heraklit
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heraklit [2022/01/22 09:49] – Robert-Christian Knorr | heraklit [2023/10/03 13:09] (aktuell) – [Naturphilosophie] Robert-Christian Knorr | ||
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- wandte sich voller [[Ekel]] von der sozialen und politischen Praxis der herrschenden Königreiche und Stadtbürgerschaften ab und zog sich in seine Eremitage zurück, um dort mit Hilfe der // | - wandte sich voller [[Ekel]] von der sozialen und politischen Praxis der herrschenden Königreiche und Stadtbürgerschaften ab und zog sich in seine Eremitage zurück, um dort mit Hilfe der // | ||
- lebte im Zwist mit seinen Mitbürgern in Ephesos\\ | - lebte im Zwist mit seinen Mitbürgern in Ephesos\\ | ||
- | - legte seinen [[Text]] über die Natur vor dem Tempel in Ephesos nieder und im Altertum der < | + | - legte seinen [[Text]] über die Natur vor dem Tempel in Ephesos nieder und im Altertum der σκοτεινός, der Dunkle, |
- gewann durch den in ihm glücklichen [[Dämon]] ([[Wilamowitz]]) | - gewann durch den in ihm glücklichen [[Dämon]] ([[Wilamowitz]]) | ||
===== Lehre ===== | ===== Lehre ===== | ||
__Prämisse__: | __Prämisse__: | ||
- | - ein [[Philosoph]], | + | - ein [[Philosoph]], |
- bezeichnete die Eigenart oder den [[Charakter]] des Einzelnen als dessen [[Schicksal]], | - bezeichnete die Eigenart oder den [[Charakter]] des Einzelnen als dessen [[Schicksal]], | ||
- [[Sein]] und [[Nichtsein]] als Einheit waren ihm Schicksal\\ | - [[Sein]] und [[Nichtsein]] als Einheit waren ihm Schicksal\\ | ||
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- [[Wesen]] der Welt → [[Bewegung]], | - [[Wesen]] der Welt → [[Bewegung]], | ||
- faßt das Absolute als Prozeß, als [[Dialektik]] selbst\\ | - faßt das Absolute als Prozeß, als [[Dialektik]] selbst\\ | ||
- | - die Menschenwürde weicht nicht der Götterhöhe; | + | - die Menschenwürde weicht nicht der Götterhöhe |
- im Werden ist das Wesen des Seins \\ | - im Werden ist das Wesen des Seins \\ | ||
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- Daraus folgt ihm: Alles ist Eins! Sein und Nichtsein ist [[Eins]], das Wesen ist die Veränderung. Das Absolute ist die [[Einheit]] von Sein und Nichtsein. | - Daraus folgt ihm: Alles ist Eins! Sein und Nichtsein ist [[Eins]], das Wesen ist die Veränderung. Das Absolute ist die [[Einheit]] von Sein und Nichtsein. | ||
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- | ==== Vernunftkritik ==== | ||
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- | - Heraklit entwickelt das Wort Enantiodromie (ἐναντιοδρομία) zur Bezeichnung einer Gefahr, die besteht, wenn [[Vernunft]] zum herrschenden [[Prinzip]] erklärt wird\\ | ||
- | - Vernunft schlägt in ihr Gegenteil um, wenn sie sich vermißt, sich selber zu ihrem politischen Eigentum zu erklären, kurzum, wenn die Herrschenden sich im Besitz der allumfassenden Vernunft wähnen, ihr [[Handeln]] als // | ||
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Einheit der Gegensätze: | Einheit der Gegensätze: | ||
__Ineinanderübergehen der Gegensätze__: | __Ineinanderübergehen der Gegensätze__: | ||
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+ | ===== Ethik ===== | ||
+ | - erachtet das Gemeinsame für wichtig, das Private muß sich dem unterordnen | ||
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+ | ===== Gottesbegriff ===== | ||
