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lessing

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lessing [2022/06/19 14:16] – [Erziehung des Menschengeschlechts] Robert-Christian Knorrlessing [2025/06/09 15:46] (aktuell) – [Rezeption] Robert-Christian Knorr
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 - durch Glauben zum werktätigen [[Christentum]], insbes. wird [[Herrnhut]] vorgezogen - durch Glauben zum werktätigen [[Christentum]], insbes. wird [[Herrnhut]] vorgezogen
  
-- Lessing wendet sich gegen die Theologie der [[Aufklärung]], sowohl gegen die Orthodoxen als auch gegen die Deisten, denn [[Jesus Christus]] ist kein Mittelwesen von Gott und Welt (socianische Lehre)\\+- Lessing wendet sich gegen die Theologie der [[Aufklärung]], sowohl gegen die Orthodoxen als auch gegen die [[Deist|Deisten]], denn [[Jesus Christus]] ist kein Mittelwesen von Gott und Welt (socianische Lehre)\\
 - betont die [[Trinität]] gegen alle Unitaristen und reformatorischen Deisten\\ - betont die [[Trinität]] gegen alle Unitaristen und reformatorischen Deisten\\
 - gegen die Orthodoxen führt er ins Feld, daß sie eine Scheidewand zwischen sich und der [[Welt]] zögen, damit sie ungestört von der Welt einen Weg gehen könnten → Lessing will diese Wand niederreißen und will aus vernünftelnden Christen unvernünftige Philosophen machen\\ - gegen die Orthodoxen führt er ins Feld, daß sie eine Scheidewand zwischen sich und der [[Welt]] zögen, damit sie ungestört von der Welt einen Weg gehen könnten → Lessing will diese Wand niederreißen und will aus vernünftelnden Christen unvernünftige Philosophen machen\\
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 ==== Emilia Galotti ==== ==== Emilia Galotti ====
  1772\\  1772\\
 +[[https://studyflix.de/deutsch/emilia-galotti-zusammenfassung-4081|Inhalt hier]]\\
 - ausgezeichnet durch die einzigartige Exposition; die Minen werden im ersten [[Akt]] gelegt. Das Stück ist allerdings ohne episch-retardierende Momente. (Regelmäßigkeit, Gleichmaß)\\ - ausgezeichnet durch die einzigartige Exposition; die Minen werden im ersten [[Akt]] gelegt. Das Stück ist allerdings ohne episch-retardierende Momente. (Regelmäßigkeit, Gleichmaß)\\
 - die Grundfrage des Dramas ist die Verwirklichung von [[Recht]] und Gleichheit in der [[Gesellschaft]] → die [[Tragik]] besteht eben darin\\ - die Grundfrage des Dramas ist die Verwirklichung von [[Recht]] und Gleichheit in der [[Gesellschaft]] → die [[Tragik]] besteht eben darin\\
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 - es existiert eine Äußerlichkeit der [[Motivation]] (im [[Gegensatz]] zu [[Shakespeare]] handeln die Helden nicht aus einer inneren [[Not]], sondern diese Not wird durch Äußeres erzeugt) → keine inneren Gegensätze beziehungsweise notwendigen Gegensätze \\ - es existiert eine Äußerlichkeit der [[Motivation]] (im [[Gegensatz]] zu [[Shakespeare]] handeln die Helden nicht aus einer inneren [[Not]], sondern diese Not wird durch Äußeres erzeugt) → keine inneren Gegensätze beziehungsweise notwendigen Gegensätze \\
 - abstrakte Tugendlichkeit statt der zur Zeit Lessings modernen IDEALE des Bürgertums \\ - abstrakte Tugendlichkeit statt der zur Zeit Lessings modernen IDEALE des Bürgertums \\
-- das Lasterhafte ist eine Sache des Hofes, nicht der Bürgerstube\\ +- das Lasterhafte ist eine Sache des Hofes, nicht der Bürgerstube: das Stück thematisiert das Selbstwertgefühl des Bürgertums, zugleich das Konnubium des Hochadels, der unter sich bleiben will, zugleich aber Freuden des Lebens auf Kosten anderer für sich beansprucht\\ 
-Odoardo, der Vater: das neue Humanitätsideal geht von der Loslösung vom Hofe aus → dort muß man sich bücken und schmeicheln, um etwas zu erreichen. Odoardo ist Träger des stoischen Tugendideals; er ist mitschuld am Tode Emilias.\\+Odoardo, der Vater: das neue Humanitätsideal geht von der Loslösung vom Hofe aus → dort muß man sich bücken und schmeicheln, um etwas zu erreichen. Odoardo ist Träger des [[https://www.litwiss-online.uni-kiel.de/wp-content/uploads/2015/09/X.pdf|stoischen Tugendideals]]; er ist mitschuld am Tode Emilias.\\
 Emilia: eigentlich liebt sie den [[Fürst#Fürsten]] (Prinz) Emilia: eigentlich liebt sie den [[Fürst#Fürsten]] (Prinz)
  
