heraklit
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heraklit [2015/03/07 11:13] – Robert-Christian Knorr | heraklit [2024/07/16 19:31] (aktuell) – [Rezeption] Robert-Christian Knorr | ||
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griechischer Philosoph\\ | griechischer Philosoph\\ | ||
- legte seine philosophischen Arbeiten im [[Tempel]] der [[Artemis]] nieder (Bremmer)\\ | - legte seine philosophischen Arbeiten im [[Tempel]] der [[Artemis]] nieder (Bremmer)\\ | ||
+ | - wandte sich voller [[Ekel]] von der sozialen und politischen Praxis der herrschenden Königreiche und Stadtbürgerschaften ab und zog sich in seine Eremitage zurück, um dort mit Hilfe der // | ||
- lebte im Zwist mit seinen Mitbürgern in Ephesos\\ | - lebte im Zwist mit seinen Mitbürgern in Ephesos\\ | ||
- | - legte seinen [[Text]] über die Natur vor dem Tempel in Ephesos nieder und im Altertum der < | + | - legte seinen [[Text]] über die Natur vor dem Tempel in Ephesos nieder und im Altertum der σκοτεινός, der Dunkle, |
- gewann durch den in ihm glücklichen [[Dämon]] ([[Wilamowitz]]) | - gewann durch den in ihm glücklichen [[Dämon]] ([[Wilamowitz]]) | ||
===== Lehre ===== | ===== Lehre ===== | ||
- | - ein [[Philosoph]], | + | __Prämisse__: |
- | - bezeichnete die Eigenart oder den [[Charakter]] des [[einzelne]]n | + | - ein [[Philosoph]], |
+ | - bezeichnete die Eigenart oder den [[Charakter]] des Einzelnen | ||
- [[Sein]] und [[Nichtsein]] als Einheit waren ihm Schicksal\\ | - [[Sein]] und [[Nichtsein]] als Einheit waren ihm Schicksal\\ | ||
- verwirft ebensowenig wie [[Xenophon]] die [[Religion]] als solche, nur an ihrer [[Form]] nimmt er Anstoß\\ | - verwirft ebensowenig wie [[Xenophon]] die [[Religion]] als solche, nur an ihrer [[Form]] nimmt er Anstoß\\ | ||
- | - Schüler [[Anaximander]]s, d.h., er begreift die Gegensätze als Darstellungsformen des Lebens, um den [[Grund]] des [[Leben]]s | + | - Schüler [[Anaximander|Anaximanders]], d.h., er begreift die Gegensätze als Darstellungsformen des Lebens, um den [[Grund]] des Lebens |
- im weiteren positioniert sich Heraklit gegen die [[Eleaten]], | - im weiteren positioniert sich Heraklit gegen die [[Eleaten]], | ||
- [[Wesen]] der Welt → [[Bewegung]], | - [[Wesen]] der Welt → [[Bewegung]], | ||
- faßt das Absolute als Prozeß, als [[Dialektik]] selbst\\ | - faßt das Absolute als Prozeß, als [[Dialektik]] selbst\\ | ||
- | - die Menschenwürde weicht nicht der [[Götter]]höhe;\\ | + | - die Menschenwürde weicht nicht der Götterhöhe → es ist [[Homer]] zu verübeln, daß er den Unterschied zwischen Göttern und Menschen schwinden sehen wollte; |
- im Werden ist das Wesen des Seins \\ | - im Werden ist das Wesen des Seins \\ | ||
- | - [[Psyche]] ist ein Feuer, die [[Seele]] des Werdens, der [[Logos]]\\ | + | - [[Psyche]] ist ein Feuer, die [[Seele]] des Werdens, der Logos\\ |
- Wertabstufung der [[Element# | - Wertabstufung der [[Element# | ||
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- | ===== Naturphilosophie | + | ===== Dialektik |
- | - Heraklit ist der letzte | + | - Kampf der Gegensätze: Man muß wissen, daß der Kampf das Gemeinsame |
- | - Im [[Gegensatz]] zu den ersten Naturphilosophen, | + | Einheit der Gegensätze: So führt die Natur das Männliche mit dem Weiblichen zusammen und knüpft so den allerersten Bund durch die entgegengesetzten Naturen.\\ |
- | Heraklit erkennt das [[allgemein# | + | __Ineinanderübergehen |
