====== ANTINOMIE ====== __Herkunft__: //corpus iustiniani// → gegensätzliche Behauptungen über ein und denselben Sachverhalt existieren gleichberechtigt nebeneinander; \\ - in sie verfällt die menschliche [[Vernunft]] notwendigerweise, wenn sie über die Dinge an sich nachzudenken beginnt, somit stärker als [[Widerspruch]], aber diesen doch als Oberbegriff besitzend\\ - [[Vereinigung]] von [[Subjekt]] und [[Objekt]] mit gleichzeitigem Rückführen in die Reflexion mit dem höchsten Grundsatz (Hegel)\\ Zustand der Vernunft bei dialektischen Schlüssen:\\ * Widerspruch von Gesetzen * Widerspruch von Sätzen: Thesis – Antithesis\\ - eine logische Aussage, die sowohl kontradiktorisch als auch beweisbar ist ([[Quine]])\\ ===== christliche Antinomien ===== * Gott vs. Mammon; * ewiges vs. irdisches [[Leben]]; * Seele vs. Leib; * [[Demut]] vs. Selbstgerechtigkeit; * Liebe vs. [[Selbstsucht]]; * Wahrheit vs. [[Lüge]] (Bultmann) ===== Kants Entwicklung bei der Fassung des Begriffs ===== ==== 1. Fassung des Begriffs ==== Widerstreit der Vernunft – das [[Gesetz]], alles Bedingte schließlich in etwas Unbedingtem zu verankern - gegen Widerstreit der Gesetze – [[Forderung]], im Bereich der [[Erfahrung]] jede Bedingung wiederrum als bedingt anzusehen\\ - die Antinomie offenbart sich in der Anwendung der Gesetze ==== 2. Fassung des Begriffs ==== - Widerstreit zweier Behauptungen, die jeweils gleich stringent beweisbar erscheinen\\ - [[Streit]] von Maximen, Grundsätzen (//nomoi//) //thesis cum antithesi//\\ ==== 3. Fassung des Begriffs ==== - Widerspruch zwischen Zustand der Vernunft und dem [[Phänomen]] der menschlichen Vernunft, d.i. die Antinomie der reinen Vernunft → die Vernunft macht es dem Verstand entweder zu kurz oder zu lang \\ zu kurz: Problem des Unbedingten\\ zu lang: Problem des unendlichen [[Regressus]]\\ - anthropologische Relevanz: Antinomie zwischen dem [[Vermögen]] der Welteinrichtung und dem Verstand als dem Vermögen der Weltüberschreitung\\ Kants vier Antinomien im Wortlaut: [[http://antinomien.de.ki/]] \\