====== GORGIAS ====== ===== Gorgias aus Leonti ===== 485-380 v. Chr.\\ - neben [[Protagoras]] Hauptvertreter der [[Sophistik]]; bereits 440 v.Chr. widmete er sich ausschließlich der [[Rhetorik]], das war einträglicher\\ - kam 427 v.Chr. als Gesandter seiner Vaterstadt nach [[Athen]], um Hilfe gegen [[Syracus]] zu erbitten ==== Theorie der Rhetorik ==== - diese [[Theorie]] hat entscheidend zur [[Entwicklung]] der rhetorischen Kunstprosa beigetragen, indem er, um die psychologische [[Wirkung]] der [[Rede]] zu erhöhen, auch für die Prosa eine poetische Ausdrucksweise forderte und die bewußte Anwendung stilistischer Schmuckmittel verlangte: * inhaltlich und formal gleichgebaute, im Umfang einander genau entsprechende parallele Satzglieder, Isokolie, die nach Möglichkeit in gegensätzlicher Beziehung zueinander stehen, Antithese, und den gleichen Lautausklang haben, ομοιωτέλων * rhythmisch gestaltete Satzschlüsse, Klauseln - nimmt das, was als [[Wesen]] gilt, auf und zeigt ohne Bewußtsein vorauszusetzen Nichtigkeit auf\\ - unterscheidet subjektive Seite und [[Sein]]: Sein und [[Nichtsein]] können nicht zugleich sein ==== Erkenntnistheorie ==== - polemisiert gegen den absoluten [[Realismus]], von welchem er sagt, daß er, indem er vorstellt, glaubt die Sache [[selbst]] zu haben, aber doch nur ein Relatives hat, dennoch setzt er den gesunden Menschenverstand hoch an, denn dieser enthalte die Maximen der [[Zeit]]\\ - der skeptische [[Standpunkt]] des Gorgias zeigt sich in einem erkenntnistheoretischen [[Werk]] über das Nichtseiende, in welchem Gorgias den [[Satz]] zu beweisen suchte: //Es ist nichts. Wenn etwas wäre, wäre es nicht erkennbar; wäre es erkennbar, so wäre es nicht mitteilbar. Aber auch Sein und Nichtsein können nicht zugleich sein. Das sinnlich Unendliche ist ein [[Jenseits]] des Seins, es ist nicht; es ist eine Verschiedenheit, die vom Sein immer verschieden gesetzt wird.// → d.i. der auf die Spitze getriebene relative Subjektivismus, der auf der Erkenntnis beruht, daß [[Zeichen]] und Bezeichnetes verschieden seien, d.i. rin Vorgriff auf die [[Scholastik]], die zu eben jenem Ergebnis kommen wird\\ - betont die [[Bedeutung]] des Hörens gegenüber dem [[Sehen]], aber ist das [[Hören]] dem Hörbaren nachgeordnet\\ - [[Rechtschaffenheit]] und [[Zucht]] sind unentbehrliche Normen des Zusammenlebens\\ - Gorgias' [[Dialektik]] ist unüberwindbar, sofern man das [[Seiende]] als Realität behauptet ==== Ethik ==== - benutzte wie [[Aristoteles]] den Begriff des πρέπον als die vom [[Schicksal]] geschaffenen Umstände, in die sich der [[einzelne]] gekonnt einfügen müsse → die eigene Bemühung um eine alles umfassende, unveränderliche [[Arete]]