====== LIEBE ====== __Paradigma__: Wer einmal liebte und geliebt wurde, der muß um seine [[Seele]] keine [[Angst]] haben. - verwandelnde [[Kraft]]\\ - [[Begriff]] der [[Kommunikation]] und Entängstigung\\ - leidenschaftliche [[Hingabe]] an den anderen\\ - der [[Mensch]] hat kein anderes Geschick als die Liebe\\ - Ihr Geliebten, die ihr wirklich nur in der Ferne lebt und oft von eurem [[Geist]] und [[Leben]] ein frisches [[Bild]] mir sendet, was kümmert [[uns]] der [[Raum]]?\\ - eine [[Erfindung]] des 13. Jahrhunderts \\ - Drang des Einen nach erfülltem Gottsein im All → aber die Liebe ist kein Konkurrenzbegriff zu Gott, sondern ein stärker oder schwächer wirkendes Medium zu Gott\\ - Persönlichkeiten [[lieben]] sich; Wesenskerne streiten, aber die Persönlichkeiten [[verzeihen]] einander; - das [[Bewußtsein]] geschenkter und empfangener Freuden, die [[Gewißheit]], sie zu schenken und zu empfangen; ein immer währendes brennendes [[Verlangen]], das stets befriedigt sein will und unersättlich ist ([[Balzac]])\\ - macht nicht blind, sondern nur die, die von Natur aus unedel angelegt sind ([[Bruno]])\\ - ein [[Gefühl]] oder eine Laune der Sympathie; nur das [[Wesen]], das sie eingeflößt hat, kann sie verlöschen oder zu größerer Glut anfachen. (Casanova)\\ - erneute Vermittlung des [[Subjekt]]/[[Objekt]]-Gegensatzes ([[Cassirer]])\\ - offene wechselseitige [[Kommunikation]] ist das Fundament der Liebe (Danes)\\ - ein Poetenmantel, den jeder [[Phantast]] in der kalten [[Welt]] umnimmt, um nach Arkadien auszuwandern ([[Eichendorff]])\\ - der Kuß Gottes führt die [[Seele]] heim ([[Franck]])\\ - Nahrung der Schönheit (Freyer)\\ - wirkte als Kulturfaktor im Sinne einer [[Wendung]] vom [[Egoismus]] zum [[Altruismus]]\\ - stammt von der Fähigkeit des Ichs, einen Anteil seiner [[Trieb#Triebregungen]] autoerotisch, durch die Gewinnung von Organlust zu befriedigen ([[Freud]])\\ - bezieht sich auf [[Gegenwart]]; was abwesend mir den [[Wunsch]] des erneuerten Gegenwärtigseins immerfort erregt, bei Erfüllung dieses Wunsches von einem lebhaften [[Entzücken]], bei Fortsetzung dieses [[Glück#Glücks]] von einer immer gleichen [[Anmut]] begleitet\\ - wir lieben, was zu unserer Gegenwart gelangen kann → eine [[Vergegenwärtigung]] ([[Goethe]])\\ - allein die von [[Hoffnung]] freie Liebe ist die ist die vollkommen selbstlose ([[Guyon]])\\ - physisches Bedürfnis, eine Sekretion ([[Helvetius]])\\ - [[Metempsychose]], Veredelung der einzelnen Seele ([[Herder]])\\ - Vorwegnahme des Endes im Anfang, daher [[Sieg]] über das Vergehen, über die [[Zeit]], also über den [[Tod]] ([[Hofmannsthal]])\\ - Lebensfreundlichkeit ([[Mann]])\\ - man muß weit gehen, um sie zu finden (Mitchum)\\ - das reine Gefallen zweier Menschen aneinander \\ - [[Frühling]], [[Mond]] und das selige [[Sterben]] der ersten Herbsttage \\ - Steigerung ins Unermeßliche ohne [[Bewegung]] ([[Musil]])\\ - Product der Wechselreizung zweier Individuen - daher mystisch und universell, und unendlich ausbildsam... ([[Novalis]])\\ - tötet das [[Ich]], den dunklen Despoten ([[Rohde]])\\ - ein [[Grund]] für Kriege