- | - durch seine Bewegung aus sich läßt | + | |
- | - beide Wege bilden einen [[Kreislauf]] aus, der keinen Ausweg kennt und in diesem ewigen Kreislauf | + | |
+ | ===== Ethik ===== | ||
+ | - erachtet das Gemeinsame für wichtig, das Private muß sich dem unterordnen | ||
- | ===== Heraklits | + | ===== Gottesbegriff ===== |
- es stellen sich die Fragen, wie der Logos in das [[Bewußtsein]] gekommen ist und wie er sich zur individuellen [[Seele]] verhält\\ | - es stellen sich die Fragen, wie der Logos in das [[Bewußtsein]] gekommen ist und wie er sich zur individuellen [[Seele]] verhält\\ | ||
- [[Pythagoras]] gab den Dingen die [[Zahl]], um sie zu bestimmen und sicherlich auch festzuhalten, | - [[Pythagoras]] gab den Dingen die [[Zahl]], um sie zu bestimmen und sicherlich auch festzuhalten, | ||
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- Der [[Zweifel]] der Wahrheit der Wahrnehmung führt zu der bedeutsamen Unterscheidung von Sein und [[Schein]], von Wahrheit und Wahrnehmung → Heraklit bricht den [[Bann]] seiner Vorgänger, bei denen Wahrnehmung und Wahrheit noch eins war und stellt das Denken der vernünftigen Seele über das Wahrnehmen, das Prüfen des Sich-Verhaltens über die [[Meinung]]\\ | - Der [[Zweifel]] der Wahrheit der Wahrnehmung führt zu der bedeutsamen Unterscheidung von Sein und [[Schein]], von Wahrheit und Wahrnehmung → Heraklit bricht den [[Bann]] seiner Vorgänger, bei denen Wahrnehmung und Wahrheit noch eins war und stellt das Denken der vernünftigen Seele über das Wahrnehmen, das Prüfen des Sich-Verhaltens über die [[Meinung]]\\ | ||
- Der Verstand ist die Auslegung der Anordnung des Alls: sich dem Ersten und Nächstbesten in jeglicher Hinsicht hinzugeben, stieß bei Heraklit auf barsche Ablehnung. In diesem Sinne muß auch seine antidemokratische Grundhaltung verstanden werden, //die da liegen satt wie Vieh... // \\ | - Der Verstand ist die Auslegung der Anordnung des Alls: sich dem Ersten und Nächstbesten in jeglicher Hinsicht hinzugeben, stieß bei Heraklit auf barsche Ablehnung. In diesem Sinne muß auch seine antidemokratische Grundhaltung verstanden werden, //die da liegen satt wie Vieh... // \\ | ||
- | - Die Meinung selbst war ihm nicht mehr, als daß [[Spiel]] von Kindern. | ||
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- | ===== Wesen seiner Dialektik ===== | ||
- | - Kampf der Gegensätze: | ||
- | Einheit der Gegensätze: | ||
- | __Ineinanderübergehen der Gegensätze__: | ||
===== Identität der Gegensätze ===== | ===== Identität der Gegensätze ===== | ||
//Sie begreifen nicht, daß es //[das All-Eine]//, | //Sie begreifen nicht, daß es //[das All-Eine]//, | ||
- leugnet keineswegs die konkrete [[Bedeutung]] der abstrakten [[Identität]]: | - leugnet keineswegs die konkrete [[Bedeutung]] der abstrakten [[Identität]]: | ||
+ | - die Einheit der paarig vorzustellenden Gegensätze ist nicht statisch, sondern in ununterbrochener Aktivität befindlich\\ | ||
- geht über die abstrakte Identität hinaus: die Gegensätze schließen einander nicht nur aus, sie bedingen einander → weil sie dies tun, gehen sie ineinander über und das ist das Wesen des Prozesses\\ | - geht über die abstrakte Identität hinaus: die Gegensätze schließen einander nicht nur aus, sie bedingen einander → weil sie dies tun, gehen sie ineinander über und das ist das Wesen des Prozesses\\ | ||
