====== KUNST ====== Die [[Griechen]] empfanden ihre [[Religion]] und lösten sie in Kunstwerke auf.\\ - muß [[Spiel]] sein - [[erhaben|erhabenes]] Gedankenspiel\\ - ist in ihrern innersten Gründen dramatisch\\ - sprachliche [[Welt]], die durch inhaltsschwere [[Zeichen]] gekennzeichnet ist\\ Streitpunkt: Wie realisieren sich Zeichen? - im Idiom der Kunst sollen Änderungen gefordert werden, gleichwohl die [[Möglichkeit]] der Kunst als solcher in Frage gestellt werden muß ([[Adorno]])\\ - hat die [[Welt]] des Veränderlichen im Blick → dennoch Darstellung des einzelnen [[Objekt#Objekts]] im [[Wesen]], im ideellen [[Zustand]]\\ - die [[Reinigung]] von gewissen Affekten durch [[Affekt#Affekte]] ([[Aristoteles]])\\ - Kunst aus brausenden [[Ekstase#Ekstasen]] muß sich nicht nachrechnen lassen und keine rationalen Pointen haben ([[Bahr]]) \\ - konzentrierte [[Natur]] ([[Balzac]])\\ - alle Kunst ist ein ständiges Bemühen, das [[Zeitalter#Goldene Zeitalter]] wieder herbeizuführen ([[Blake]])\\ - ist [[Kosmos]] - schöpferischer [[Geist]], das [[Chaos]] formend (Block)\\ - im [[Mittelalter]] in erster Linie die Beherrschung der formalen [[Mittel]] → den Inhalt kann man bei einer theologischen [[Dichtung]] nicht gestalten (Boor)\\ - sie verschwindet, wenn alles Dunkle aus dem Innern heraus ist, wenn alles klar ist ([[Burckhardt]])\\ - macht den [[transzendental|transzendentalen]] Gesichtspunkt zum gemeinen\\ - Ziel der neueren [[Erziehung]] ([[Fichte]])\\ - gibt dem [[Numinose|Numinosen]] eine menschlich gültige Struktur ([[Gebser]])\\ - sie allein vermittelt zwischen Sinnlichkeit und Geistigkeit und macht den Menschen zum Menschen (Erich Franz)\\ - Gestalterin des [[Gefühl#Gefühls]] (Goebbels)\\ - das Offenbaren des verborgenen [[Sinn#Sinnes]] des geschichtlichen [[Sein#Seins]], an dem nicht nur die Schaffenden, sondern auch die Bewahrenden mitgestalten\\ - west im [[Werk]] ([[Zirkel#hermeneutischer Zirkel]])\\ - nicht die einzige Artikulation der [[Wahrheit]] - z.B. gibt es auch noch die [[Philosophie]] ([[Heidegger]])\\ - besitzt die Botschaft des einmaligen [[Genius]] ([[Herder]])\\ - freies Spiel auf dem Boden der [[Vernunft]] uund im Bereich des ästhetischen Scheins ([[Kant]])\\ - ein überzeitlicher [[Begriff]]; wenn ein [[Volk]] ihn preisgibt, verödet es geistig ([[Kappstein]])\\ - charakteristische Mitteilung durch [[Sprache]] und Sprachmittel – Wortgefüge, Tongefüge, Gebilde ([[Kolbenheyer]])\\ - muß malen, wie sich die plastische Natur - wenn es eine gibt - das [[Bild]] dachte: ohne den Abfall, welchen der widerstrebende [[Stoff]] unvermeidlich macht, ohne das Verderb, mit welchem die [[Zeit]] dagegen ankämpft ([[Lessing]])\\ Die Welt ist in der Kunst widergespiegelt.\\ - Ergreifen des [[Kosmos]] → ästhetisches [[Verhalten]]\\ - ist das Kennzeichen des erkenntnisfähigen Menschen ([[Lukacs]])\\ - ein schwebendes Angebot ([[Mann#Thomas Mann]])\\ - Stimulans zum [[Leben]]\\ - unter Optik des Lebens zu [[sehen]]\\ - besitzt [[Praxis]] und Lebensweisheit → geht auf [[Wagner]]\\ - Refugium, in dem sich die metaphysischen Bedürfnisse der [[Menschheit]] niedergelassen haben\\ - [[Kultus]] des Unwahren → platonsche Konvenienz \\ - dient nicht der Besserung der Menschheit → verträgt keine [[Moral]]\\ - wandelt Erkenntnisekel ins [[Komische]] → [[Ekel]] des Absurden\\ - der aufgeputzte Kulturmensch muß sich ihr stellen und ungeschminkt abbilden \\ - ihr Wesen ist [[Distanz]] ([[Nietzsche]])\\ - will jedem das ihm Zuträgliche suchen und darreichen; συμφορέον → das Nützliche, Angenehme ([[Plato|Platon]])\\ - die naive Kenntnis Gottes aus den Werken der Schöpfung; die wurzelmäßige Aufschließung aller Dinge (Plumenoek)\\ - blutabhängig → [[Schöpfung#Schöpfungen]] werden nur vom selben [[Blut]] verstanden ([[Rosenberg]])\\ - ist nicht Studium der nüchternen [[Wirklichkeit]], sondern [[Suche]] nach der vollkommenen Wahrheit (Sand)\\ - Organon der Philosophie \\ - in der Kunst schien die Nachahmung der Natur nur dann eine mit der [[Freiheit]] verträgliche Forderung, wenn sie als [[Nachahmung]] der freien Produktivität der Natur verstanden wurde\\ - wechselseitige Durchdringung der beiden Einheiten Natur und [[Geschichte]] → vollzieht sich im [[Epos]] zum Beispiel bei [[Homer]], der Einigende beziehungsweise die [[Identität]], d.i. der, der am Anfang und am Ende stehen wird ([[Schelling]])\\ - Kampf mit dem Affekt!