====== BAUERNKRIEG ====== - Systemkonflikt des gemeinen Mannes in [[Stadt]] und [[Land]] mit seiner [[Herrschaft]] (Wohlfeil)\\ ===== Ursachen ===== * Veränderungen im Gefüge zwischen Herrschaft und Bauern * große [[Not]] bei unterbäuerlichen Schichten * enttäuschte Erwartungen der für den [[Markt]] produzierenden Bauern * Überbevölkerung und Pauperisierungsängste * zu starke Abschöpfung bäuerlicher Gewinne * Vordringen des Territorialstaates in gemeindlich-autonome Bereiche - der revolutionäre [[Akt]] bestand in der Zielstellung, das [[Reich]] [[Gott]]es auf Erden einzurichten, [[Begriff]] der [[Gerechtigkeit]], welches die Bauern durch wandernde Gottesprediger als [[Lebensziel]] erkannt hatten → formuliert durch [[Bubler]]\\ - die Bauern fordern keine gravierenden Veränderungen der Besitzverhältnisse, sie greifen die feudale Herrschaft nicht an\\ - sie wollen die Abschaffung der [[Leibeigenschaft]], weil diese gegen die [[Schrift]] nicht bestehen könne, sie suchen das [[Gespräch]] mit der Herrschaft, die sie prinzipiell anerkennen, zumal aus einer Herrschaftsform auch die soziale [[Verantwortung]] erwächse, die sie einfordern\\ - trotzdem entstand der Bauernkrieg aus eben diesem Konflikt zwischen gemeinem Mann und seiner Herrschaft, denn der gemeine Mann wollte nicht nach den Prinzipien seiner Herrschaft leben, sondern nach den Prinzipien der [[Bibel]], die auch eine Herrschaft vorsehen, doch eine mit verantwortlichem Impetus\\ - Ordnungsvorstellungen fürs Reich sahen ein [[Reichsregiment]] vor, das aus 31 Mann bestehen sollte, je 12 [[Adel]] und [[Volk]] und 7 Geistliche, dazu ein einheitliches Münz- und Maßsystem fürs Reich\\ - die Bauern forderten eine Auflösung der Handelsgesellschaften → deutliches Indiz dafür, daß der Bauernkrieg keine bürgerliche [[Revolution]] gewesen\\ - die Bauern wollten mit dem [[Schwert]] das Reich Gottes errichten → nach [[Luther]] ist dies falsch, denn ORIS ist es zu geschehen, nicht GLADIS\\ - Luther empfahl den siegreichen [[Fürst]]en, Milde walten zu lassen, denn die [[Absicht]] der Bauern war christlicher [[Natur]]\\ - der fränkische Bauernkrieg war stark von Adligen geprägt, die sich gegen die Fürsten zugunsten eines einigen Reichs erhoben\\ ===== Thesen zum Bauernkrieg ===== - Die [[Reformation]] ist am Bauernkrieg [[schuld]]. → katholische Argumentation - Die Reformation ist eine Folge der bedrückenden Verhältnisse, die sich z.B. auch im Bauernkrieg artikulierten. → evangelische Argumentation - der Aufruht der [[Gemeinde]] gegen die sich mehr und mehr durchsetzenden Herrschaftsrechte des Hochadels; - die Frühbürgerliche Revolution - anderer [[Name]] von v.a. linken Forschern - leitete den Prozeß des Übergangs vom [[Feudalismus]] zum [[Kapitalismus]] in [[Deutschland]] ein; - der Bauernkrieg entschied über die Modifizierung der Fortexistenz der feudalen Klassenherrschaft; - die Bauern benötigten [[Führung]] aus dem [[Bürgertum]]; - die Bauern wollten Teilbereiche der [[Gesellschaft]] reformieren, keine [[Aufhebung]] der Feudalgesellschaft; - die ideologische Klammer aller Bestrebungen blieb die Bibel, die Verwirklichung des Gotteswortes, es wirkte integrierend und mobilisierend; - der B. war keine einheitliche [[Bewegung]], sondern eine Summe von Einzelaktionen. ===== Nachgeschichte ===== - die Städte verlieren ihre besondere politische [[Bedeutung]] und werden der fürstlichen Herrschaft unterworfen, die fortan ein territorialstaatliches Gewaltmonopol besitzen\\ - das Gewaltmonopol wird auf dem [[Reichstag]] zu Speyer gemildert durch das Klagerecht der Bauern gegen ihre Herrschaft - Rechtsweg statt [[Gewalt]] und [[Aufruhr]]\\ - die Herrschenden treffen Maßnahmen, die künftigen Aufruhr ausschließen sollen → Bildung des Schwäbischen Bundes\\ - Festlegungen, unter welchen Bedingungen ein [[Untertan]] von seinem Herrn wieder aufgenommen werden durfte: Zusage von [[Treue]], [[Gehorsam]], Waffenabgabe, Ersatz von zerstörtem Fürstengut, Absage an Bündnis gegen Herrn\\ - die [[Reichsstadt]] Mühlhausen mußte bis 1548 auf Anerkennung ihrer besonderen Rechte warten\\ - [[Gaismair#Michael Gaismair]] wollte mit Hilfe Venedigs die revolutionären Bewegungen neu beleben, doch [[Venedig]] schloß am 23.12.1529 einen Friedensvertrag mit dem [[Kaiser]], so sucht er [[Zwingli]] auf, doch der stirbt 1531; schließlich wird er, wahrscheinlich auf Betreiben der Habsburger, in [[Padua]] 1532 ermordet\\