====== DICHTKUNST ====== - Jahrhunderte ziehen hinab, die Jahreszeiten rollen vorüber, es wechselt die Witterung des Glückes, die Stufen des Alters steigen auf und nieder. Nichts ist dauernd als der Wechsel, nichts beständig als der Tod. Jeder Schlag des Herzens schlägt uns eine Wunde, und das Leben wäre ein ewiges Verbluten, wenn nicht die Dichtkunst wäre. ([[Börne]])\\ - verlangt ein [[Subjekt]], das sie ausüben soll...\\ - Forderungen von oben zerstören unschuldigen produktiven Zustand und setzen etwas an die Stelle der [[Poesie]], das nicht Poesie ist ([[Goethe]])\\ - ging in Griechenland von der [[Musik]] aus und kam gern auf sie zurück; das hohe Trauerspiel war aus dem [[Chor]] entstanden, so wie auch das alte [[Lustspiel]] die Züge zur Schlacht und die häuslichen Freuden des Gastmahls zumeist mit Tänzen darstellten\\ - kann nie entspringen und nie wirken, als wo man Kraft fühlt, lebendige Kraft selbst siehet, aufnimmt und fortpflanzt ([[Herder]])\\ ===== griechische Dichtkunst ===== - ein Jüngling, der mit morgenländischem Winde zum Zeitvertreibe auf einer griechischen Flöte pfeift ([[Bacon]]) ===== jüdische Dichtkunst ===== Dichtkunst der Hebräer\\ - was insonderheit den [[Geist]] ihrer Dichtkunst, die Art und Absicht ihrer Wirkung betrifft, darin, dünkt mich, sind sie das sonderbarste und einzige Muster der Erde\\ - Freilich ward dem erwählten [[Volk]] selbst diese göttliche Dichtkunst zuletzt [im [[Hellenismus]]] Fall. Als der Geist von ihm gewichen und nur noch der Leichnam desselben, der unverstanden, mißgedeutete Buchstabe war da; als man Wörter zählte, Silben fädelte und den [[Sinn]] dahingab, ihn mit eigenem Tande, mit müßigen [[Traum|Träumen]] umflocht und daraus deutete, was man wollte; freilich, da war Wolke ums Volk und eine Binde um die Augen seiner Weisen. Vor lauter Glanz der Bilder sah man die Sache nicht, erkannte nicht, den man kennen sollte, den Kreis lebendiger Wirkung dieser Gedichte ans Herz und für die Sitten des Volkes war verschwunden. ([[Herder]]) ===== römische Dichtkunst ===== - Nehmen wir alles zusammen, so ist in [[Rom]] die Dichtkunst wohl nie eine Triebfeder, noch weniger eine Grundsäule ihres Staats gewesen. Die Mauern Roms wurden nicht unter dem Schalle der Leier, sondern unter Waffenklang und Bruderblut gebaut: Die Nymphe [[Egeria]] war keine Dichterin, sondern eine religiöse, strenge Vestalin. (Herder)