+ | - es stellen sich die Fragen, wie der Logos in das [[Bewußtsein]] gekommen ist und wie er sich zur individuellen [[Seele]] verhält\\ | ||
+ | - [[Pythagoras]] gab den Dingen die [[Zahl]], um sie zu bestimmen und sicherlich auch festzuhalten, | ||
+ | - Heraklit weiß, daß die [[Wahrheit]] in der Tiefe liegt; weder die sinnliche [[Wahrnehmung]], | ||
+ | - Glaube und [[Hoffnung]] verleihen die starken Schwingen, die ins [[Reich]] der [[Erkenntnis]] erheben. \\ | ||
+ | - Der [[Zweifel]] der Wahrheit der Wahrnehmung führt zu der bedeutsamen Unterscheidung von Sein und [[Schein]], von Wahrheit und Wahrnehmung → Heraklit bricht den [[Bann]] seiner Vorgänger, bei denen Wahrnehmung und Wahrheit noch eins war und stellt das Denken der vernünftigen Seele über das Wahrnehmen, das Prüfen des Sich-Verhaltens über die [[Meinung]]\\ | ||
+ | - Der Verstand ist die Auslegung der Anordnung des Alls: sich dem Ersten und Nächstbesten in jeglicher Hinsicht hinzugeben, stieß bei Heraklit auf barsche Ablehnung. In diesem Sinne muß auch seine antidemokratische Grundhaltung verstanden werden, //die da liegen satt wie Vieh... // \\ | ||
===== Identität der Gegensätze ===== | ===== Identität der Gegensätze ===== | ||
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- geht über die abstrakte Identität hinaus: die Gegensätze schließen einander nicht nur aus, sie bedingen einander → weil sie dies tun, gehen sie ineinander über und das ist das Wesen des Prozesses\\ | - geht über die abstrakte Identität hinaus: die Gegensätze schließen einander nicht nur aus, sie bedingen einander → weil sie dies tun, gehen sie ineinander über und das ist das Wesen des Prozesses\\ | ||
- Gegensätze sind Bedingungen und Elemente des Prozesses → als solche sind sie identisch\\ | - Gegensätze sind Bedingungen und Elemente des Prozesses → als solche sind sie identisch\\ | ||
- | - Der durch den Kampf der Gegensätze vorangetriebene Weltprozess, | + | - Der durch den Kampf der Gegensätze vorangetriebene Weltprozess, |
+ | - Die Meinung selbst war ihm nicht mehr, als daß [[Spiel]] von Kindern. | ||
===== Ideen des staunenden Geists ===== | ===== Ideen des staunenden Geists ===== | ||
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- Heraklit deutet die Beantwortung an:// Alle Menschen haben die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen und [[vernünftig]] zu denken.// | - Heraklit deutet die Beantwortung an:// Alle Menschen haben die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen und [[vernünftig]] zu denken.// | ||
- | ===== Gottesbegriff ===== | + | |
- | - es stellen sich die Fragen, wie der Logos in das [[Bewußtsein]] gekommen ist und wie er sich zur individuellen [[Seele]] verhält\\ | + | |
- | - [[Pythagoras]] gab den Dingen die [[Zahl]], um sie zu bestimmen und sicherlich auch festzuhalten, | + | |
- | - Heraklit weiß, daß die [[Wahrheit]] in der Tiefe liegt; weder die sinnliche [[Wahrnehmung]], | + | |
- | - Glaube und [[Hoffnung]] verleihen die starken Schwingen, die ins [[Reich]] der [[Erkenntnis]] erheben. \\ | + | |
- | - Der [[Zweifel]] der Wahrheit der Wahrnehmung führt zu der bedeutsamen Unterscheidung von Sein und [[Schein]], von Wahrheit und Wahrnehmung → Heraklit bricht den [[Bann]] seiner Vorgänger, bei denen Wahrnehmung und Wahrheit noch eins war und stellt das Denken der vernünftigen Seele über das Wahrnehmen, das Prüfen des Sich-Verhaltens über die [[Meinung]]\\ | + | |
