====== HEIDEGGER ====== ===== Martin Heidegger ===== 1889-1976\\ Philosoph\\ ==== Lehre ==== {{ :heidegger.jpg?400|}}- die grundsätzlich gestellte Frage nach dem [[SEIN]] → Denkweg führte ihn über das Studium der [[Theorie]], die er immer als Vorhang betrachtete, in einem Befreiungsakt in die [[Dilthey#Diltheysche]] [[Lebensphilosophie]], aus der heraus er über die [[Religion]] die [[Sphäre]] der [[Praxis]] zu erreichen hoffte → Heidegger attestierte der [[Welt]], daß ihr technologischer [[Ausdruck]] seine Grenzen finden würde; der [[Mensch]] solle jedoch dichterisch in der [[Welt]] wohnen bleiben.\\ - gehört bedingt zur [[Existenzialismus#Existenzialphilosophie]], denn er will Strukturen, die existenziale [[Verfassung]] des Menschen erhellen, d.h. Fundamental[[ontologie]] betreiben, wobei er den Menschen voransetzt\\ - die wirklichen Dinge bestimmen sich als [[Zeug]] und [[Mittel]] zur Selbstwerdung des [[Dasein]]s → existenziale [[Hermeneutik]] des [[Dasein#Daseins]] - [[Angst]], [[Sorge]], [[Schuld]], [[Tod]] -, die im [[Gegensatz]] dazu bei den Existenzphilosophen ursprüngliche [[Erfahrung#Erfahrungen]] sind ==== Erkenntnistheorie ==== === Prämissen === - Reflexion der absoluten Gegebenheit des Daseins - Dezentrierung des menschlichen [[Subjekt]]s aus imaginärer Dominanzposition - die menschliche Existenz ist ein Dialog mit der Welt - der Mensch wird durch die [[Zeit]] konstituiert beziehungsweise geworfen ([[Eagleton]]) === Schlußfolgerungen === - wir erkennen die Welt als ein [[System]] miteinander verbundener Dinge - die Welt ist nicht kontemplativ - die erkannten Dinge sind Teil eines praktischen Vorhabens - wenn bekannte Dinge ihren bekannten Sinn verlieren - Stichwort: der zerbrochene Hammer -, dann verlieren sie ihre Vertrautheit und offenbaren uns ihr authentisches Sein\\ → wir müssen uns der Welt, dem [[Text]] [[passiv]] öffnen; zulassen, daß wir von ihm befragt werden ==== Ethik ==== - der in den Mitteln andersartige Terror der Sieger (der Weltkriege) läßt das Weltalter der Weltnacht anbrechen, wogegen nur die Deutschen zum Wohle der [[Menschheit]] Widerstand leisten könnten, ABER: christliche Phrasen und demokratische Tiraden stehen dagegen und verstärkten den Unwillen zur Rückkehr in unser [[Wesen]] === Ästhetik === - Heidegger lehnt induktive, empirisch, und deduktive, transzental, [[Interpretation#Interpretationsmechanismen]] in der [[Kunst]] ab ==== Logik ==== - bedarf der [[Leere]], um zu funktionieren\\ - Leitfaden des Vorstellens vom Sein → nicht im Sein, sondern außen ==== Metaphysik ==== - Leitfrage der Metaphysik: Was ist das Seiende?\\ __ontologische Differenz__: [[Grund]] ist dunkel, was in aller [[Metaphysik]] beschlossen liegt \\ - aus dem Kontinuum mit dem Technischen entstanden als [[Seinsvergessenheit]] (Kernbegriff Heideggerschen Forschen)\\ - irgendwo sich selbst überlassen und in diesem Topf garge­kocht\\ - das Sein als [[Seiendes]] entbergen - [[Erfahrung]] des Sichentbergens\\ - wurde durch [[Technik]] ersetzt\\ - [[Erinnerung]] an das bisherige [[Denken]] - letzter [[Gott]]\\ - Flucht vor dem Sein \\ - versucht, das Sein seiend zu machen, hängt [[Kultur]] ans Sein → nötigt das Sein zur Flucht, Versagung \\ - die Überwindung der Metaphysik bedeutet die Freigabe des Vorrangs der Frage nach der [[Wahrheit]] des Seins vor jeder idealen, kausalen, transzendentalen und dialektischen Erklärung des Seienden ==== Sein und Zeit ==== 1927\\ - Seinsbezug des in das Sein geworfenen Menschen, sein Dasein, [[transzendental]]-horizon­tal\\ __Kehre 1930__: Seinsbezug nicht mehr vom Dasein, sondern vom Sein selbst her zu bestimmen: geschichtliche Wandlung des Seins im Sein über Ereignisse → [[Kehre]] ==== Wertung ==== - sein Da-Sein ist primär an der Zeitlichkeit orientiert, währenddessen die Befindlichkeiten