 === Rezeption === === Rezeption ===
 +- viele der in diesem Stück auftretenden Figuren dienten als Vorbilder für spätere Stücke:
 +  * Odoardo: führt eine lange Liste derb-polternder, aber durchaus ehrsamer Hausväter an;
 +  * Claudia, die Mutter Emilias, schwach, aber auf die Karriere ihrer schönen Tochter bedacht; 
 +  * Gräfin Orsina. das Vorbild zahlreicher mondäner und ehrgeiziger Frauen, die schwankenden Männern Konkurrenz machen (Safranski)
 - unstreitig ein großes Exemple der dramatischen Algebra, aber es stammt nicht aus dem [[Gemüt]] und vermag nicht in dieses vorzudringen; es fehlt doch an jenem poetischen Verstande, der sich in einem Guarini, [[Gozzi]], [[Shakespeare]] so groß zeigt (Schlegel) - unstreitig ein großes Exemple der dramatischen Algebra, aber es stammt nicht aus dem [[Gemüt]] und vermag nicht in dieses vorzudringen; es fehlt doch an jenem poetischen Verstande, der sich in einem Guarini, [[Gozzi]], [[Shakespeare]] so groß zeigt (Schlegel)
  
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 **bildnerischer Künstler**: zuerst körperliche [[Schönheit]] anvisierend, es zählt der [[Augenblick]], **Raum als Maß**\\ **bildnerischer Künstler**: zuerst körperliche [[Schönheit]] anvisierend, es zählt der [[Augenblick]], **Raum als Maß**\\
 **Dichter**:  die körperliche Schönheit ist unerheblich, es zählt der [[Ursprung]], **Zeit als Maß**\\ **Dichter**:  die körperliche Schönheit ist unerheblich, es zählt der [[Ursprung]], **Zeit als Maß**\\
-ABER: Der Körper existiert nicht allein im, sondern auch in der Zeit, das bedingt eine Handlungsdarstellung in der Malerei, mitunter. Der Körper ist koexistierend zum anderen, die Handlung ist konsekutierend zur anderen. Das [[Häßliche]] verliert durch Beschreibung an Häßlichkeit, das [[Schöne]] verliert auch durch Beschreibung. Der agierende Mensch steht im Mittelpunkt der Betrachtung.\\+ABER: Der Körper existiert nicht allein im, sondern auch in der Zeit, das bedingt eine Handlungsdarstellung in der Malerei, mitunter. Der Körper ist koexistierend zum anderen, die Handlung ist konsekutierend zur anderen. Das Häßliche verliert durch Beschreibung an Häßlichkeit, das [[Schöne]] verliert auch durch Beschreibung. Der agierende Mensch steht im Mittelpunkt der Betrachtung.\\
 Die Natur darf man nicht ästhetisch, sondern moralisch auffassen. Die Natur ist kunstlos. Die Verquickung von Natur und Kunst macht den [[Begriff]] Kunstwerk aus. Die Natur darf man nicht ästhetisch, sondern moralisch auffassen. Die Natur ist kunstlos. Die Verquickung von Natur und Kunst macht den [[Begriff]] Kunstwerk aus.
  
