====== JÜNGER ====== ===== Ernst Jünger ===== - riß 1913 von zu Hause aus und verpflichtete sich für die [[Fremdenlegion]]\\ - das Frontabenteuer stürzte ihn nicht in einen realistischen Ernüchterungsprozeß, sondern stärkte seine Ansichten in bezug auf Pflichtbewußtsein, [[Treue]] und Dienstbereitschaft\\ - 1923 schied er aus der [[Reichswehr]] aus, tummelte sich bis 1925 im Freikorps Roßbach → kritische Bedenken\\ - Studium in Leipzig, Zoologie und [[Philosophie]] ==== Lehre ==== - fragt, ob es eine durch Erdvergeistigung sich anbahnende [[Weltordnung]] geben könne\\ - der Krieg als solcher ist unbedingt anzuerkennen, denn seine bloße [[Existenz]] verleiht ihm [[Notwendigkeit]] → der Sinn müsse in der Existenz selbst liegen, da er nach menschlichen Maßstäben keinen [[Sinn]] erkennen lasse \\ - der [[Arbeiter]] hat nur als Krieger Anspruch auf eine Existenz\\ - die [[Magie]] des Verborgenen → deshalb hat Jünger für die kalte [[Ratio]] nur beißenden [[Spott]] und [[Verachtung]] übrig ==== Afrikanische Spiele ==== 1936\\ - es gibt keinen Ort auf der [[Welt]], an dem nicht eine bestimmte [[Ordnung]] herrscht, mit der sich der einzelne auseinandersetzen muß → Flucht ist kein Ausweg ==== Der Arbeiter ==== 1932\\ - fordert die Machtergreifung durch den Arbeiter, der den bürgerlichen [[Liberalismus]] ablösen müsse\\ - stammt gedanklich aus dem Niemandsland zwischen bürgerlichen [[Nationalismus]], [[Nationalsozialismus]], utopischem [[Sozialismus]] und [[Kommunismus]]\\ - der Arbeiter soll die planetarische Herrschaft anstreben ==== Auf den Marmorklippen ==== Hauptmann Jünger 1939/40, Infanterist, mit Pour le Merite und EK auf einer Bank vor seiner Abreise nach Paris 1939\\ Schlüsselroman\\ - der [[Ich-Erzähler]] lebt mit seinem Bruder, Otho, zurückgezogen in der Rauten-Klause am Rand der Marmorklippen\\ - in den angrenzenden Wäldern terrorisiert ein Oberförster mit einem [[Geheimbund]] namens //Mauretanier// die Gegend und will die totale [[Macht]]\\ - der Kampf in den Wäldern ist hart: Menschenjagden, Hinterhalte, Mordbrand\\ - in Schinderhütten bei Köppelsblek werden Menschen geschunden\\ - Totentanz (ästhetisches [[Spiel]]?) von [[Nihilismus#Nihilisten]] (Braquemart, einer aus der Truppe des Oberförsters mit eigenen Machtphantasien) und Gerechtigkeitsfanatikern ([[Fürst]] Sunmyra, der eine [[gerecht#gerechte]] Welt will)\\ - nach der [[Erkenntnis]] dieser Pervertierung ihres kriegerischen Naturells widmeten sich beide der Botanik und geistigen Übungen → //Was unsre Mühen dann überreich belohnte, das war die Einsicht, daß Maß und [[Regel]] in den [[Zufall]] und in den Wirren dieser [[Erde]] unvergänglich eingebettet sind.// ==== Reaktion auf das Buch ==== Bouhler, ein hoher Parteibeamter der NSDAP, wollte Jünger für //Marmorklippen// bestrafen, doch [[Hitler]] verbot das: "Lassen Sie mir den Jünger in Ruhe, der hat große Verdienste." ==== Die totale Mobilmachung ==== 1930\\ - ein [[Essay]], das die Summe umtriebiger [[Jahr#Jahre]] im rechten [[Spektrum]] zieht\\ - der verlorene Krieg kann nur ein [[Zeichen]] sein\\ - ...das Ergebnis dieses Krieges für die wirklichen Krieger [kann] kein anderes als der Gewinn des tieferen Deutschlands sein\\ - Jünger tritt für die Ablösung der bürgerlichen Herrschaft ein, die durch den Arbeiterstaat ersetzt werden müsse → Staatsdemokratie ==== Rezeption ==== - der Sieger schafft den [[Mythos]] der [[Geschichte]] → [[Hochverrat]] des [[Geist#Geistes]]\\ - bekämpft die Sekurität des [[Bürgertum#Bürgertums]] und stellt ihr die elementare Kraft der Arbeiterschaft gegenüber, die vom [[Preußentum]] gebändigt, aber nicht zerstört wird\\ - bringt [[Begriff]] der Gestalt in politische [[Bedeutung]] ([[Lukacs]]): //Eine Gestalt ist, und keine Entwicklung vermehrt oder vermindert sie... Die Entwicklung kennt Anfang und Ende, Geburt und [[Tod]], denen die Gestalt entzogen ist. Die Geschichte bringt keine Gestalten hervor, sondern sie ändert sich mit der Gestalt. Sie ist die [[Tradition]], die eine siegreiche Macht sich selbst verleiht.// |Jünger|Barres| |- sieht [[Barres]] als Strategen der nationalen [[Revolution]] in [[Frankreich]]|- sieht wie Jünger die [[Machtfrage]] als Kristallisationspunkt des politischen Kampfes| | |- stellt durch das traumatische Erlebnis des 1870/1er Krieges die [[psychisch]]-physische [[Identität]] in Frage, die er zu erringen hofft, indem er Revanche nimmt → Frage der Behauptung des [[Ich]]| |- setzt auf die Macht der [[Technik]] und die Führernatur|- setzt auf die [[Masse]]| - sein Schreiben war stets an die konkrete Situation gebunden (Schöttker) ===== Friedrich Georg Jünger ===== um 1930\\ Schriftsteller\\ - Bruder von Ernst Jünger\\ ==== Perfektion der Technik ==== 1939 (erst nach dem Krieg erschienen)\\ - das [[Buch]] ist kein Widerstandswerk gegen den Nationalsozialismus\\ - Jünger fragt nach dem Spielraum, den die //vita contemplativa// in einer sich zunehmend technisierenden Welt noch haben kann\\ - untersucht die [[Zeit]] als [[Phänomen]], ihre mechanische Wirkung, die der organisch empfundenen Lebenszeit gegenübersteht, in der keine Sekunde der anderen gleicht\\ - widerspricht dem Effizienzdenken, in dem Digitalisierung/Mechanisierung Zeitläufte verkürzen soll, also Lebenszeit schenken soll und nennt sie //tote Zeit// und //illusionär//, da der Mensch, so er Technik benutzt, zu einem ihrer Teile werden muß - früher oder später, d.i. die Perfektion der Technik, die es geschafft hat, in die [[Lebenszeit]] einzudringen