- | - Der Verstand ist die Auslegung der Anordnung des Alls: sich dem Ersten und Nächstbesten in jeglicher Hinsicht hinzugeben, stieß bei Heraklit auf barsche Ablehnung. In diesem Sinne muß auch seine antidemokratische Grundhaltung verstanden werden, //die da liegen satt wie Vieh... // \\ | + | |
- | - Die Meinung selbst war ihm nicht mehr, als daß [[Spiel]] von Kindern. | + | |
===== Naturphilosophie ===== | ===== Naturphilosophie ===== | ||
- | - Heraklit ist der letzte der ionischen Naturphilosophen: | + | - Heraklit ist der letzte der ionischen Naturphilosophen, allerdings verwirft er die Annahme des Thales, daß ein Urstoff entstanden sei, denn Heraklit nimmt keine Entstehungsgeschichte an, sondern ein ewiges Werden und Vergehen: Vernünftige Einsichten zu haben, ist die größte [[Tugend]] und [[Weisheit]] ist es, Wahres zu reden und gemäß der Natur zu handeln, indem man auf sie hört.\\ |
- | - Im [[Gegensatz]] zu den ersten Naturphilosophen, | + | - //Die gegebene schöne Ordnung (Kosmos) aller Dinge, dieselbe in allem, ist weder von einem der Götter noch von einem Menschen geschaffen worden, sondern sie war immer, ist und wird sein: Feuer, ewig lebendig, nach Maßen entflammend und nach denselben Maßen erlöschend.// |
+ | - Im [[Gegensatz]] zu den ersten Naturphilosophen, | ||
Heraklit erkennt das [[allgemein# | Heraklit erkennt das [[allgemein# | ||
- | - durch seine Bewegung aus sich läßt der Logos die mannigfaltige [[Wirklichkeit]] werden und zwar auf dem absteigenden Wege, < | + | - durch seine Bewegung aus sich läßt der Logos die mannigfaltige [[Wirklichkeit]] werden und zwar auf dem absteigenden Wege, indem in fortschreitender [[Verdichtung]] aus Feuer zunächst Wasser und weiter Erde wird → da aber die Ur-Sache ewig lebendig, will sagen, in steter Bewegung ist, gilt dies auch für einen Weg nach oben \\ |
- | - beide Wege bilden einen [[Kreislauf]] aus, der keinen Ausweg kennt und in diesem ewigen Kreislauf lebt sich das Feuer als Ur-Sache der Welt aus | + | - beide Wege bilden einen [[Kreislauf]] aus, der keinen Ausweg kennt und in diesem ewigen Kreislauf lebt sich das Feuer als Ur-Sache der Welt aus\\ |
+ | - die Schwankungen während des ewigen Kreislaufs bilden den großen Sommer und den großen Winter, Klimaveränderungen, | ||
+ | ==== Vernunftkritik ==== | ||
+ | - Heraklit entwickelt das Wort Enantiodromie (ἐναντιοδρομία) zur Bezeichnung einer Gefahr, die besteht, wenn [[Vernunft]] zum herrschenden [[Prinzip]] erklärt wird\\ | ||
+ | - Vernunft schlägt in ihr Gegenteil um, wenn sie sich vermißt, sich selber zu ihrem politischen Eigentum zu erklären, kurzum, wenn die Herrschenden sich im Besitz der allumfassenden Vernunft wähnen, ihr [[Handeln]] als // | ||
===== Rezeption ===== | ===== Rezeption ===== | ||
- | < | + | {{ : |
- Heraklit bleibt in seiner Grundaussage einzigartig für den Fortgang der [[Geschichte]] vieler Jahrhunderte\\ | - Heraklit bleibt in seiner Grundaussage einzigartig für den Fortgang der [[Geschichte]] vieler Jahrhunderte\\ | ||
- [[Lehre]] ist auf Selbstbesinnung, | - [[Lehre]] ist auf Selbstbesinnung, | ||
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- Streiten der Gegensätze schafft Dinge ([[Heidegger]]) | - Streiten der Gegensätze schafft Dinge ([[Heidegger]]) | ||
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heraklit.1642841342.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/01/22 09:49 von Robert-Christian Knorr