====== ANSELM ====== ===== Anselm von Canterbury ===== 1033-1109\\ - auch der Heilige Anselm\\ - unterscheidet zwischen den weltlichen und geistlichen Befugnissen des [[Bischof]]s \\ - Aufnahme aristotelischer Schriften, die über Süditalien mittels arabischer Übersetzungen den Weg nach Europa fanden\\ - formulierte, daß [[Gott]] allein das [[Objekt]] unserer [[Liebe]] sein könne: //frui// im [[Gegensatz]] zu //uti//, das sind die [[Ding]]e, die man benutzt\\ - findet der [[Mensch]] nicht den Weg zu Gott, so bleibt er ein //amor sui usque ad contemptum Dei// und ist Mitglied der //civitas terrena// → sein [[Verhalten]] wird vom Machtdenken bestimmt, dem [[Wunsch]], andere zu beherrschen \\ - //ich glaube, um zu verstehen// → [[Glaube]] sucht nach Einsicht\\ ==== Wissen und Glauben – Erkenntnistheorie ==== - der Glaube muß der [[Erkenntnis]] vorangehen, diese jenen stützen → //neque enim quaero intelligere ut credam, sed [[credo]] ut intelligam//\\ - Gott hat alle Kreatur gut gemacht, in der [[Vernunft]] finden sich [[Analogie]]n des Übernatürlichen, der [[Trinität]]\\ ==== Proslogium ==== - eine Anrede an Gott im realistischen Sinne → [[Entwicklung]] eines auf [[Johannes#Johannes Scotus]] fußenden ontologischen Standpunktes im [[Universalienstreit]]\\ - fand als [[Realist]] bereits vor dem aufbrechenden [[Streit]] zwischen [[Abälard]] - Dialektiker, Conceptionalist - und [[Bernhard]] – [[Mystiker]] - eine Kompromißformel in bezug auf deren Streit, indem er den Glauben als dasjenige bezeichnete, das den Verstand mache, so daß später [[Thomas]] die durch den Glauben verstärkte Vernunft in ihre Rechte und Würden wieder einsetzen konnte ([[Cassirer]])\\ siehe auch [[Verstand vs. Vernunft]] ==== Der ontologische Gottesbeweis ==== - will aus dem bloßen [[Begriff]] eine [[Existenz]] beweisen, denn jeder denkt sich Gott als ein [[Wesen]], über das hinaus nichts gedacht werden kann, also als den höchsten und allgemeinsten Begriff, //Deus est suum esse//\\ - wenn Gott nicht wirklich wäre beziehungsweise nur im [[Intellekt]] als ein Allgemeinbegriff Begriff bliebe, //in solo intellectu foret//, so könnte man ein noch größeres Wesen denken, das metaphysische [[Wirklichkeit]] besäße → daraus ist zu schlußfolgern, daß Gott objektive [[Realität]] besitzt\\ ===== Anselm von Havelberg ===== um 1150\\ [[Historiker]]\\ - will nach innerer Läuterung nicht weiter einsam leben, sondern nach dem Vorbild [[Paulus]]' missionieren, doch findet er keinen wirklich aktiven Rahmen und bleibt die meiste [[Zeit]] in Havelberg\\ - ist mit Bernhard von Clairvaux befreundet, der jedoch in Citeaux lebt oder reist, um Klöster zu gründen und zu Kreuzzügen aufzurufen\\ ==== Lehre ==== - Wachstum, //incrementum//, und [[Vielfalt]], //varietas//, sind die zwei [[leitmotiv|Leitmotive]] seiner Religionsgeschichte → singt das Lob der //novitates// und entwirft eine förmliche [[Pädagogik]] des Heilsplanes, wobei das sich enthüllende [[Telos]] den Weg der [[Kirche]] durch die [[Geschichte]] hin steuert\\ - er lehrte, daß nicht der Gegensatz der Glaubenssicherheit, //diversitas fidei//, die sich ablösenden [[Zeitalter]] erzeuge, sondern die Ausschließlichkeit des Glaubens an die Wiederkunft Christi, //propietas religionis//, der göttliche Glaube artikuliere sich zwar verschieden, dennoch gäbe es eine [[Einheit]] des Glaubens → dagegen sprach [[Joachim#Joachim von Fiore]] später;\\ - mit ihm beginnt sich die [[Historie]] vom eschatologischen Grundmuster zu emanzipieren (Rauh)\\