====== HEGEL ====== ===== Georg Wilhelm Friedrich Hegel ===== ==== Erkenntnistheorie ==== - Hegel stellt sich in das [[Dasein]] [[Gott|Gottes]] hinein: Er will den [[Geist]] NACH-denken. Der Streitpunkt: [[Denken]] = [[Sein]] ([[Parmenides]]), also ist Denken der [[Logos]] in den [[Ding#Dingen]] [[selbst]] → die Dinge sind wirklich, mithin [[vernünftig]]: ALLES hat in sich die [[Notwendigkeit]] der [[Vernunft]]. Wenn die [[Welt]] [[schlecht]] ist, ist das für die Welt schlecht, denn dann muß sie passend gemacht werden.\\ - entwickelte den dialektischen Dreischritt **Annahme resp. Thesis → Einwand resp. Antithese → Abgleich resp. Synthese**, woraus sich die das gleiche aussagende [[Systemtheorie]] entwickelte - denkt in geistigen Welten, d.s. [[Symbol#Symbole]] ([[Bäumler]])\\ - Hegel versöhnt [[Ideal]] und [[Wirklichkeit]], so muß er sich den [[Vorwurf]] gefallen lassen, eine Staatsphilosophie der Genügsamkeit entworfen zu haben. → das Mächtigste muß vernünftig sein, der [[einzelne]] kann sich verlieren, wenn er nicht vernünftig handelt\\ - indem er den [[Staat]] auf das Irdisch-Göttliche hob, tötete er [[Nation]] und [[Person]] ([[Lagarde]]) === Ausgangspunkt seines Denkens === - Studium der geistig-historischen Welt, insbesondere der Entwicklung des religiösen [[Bewußtsein]]s → gipfelt vorerst in mythischem [[Pantheismus]]\\ - in der Auseinandersetzung mit [[Fichte#Fichtes]] [[transzendental#transzendentaler]] Ableitung der Bewußtseinsstufen - durch [[Schelling]] auf die gesamte Natur erweitert - sucht Hegel den historischen Geist einzuordnen → Zusammendenken mit [[Begriff]] der [[Entwicklung]], um das [[Universum]] als logisches Ganzes zu begreifen, darin die [[Bedeutung]] der [[Logik]]\\ - am Ende seines Denkens angekommen, will Hegel eine dreifache Systematik ausgemacht haben: Logik, [[Naturphilosophie]] und [[Philosophie]] des Geistes ==== Geschichtsphilosophie ==== - in der [[Geschichte]] waltet Vernunft\\ - dialektische Rechtfertigung der Vernunft in der Geschichte wegen des [[Übel|Übels]] in ihr, denn schließlich wird etwas [[Gute|Gutes]] aus der Geschichte; - scheidet Tageswelt der Geschichte von der [[Nacht]] des [[Mythus]], aber er verleugnet nicht seine [[Existenz]], denn der [[Philosoph]] nimmt Vernunft da auf, wo sie in die Welt zu treten beginnt (Bäumler) === alle Motive und Denkmodelle tauchen bei ihm wieder auf === * der durchs [[Christentum]] in die Welt gekommene [[Gedanke]] der [[Zeit]] und Geschichtlichkeit des Menschen - [[Augustin]] * der [[Glaube]] an die göttliche [[Vorsehung]] als Bestimmungsmacht des Weltgeschehens ([[Bossuet]]) * die [[Selbstgewißheit]] der aufgeklärten Vernunft ([[Kant]]) * die Deutung der [[Laster]] und Antagonismen als [[Mittel]] einer göttlichen [[List]] im [[Interesse]] eines von Menschen weder gewußten noch gewollten Guten ([[Mandeville]]) * die Befragung des Weltgeschehens hinsichtlich eines höheren [[sittlich]]-religiösen [[Sinn|Sinns]]: Fichte, Schelling * der Motor der Entwicklung ist die Spannung beziehungsweise der [[Widerspruch]], die zwischen dem an sich alle Wirklichkeit umfassenden, mit aller Wirklichkeit identischen Geist respektive dem Logos und seinen inadäquaten Erscheinungsformen besteht → Stufen der Entwicklung, bis der [[Weltgeist]] zu sich [[selbst]] gelangt ist ==== Methode ==== - weil Gott sich entwickelt, muß der [[Mensch]] einen inneren und lebendigen [[Zusammenhang]] zur Entwicklung des Geistes suchen\\ - durch den Widerspruch wird die Welt bewegt → alles Endliche ist dies, sich selbst aufzuheben\\ - der Geist kehrt in der Erkenntnis seiner eigenen Entwicklung zu sich selbst zurück → dann hat er das fremde gegenständliche Wesen abgetan und sich als [[frei#freien]] Geist erfaßt, wobei er die Gegenstände in seiner [[Gewalt]] beläßt ==== Logik ==== - [[Wissenschaft]] von dem [[Wissen]] an sich, von den Kategorien - [[Lehre]] vom Sein - Gedanke in seiner Unmittelbarkeit - Lehre vom [[Wesen]] - Gedanke in seiner Reflexion - Lehre vom Beginnen - Gedanke in seiner Rückkehr - hebt das Gesetz vom Widerspruch durch Vermittlung auf: Thesis-Antithesis-Synthesis beziehungsweise Sein-Nichts-Werden (das Sein und das [[Nichts]] sind fast identisch) oder Entstehen-Vergehen-Dasein\\ - mit dieser [[Methode]] sollen die allgemeinen Vernunftbestimmungen alles Wirklichen dialektisch entwickelt werden ==== Phänomenologie des Geistes ==== {{ :hegel_trifft_weltgeist_jena.jpg?400|}}\\ Anmarschweg zum individuellen Denken → man möchte sich hineindenken!\\ - entfaltet die Subjekt-Objekt-Einheit, welche im Bewußtsein besteht über das individuelle Bewußtsein hinaus zu einer wirklichen Einheit in der Totalität aller Subjekte und Objekte, der Standpunkt des absoluten Wissens\\ - //Kein positives Werk noch Tat kann die allgemeine Freiheit hervorbringen; es bleibt ihr nur das negative Tun; sie ist nur die Furie des Verschwindens [...] Das einzige Werk und Tat der allgemeinen Freiheit ist daher der [[Tod]].//\\ - die große philosophische Kavaliertour an die Höfe der Welt, und fehlt Hegel [[Faust#Fausts]] Zaubermantel, so besitzt er die Siebenmeilenstiefel des Begriffs \\ - immer wieder fährt das Subjekt durchs [[Objekt]] zu einem antwortenden Gegenstand zur jeweiligen Subjektart hindurch → neue Subjektstufen werden betreten \\ - [[Ziel]] ist die [[Offenbarung]] neuer Tiefen in explizit gestaffeltem Aufbau - der Weg zu immer neuer Sättigung (Bloch)\\ - die Beisetzung der [[Romantik|Romantiker]] (Henrich)\\ - geht vom absoluten Subjekt aus, woraus die Aufgabe der Philosophie erkennbar wird → systematische Erkenntnis der Selbsttätigkeit dieses Subjekts\\ - Wissen des Absoluten ist Wissen um sich, ein Sichselbstwerden → Ausgang im elementar Sinnlichen und bis zur höchsten und abstraktesten Wissenschaft gehend\\ === Weg === - [[Analyse]] des Wissensganzen, d.i. die [[Theorie]] der Wirklichkeit\\ - Auflistung einer Stufenfolge der Bewußtseinsgestaltungen als der Geschichte der [[Bildung]] des Bewußtseins der Wissenschaft → das Bewußtsein ist am Ende jeder Stufe dazu angehalten, über sich hinauszugehen, bis es nicht mehr weiter kann - Stadium des absoluten Wissens === Hauptstufen des Bewußtseins === * das gegenständliche Bewußtsein - sinnliche Gewißheit bis verstandesmäßiges Erkennen der Natur * das [[Selbstbewußtsein]] * das Vernunftbewußtsein - durchläuft Vernunft, Geist und [[Religion]] ==== Philosophie des Geistes ==== - Idee, die aus ihrem Anderssein in sich zurückgeht: die Einheit des Geistes geht über das rein Geistige hinaus, bleibt aber ursprünglich als vom [[Bewußtsein]] getragen, vom Erkennen und [[Wissen]] her gedacht, vor aller Empirie\\ //explitatio Dei//, d.i. die Welt, denn Gottes Sein ist sein Werden → er kehrt zu sich selbst zurück\\ - die Verwirklichung Gottes vollzieht sich in der [[Kunst]] und in der Wissenschaft, wo das Gegenständliche in seiner Gegenständlichkeit als [[Selbst]] gewußt/geformt/begriffen wird ==== Wissenschaft der Logik ==== - ein [[System]] metaphysischer [[Kategorie#Kategorien]], d.s. göttliche Schöpfungsverhältnisse zwischen Männlichem und Weiblichem → die irdischen [[Ereignis#Ereignisse]] sind tellurischer [[Ausdruck]] kosmischer (Bäumler) === Voraussetzung === - [[Identität]] von Objekt und Subjekt → [[Prinzip]] der Selbstbewegung der logischen Kategorien\\ Frage: Mit welchem [[Recht]] führt er die [[Bewegung]] als Grundprinzip in die Logik ein? == Kritik Trendelenburg == 1862\\ „Das reine Sein, sich selbst gleich, ist Ruhe; das Nichts - das sich selbst Gleiche - ist ebenfalls Ruhe. Wie kommt aus der Einheit