====== DENKEN ====== - bringt [[vorurteil|Vorurteile]] durcheinander\\ - ist nicht von sich aus auf [[Erkenntnis]] ausgerichtet\\ - im sozialistischen [[Realismus]] durch das Identitätsgefühl überflüssig;\\ - Denken, das System und die [[Anschauung]] nicht im Einklang hält, verstößt gegen mehr als gegen isolierte Gesichtseindrücke, es kommt mit der realen Praxis in Konflikt. ([[Adorno]])\\ - //Wollte ich aufhören zu denken, gäbe es keinen [[Beweis]] meiner Existenz mehr.// ([[Descartes]])\\ - besitzt seit dem späten mythischen Zeitalter eine Affinität zum Raum ([[Gebser]])\\ - die [[Abstraktion]] alles Mannigfaltigen\\ - subjektive Reflexion\\ - Selbsttätigkeit der [[Vernunft]], zu [[Wissen]] führend, weiter zum [[Bewußtsein]]\\ - innerer [[Charakter]]: unendliche Wiederholbarkeit von einem und dem selben in ein und dasselbe, d.i. die reine Identität\\ - [[Materie]] der Anwendung des Denkens: philosophische [[Vielfalt]], d.s. [[Utopie#Utopien]] ([[Hegel]])\\ - mitgehen durch [[Bestimmung]] der [[Ding#Dinge]]\\ - gehört wesensmäßig zum Sein, es ist ein [[Ereignis]] des Seins\\ - [[Vorurteil]] christlichen Denkens: Denken dient der wahren [[Aussage]] ([[Heidegger]])\\ - bildet mit Bewußtsein eine emphatische [[Einheit]], wobei die [[Erinnerung]] als [[Urgrund]] aller [[Erfahrung]]en gilt (Henrich)\\ - bloße innere [[Bewegung]] ([[Humboldt]])\\ - mit den Füßen die Mutter [[Erde]] berührend ([[Kant]])\\ - für unser Denken herrschen andere Vollkommenheitsmaßstäbe als für Gottes Denken → theistischer Ansatz (Kaulbach)\\ - dem Denken steht es nicht zu, über den toten [[Gott]] zu verfügen (Kern)\\ - die wahrnehmende Einbeziehung der Erlebnisse in die Bewußtseinswelt und deren fortschreitender Ausbau ([[Kolbenheyer]])\\ - gedrängte Anwendungsfähigkeit ([[Musil]])\\ - nur in der [[Freiheit]] des [[Wille#Willens]] möglich ([[Nietzsche]])\\ - Unterredung der [[Seele]] mit sich selbst \\ - ist der [[Sprache]] und den Grundtugenden übergeordnet ([[Plato]])\\ - das Regierende ([[Sokrates]])\\ - in der Struktur dem Stofflichen gleich - adäquat\\ - reines Erfassen\\ - die [[Dynamik]] des Denkens ist die Selbstbefähigung dazu ([[Spinoza]])\\ - für die Neutralen bedeutet es, die Mitte zu halten, zu dia-logisieren, heißt, abwechselnd zu bejahen, zu zweifeln, zu fragen und zu antworten, dialektisch nach links und rechts zu räsonnieren ([[Steding]])\\ - Verdauung von Sinnenreizen (Wittmann) ===== bürgerliches Denken ===== - Mit der Formalisierung der [[Vernunft]] wird [[Theorie]] [[selbst]], soweit sie mehr als ein [[Zeichen]] für neutrale Verfahrensweisen sein will, zum unverständlichen [[Begriff]], und Denken gilt als sinnvoll nur nach Preisgabe des [[Sinn#Sinns]]. ([[Adorno]]) ===== diskursives Denken ===== - begriffliches Denken → im [[Gegensatz]] zum intuitiven Denken ([[Lukacs]])\\ ===== griechisches Denken ===== - tritt [[uns]] mit der ersten [[Dichtung]] in Form der Götterwelt in abgeschlossener Rundung entgegen \\ - das kollektive griechische Denken kommt durch das [[Wunder]], das im Dunklen und jenseits von [[Homer]] liegt \\ - nichts ist tot und