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 ==== I. Einleitende Gedanken ==== ==== I. Einleitende Gedanken ====
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/stahlbruecke.jpg" width="470" height="480" border="4" align="right" style="margin-left:5mm" alt="Hubbrücke in Magdeburg - die älteste der Welt"></html>+{{ :stahlbruecke.jpg?400|}}
 Die [[Geschichte]] Josephs ist uralt. Ihr [[ewig#ewiger]] Aufbewahrungsort ist die Genesis, wodurch ihr Alter ungefähr als „uralt“ angegeben werden muß. Vielleicht ist sie dreitausend Jahre alt, vielleicht wurde sie auch erst viel später von einem schriftkundigen [[Juden]] niedergelegt, um dann nochmals später in die Genesis aufgenommen zu werden, weil sie bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme als sehr alt angenommen wurde. Schauen wir von diesem Zeitpunkt ab in die nähere Vergangenheit, so finden wir unzählige Adaptionen und [[Darstellung|Darstellungen]] der biblischen [[Novelle]]. Die [[Geschichte]] Josephs ist uralt. Ihr [[ewig#ewiger]] Aufbewahrungsort ist die Genesis, wodurch ihr Alter ungefähr als „uralt“ angegeben werden muß. Vielleicht ist sie dreitausend Jahre alt, vielleicht wurde sie auch erst viel später von einem schriftkundigen [[Juden]] niedergelegt, um dann nochmals später in die Genesis aufgenommen zu werden, weil sie bereits zum Zeitpunkt der Aufnahme als sehr alt angenommen wurde. Schauen wir von diesem Zeitpunkt ab in die nähere Vergangenheit, so finden wir unzählige Adaptionen und [[Darstellung|Darstellungen]] der biblischen [[Novelle]].
  
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 Damit ist die Zeitschicht eingeholt und der Bund beschlossen. Gott erwartete in der Gegenwart das Zukünftige; sein Ausblick aufs Zukünftige verlieh der Größe Gottes einen Zug von Erwartung, eines Zukünftigen. Die Zukunftsmusik des Jüngsten Gerichts klingt leise durch {Im  Tosen von zehntausend...  Posaunen... - IV 434), als  Gott im Kampfe mit Abraham liegend (ob der Unumschränktheit), ihn auserwählt und ihm Zukunft verspricht, was Abrahams Apotheose in sich schließen, dessen Name fortan ein Segenswort sein würde (IV 434).\\ Damit ist die Zeitschicht eingeholt und der Bund beschlossen. Gott erwartete in der Gegenwart das Zukünftige; sein Ausblick aufs Zukünftige verlieh der Größe Gottes einen Zug von Erwartung, eines Zukünftigen. Die Zukunftsmusik des Jüngsten Gerichts klingt leise durch {Im  Tosen von zehntausend...  Posaunen... - IV 434), als  Gott im Kampfe mit Abraham liegend (ob der Unumschränktheit), ihn auserwählt und ihm Zukunft verspricht, was Abrahams Apotheose in sich schließen, dessen Name fortan ein Segenswort sein würde (IV 434).\\
 Und so begann Geschichte. Der Bund war geschlossen: Abraham versprach Treue und Gehorsam dem Alleinigen, der sich nunmehr verstärkt auf Erden verwirklicht sehen würde. Die Bande waren geknüpft, die den Schwung aus der Vorvergangenheit in alle Zeiten und v.a. die Zukunft verspräche.\\ Und so begann Geschichte. Der Bund war geschlossen: Abraham versprach Treue und Gehorsam dem Alleinigen, der sich nunmehr verstärkt auf Erden verwirklicht sehen würde. Die Bande waren geknüpft, die den Schwung aus der Vorvergangenheit in alle Zeiten und v.a. die Zukunft verspräche.\\
-Eliezer erzählt dem Knaben Joseph diese Geschichten. Er erzählt sie aus einer entfernteren Perspektive, die der Sphärenhälfte angehörten, in welcher Herr und Diener nicht mit dreihundertachtzehn Mann, sondern allein, aber unter Beihilfe oberer Geister die Feinde über Damaschki getrieben hatten (IV 436).\\+Eliezer erzählt dem Knaben Joseph diese Geschichten. Er erzählt sie aus einer entfernteren [[Perspektive]], die der Sphärenhälfte angehörten, in welcher Herr und Diener nicht mit dreihundertachtzehn Mann, sondern allein, aber unter Beihilfe oberer Geister die Feinde über Damaschki getrieben hatten (IV 436).\\
 Diese Ellipse, dieser Sprung aus dem Vorvergangenen in das Gegenwärtige des Romangeschehens, dient der Vergegenwärtigung, auch des Zukünftigen, denn dadurch wird nicht nur Joseph erzogen, sondern in seinem zukünftigen Tun in die Reihe gestellt.\\ Diese Ellipse, dieser Sprung aus dem Vorvergangenen in das Gegenwärtige des Romangeschehens, dient der Vergegenwärtigung, auch des Zukünftigen, denn dadurch wird nicht nur Joseph erzogen, sondern in seinem zukünftigen Tun in die Reihe gestellt.\\
