Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende ÜberarbeitungNächste Überarbeitung | Vorhergehende Überarbeitung |
volk [2024/07/30 19:10] – [Völker] Robert-Christian Knorr | volk [2025/06/07 17:21] (aktuell) – [Luther, Böhme und die Herausbildung des modernen deutschen Volkes] Robert-Christian Knorr |
---|
- die [[erhaben#erhabene]] [[Gemeinschaft]] einer langen Reihe von vergangenen, jetzt lebenden und noch kommenden Geschlechtern, die alle in einem großen innigen Verbande zu [[Leben]] und [[Tod]] zusammenhangen, von denen jedes einzelne und jedem einzelnen Geschlechte wieder jedes einzelne menschliche [[Individuum]] den gemeinsamen Verbund verbürgt und mit seiner gesamten [[Existenz]] wieder von ihm verbürgt wird; welche schöne und unsterbliche Gemeinschaft sich den [[Auge#Augen]] und den Sinnen darstellt in gemeinschaftlicher [[Sprache]], in gemeinschaftlichen [[Sitte#Sitten]] und [[Gesetz#Gesetzen]], in tausend segensreichen Instituten, in vielen zu noch besonderer Verknotung, ja Verkettung der Zeiten besonders ausgezeichneten, lange blühenden Familien, endlich in der einen unsterblichen Familie, welche in der Mitte des Staates steht, in der Regentenfamilie und, damit wir noch besser den rechten Mittelpunkt des Ganzen treffen, in dem zeitigen Majoratsherrn dieser [[Familie]] ([[Müller#Adam Müller]])\\ | - die [[erhaben#erhabene]] [[Gemeinschaft]] einer langen Reihe von vergangenen, jetzt lebenden und noch kommenden Geschlechtern, die alle in einem großen innigen Verbande zu [[Leben]] und [[Tod]] zusammenhangen, von denen jedes einzelne und jedem einzelnen Geschlechte wieder jedes einzelne menschliche [[Individuum]] den gemeinsamen Verbund verbürgt und mit seiner gesamten [[Existenz]] wieder von ihm verbürgt wird; welche schöne und unsterbliche Gemeinschaft sich den [[Auge#Augen]] und den Sinnen darstellt in gemeinschaftlicher [[Sprache]], in gemeinschaftlichen [[Sitte#Sitten]] und [[Gesetz#Gesetzen]], in tausend segensreichen Instituten, in vielen zu noch besonderer Verknotung, ja Verkettung der Zeiten besonders ausgezeichneten, lange blühenden Familien, endlich in der einen unsterblichen Familie, welche in der Mitte des Staates steht, in der Regentenfamilie und, damit wir noch besser den rechten Mittelpunkt des Ganzen treffen, in dem zeitigen Majoratsherrn dieser [[Familie]] ([[Müller#Adam Müller]])\\ |
- Schiller spricht im „Spaziergang“ vom glücklichen Volk der Gefilde, die noch nicht zur Freiheit erwachet sind, da sie mit ihrer Flur fröhlich das enge Gesetz (der Natur) teilen. Ihr Wünschen beschränkt sich auf der Ernten ruhigen Kreislauf. – Dahin kann der moderne Mensch allerdings nicht einfach zurück. Wer dies behauptet, der lügt. Der phantasievolle Mensch allerdings spürt in sich den Wunsch, sich als eins in allem fühlen. Es muß weitergehen!\\ | - Schiller spricht im „Spaziergang“ vom glücklichen Volk der Gefilde, die noch nicht zur Freiheit erwachet sind, da sie mit ihrer Flur fröhlich das enge Gesetz (der Natur) teilen. Ihr Wünschen beschränkt sich auf der Ernten ruhigen Kreislauf. – Dahin kann der moderne Mensch allerdings nicht einfach zurück. Wer dies behauptet, der lügt. Der phantasievolle Mensch allerdings spürt in sich den Wunsch, sich als eins in allem fühlen. Es muß weitergehen!\\ |
| - Es gibt nur ein einziges Verhältnis zu ihnen [speziell sind hier [[Schauspieler]] gemeint, aber lettlich spricht Schiller von allem Volk], den kurzen Imperativ, den ich nicht auszuüben habe. \\ |
