====== HUME ====== ===== David Hume ===== 1711-76\\ englischer [[Philosoph]]\\ - wurde von der [[Psychologie]] [[Berkeley]]s beeinflußt, mit der er sich zeitlebens auseinandersetzte und sich auf Seite [[Locke#Lockes]] schlug, indem er behauptete, daß man den [[Dualismus]] zwischen [[Glauben]] und [[Wissen]] beiseite setzen müsse, denn allein die [[Erfahrung]] liefere [[Wahrheit]] beziehungsweise Daten, weshalb es nur Erkenntnistheorie und [[Moral]] als philosophische [[Kategorie]]n gäbe\\ - er assoziiert mechanisch, differenziert aber zwischen [[Substanz]], gleichzeitig ablaufende Assoziativität, und [[Kausalität]], sukzessiv ablaufende Assoziativität\\ - zweifelte die Richtigkeit und bindende [[Kraft]] menschlicher Schlußfolgerungen an, was [[Hamann]] beeindruckte\\ - stand politisch den Tories nahe ==== Leben ==== Hauptwerk //Treatise of the human nature// 1734-37 in Frankreich entstanden → das [[Buch]] fiel totgeboren aus der Presse, deshalb Pfleger und Sekretär eines Generals\\ - gekürzte Fassung des Hauptwerks //Inquiry into human understanding// riß [[Kant]] aus dem dogmatischen Schlummer; später behauptete Kant in einem Brief an [[Garve]] vom 21.9.98 etwas anderes → [[Garve#Garve-Brief]] \\ - nach 1765 wieder [[Frankreich]] und [[Streit]] mit [[Rousseau]]\\ __Selbstdarstellung__: //Ich war ein [[Mensch]] von sanftem und beherrschtem [[Wesen]], von offenem, geselligem und heiterem [[Gemüt]], wohl der Zuneigung, doch kaum der Feindschaft fähig und von großer Mäßigkeit in allen meinen [[Leidenschaft]]en...// ==== Prinzipiensystem ==== - die [[Theorie]] der aktiven menschlichen [[Natur]] → diese Prinzipien, //propensities//, ermöglichen Erfahrungen\\ - Vollzugsweisen des Menschen im aktiven Verhältnis zur [[Welt]] → Leitprinzipien zum Handeln: //costum, habit, belief, [[imagination]], practice, sympathy//\\ - die //imagination// ist die [[Quelle]] der [[apriori#apriorischen]] Prinzipien ==== das Apriori Humes ==== - Hume war gegen Apriorismus und [[Rationalismus]]\\ - ist das [[Feld]] der Ideenrelationen: imaginativ\\ - besitzt das [[Problem]] der analytischen Natur der Sätze\\ - Wahrheit ist das [[Resultat]] der formalen [[Vernunft]] und ein [[Element]] der [[Voraussetzung]] für Erfahrung (!) ==== Erkenntnistheorie ==== - Erfahrungen werden durch [[Assoziation]]en in einem [[Mechanismus]] zu Erkenntnissen\\ - es existiert ein Unterschied zwischen Eindrücken und Vorstellungen → die zwei Arten von Auffassungen, von denen die Eindrücke die stärkeren sind\\ - alle Vorstellungen, //ideas//, stammen von Eindrücken - man kann sich ein Flügelroß vorstellen, ohne eines gesehen zu haben, weil man es zusammensetzt aus Eindrücken, die man hatte -, die wiederum der Prüfstein für die [[Wirklichkeit]]/Gültigkeit unserer [[Erkenntnis]] sind\\ - [[Ideen]] nehmen keine Rücksicht darauf, ob in der Welt etwas existiert\\ - untersucht den Sensualismus nach seiner Erkenntnisbereitstellfähigkeit\\ - ein moderner [[Nominalismus]] → abstrakte [[Begriff#Begriffe]] sind mehr oder weniger individuell ==== Logik ==== - stellte den logischen [[Zwang]] des Kausalitätsgesetzes in Frage - [[Ursache und Wirkung]]-Zwang -, denn er grenzt dieses [[Gesetz]] auf einen Wirkungsbereich ein, wenn Ereignisse zu gleichen Gattungen gehören, also meist miteinander vorkommen → aus Erfahrung und Beobachtung ist nichts zu [[lernen]], denn zwischen begrifflichem [[Wissen]], das in der Beziehungsstiftung zwischen Ideen besteht - z.B. in der [[Geometrie]], Algebra, Arithmetik -, und der Erkenntnis von Tatsachen muß man unterscheiden\\ - lehnt [[Prinzip]] der [[Induktion]] ab und beschreibt diese als psychologische [[Invektive]], als Ideenassoziation * nach ihrer Ähnlichkeit * nach ihrer Verbindung in [[Zeit]] und [[Raum]] * nach ihrem [[Kausalnexus]], der als [[Macht]] der Gewohnheit, belief, die Alltäglichkeit gestaltet ==== Ethik ==== - fußt auf Gefühl und Leidenschaft, nicht auf Vernunft, denn Gefühl treibt den Menschen, Vernunft schiebt ihn bestenfalls ein kurzes Stück\\ - wer fühlt, wertet → Entsprechungen sind [[gut]] und [[böse]]\\ - das Sittliche orientiert sich am [[Nutzen]], der dem [[einzelne#Einzelnen]] daraus entsteht und der von anderen wahrgenommen werden kann === Kritik zur Erkenntnistheorie === - logischer Fehler → das allgemeine Benennen ist genauso unwirklich wie das universale\\ - psychologischer Fehler → berücksichtigt nicht die Unbestimmtheit der gemachten Beobachtung, die bei Bedarf wieder ins [[Gedächtnis]] zurückgerufen wird\\ - die tatsächliche [[Ordnung]] der Natur ist nicht im geringsten mehr erklärt beziehungsweise erkannt, wenn sie als [[vernünftig]] anerkannt ist\\ - der reine [[Empirismus]] ist keine ausreichende Grundlage für die [[Wissenschaft]]\\ - skeptischer als [[Lessing]] ==== Versuch über Selbstmord und Unsterblichkeit ==== - die Seelenwanderungslehre ist das einzige [[System]] dieser Art, auf das die [[Philosophie]] hören könne ==== Rezeption ==== - aus Wißbegier hat sich Kant damit beschäftigt;\\ Humes [[Kausalitätsprinzip]] (eigentlich eine Entdeckung [[Newton#Newtons]]) unterbrach Kants „dogmatischen Schlummer“, [[Garve#Garve-Brief]] 1798, der die [[Eindeutigkeit]] der Zuweisung von Ursache-Wirkungsmechanismen anzweifelte und darauf verwies, daß diese Zuweisungen aus der Erfahrung geschöpft seien und somit keine sicheren Erkenntnisse ausmachen könnten