der Räumlichkeit dabei etwas zu weit aus dem Fokus des nachdenklichen Sprechens weggerückt wurden ([[Dugin]])\\ - der frühe Heidegger steht gegenstandsmäßig der Existenzphilosophie nahe, unterscheidet sich von ihr aber durch seine [[Intention]] der neutralen phänomenologischen [[Analyse]]\\ - der späte Heidegger entfernt sich themenmäßig von der Existenzphilosophie, steht ihr jedoch themenmäßig näher, insofern er die Forderung nach Besinnung und eigentlichem Denken erhebt\\ - [[Adorno]] hielt ihm vor, er wolle in ein vortechnisches Sein zurück\\ - kommt nie zu einer befriedigenden Antwort, verdüstert sich eher immer mehr; - quietistische Abart des religiösen Atheismus ([[Lukacs]])\\ - erzielt seine [[Wirkung]] durch das [[tragisch]]-prätentiöse [[Philistertum]]\\ - will Ontologie, eine abstrakt-mythisierende anthropologische Beschreibung des menschlichen Daseins, und [[Anthropologie]], Grundtendenz der heutigen Stellung des Menschen zu sich selbst und zum Ganzen des Seienden, trennen\\ - bringt Beschreibung der Ängste und Hermeneutik enger als [[Scheler]] oder Dilthey zusammen: “Der methodische Sinn der phänomenologischen Deskription ist Auslegung.” → seine Beschreibungen gelten ausnahmslos den seelischen Reflexen der ökonomisch-sozialen Wirklichkeit\\ - sucht den dritten Weg und findet ihn in der Bestimmung des Seins → Seiendes ist unabhängig von Erfahrung, Kenntnis und Erfassen, wodurch es erschlossen, entdeckt, bestimmt wird. Sein ist im [[Verstehen]] des Seienden, zu dessen Sein so etwas wie Seinsverständnis gehört. → Prätention aufs [[Objekt]], trotzdem ist seine Ontologie eigentlich bloß eine objektivistisch maskierte lebensphilosophische Anthropologie, die Aufgabe der Ontologie besteht darin, das Seiende, das Eigentlichste des Menschen, was zugleich das ihm selbst Fernste ist, der Alltäglichkeit und **Vergessenheit zu entreißen** \\ - betont die [[Möglichkeit]] vs. Wirklichkeit: Das [[Verständnis]] der [[Phänomenologie]] liegt einzig im Ergreifen ihrer als Möglichkeit. → Heidegger ist verzweifelt, denn er sieht für das [[Individuum]] keinen befreiten [[Raum]] mehr zu einer erlösten ästhetischen und religiösen [[Kontemplation]] wie noch bei [[Schopenhauer]]\\ - die [[Sorge]] trägt den Menschen, denn keine Zeit ist der Mensch so fragwürdig geworden wie der unserigen → die Sorge gründet das [[Gewissen]], welches zum [[Handeln]] treibt - Schuldigsein\\ - die gesellschaftliche [[Existenz]] des Menschen zieht die anonyme [[Herrschaft]] des MAN nach sich: Das Wer ist nicht dieser und nicht jener, nicht man selbst und nicht einige und nicht die Summe aller. Das ‘Wer’ ist das Neutrum, das Man. In dieser Unauffälligkeit und Nichtfeststellbarkeit entfaltet das Man seine eigentliche [[Diktatur]]. Wir genießen und vergnügen uns, wie man genießt; wir lesen, [[sehen]] und [[urteilen]] über [[Literatur]] und Kunst, wie man sieht und urteilt; wir ziehen uns aber auch vom großen Haufen zurück, wie man sich zurückzieht; wir finden empörend, was man empörend findet...\\ - will eine theologische [[Geschichtsphilosophie]] für den religiösen [[Atheismus]] schaffen\\ __uneigentliche Geschichte__: Dasein, Äußeres\\ __eigentliche Geschichte__: Sorge ums Dasein, Inneres (Lukacs) === Antisemitismus-Vorwurf === - kritisch gegenüber dem Weltjudentum bedeutet nicht, Antisemit zu sein → es gibt keinen seinsgeschichtlichen [[Antisemitismus]] bei Heidegger\\ - die **[[Seinsvergessenheit]]** (zugunsten einer Technik- und Ökonomiegläubigkeit) der Gegenwart gibt es bei [[Juden]], Amerikanern, [[Bolschewiki#Bolschewiken]] und Deutschen: ein Problem der Postmoderne, kein spezielles der Juden\\ - weist den Juden ihren Anteil an der Verfallenheit in das Man zu, aber das beträfe die Juden nicht allein, sondern trifft auch auf [[Germanen]] und Romanen zu