- [[Form#formierte]] [[Gesellschaft]], das politische Volk ([[Schiller]])\\ | - [[Form#formierte]] [[Gesellschaft]], das politische Volk ([[Schiller]])\\ |
| - ein Begriff des öffentlichen Rechts, der nur in der Sphäre der Publizität existiert, denn sogar die einstimmige Meinung von hundert Millionen Privatleuten ist weder Wille des Volkes noch öffentliche Meinung → Akklamation, in der Gegenwart des Gefühls erfolgt, ist wahre Zustimmung und damit demokratisch ([[Schmitt|Carl Schmitt]])\\ |
- Seit 1913 galt nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz grundsätzlich das Abstammungsprinzip. Für das Grundgesetz ist das deutsche Volk eine seinsmäßig bestehende, dem Grundgesetz vorgelagerte und keineswegs erst durch Gesetze konstruierte Abstammungs- und Kulturgemeinschaft. Dies hat die Naturalisation von Ausländern niemals ausgeschlossen; Voraussetzung war aber in der Regel die Assimilation. (Vosgerau) | - Seit 1913 galt nach dem Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz grundsätzlich das Abstammungsprinzip. Für das Grundgesetz ist das deutsche Volk eine seinsmäßig bestehende, dem Grundgesetz vorgelagerte und keineswegs erst durch Gesetze konstruierte Abstammungs- und Kulturgemeinschaft. Dies hat die Naturalisation von Ausländern niemals ausgeschlossen; Voraussetzung war aber in der Regel die Assimilation. (Vosgerau) |
| |
| |
Die Antithese zu Luther bildet Erasmus’ [[Humanismus]]-Programm, in dem Willensfreiheit und Würde des Menschen die Eckpfeiler bilden. Verstandesklarheit über klare Definition von Begriffen, deren Absetzung zu anderen und die Suche nach den Gründen etwaigen Tuns, die Erasmus von seinem italienischen Lehrer Valla mitbekam, führte zu Hervorhebungen des Willens und der Würde, die als Quintessenzen des Menschseins verstanden werden. Weltergreifung erfolgt über den Verstand, den der Willen lenkt. Erasmus seziert äußere Faktoren religiöser Erfahrungen und stellt sie gegen veräußerlichte Begriffe der Kirchenlehre, das nennt man [[Rationalismus]]. Dem so aus symbolischer Bilder- und Lebenswelt befreiten Menschen bleibt ein klarer Verstand, dem die Willensfreiheit vorgestellt wird. \\ | Die Antithese zu Luther bildet Erasmus’ [[Humanismus]]-Programm, in dem Willensfreiheit und Würde des Menschen die Eckpfeiler bilden. Verstandesklarheit über klare Definition von Begriffen, deren Absetzung zu anderen und die Suche nach den Gründen etwaigen Tuns, die Erasmus von seinem italienischen Lehrer Valla mitbekam, führte zu Hervorhebungen des Willens und der Würde, die als Quintessenzen des Menschseins verstanden werden. Weltergreifung erfolgt über den Verstand, den der Willen lenkt. Erasmus seziert äußere Faktoren religiöser Erfahrungen und stellt sie gegen veräußerlichte Begriffe der Kirchenlehre, das nennt man [[Rationalismus]]. Dem so aus symbolischer Bilder- und Lebenswelt befreiten Menschen bleibt ein klarer Verstand, dem die Willensfreiheit vorgestellt wird. \\ |