- Gegensätze sind Bedingungen und Elemente des Prozesses → als solche sind sie identisch\\ | - Gegensätze sind Bedingungen und Elemente des Prozesses → als solche sind sie identisch\\ | ||
- | - Der durch den Kampf der Gegensätze vorangetriebene Weltprozess, | + | - Der durch den Kampf der Gegensätze vorangetriebene Weltprozess, |
+ | - Die Meinung selbst war ihm nicht mehr, als daß [[Spiel]] von Kindern. | ||
===== Ideen des staunenden Geists ===== | ===== Ideen des staunenden Geists ===== | ||
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+ | ===== Naturphilosophie ===== | ||
+ | - Heraklit ist der letzte der ionischen Naturphilosophen, | ||
+ | - //Die gegebene schöne Ordnung (Kosmos) aller Dinge, dieselbe in allem, ist weder von einem der Götter noch von einem Menschen geschaffen worden, sondern sie war immer, ist und wird sein: Feuer, ewig lebendig, nach Maßen entflammend und nach denselben Maßen erlöschend.// | ||
+ | - Im [[Gegensatz]] zu den ersten Naturphilosophen, | ||
+ | Heraklit erkennt das [[allgemein# | ||
+ | - durch seine Bewegung aus sich läßt der Logos die mannigfaltige [[Wirklichkeit]] werden und zwar auf dem absteigenden Wege, indem in fortschreitender [[Verdichtung]] aus Feuer zunächst Wasser und weiter Erde wird → da aber die Ur-Sache ewig lebendig, will sagen, in steter Bewegung ist, gilt dies auch für einen Weg nach oben \\ | ||
+ | - beide Wege bilden einen [[Kreislauf]] aus, der keinen Ausweg kennt und in diesem ewigen Kreislauf lebt sich das Feuer als Ur-Sache der Welt aus\\ | ||
+ | - die Schwankungen während des ewigen Kreislaufs bilden den großen Sommer und den großen Winter, Klimaveränderungen, | ||
+ | |||
+ | ==== Vernunftkritik ==== | ||
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+ | - Heraklit entwickelt das Wort Enantiodromie (ἐναντιοδρομία) zur Bezeichnung einer Gefahr, die besteht, wenn [[Vernunft]] zum herrschenden [[Prinzip]] erklärt wird\\ | ||
+ | - Vernunft schlägt in ihr Gegenteil um, wenn sie sich vermißt, sich selber zu ihrem politischen Eigentum zu erklären, kurzum, wenn die Herrschenden sich im Besitz der allumfassenden Vernunft wähnen, ihr [[Handeln]] als // | ||
===== Rezeption ===== | ===== Rezeption ===== | ||
- | < | + | - nach Meinung seiner Zeitgenossen der weinende Philosoph; |
- | - Heraklit | + | |
- | - [[Lehre]] ist auf Selbstbesinnung, | + | {{ : |
+ | - durch Heraklit | ||
+ | - bleibt in seiner Grundaussage einzigartig für den Fortgang der [[Geschichte]] vieler Jahrhunderte\\ | ||
+ | - [[Lehre]] ist auf Selbstbesinnung, | ||
- eine [[Ethik]] hat Heraklit nicht entwickelt; wenn Gott alles ist und der Mensch nichts, kann es keine imperativistische Ethik geben → Heraklit macht so die [[Physik]] zur [[Theologie]]\\ | - eine [[Ethik]] hat Heraklit nicht entwickelt; wenn Gott alles ist und der Mensch nichts, kann es keine imperativistische Ethik geben → Heraklit macht so die [[Physik]] zur [[Theologie]]\\ | ||
- seine Beseitigung des Seinsbegriffes leistete der [[Skepsis]] der Sophisten wesentlichen Vorschub\\ | - seine Beseitigung des Seinsbegriffes leistete der [[Skepsis]] der Sophisten wesentlichen Vorschub\\ | ||
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- Streiten der Gegensätze schafft Dinge ([[Heidegger]]) | - Streiten der Gegensätze schafft Dinge ([[Heidegger]]) | ||
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heraklit.1425723183.txt.gz · Zuletzt geändert: 2019/07/28 13:41 (Externe Bearbeitung)