 TM benutzt zur Erfassung zeitlicher Kontinuitäten wieder das Bild der "rollenden Sphäre", schaltet analeptisch Geschehen zurück, weiter als zurück, mythisch Überliefertes wird in die Gegenwart transferiert. Das Oben und Unten vermengt sich in der Verlebendigung des Schulmeisterknechts, der nicht nur platte Lebensklugheit dem Schüler vermitteln, sondern v.a. ein Bewußtsein der Auserwähltheit in den Plänen Gottes, dem Heilsgeschehen erhalten soll:\\ TM benutzt zur Erfassung zeitlicher Kontinuitäten wieder das Bild der "rollenden Sphäre", schaltet analeptisch Geschehen zurück, weiter als zurück, mythisch Überliefertes wird in die Gegenwart transferiert. Das Oben und Unten vermengt sich in der Verlebendigung des Schulmeisterknechts, der nicht nur platte Lebensklugheit dem Schüler vermitteln, sondern v.a. ein Bewußtsein der Auserwähltheit in den Plänen Gottes, dem Heilsgeschehen erhalten soll:\\
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-Nach dem Fall  in die  zweite  Grube und dem angesprochenen  dreijährigen Aufenthalt dort wurde Joseph durch des Pharaos eilenden Boten zu diesem bestellt. Die Ankunft in der Stadt des Blinzeins (V 1400), On, ist geprägt von vorgreifendem Optimismus Josephs: Joseph war zwar gespannt auf das Kommende,... aber seine [[Erwartung]] war Zuversicht, weil ...nämlich Gott es heiter, liebevoll und bedeutend meinte mit ihm, [dessen] war er gewiß. (V 1401) Bei seiner ersten Ankunft spielte On (V 740) die Rolle der freundlichen Vermittlung ägyptischer Wirklichkeit. Die Unterweisung in die [[Religion]] Atum-Res als aufnehmender und toleranter Sonnenreligion spiegeln Joseph die [[Gewißheit]] wider, eine innere Prolepse liegt über der Szenerie; dennoch bleibt erzähltechnisch dem Leser Spannung, denn es ist nur die Hoffnung Josephs, die aus der Innensicht kundgetan wird, nicht ein objektiv-faßlicher Optimismus durch den auktorialen Erzähler. Der jedoch kommt gleich im Anschluß an das letzte Zitat zu Wort in der /wesenarratio pluralis//, indem er die subjektive Hoffnungserwartung der Gewißheit, die ebenso auch ein Ausdruck innerer Gefestigtheit sein könnte, durch Ungewißheit begünstigende Zukunftsaussichten dämpft: Wir... wollen ihm keinen Vorwurf machen aus seinem Vertrauen (V 1401). Als ob es anders kommen sollte!? Aber: Der Präsumptuose Joseph war auf dem Wege zum Pharao, das war gewiß.\\+Nach dem Fall  in die  zweite  Grube und dem angesprochenen  dreijährigen Aufenthalt dort wurde Joseph durch des Pharaos eilenden Boten zu diesem bestellt. Die Ankunft in der Stadt des Blinzeins (V 1400), On, ist geprägt von vorgreifendem Optimismus Josephs: Joseph war zwar gespannt auf das Kommende,... aber seine [[Erwartung]] war Zuversicht, weil ...nämlich Gott es heiter, liebevoll und bedeutend meinte mit ihm, [dessen] war er gewiß. (V 1401) Bei seiner ersten Ankunft spielte On (V 740) die Rolle der freundlichen Vermittlung ägyptischer Wirklichkeit. Die Unterweisung in die [[Religion]] Atum-Res als aufnehmender und toleranter Sonnenreligion spiegeln Joseph die [[Gewißheit]] wider, eine innere Prolepse liegt über der Szenerie; dennoch bleibt erzähltechnisch dem Leser Spannung, denn es ist nur die Hoffnung Josephs, die aus der Innensicht kundgetan wird, nicht ein objektiv-faßlicher Optimismus durch den auktorialen Erzähler. Der jedoch kommt gleich im Anschluß an das letzte Zitat zu Wort in der //narratio pluralis//, indem er die subjektive Hoffnungserwartung der Gewißheit, die ebenso auch ein Ausdruck innerer Gefestigtheit sein könnte, durch Ungewißheit begünstigende Zukunftsaussichten dämpft: Wir... wollen ihm keinen Vorwurf machen aus seinem Vertrauen (V 1401). Als ob es anders kommen sollte!? Aber: Der Präsumptuose Joseph war auf dem Wege zum Pharao, das war gewiß.\\