zweier ruhender Vorstellungen das bewegte Werden heraus? Nirgends liegt in den Vorstufen die Bewegung vorgebildet, ohne welche das Werden nur ein Sein wäre... Wenn aber das Denken aus jener Einheit etwas anderes erzeugt, trägt es offenbar dies [[Andere]] hinzu und schiebt die Bewegung stillschweigend unter, um Sein und Nicht-Sein in den Fluß des Werdens zu bringen. Sonst würde aus Sein und Nicht-Sein - diesen ruhenden Begriffen - nimmermehr die an sich bewegliche, immer lebendige Anschauung des Werdens. Es könnte das Werden aus dem Sein und Nicht-Sein gar nicht werden, wenn nicht die [[Vorstellung]] des Werdens vorausginge. Aus dem reinen Sein, einer zugestandenen Abstraktion, und aus dem Nichts, ebenfalls einer zugestandenen [[Abstraktion]], kann nicht urplötzlich das Werden entstehen, diese konkrete, Leben und [[Tod]] beherrschende [[Anschauung]].“\\ - der Gedanke Gottes in der Schöpfung\\ - Wie ist der Geist, bevor er in die Natur hineinkommt?\\ - die Logik des absoluten Geistes; daraus die menschliche Denkerei ==== Rezeption ==== - Ich traue Hegel zwar sehr viele Kenntnisse in der Natur, wie in der Geschichte zu: Ob nach den neuen Entdeckungen, die man doch stets machen würde, sich seine Gedanken nicht modifizieren müßten, und dadurch selbst ihr Kategorisches verlören, könne ich zu fragen doch nicht unterlassen. (Goethe)\\ - Mit Hegel begann jener verkehrte [[Glauben]] an das geschichtliche Sein, der mit dem völligen Entleeren aller Werte enden mußte. ([[Jung#Edgar Jung]]) === seine Leistungen === * Lehre vom dialektischen Denken * Lehre vom Denken der [[Dialektik]] === über Hegels Philosophie === - das [[Gesetz]] der [[Familie]] kommt nicht an den Tag des Bewußtseins, es ist an sich seiendes Gesetz, innerliches Gefühl (Bäumler)\\ - Hegels Philosophie, die die abstrakte Idee zum bestimmenden [[Subjekt]] erklärt und den Menschen als ein abhängiges [[Wesen]] begreift, ist der letzte Zufluchtsort, die letzte rationale Stütze der [[Theologie]] ([[Feuerbach]])\\ - wichtigste Frage: Inwiefern hat Hegel mit den Romantikern zu schaffen?\\ - besitzt im Kantschen Sinne keine Erkenntnistheorie, denn die [[Untersuchung]] der Erkenntnisfähigkeit vor der Erkenntnis lehnt Hegel ab\\ - bestreitet das [[Element]] des Tragischen in der Geschichte keineswegs, aber will es im objektiven Gesamtzusammenhang einordnen \\ - sieht die Welt als [[Prozeß]] abstrakten Denkens → Schwierigkeit Hegels, sein System zum Rang eines abstrakten Systems zu erheben, denn die Begebenheiten können nicht immer sinnvoll verbunden werden → Gewalt bei Verbindung, sofern man Hegel als Systemphilosophen begreift ([[Lukacs]])\\ - seine Philosophie gleicht einer [[Groteske#grotesken]] Felsenmelodie ([[Marx]])\\ - historische Bildung → wir müssen sie überwinden \\ - „Die Denkweise Hegels ist von der Goetheschen nicht sehr entfernt: man höre Goethe über [[Spinoza]]. [[Wille]] zur Vergöttlichung des Alls und des [[Leben]]s, um in seinem Anschauen und Ergründen Ruhe und [[Glück]] zu finden. Hegel sucht Vernunft überall, vor der Vernunft darf man sich ergeben und bescheiden. Bei Goethe eine Art von fast freudigem und vertrauendem [[Fatalismus]], der nicht revoltiert, der nicht ermattet, der aus sich eine Totalität zu bilden sucht, im [[Glauben]], daß erst in der Totalität alles sich erlöst, als gut und gerechtfertigt erscheint.“ ([[Nietzsche]])\\ - Hegel setzte in der [[Phänomenologie]] die [[Romantiker]] bei (Schelling) → Schellings „Untersuchungen über die menschliche [[Freiheit]]“ ist Antwort auf die //Phänomenologie//\\ - seine Philosophie hat keine [[Ethik]], die eine absolute Trennung von Gut und Böse begründen könnte ([[Schmitt]])\\ - hebt in einem Staate, in dem alle Teile zur [[Identität]] übergehen, die Zerrissenheit auf ([[Steding]])