magdeburg
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Magdeburg wurde die erste große [[Stadt]] des Reiches, welche zum [[Protestantismus]] übertrat! Der ausbrechende Bauernkrieg beschleunigte die Ereignisse, im August 1525 setzte die protestantischen Kräfte in Magdeburg Freiheiten und Rechte gegen den Erzbischof durch, welche die Stadtväter als Beginn einer städtischen Reichsfreiheit erstanden.\\ | Magdeburg wurde die erste große [[Stadt]] des Reiches, welche zum [[Protestantismus]] übertrat! Der ausbrechende Bauernkrieg beschleunigte die Ereignisse, im August 1525 setzte die protestantischen Kräfte in Magdeburg Freiheiten und Rechte gegen den Erzbischof durch, welche die Stadtväter als Beginn einer städtischen Reichsfreiheit erstanden.\\ | ||
- | Nach dem [[Sieg]] des Kaisers über das [[Heer]] der protestantischen Fürsten und Städte bei Mühlberg 1547 im Schmalkaldischen Krieg wurde Magdeburg mit der Reichsacht belegt, weil es seine Tore dem Kaiser nicht öffnen wollte. Zahllose Protestanten hatten hier Zuflucht gefunden. Der Exekutor der Reichsacht, Kurfürst Moritz von Sachsen, begann im Oktober 1550 eine merkwürdige Belagerung, die von Wilhelm Raabe in //Des Herrgotts Kanzlei// beschrieben wurde. Er blockierte Magdeburg, vermied aber jeden Kampf mit der Absicht, die mächtige Stadt als Basis für seinen Abfall vom Kaiser zu gewinnen. So kam es nach etwa einem Jahr zu einer Scheinkapitulation, | + | Nach dem [[Sieg]] des Kaisers über das [[Heer]] der protestantischen Fürsten und Städte bei Mühlberg 1547 im Schmalkaldischen Krieg wurde Magdeburg mit der Reichsacht belegt, weil es seine Tore dem Kaiser nicht öffnen wollte. Zahllose Protestanten hatten hier Zuflucht gefunden. Der Exekutor der Reichsacht, Kurfürst Moritz von Sachsen, begann im Oktober 1550 eine merkwürdige Belagerung, die von [[Raabe|Wilhelm Raabe]] in //Des Herrgotts Kanzlei// beschrieben wurde. Er blockierte Magdeburg, vermied aber jeden Kampf mit der Absicht, die mächtige Stadt als Basis für seinen Abfall vom Kaiser zu gewinnen. So kam es nach etwa einem Jahr zu einer Scheinkapitulation, |
In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten. | In dieser Zeit hatte bereits ein gewisser Niedergang der Magdeburger Wirtschaftskraft begonnen, da der Ost-West-Handel Leipzig zu bevorzugen begann, Hamburg zum übermächtigen Konkurrenten im Getreide- und Seehandel aufgestiegen war und die kostspieligen Rüstungen gegen Kaiser, Erzbischof und andere Feinde die Stadt übermäßig beanspruchten. | ||
- | 63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, | + | 63 Jahre nach dem Abschluß des Augsburger Religionsfriedens eröffneten die Habsburger den Kampf um die Schaffung eines katholischen Großreiches deutscher Nation, was für Magdeburg mit einer Stunde Null enden sollte: Im Sommer 1630 war der Schwedenkönig Gustav Adolf II. als selbsternannter Schirmherr aller Protestanten in der Odermündung gelandet. Am 30. März 1631 begann der kaiserliche Feldherr Graf Johann Tilly die Belagerung Magdeburgs. Die Magdeburger hofften verzweifelt auf Entsatz durch Gustav Adolfs Truppen, mit dem sie sich sofort verbündet hatten, um ihre eben erst errungene Unabhängigkeit gegen den Kaiser zu verteidigen. Aber der schwedische König vertrödelte die Zeit mit Verhandlungen und dem Ausbau seiner Herrschaft in Norddeutschland. Magdeburgs Stadtkommandant von Falkenberg hatte zu wenige Soldaten zur Verfügung. Am 10. Mai glückte der Sturm der Kaiserlichen, |
Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tatkräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, | Von dieser Zerstörung sollte sich Magdeburg kaum jemals erholen. Zwar schritt der Wiederaufbau unter dem berühmten Physiker und tatkräftigen Bürgermeister Otto von Guericke rasch fort, die neue Stadtanlage erhielt ein heute noch modernes Konzept mit großen Karees und breiten Straßen. Aber die jetzige Wehrlosigkeit ließ Magdeburg zu einer leichten Beute für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. werden, der im Westfälischen Frieden die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg erhalten hatte. Bereits 1666 besetzten brandenburgische Truppen gegen den Protest der Magdeburger die Stadt. 1701 wurde Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, | ||
Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend Franzosen. Keine Kampfmoral? | Im Oktober 1806 hatte Kaiser Napoleon I. bei Jena die preußische Armee empfindlich geschlagen, und in den nächsten Wochen kapitulierten fast alle preußischen Festungen, oft nur vor wenigen französischen Soldaten. So ergab sich am 8. November 1806 die mächtigste preußische Festung Magdeburg mit über zwanzigtausend Mann Besatzung kaum siebentausend Franzosen. Keine Kampfmoral? | ||
Magdeburg wurde die östliche Grenzstadt des eigens für Napoleons Bruder Jérôme errichteten Königreiches Westphalen und Hauptstadt seines Elb-Departements. Von dort aus rückten 1813 etliche Truppen der Rheinbundstaaten aus, um gegen die Patrioten zu ziehen. Bis zum Mai 1814 blieb Magdeburg von Napoleons Soldaten besetzt, welche die Bewohner ausplünderten und in der Stadt zahllose Verwüstungen hinterließen.\\ | Magdeburg wurde die östliche Grenzstadt des eigens für Napoleons Bruder Jérôme errichteten Königreiches Westphalen und Hauptstadt seines Elb-Departements. Von dort aus rückten 1813 etliche Truppen der Rheinbundstaaten aus, um gegen die Patrioten zu ziehen. Bis zum Mai 1814 blieb Magdeburg von Napoleons Soldaten besetzt, welche die Bewohner ausplünderten und in der Stadt zahllose Verwüstungen hinterließen.\\ | ||
Der Wiener Friedenskongreß von 1815 sprach dem wiedergeborenen Preußen den Großteil seiner Gebietsverluste von 1807 wieder zu, auch Magdeburg wurde wieder preußisch. Preußen liebäugelte mit dem Gewinn ganz Sachsens, aber Österreich, | Der Wiener Friedenskongreß von 1815 sprach dem wiedergeborenen Preußen den Großteil seiner Gebietsverluste von 1807 wieder zu, auch Magdeburg wurde wieder preußisch. Preußen liebäugelte mit dem Gewinn ganz Sachsens, aber Österreich, | ||
- | Von 1817 bis 1848 regierte ein großer Bürgermeister, | + | Von 1817 bis 1848 regierte ein großer Bürgermeister, |
Elbschiffahrt und Eisenbahnkreuz wurden zu Impulsen für den industriellen Aufschwung. Nach 1840 entstanden in Magdeburg zahlreiche Unternehmen vom Maschinenbau bis zur Chemieindustrie. Im Jahr 1855 gründete Hermann Gruson in Magdeburg eine Maschinenfabrik, | Elbschiffahrt und Eisenbahnkreuz wurden zu Impulsen für den industriellen Aufschwung. Nach 1840 entstanden in Magdeburg zahlreiche Unternehmen vom Maschinenbau bis zur Chemieindustrie. Im Jahr 1855 gründete Hermann Gruson in Magdeburg eine Maschinenfabrik, | ||
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor die Stadt endgültig militärstrategische Aufgaben. Magdeburg lag nunmehr mitten im neuen zweiten Reich und mußte keinen Angriff befürchten. Und so konnte die Stadt wachsen und sich neu orientieren: | Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verlor die Stadt endgültig militärstrategische Aufgaben. Magdeburg lag nunmehr mitten im neuen zweiten Reich und mußte keinen Angriff befürchten. Und so konnte die Stadt wachsen und sich neu orientieren: | ||
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- ostfälische Mundart: palatalisierend, | - ostfälische Mundart: palatalisierend, | ||
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