Mutter schimpfte, der Vater lachte, sich am Sohn erfreute..  Das war aus dem Kreis.  Lächelnd zertrat er einen Klumpen hartgewordenen Morast, spie aus, als ob die saure Pflaume noch dazu drängte.  Drängen, um etwas zu sein oder zu werden!  Heute konnte er an der Vorstellung keine Freude empfinden, daß der Mensch Zweck sei.  Edgar degoutierte diese Kantsche Anmaßung, zumal die daraus folgende Forderung des Sosollesseins nur utopisch bleiben konnte.  „Der Mensch ist nur eine Kleinigkeit, niemals Endzweck der Schöpfung.  Er kann nur ein Mittel sein“, murmelte Edgar und stocherte in einem Ameisenhaufen auf der Suche nach den Transportwegen.  Alles andere erschien Edgar ruchlos, banal und überkandidelt.\\
vergangenheit.txt · Zuletzt geändert: 2023/10/28 08:53 von Robert-Christian Knorr