verlassen: [[Pantheismus]] \\ - der angebetete Gott ist ein persönliches [[Einzelwesen]], eines von vielen \\ - es gibt keinen Hang zum [[Monotheismus]], selbst wenn Einer momentan für Alle gilt → das ist eine [[Vereinigung]] der Fülle der Segensmacht: Henotheismus ([[Rohde]])\\ ===== hypostatisches Denken ===== - eine [[Erscheinung]] nicht nach ihren Lebensgesetzen und in den unbegrenzten Ablauf der [[Natur]] eingeordnet betrachten, sondern den menschlichen Erlebniswert des anfallenden Ereignisses [[selbst]] als das [[Wesen]] des Ereignisses nehmen und danach das Geschehen beurteilen ([[Kolbenheyer]]) ===== integrales Denken ===== auch postmodernes Denken\\ - folgt dem mentalen Denken nach und betont jeweils unterschiedlich nach dem individuellen Entfaltungsprozeß einzelne [[Bewußtseinsebene|Bewußtseinsebenen]] (Schichtung nach [[Jung]]), die erhebliche Spannungsfelder erzeuigen, deren Überwindung eben integral erfolgen muß (Gebser)\\ ===== kantisches Denken ===== - [[Idee]] eines anschauenden [[Verstand#Verstandes]] - //intellectus [[archetypus]]// -, welcher für den Menschen eben nur eine Idee beibt (Lukacs)\\ ===== konservatives Denken ===== - ist anti-romantisch ([[Schiller]])\\ ===== Kreisprozeß des Denkens ===== - vollzieht sich nach [[Cusanus]] in drei Stationen: - Denken //cogitatio// - Überlegen //consideratio// - Begriffsbilden //terminatio// ===== mentales Denken ===== - die dem mythischen Denken fiolgende Ebene, die mit dem griechischen Denken um 500 v.Chr. einsetzte\\ - entfaltet sich nicht polarbezogen, sondern ist objektbezogen und damit dual: diese herstellend, gerichtet\\ - enthält seine [[Kraft]] aus dem einzelnen [[Ich]], was bedeutet, daß der bewahrende Kreis der Seele, die Eingeordnetheit des Menschen in die polare Welt des Umschlossenseins (mythische Zeit) gesprengt wird (Gebser) ===== mythisches Denken ===== - benötigt die [[Natur]] im Grunde nur als Peripherie \\ - es gibt keine scharfe Grenze,die die Welt in ein Diesseits und ein [[Jenseits]], eine lediglich empirische und eine transzendente [[Sphäre]] teilt → Menschen- und Götterwelt kann man zusammendenken ([[Cassirer]])\\ - ist nach dem archaischen und magischen Denken die nächste Stufe: * Bewußtwerdung der Seele; * Schaffung des zweidimensionalen Raumes; * Schaffung der Polaritäten und * Schaffung der Zweigeschlechtlichkeit (Gebser)\\ - [[Identifikation]] und Imitation → das einfache Welterleben, einförmig und wandelbar\\ - entäußert nichts Zufälliges, sondern bleibt immer sinnentsprechend, ein imaginierendes Bild-Entwerfen, das sich in der Eingeschlossenheit des die Polarität umfassenden Kreises abspielt (Mann)\\ ===== nationales Denken ===== - ist beherrscht von der Idee des autonomen [[Volk#Volkes]] ===== neues Denken ===== - findet biologisch Widerstand, weil das Gehirn sich umstellen muß, was mit Kraftaufwand verbunden ist, denn der sowieso schon bestehende Spalt zwischen Begriff und Wirklichkeit wird durch neue Gedanken herausgefordert, spaltet weiter, was das Deckungsverhältnis beungunstet ([[Kolbenheyer]]) ===== neutrales Denken ===== - Wenn damals [1890-1930] Deutschland, auch wohl ein großer Teil der studierenden Jugend, den Römerbrief [[Barth|Barths]] oder Burckhardts, Huizingas, [[Velde|van der Veldes]], Bachofens, Jungs, Klages, Freuds oder Wölfflins Werke studierte, die kleinstaatlichem Geist entsprungen, vornehmlich aber klassische Objektivationen neutralen Denkens sind, so heißt das, daß die innere Seelenlage Deutschlands gleichsam der durch den [[Versailles|Versailler Vertrag]] und den [[Völkerbund]] und mit [[Locarno]] garantierten Wirklichkeit entsprach... ([[Steding]]) ===== politisches Denken ===== - stellt sich erst ein, wenn jemand den [[Staat]] als Last empfindet; es feht, solange man den Staat braucht und froh ist, Macht als Deckung über sich zu fühlen (Quabbe) ===== postmodernes Denken ===== * Absage an das seit der [[Aufklärung]] betonte Primat der [[Vernunft]] und die Zweckrationalität (die bereits in der [[Moderne]] erschüttert wurde);\ * Verlust des autonomen [[Subjekt#Subjekts]] als [[rational]] agierender Einheit; * Neue Hinwendung zu Aspekten der menschlichen Affektivität und Emotionalität; * Ablehnung oder Hinterfragung eines universalen Wahrheitsanspruchs im Bereich philosophischer und religiöser Auffassungen und Systeme (sog. Metaerzählungen oder Mythen wie [[Moral]], [[Geschichte]], Gott, [[Ideologie]], [[Utopie]] oder [[Religion]], aber auch, insofern sie einen Wahrheits- oder Universalitätsanspruch trägt, [[Wissenschaft]]); * Verlust traditioneller Bindungen, des solidarischen Gemeinschaftsgefühls; * strikt durchgeführte Arbeitsteilung in allen Bereichen des gesellschaftlichen [[Leben#Lebens]] → Bildung einer Vielzahl von Gruppen und Individuen mit einander widersprechenden Denk- und Verhaltensweisen; * [[Toleranz]], [[Freiheit]] und radikale Pluralität in [[Gesellschaft]], [[Kunst]] und [[Kultur]]; * [[Dekonstruktion]], Sampling, Mixing von Codes als (neue) Kulturtechniken; * die [[Welt]] wird als ein [[System]] von [[Zeichen]] begriffen; * [[Feminismus]] und [[Multikulturalismus]]. ===== Problem des Denkens ===== - Alles Denken bedarf des Widerstandes; Denken ist Widerstand. Stellt man eine offizielle, staatlich geschützte Normallehre auf, dann gibt es nur noch ehrgeizige Lügner und Verstummte. ([[Flake]])\\ - verstandesmäßige Schranken (Lukacs) ===== rationales Denken ===== - weiß sehr wohl, daß es nur diskursiv, das heißt von Schritt zu Schritt, und nur aus eigener [[Kraft]], ohne das Wunder von Vision voranschreiten kann\\ - es weiß auch, daß es mit der genannten Beschränkung sicheren Siegen entgegengeht; darauf beruht von Anfang an sein [[Selbstvertrauen]] (Freyer)\\ - ist grausam ([[Jünger]]) ===== romantisches Denken ===== - Kants in der [[Kant#Kritik der Urteilskraft]] begründete Lehre von der Notwendigkeit, organische Wesen auf den Begriff der Zweckmäßigkeit zu beziehen und sie daher //als selbst hervorbringend, nicht bloß als entwickelnde// aufzufassen, alles lebendige also als ein sich zweckmäßig durch sich selbst erzeugendes in der menschlichen Urteilskraft zu begreifen, schuf die Grundlage für ein romantisches organisches Denken (Blome)