\\ - ist das freie Verhalten des Menschen gegenüber der Natur, in der das Ästhetische bereits vorhanden ist\\ - alle Erweiterung in der Kunst muß von dem [[Genie]] kommen; die Kritik führt nur zur Fehlerlosigkeit - Vermittelung von politischem [[Fortschritt]] und moralischer Veredelung des Menschen - Mittel, Wege zu den köpfen durch die herzen zu eröffnen; vorgreifen einer idealen Totalität - nicht [[Wahrheit]] in [[Schönheit]] kleidend - wird zum Surrogat, wenn es Vorleistungen zu erbringen hat, die der arbeitsteiligen [[Gesellschaft]] fehlen \\ - wirkt nicht durch sittliche Mittel, sondern durch das Vergnügen ihrer selbst und daraus wird das Mittel zur [[Sittlichkeit]] selbst wirkend\\ - soll aber die intellektuelle Freiheit gegenüber der Natur, der [[Sinnlichkeit]], zeigen\\ - der [[Zweck]] ist nicht die Darstellung des [[Leid#Leidens]], sondern die des Übersinnlichen\\ - die Wahrheit muß verschleiert dargestellt sein, da die nackte Wahrheit uns zu Narren machen würde; unsere Vernunft ist nicht darauf kalkuliert \\ - muß auf den Menschen im [[Staatsbürger]] zielen, nicht auf den Staatsbürger im Menschen\\ - wenn man die Kunst sowie die Philosophie als etwas, das immer wird und nie ist, also nur dynamisch, und nicht, wie sie es jetzt nennen, atomistisch betrachtet, so kann man gegen jedes Produkt gerecht sein, ohne dadurch eingeschränkt zu werden\\ - Welt für sich, die einzig nach innerer Wahrheit, nach eigenen Gesetzen beurteilt und gefühlt sein will\\ - was wir in uns selbst als schön begreifen mit dem Zweck, Vergnügen zu spenden ([[Schiller]])\\ - [[Gesichtspunkt]] der Kunst: das unendliche [[Gedicht]] der Alten umschließt alle [[Mythen]] \\ - ist der sinnliche [[Ausdruck]] der [[Empfindung]], die freie Schöpfung der Einbildungskraft ([[Schlegel]])\\ - wer Kunst betreibt, strebt nach [[Transzendenz]], betreibt Gotteslob; ist Schönheitssuche, letztlich Gottessuche (Wehrli)\\ - die Betrachtungsart der Dinge unabhängig vom [[Satz]] des Grundes ([[Schopenhauer]]) → [[Gegensatz]] zur [[Klassik]], die in der schönen [[Erscheinung]] gerade das Wesen des Grundes manifestiert sah \\ - ist Tat, nicht [[Kontemplation]] (Witkiewicz)\\ - seelenvoller Lebenshauch für die höchsten Menschheitsziele ([[Wolf]]) ===== ägyptische Kunst ===== - Der [[Mensch]] ist die Mitte der ägyptischen Welt, die ganz diesseitig ist, und das [[Menschenbild]] ist der zentrale Gegenstand der ägyptischen Kunst. Beide Befreiungen, die die [[Griechen]] des 5. Jhd.s v.Chr. in die Welt gesetzt haben, sind der ägyptischen Kunst wesensfremd: die Hingabe des [[Auge#Auges]] an den Seheindruck, für die der prägnante [[Ausdruck]] die Perspektive ist, - und die Loslösung der Menschengestalt zur allseitigen Bewegtheit ihrer Glieder. Das ägyptische Rundbild bleibt in ein [[System]] paralleler und rechtwinklig aufeinanderstehender Ebenen eingespannt. (Freyer) ===== archaistische Kunst ===== - Rückgriff entwickelterer Kunstepochen auf archaische Vorbilder\\ - in Griechenland gab es das bereits im späten 5. Jhd. v. Chr. (!), im hellenistischen Griechenland weit verbreitete Kunstauffassung mit Rückgriff auf die vorklassische Zeit ===== Aufgabe der Kunst ===== - Politische Freiheit bleibt immer das heiligste aller Güter, aber man wird diesen [[Grund]] nur durch einen handfesten [[Charakter]] aufführen können \\ - erst [[Bürger]] schaffen, dann [[Verfassung]] bilden! (Schiller) ===== dekadente Kunst ===== - nur das Wechselspiel zwischen denen zur Kunst stilisierten Neurosen der Autoren und den Neurosen der Gesellschaft (Nietzsche) ===== deutsche