 Der Weg durch die Palastanlagen, der nicht Stunden wird gedauert haben, wird von TM ausführlichst beschrieben. Jedes Wort, das Joseph auf dem Wege wechselte, ist niedergeschrieben, jede Nuance in der Architektur wiedergegeben usw. Die Zeit bis zum Zusammentreffen ist demnach gedehnt bis zum Äußersten, was nur insofern Verwunderung erregen müßte, als Joseph durch einen berufsmäßig schweratmenden Boten eilends zum Pharao gerufen wurde. Die Darstellung könnte mehrere Funktionen erfüllen: Der Weg durch die Palastanlagen, der nicht Stunden wird gedauert haben, wird von TM ausführlichst beschrieben. Jedes Wort, das Joseph auf dem Wege wechselte, ist niedergeschrieben, jede Nuance in der Architektur wiedergegeben usw. Die Zeit bis zum Zusammentreffen ist demnach gedehnt bis zum Äußersten, was nur insofern Verwunderung erregen müßte, als Joseph durch einen berufsmäßig schweratmenden Boten eilends zum Pharao gerufen wurde. Die Darstellung könnte mehrere Funktionen erfüllen:
   - die Bekanntheit des historischen Ausgangs erlaubt die Verwirklichung der fiktiven Realität im Roman durch ausführliche Beschreibung der Umstände, die natürlich einer fiktiven Wirklichkeit entsprechen, dennoch als diese dargestellt ist (Pharao's Absteige-Palast zu On lag östlich des Sonnentempels, verbunden mit ihm durch eine Allee von Sphinxen und Sykomoren, auf welcher der Gott dahinzog, wenn er seinem Vater zu räuchern gedachte. Das Lebenshaus war leicht und lustig hingezaubert, ohne Verwendung von Stein, welcher nur ewigen Wohnungen zukommt, aus Ziegeln und Holz gemacht, wie alle Lebenshäuser, aber natürlich so lieblich und voller Zier, wie Kernes kostbare Hochkultur sich's nur hatte erträumen mögen, verwahrt in seinen Gärten von blendend weißer Umfassungsmauer (Peribolos), vor deren erhöhtem Durchlaß an vergoldeten Fahnenstangen bunte Wimpelbänder sich im leichten Winde regten. - V 1402);   - die Bekanntheit des historischen Ausgangs erlaubt die Verwirklichung der fiktiven Realität im Roman durch ausführliche Beschreibung der Umstände, die natürlich einer fiktiven Wirklichkeit entsprechen, dennoch als diese dargestellt ist (Pharao's Absteige-Palast zu On lag östlich des Sonnentempels, verbunden mit ihm durch eine Allee von Sphinxen und Sykomoren, auf welcher der Gott dahinzog, wenn er seinem Vater zu räuchern gedachte. Das Lebenshaus war leicht und lustig hingezaubert, ohne Verwendung von Stein, welcher nur ewigen Wohnungen zukommt, aus Ziegeln und Holz gemacht, wie alle Lebenshäuser, aber natürlich so lieblich und voller Zier, wie Kernes kostbare Hochkultur sich's nur hatte erträumen mögen, verwahrt in seinen Gärten von blendend weißer Umfassungsmauer (Peribolos), vor deren erhöhtem Durchlaß an vergoldeten Fahnenstangen bunte Wimpelbänder sich im leichten Winde regten. - V 1402);
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 === 7. Ur-Menschentum und Geschichte (Grades und Krummes) === === 7. Ur-Menschentum und Geschichte (Grades und Krummes) ===
    
-Der Plan ist gerade. Das ist sein [[Wesen]]. Die Umsetzung bedarf der Umwege. Das ist ihr Wesen. Der Ur-Mensch hatte einen klaren Auftrag. Die Geschichte zeigt, daß es nicht so einfach ist, diesen Plan umzusetzen.+Der Plan ist gerade. Das ist sein Wesen. Die Umsetzung bedarf der Umwege. Das ist ihr Wesen. Der Ur-Mensch hatte einen klaren Auftrag. Die Geschichte zeigt, daß es nicht so einfach ist, diesen Plan umzusetzen.
  
 Es kann für den Menschen nur ein [[Paradies]] gegeben haben, wenn er ein „bestimmtes göttliches Gebot“ besaß, einen Auftrag, den er zu erfüllen hatte. Hier, in dieser Frage trennt sich [[Babylon]] von [[Ägypten]] und dieses wiederum vom Judentum. Die Babylonier besaßen die Zeit-Vorstellung von der Äonenfolge, von sieben Weltzeitaltern, die einen Kreis beschließen. Bei den Ägyptern stand das erstarrte Menschengottestum in der ewigen Wiederkunft metempsychotische Wandlungen durch. Nur die [[Juden]] besaßen einen Heilsplan mit klarer Zukunftserwartung, geradliniger Zukunftserwartung.\\ Es kann für den Menschen nur ein [[Paradies]] gegeben haben, wenn er ein „bestimmtes göttliches Gebot“ besaß, einen Auftrag, den er zu erfüllen hatte. Hier, in dieser Frage trennt sich [[Babylon]] von [[Ägypten]] und dieses wiederum vom Judentum. Die Babylonier besaßen die Zeit-Vorstellung von der Äonenfolge, von sieben Weltzeitaltern, die einen Kreis beschließen. Bei den Ägyptern stand das erstarrte Menschengottestum in der ewigen Wiederkunft metempsychotische Wandlungen durch. Nur die [[Juden]] besaßen einen Heilsplan mit klarer Zukunftserwartung, geradliniger Zukunftserwartung.\\
zeitgestaltung.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/05 17:12 von Robert-Christian Knorr