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weltbild [2023/08/03 10:07] Robert-Christian Knorrweltbild [2023/10/22 19:46] – [babylonisches Weltbild] Robert-Christian Knorr
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 Es besteht kein [[Zweifel]] daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb.  Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen [[Ordnung]].  Die Cheopspyramide wurde nicht zur [[Erinnerung]] an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.\\ Es besteht kein [[Zweifel]] daran, daß der Schwerpunkt des ägyptischen Bauens auf den Tod bezogen blieb.  Doch waren die Pyramiden keineswegs als Grabmäler im Sinne eines prachtvollen Mausoleums gedacht, wie etwa der Taj Mahal des Shal Jahan für seine Frau in Agra in Indien zur persönlichen Gedächtnisstätte diente: der Leichnam des Fürsten, diente vielmehr zur Illustration der geometrischen [[Ordnung]].  Die Cheopspyramide wurde nicht zur [[Erinnerung]] an die Person des Cheops gebaut, sondern sein Leichnam nahm nach dem Tod die geometrische Mitte des Bauwerks ein, zum Zeichen, daß es ihm gelungen war, das entsprechende Bewußtsein und damit Unsterblichkeit zu erreichen.\\
 Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der [[Natur]] diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit.  Beide bilden den Baugrund der Seele.  Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels.  Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die [[Erkenntnis]] der [[Raum]]-Zeit-Struktur.  Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in [[Stein]], um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das [[Bewußtsein]] ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften [[Unbewußt#Unbewußten]] auf einen festen [[Grund]] als Baugrund der [[Seele]] überzuwechseln.\\   Den Schlüssel zu dieser Mentalität bildet das platonische Zitat, daß Arithmetik der Erkenntnis der [[Natur]] diene, die Geometrie dagegen der Erkenntnis der Sittlichkeit.  Beide bilden den Baugrund der Seele.  Das Anliegen der Menschheitsjugend war keineswegs eine rationale Einteilung der Wirtschaftsgüter im Staat, sondern die Sehnsucht nach Befreiung aus der Übermächtigkeit der todgeweihten Triebhaftigkeit; also der bewußte Bau eines Tempels.  Am Ende der Krebszeit, mit dem Wasser als Mythosträger, war dies die Arche Noah; in der Zwillingszeit die Abenteuerreise und die [[Erkenntnis]] der [[Raum]]-Zeit-Struktur.  Im Erdzeichen Stier verkörperte sich der Weg des Zeitalters im konkreten Städtebau in [[Stein]], um die Strukturen selbst dreidimensional erlebbar zu machen, damit sich das [[Bewußtsein]] ihnen einordnen kann; denn nur über die geometrische Form gelingt es dem Menschen, die Vorstellung zu ordnen und aus seinem stromhaften [[Unbewußt#Unbewußten]] auf einen festen [[Grund]] als Baugrund der [[Seele]] überzuwechseln.\\  
-Die Ägypter bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren [[Seele]], dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen.  So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die [[Zahl]] Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der Präzession des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung.  Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele.  Alle ägyptische [[Wissenschaft]], so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der [[Chemie]], war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die [[Renaissance]] die [[Alchimie]] auf die ägyptische Tradition berufen sollte.\\+Die [[Ägypter]] bezeichneten die beiden Sphären der Unterwelt und der Himmelswelt als zwei Seelen: gelingt es der höheren [[Seele]], dem Ka, die untere anzujochen, dann kann ihr der Übergang gelingen.  So sind die Baudenkmäler Ägyptens mathematische Kompendien; viele Erkenntnisse, so die [[Zahl]] Pi, die genaue Entfernung der Erde zur Sonne und das exakte Maß der [[Präzession]] des Frühlingspunktes fanden in ihnen Verwendung.  Das Leben der Menschen auf der Erde war dem Erleben des nachtodlichen Weges geweiht, der Befreiung des Ka aus den Verstrickungen der niederen Seele.  Alle ägyptische [[Wissenschaft]], so die Verwandlung von Stoffen als Beginn der [[Chemie]], war aus dieser Zielsetzung heraus begründet worden, wie sich ja auch noch bis in die [[Renaissance]] die [[Alchimie]] auf die ägyptische Tradition berufen sollte.\\
 Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die [[Erfindung]] der [[Schrift]].  Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.\\ Die wesentliche Entdeckung der Stierzeit – sowohl in Ägypten als auch in Babylon – war die [[Erfindung]] der [[Schrift]].  Dank dieser wurde es möglich, das Bewußtsein auf einer vom Strom der Triebe und Instinkte unabhängigen Ebene zu fixieren, in welcher die Vorstellung frei die Gebilde des Bewußtseins – also die Welt der Geschichte, des Mythos, der Märchen und der Erkenntnis – zu einer Gestaltung, zu einer eigenen Synthese zusammenfassen konnte.\\
 Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit.  In Babylon scheint sich der Widder-[[Mythos]] nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle.  Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im [[Isis]]-[[Osiris]]-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein.  Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht. Babylon verband im Gilgamesch-Epos Zwillingszeit und Stierzeit, Ägypten dagegen Stierzeit mit der 2300 v.Chr. beginnenden Widderzeit.  In Babylon scheint sich der Widder-[[Mythos]] nur in geringem Maß ausgeprägt zu haben; bis zuletzt steht das Bild des geheiligten Stiers an prominenter Stelle.  Ägypten dagegen, der Präzession (nicht Präzision) in noch höherem Maße bewußt, bezog im [[Isis]]-[[Osiris]]-Kult sogar die vergangene Krebszeit und in der Wahrung des Kalenders als rituellen Rahmen auch die Zwillingszeit ein.  Doch der Übergang in das mythische Denken, das die Widderkultur kennzeichnet, mißlang: der Versuch Echnatons, im 13. Jahrhundert eine naturhafte Sonnenreligion zu schaffen, wurde von den Priestern der nächsten Generation zunichte gemacht.
weltbild.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/09 15:51 von Robert-Christian Knorr