====== DICHTER ====== Im Maien hat er nichts geschrieben,\\ nichts geschrieben hat er im Mai -\\ gelebt hat er,\\ gelebt fürbaß und\\ geliebt wie besessen -\\ den Duft des Frühlings eingesogen,\\ getrunken den Honig des Flieders,\\ gebadet im Ozean und\\ nächtens ein gewaltig Feuer entfacht,\\ Sternschnuppen gezählt und\\ Schmetterlingen gelauscht -\\ oh, der Vogelgesang,\\ oh, die Blütenpracht -\\ im Schweigen schien alles zu ruhen,\\ und im Sein spielte die Musik,\\ zu der wir liebestrunken tanzten...!\\ Im Maien hat er nichts geschrieben,\\ nichts geschrieben hat er im Mai! (Kinzler)\\ - seine Hauptaufgabe liegt darin, Zusammenhänge in der [[Welt]] aufdeckend wiederzugeben\\ - heimat- und erdverbunden\\ - der aus [[Instinkt]], [[Rasse]] und [[Erlebnis]] schafft mit [[Gefühl]] und [[Glauben]]\\ - einen Gegenhalt zur [[Wirklichkeit]] schaffend\\ - Das [[Höchste]], was er erreichen kann, ist, zu hundert Prozent Mitmensch zu werden. ([[Andersen]])\\ - [[Mensch]], bei dem sich die Gefühle zu [[Bild#Bildern]] entwickeln und diese wieder zu rhythmischen Worten, die diese ausdrücken ([[Bergson]])\\ - Dem Dichter ist [[Politik]] fremd, weil sie ständig taktiert, weil kein authentisches Sprechen vorliegt. (Bummel)\\ - entzieht sich jedem Versuch, sein Werk erklären zu müssen, denn er ist von Gott inspiriert ([[Demokrit]])\\ - steht höher als auf den Zinnen der [[Partei]] ([[Gervinus]])\\ - Ein unglücklicher Mensch, der heiße [[Schmerz]]en in seinem Herzen trägt, dessen Lippen aber laute Seufzer entströmen, die dem fremden Ohr wie schöne [[Musik]] ertönen. Es geht ihm, wie [[einst]] jenen Unglücklichen, die in [[Phalaris]]' Stier durch ein matt brennendes [[Feuer]] langsam gemartert werden und deren Schreien nicht bis zu den Ohren des [[Tyrann#Tyrannen]] dringen konnte, ihn zu erschrecken; ihm klangen sie wie heitere Musik. ([[Kierkegaard]])\\ - In jedem [[Kind]] steck ein echter Dichter. (Mühsam)\\ - in ihm und sonst nirgends steckt die [[Wahrheit]] \\ - sieht sich von Geisterscharen (Figuren) umringt, mit denen er lebt ([[Nietzsche]])\\ - vollkommener Repräsentant der [[Menschheit]] ([[Novalis]])\\ - in der [[Ekstase]] der Dolmetscher [[Gott#Gottes]]\\ - methodischer Anstieg zur Gottesnähe durch [[Streben]] ([[Plato#Platon]])\\ - Wohl alle sind erfahren in Dulden, Leiden, - müssen gefesselt sein. Wer es auszusprechen vermag, den nennen wir Dichter. (Schiller)\\ - Einführung in die [[Liebe]], [[Tugend]], [[Schönheit]] ([[Wieland]]) {{ :katzendichter.jpg?400|}} ===== alte Dichter ===== Die alten Dichter haben doch noch einigen Nutzen, wenn sie auch sonst keinen hätten, daß wir ihre [[Meinung#Meinungen]] des gemeinen [[Volk#Volkes]] hier und da kennenlernen, die sonst nicht aufgezeichnet sind, auch den haben unsere [[Genie#Genies]] nicht einmal, denn unsere Volkslieder sind oft von einer [[Mythologie]], die niemand im Städtchen kennt als der [[Narr]], der das [[Volkslied]] gemacht hat. ([[Lichtenberg]])\\ ===== Aufgabe des Dichters ===== - die moralische Funktion des Dichters ist NUR durch den Dichter zu schaffen: die Abbildung der Wahrhaftigkeit (Haustein)\\ - ist Diener am Wort und ein von Gott berufenes Instrument der Verkündigung, durch welches immer neu und tiefer eindringend das Wort Fleisch wird (Leclecrq)\\ - Derselbe Dichter also, der es sich erlauben darf, uns zu Teilnehmern so niedrig menschlicher Gefühle, d.s. Elemente des [[Affekt]]s, zu machen, muß uns auf der anderen Seite wieder zu allem, was groß, schön und [[erhaben]] ist, emporzutragen wissen. ([[Schiller]])\\ ===== deutsche Dichter ===== - versuchen von alters her, die Handlungen ihrer [[Held#Helden]] psychologisch zu motivieren\\ ===== naiver Dichter ===== - der Dichter ist der wahre Mensch, und der beste [[Philosoph]] ist nur eine [[Karikatur]] gegen ihn (Schiller)\\ ===== sentimentaler Dichter ===== - Rächer beziehungsweise Zeuge der [[Natur]]\\ - sieht sich problematischer Welt gegenüber, da Natur und Mensch, [[Sinnlichkeit]] und Vernünftigkeit, [[Sein]] und Sollen getrennt sind\\ - muß das [[Wirkliche]] wieder [[vernünftig]] machen, d.i. sein [[Problem]], der vollständige [[Ausdruck]] (Schiller)\\