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Die Antithese zu Luther bildet Erasmus’ [[Humanismus]]-Programm, in dem Willensfreiheit und Würde des Menschen die Eckpfeiler bilden. Verstandesklarheit über klare Definition von Begriffen, deren Absetzung zu anderen und die Suche nach den Gründen etwaigen Tuns, die Erasmus von seinem italienischen Lehrer Valla mitbekam, führte zu Hervorhebungen des Willens und der Würde, die als Quintessenzen des Menschseins verstanden werden. Weltergreifung erfolgt über den Verstand, den der Willen lenkt. Erasmus seziert äußere Faktoren religiöser Erfahrungen und stellt sie gegen veräußerlichte Begriffe der Kirchenlehre, das nennt man [[Rationalismus]]. Dem so aus symbolischer Bilder- und Lebenswelt befreiten Menschen bleibt ein klarer Verstand, dem die Willensfreiheit vorgestellt wird. \\ | Die Antithese zu Luther bildet Erasmus’ [[Humanismus]]-Programm, in dem Willensfreiheit und Würde des Menschen die Eckpfeiler bilden. Verstandesklarheit über klare Definition von Begriffen, deren Absetzung zu anderen und die Suche nach den Gründen etwaigen Tuns, die Erasmus von seinem italienischen Lehrer Valla mitbekam, führte zu Hervorhebungen des Willens und der Würde, die als Quintessenzen des Menschseins verstanden werden. Weltergreifung erfolgt über den Verstand, den der Willen lenkt. Erasmus seziert äußere Faktoren religiöser Erfahrungen und stellt sie gegen veräußerlichte Begriffe der Kirchenlehre, das nennt man [[Rationalismus]]. Dem so aus symbolischer Bilder- und Lebenswelt befreiten Menschen bleibt ein klarer Verstand, dem die Willensfreiheit vorgestellt wird. \\ |
Aber wie armselig nimmt sich das Forschen dieser Leute nach dem besten [[Staat]], den besten Lebensformen, dem Begreifen des Menschen in seiner Stellung zur Gott und der Welt aus, wenn wir es mit dem Suchtsuchen aus einer Noth bei Luther vergleichen. Da disputieren einige vetriebene Italiener im fernen Polen über Voraussetzungen der [[Tradition]], von der sie doch lassen wollen, es in akademischer Verblendung aber nicht können. Da reden sie in ihrem livrierten chic über die Bestimmung des Menschen und haben doch das wichtigste vergessen, das religiöse Gefühl, die Unbestimmtheit der Selbstwahrnehmung Gottes, aber dennoch Seine Gewißheit. Sozianer, Skotisten, all dieser Brack auf dem Grabe der mittelalterlichen Kirche, sie streiten und defilieren den Geist. Verlorene Liebesmüh.\\ | Aber wie armselig nimmt sich das Forschen dieser Leute nach dem besten [[Staat]], den besten Lebensformen, dem Begreifen des Menschen in seiner Stellung zur Gott und der Welt aus, wenn wir es mit dem Suchtsuchen aus einer Noth bei Luther vergleichen. Da disputieren einige vetriebene Italiener im fernen Polen über Voraussetzungen der [[Tradition]], von der sie doch lassen wollen, es in akademischer Verblendung aber nicht können. Da reden sie in ihrem livrierten chic über die Bestimmung des Menschen und haben doch das wichtigste vergessen, das religiöse Gefühl, die [[Unbestimmtheit]] der Selbstwahrnehmung Gottes, aber dennoch Seine Gewißheit. Sozianer, Skotisten, all dieser Brack auf dem Grabe der mittelalterlichen Kirche, sie streiten und defilieren den Geist. Verlorene Liebesmüh.\\ |
Wenn die Suche den [[Boden]] verläßt, Volkheit vergißt oder vergessen muß, dann stirbt sie. Weder [[Erasmus]] noch die Sozianer o.a. vergleichbare humanistische Strömungen hatten das, was Luther auszeichnete, einen unmittelbaren Bezug zu Volk und Herrscher, zur Selbstbestandheit Volk, das Luther selbst war. Sie waren nur wurzellose akademische Akrobaten und sind zurecht heute vergessen. Erasmus zeichnete immerhin noch Systematik aus, auch ein heftiger Streit mit Luther - worum wohl? Willensfreiheit! - dürfte seinem Nachruhm und heutigen Bedeutung gedient haben. Aber Gott läßt sich kaum aus der Vernunft konstruieren. Und wenn mit Gott der Mensch gemeint sein sollte, dann liegt der Verdacht der [[Heuchelei]] nicht fern, vielleicht sogar der der erneuerten Ur-Sünde. | Wenn die Suche den [[Boden]] verläßt, Volkheit vergißt oder vergessen muß, dann stirbt sie. Weder [[Erasmus]] noch die Sozianer o.a. vergleichbare humanistische Strömungen hatten das, was Luther auszeichnete, einen unmittelbaren Bezug zu Volk und Herrscher, zur Selbstbestandheit Volk, das Luther selbst war. Sie waren nur wurzellose akademische Akrobaten und sind zurecht heute vergessen. Erasmus zeichnete immerhin noch Systematik aus, auch ein heftiger Streit mit Luther - worum wohl? Willensfreiheit! - dürfte seinem Nachruhm und heutigen Bedeutung gedient haben. Aber Gott läßt sich kaum aus der Vernunft konstruieren. Und wenn mit Gott der Mensch gemeint sein sollte, dann liegt der Verdacht der [[Heuchelei]] nicht fern, vielleicht sogar der der erneuerten Ur-Sünde. |
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