Kunst ===== - die Kunst nun, um alles ästhetische Wirken von ihrem wahren Standpunkte aus zu betrachten, ist keiner neueren [[Nation]] als der deutschen gelungen; es ist dies die [[Innerlichkeit]], mit der dieser aufnehmen kann → der [[Deutsche]] sucht [[Poesie]] und Philosophie, er will sie nicht trennen, sondern sucht sie zu verbinden\\ - Poesie und Philosophie stehen in dem Mittelpunkt aller geistigen Bestrebungen, nur sie können alle Resultate in sich vereinen, nur sie repräsentieren, was der [[Mensch]] eigentlich ist (Schiller) ===== griechische Kunst ===== - hatte nur das Endliche darzustellen, und ihre Gestalten konnten identisch sein mit der Idee des Künstlers ([[Heine]])\\ - das Wesen entspricht der äußeren Gesamtgestalt, [[Plastik]] (Rosenberg) ==== Strukturelemente der antiken/griechischen Kunst ==== - ein aus Nord- und Westeuropa nach Griechenland eindringender Dolmenbaustil, ein phallischer Baustil, der in der Säulenarchitektur weiterlebt und den Raum als bloßen Zwischenraum zwischen den aufgerichteten Säulen auffaßt; die Struktur des geschaffenen Raumes wird durch Vertikale und Horizontale bestimmt, durch tragende und lastende Steine - aus dem Orient nach Griechenland vorgedrungene Höhlenarchitektur, die uterischen (gebärmutterähnlich) Charakter besitzt und spätantik in Thermen etc. weiterentwickelt und bewahrt wurde und den Raum zu einem Gewölberaum macht, eine archaische Erinnerung an die Auffassung des Kosmos als großer Höhle (Kaschnitz-Weinberg) ===== mittelalterliche Kunst ===== - sieht den Menschen starr, blockhaft – er ist nur [[Geist]] ==== romanische Kunst ==== - Formrigorismus und Abstraktion von der Wirklichkeit sind ihre wichtigsten Stilelemente; daneben gibt es eine mystische Ebene - vita contemplativa -, die in der Spätromanik erkennbar wird (Hauser) ===== Mysterienlehre der Kunst ===== - Grunderkenntnis von der Einheit alles Vorhandenen - das [[Individuum]] ist das Grundübel, der [[Urgrund]] des [[Übel#Übels]] - Kunst ist die [[Hoffnung]] auf Zerbrechung des [[Bann#Banns]] als Ahnung einer Wiederhergestellten Einheit ([[Nietzsche]]) ===== romantische Kunst ===== - hatte das Unendliche und lauter spiritualistische Beziehungen darzustellen oder vielmehr anzudeuten, und sie nahm ihre Zuflucht zu einem System traditioneller Symbole oder vielmehr zum Parabolischen, wie schon Christus selbst seine spiritualistischen Ideen durch allerlei Parabeln deutlich zu machen suchte (Heine) ===== technikfixierte Kunst ===== - unterliegt der raschen Selbstüberholung jeder Technikentwicklung (Sieferle) ===== tragische Kunst ===== - ihr Ziel ist das Zerbrechen des apollinischen Individuums und das daraus folgende Einssein mit dem Ursein → [[Satyr]] schaut Gott ([[Bäumler]]) ===== Tragödie der Kunst ===== - Gegensätzlichkeit zwischen [[Subjektivität]] und Kulturgebilde, zwischen [[Seele]] und Geist (Lukacs) ===== Wesen der Kunst ===== - Nicht im Genießen, sondern nur im Schaffen liegt das Wesen der Kunst und nur aus dem Schaffen heraus fließen alle Freuden und Seligkeiten; nur der Schaffende ist Gott und empfindet all die trunkenen Wonnen, all die Entzückungen der Liebe, des seligen Zeugens und Gebärens. (Hart) ===== Kunst vs. Wissen ===== - das [[Kunstwerk]] will interpretiert, im analytischen [[Bewußtsein]] aufgehoben und durch dieses von den [[andere#anderen]] Scheinformen unterschieden sein\\ - die [[Aufhebung]] der Kunst im [[Wissen]] war so sehr ihr wie auch dessen [[Irrtum]]; weder war die Vollendung der Kunst noch die Vollendung des Wissens, wodurch die Aufhebung der Kunst im Wissen begründet schien, wirklich (Menasse)\\ ===== Zukunft der Kunst ===== - gibt es weder ohne Verweigerung noch ohne Einverständnis ([[Camus]])\\ - In den sich auftuenden Räumen zwischen [[Welt]], [[Geschichte]] und [[Wissen]] [die von Partei- und pragmatisch-orientierten Interessen zerrissene Welt mit ihren Teilwahrheiten] findet die Kunst wieder Platz und [[Notwendigkeit]]. (Menasse)