Aber wie armselig nimmt sich das Forschen dieser Leute nach dem besten [[Staat]], den besten Lebensformen, dem Begreifen des Menschen in seiner Stellung zur Gott und der Welt aus, wenn wir es mit dem Suchtsuchen aus einer Noth bei Luther vergleichen. Da disputieren einige vetriebene Italiener im fernen Polen über Voraussetzungen der [[Tradition]], von der sie doch lassen wollen, es in akademischer Verblendung aber nicht können. Da reden sie in ihrem livrierten chic über die Bestimmung des Menschen und haben doch das wichtigste vergessen, das religiöse Gefühl, die Unbestimmtheit der Selbstwahrnehmung Gottes, aber dennoch Seine Gewißheit. Sozianer, Skotisten, all dieser Brack auf dem Grabe der mittelalterlichen Kirche, sie streiten und defilieren den Geist. Verlorene Liebesmüh.\\ | Aber wie armselig nimmt sich das Forschen dieser Leute nach dem besten [[Staat]], den besten Lebensformen, dem Begreifen des Menschen in seiner Stellung zur Gott und der Welt aus, wenn wir es mit dem Suchtsuchen aus einer Noth bei Luther vergleichen. Da disputieren einige vetriebene Italiener im fernen Polen über Voraussetzungen der [[Tradition]], von der sie doch lassen wollen, es in akademischer Verblendung aber nicht können. Da reden sie in ihrem livrierten chic über die Bestimmung des Menschen und haben doch das wichtigste vergessen, das religiöse Gefühl, die [[Unbestimmtheit]] der Selbstwahrnehmung Gottes, aber dennoch Seine Gewißheit. Sozianer, Skotisten, all dieser Brack auf dem Grabe der mittelalterlichen Kirche, sie streiten und defilieren den Geist. Verlorene Liebesmüh.\\ |
Wenn die Suche den [[Boden]] verläßt, Volkheit vergißt oder vergessen muß, dann stirbt sie. Weder [[Erasmus]] noch die Sozianer o.a. vergleichbare humanistische Strömungen hatten das, was Luther auszeichnete, einen unmittelbaren Bezug zu Volk und Herrscher, zur Selbstbestandheit Volk, das Luther selbst war. Sie waren nur wurzellose akademische Akrobaten und sind zurecht heute vergessen. Erasmus zeichnete immerhin noch Systematik aus, auch ein heftiger Streit mit Luther - worum wohl? Willensfreiheit! - dürfte seinem Nachruhm und heutigen Bedeutung gedient haben. Aber Gott läßt sich kaum aus der Vernunft konstruieren. Und wenn mit Gott der Mensch gemeint sein sollte, dann liegt der Verdacht der [[Heuchelei]] nicht fern, vielleicht sogar der der erneuerten Ur-Sünde. | Wenn die Suche den [[Boden]] verläßt, Volkheit vergißt oder vergessen muß, dann stirbt sie. Weder [[Erasmus]] noch die Sozianer o.a. vergleichbare humanistische Strömungen hatten das, was Luther auszeichnete, einen unmittelbaren Bezug zu Volk und Herrscher, zur Selbstbestandheit Volk, das Luther selbst war. Sie waren nur wurzellose akademische Akrobaten und sind zurecht heute vergessen. Erasmus zeichnete immerhin noch Systematik aus, auch ein heftiger Streit mit Luther - worum wohl? Willensfreiheit! - dürfte seinem Nachruhm und heutigen Bedeutung gedient haben. Aber Gott läßt sich kaum aus der Vernunft konstruieren. Und wenn mit Gott der Mensch gemeint sein sollte, dann liegt der Verdacht der [[Heuchelei]] nicht fern, vielleicht sogar der der erneuerten Ur-Sünde. |
| |
| |
===== besiegtes Volk ===== | ===== besiegtes Volk ===== |
- seine [[Tugend]] liegt in der Geduld, nicht in der Resignation ([[Spengler]]) | - seine [[Tugend]] liegt in der Geduld, nicht in der [[Resignation]] ([[Spengler]]) |
===== Völker ===== | ===== Völker ===== |
| - Wir tragen die frühen Völker in unserer [[Seele]], und wenn die späte ratio sich lockert, in [[Traum]] und Rausch, steigen sie empor mit ihren Riten, ihrer prälogischen Geistesart und vergeben eine Stunde der mystischen [[Partizipation]]. ([[Benn]])\\ |
- sind nicht dazu berufen, absolutes [[Recht]] beziehungsweise [[Unrecht]] im Verhältnis zueinander zu finden ([[Scheler]]) | - sind nicht dazu berufen, absolutes [[Recht]] beziehungsweise [[Unrecht]] im Verhältnis zueinander zu finden ([[Scheler]]) |
| |
| |
| |