====== KIERKEGAARD ====== ===== Sören Kierkegaard ===== 1813-55\\ dänischer [[Philosoph]]\\ - der eigentliche Vater der Existenzphilosophie und Gegner [[Hegel]]s, dem objektiven Denker\\ - befindet sich weitgehend noch in einiger Sicherheit, dem [[Bewußtsein]] der [[Existenz]] des ewigen Gottes, aber lehnt das bislang Verbindliche, alle bisher geltenden Werte bis zur vollkommenen Reduktion aufs entwurzelte [[Ich]] ab \\ - Dominanz der [[Phänomenologie]] der [[Verzweiflung]], so daß die religiösen Inhalte zersetzt werden, was christliche Handlungsmotive ins Optative, Wunschvorstellungen, oder Postulative verwandelt und letztlich zu existentialistischem [[Nihilismus]] führt\\ - entwickelte das [[Paradoxon]] - Anwendung der Hegelschen [[Dialektik]] zur Ablehnung des //status quo// bei gleichzeitigem Anerkennen bestehender Verhältnisse - als [[Mittel]] der Erschütterung, die statt zur ästhetischen und ethischen Lebenseinstellung des Nihilismus zur [[religiös]]-existenziellen [[Hingabe]] an [[Gott]] führt\\ - stellt der Hegelschen Dialektik eine höhere „qualitative” Dialektik gegenüber, die den Umschlag von [[Quantität]] in [[Qualität]] leugnet: //Es ist deshalb [[Aberglaube]], wenn man in der [[Logik]] meint, daß durch ein fortgesetztes quantitatives Bestimmen eine neue Qualität entstehe; und es ist eine unerlaubte Vertuschung, wenn man zwar nicht verheimlicht, daß es nicht ganz so zugehe, dagegen die Konsequenz dieses Satzes für die gesamte logische [[Immanenz]] verbirgt, indem man ihn in die logische [[Bewegung]] mit aufnimmt, wie Hegel es tut. Die neue Qualität kommt mit dem Ersten, mit dem [[Sprung]], mit der Plötzlichkeit des Rätselhaften.//\\ → will Dialektik-[[Begriff]] der [[Griechen]] wieder einführen, die [[Spontaneität]] des Umschlagens\\ - seine [[Geschichtsphilosophie]] ist [[Fatalismus]], d.h., er verkündet die vollendete Sinnlosigkeit und Sinnwidrigkeit und nennt die Verzweiflung - man muß wählen, entweder das Ästhetische zum Totalgedanken zu machen und so alles auf diese Weise zu erklären, oder das Religiöse - die Grundkategorie jedes menschlichen Verhaltens → Ist Kierkegaards [[Philosophie]] ein Asyl für gestrandete dekadente Ästheten?\\ - betont die [[Bedeutung]] [[Jesus Christus]] als Wendepunkt menschlicher Verhaltensweisen in [[Sinn]], Inhalt und [[Form]] → ein Sprung in der [[Geschichte]]! Kierkegaard unterscheidet * simples historisches Faktum → annähernde [[Erkenntnis]] [[möglich]] * absolutes Faktum → ist [[historisch]], aber nur für diejenigen zugänglich, die von Gott die Bedingungen empfangen * ewiges Faktum → steht völlig außerhalb des geschichtlichen Ablaufs - setzt [[Gegensatz]] zwischen allein absolut individualistischer [[Subjektivität]] - wenn man interessiert ist - und der sich ins [[Nichts]] des [[Relativismus]] [[notwendig]] verlierenden abstrakten Allgemeinheit des gesellschaftlich-geschichtlichen Lebens → d.i. der [[Abgrund]] zwischen [[Theorie]] und [[Praxis]], zwischen [[Geschichte]] und [[Ethik]]: Der beständige Umgang mit dem Weltgeschichtlichen macht nämlich untauglich zum Handeln.\\ → darin liegt der deutlichste Gegensatz zu Hegel: die Leugnung von Geschichtlichkeit als [[Entwicklung]] zum Höheren, denn Ethik und Geschichte widersprechen sich bei Kierkegaard\\ - eine nicht über das Allgemeine hinausgehende Ethik ist atheistisch, was Kierkegaard der [[Möglichkeit]] nach denkbar sieht, dem Werturteil nach jedoch schroff ablehnt __Folge__: der [[Einzelne]] steht als der Einzelne höher als das [[Allgemein#Allgemeine]], durch die der Einzelne aber erst hindurchmüsse - Dominanz der Phänomenologie der Verzweiflung ([[Lukacs]])