seit 1900 Jahren \\ - als [[Prinzip]] keine typenbildende Kraft ([[Rosenberg]])\\ - zerstört die Urteilskraft, die Fähigkeit, klar zu denken (Roy)\\ - [[Willen]] der Liebe kann nicht anderen Willen des Grundes aufheben, da sie sonst sich [[selbst]] widerstreiten müßte\\ - ist weder in der Indifferenz noch wo Entgegengesetzte verbunden sind, die der Verbindung zum [[Sein]] bedürfen, sondern dies ist das [[Geheimnis]] der Liebe, daß sie solche verbindet, deren jedes für sich sein könnte und doch nicht ist, und nicht sein kann ohne das andere\\ - auch Liebe wird → Wollen vor Sein denken → über dem Geist ist das, was wir Liebe nennen, sie ist Wirkungsprinzip ([[Schelling]])\\ - [[Streben]] nach [[Vollkommenheit]], Bereicherung und Erweiterung\\ - findet unter harmonischen (nicht gleichtönenden) Seelen statt \\ - die Liebe allein ist eine freie [[Empfindung]], denn ihre reine [[Quelle]] strömt hervor aus dem Sitz der [[Freiheit]], aus unserer göttlichen [[Natur]] \\ - die seelische Beziehung zum Schönen, seelische Anteilnahme ([[Schiller]])\\ - Produkt des [[Egoismus]] ([[Schröpfer]])\\ - einen anderen mußt du lieben, wenn du leben willst ([[Seneca]])\\ - was [[Frau#Frauen]] an Liebe empfinden, ist nur die sie durchströmende Kraft des Mannes, der sie will\\ - In vielen Fällen der weiblichen Liebe, und vielleicht gerade in den berühmtesten, ist Liebe nur ein feiner [[Parasit#Parasitismus]], ein Sicheinnisten in eine fremde Seele, mitunter selbst in fremdes Fleisch - ach! wie sehr immer auf des Wirtes Unkosten! ([[Strindberg]])\\ - Liebe ist, wenn sie dir die Krümel aus dem Bett macht (Tucholsky) \\ - naturgegebenes [[Streben]] nach perfektionierender und beseligender Angleichung an Gott ([[Varchi]]) ===== freie Liebe ===== - gegenseitige geistige [[Vergewaltigung]], für die eine plausible theoretische Erklärung abgegeben wird ([[Abe]]) ===== Geist der Liebe ===== - [[Urgrund]] [[Finsternis]] → [[Aufhebung]] durch [[Licht]] → Entzweiung [[Böse]]s → Liebe setzt ein Höheres gegenüber der anfänglich regellosen Natur des Lichts, setzt ein Ideales entgegen (Schelling)\\ - Welche Liebe erkennt schon eine [[Kraft]] an, größer als sie [[selbst]]? (Sienkiewicz) ===== hövesche Liebe ===== (höfische Liebe im [[Mittelalter]])\\ * Ausschließlichkeit zu einer Liebesbeziehung * Beständigkeit * Aufrichtigkeit in der Liebe * Selbstlosigkeit der Liebe, weil die Dame integer ist und Ansehen genießt * Gegenseitigkeit * Freiwilligkeit und Rücksichtnahme * Maß und [[Vernunft]] – Übervernunft * Leidensbereitschaft wie bei [[Tristan]] (Schnell) ===== ironische Liebe ===== - Mischung aus [[Sehnsucht]] und [[Verachtung]] (Mann) ===== Liebe zum Weibe ===== - durchbricht Massenbindungen der [[Rasse]], der nationalen und sozialen Absonderung (Freud) ===== Paradoxie der Liebe ===== - Die Liebe ist nicht das [[Begehren]], aber sie erzeugt ihrer Natur nach notwendigerweise das Begehren, geliebt zu werden, und dies Begehren erzeugt, solange es nicht erfüllt ist, alle Freude und alles Leid des Liebenden. Man darf an der [[Wahrheit]] dieser [[Paradoxie]] nicht zweifeln. (Hedelin)