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 - der ehrenhafte [[Held]] wird kritisiert und entwickelt\\ - der ehrenhafte [[Held]] wird kritisiert und entwickelt\\
 - [[Liebe]] setzt alle äußerlichen Rücksichten außer Kraft\\ - [[Liebe]] setzt alle äußerlichen Rücksichten außer Kraft\\
-- Lessings Intentionen gingen gegen den stoischen Nichtlebemann Tellheim → muß seine stoischen Grundfesten vor Minna in der Alltagssprache rechtfertigen und tut sich sehr schwer, zur allgemeinen Heiterkeit\\+- Lessings Intentionen gingen gegen den stoischen Nichtlebemann Tellheim → muß seine stoischen Grundfesten vor Minna in der Alltagssprache rechtfertigen und tut sich sehr schwer, was zur allgemeinen Erheiterung führt\\
 - Minna, eine der geistreichsten Frauengestalten der [[Weltliteratur]], will Tellheim und setzt alles daran - Minna, eine der geistreichsten Frauengestalten der [[Weltliteratur]], will Tellheim und setzt alles daran
  
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 Nicht das [[Blut]] allein schafft das kräftigste Band, sondern das Tun. Nicht das [[Blut]] allein schafft das kräftigste Band, sondern das Tun.
 === Entstehungsgeschichte Nathan === === Entstehungsgeschichte Nathan ===
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/nathanhettner1.jpg" width="770" height="980" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Entstehungsgeschichte von "Nathan der Weise" nach Hettner I"></html> +{{:nathanhettner1.jpg?660|}} 
-<html><img src="http://www.vonwolkenstein.de/images/nathanhettner2.jpg" width="770" height="980" border="4" align="left" style="margin-right:5mm" alt="Entstehungsgeschichte von "Nathan der Weise" nach Hettner II"></html>+{{:nathanhettner2.jpg?660|}}
  
 ==== Philotas ==== ==== Philotas ====
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 - am Anfang seiner Werke steht die psychologische [[Analyse]], deren Ergebnisse er auf den [[Stoff]] überträgt (Dilthey) - am Anfang seiner Werke steht die psychologische [[Analyse]], deren Ergebnisse er auf den [[Stoff]] überträgt (Dilthey)
  
-weiterführender Link: http://www.derkanon.de/dramen/lessing.html +
  
  
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 - glaubt an die Erzeugung des Emotionellen, indem sich ins andere [[Ich]] versenkt wird\\ - glaubt an die Erzeugung des Emotionellen, indem sich ins andere [[Ich]] versenkt wird\\
 - in ihm balgen sich der [[Moralist]] und der [[Zyniker]] um die jeweils angemessene Diktion\\ - in ihm balgen sich der [[Moralist]] und der [[Zyniker]] um die jeweils angemessene Diktion\\
-- glaubt nicht, daß sich der Rang/[[Wert]] einer Theorie daran messen läßt, wieviel [[Würde]] sie aus dem Gegenstand des von ihr bestimmten  Denkens schöpft\\+- glaubt nicht, daß sich der Rang/[[Wert]] einer Theorie daran messen läßt, wieviel [[Würde]] sie aus dem [[Gegenstand]] des von ihr bestimmten  Denkens schöpft\\
 - Bezug zu [[Valery]] [[möglich]] - Bezug zu [[Valery]] [[möglich]]
 ==== Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen ==== ==== Geschichte als Sinngebung des Sinnlosen ====
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-<html><img src = "http://vg06.met.vgwort.dewesena/0cb57afd423342c4a4c6b7ec30bdf7cb" width="1" height= "1" alt=""></html> 
lessing.1655648173.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/06/19 14:16 von Robert-Christian Knorr